Erst nach den schwierigen Punkten begannen die entspannten Gespräche, um weitere offenen Punkte genauer abzuklären. Treidur wollte immerhin sechshundert Vasken Land zuweisen und auch für einen Grundstock an Vieh, Pferden und Ausrüstung sorgen. Haldur versuchte mehr Volk zu stellen, aber er musste einsehen, dass Ethymien nicht unbegrenzt Mittel zur Verfügung stellen konnte, um seinen Familien einen Aufbruch in eine bessere Zukunft anbieten zu können. Immerhin erklärte sich Leondur bereit auch einige kräftigere Pferde freizugeben, damit die Holztransporte rascher abgewickelt werden konnten. Die ersten zwei bis drei Jahre entschieden immerhin über Erfolg oder Misserfolg der Siedler in ihrer neuen Heimat. Gewiss war auch, dass manche Siedler es nicht schaffen würden. Zudem wurde die Umsiedlung auf zwei bis drei Jahre gestreckt, da Haldur die Auswahl der Siedler selbst treffen wollte. "Ich muss versuchen an den Brennpunkten im Land die größte Not zu lindern. das ist zumindest meine Absicht."
Jedes Detail wurde sorgsam zwischen ihnen verhandelt, bis Einigkeit hergestellt war. Die Ausbildung und Gestellung der Truppen, war da schon ein kleineres Problem. Haldur umschrieb es elegant. "Es gibt bei uns genug wagemutige Junker, die nur auf diese Weise Geld verdienen können, weil das Erbrecht bei uns nur dem Erstgeborenen ein Erbe verspricht. Die anderen Söhne müssen sich nach neuen Verdienstmöglichkeiten umschauen, oder sich als Knechte bei dem älteren Bruder verdingen." Sogar der Ort der Ausbildung wurde einvernehmlich festgelegt. Eine Bastion, die ehemals zu Ranak gehörte eignete sich vorzüglich, da es näher an den Nordlanden lag. Zudem sollten noch zweihundert leichte Reiter und zwanzig Späher ausgebildet werden, um die schwere Infanterie besser schützen zu können. Leondur begann aus den vier Wünschen von Haldur ein Streich Quartet zu machen, denn alle Wünsche, wie die Ausbildung von Lanzenreitern oder sogar schweren Reitern würde viele Jahre in Anspruch nehmen. Immerhin war die Aufstellung von berittenen Einheiten bedeutend teurer, als die, von leichter oder schwerer Infanterie. Erst wenn die zweihundert leichten Reiter ausgebildet worden waren, könnten jährlich einhundert Lanzenreiter ausgebildet werden, weil einhundert Männer mit einer Lanze jeweils zwei Pferde benötigten.
Fein säuberlich wurden sämtliche Ergebnisse von Schreibern in Worte und Vereinbarungen gekleidet. Fünfzig Junker durften für größere Lieferungen an Holz und Holzkohle von klein auf den Umgang mit Pferden in Ethymien erlernen. Die Junker sollten etwa acht Jahre alt sein und robust gebaut sein, um dieses Handwerk zu erlernen. Nach zwei Jahren konnten die meisten Jungs mit Pferden umgehen und wussten, wie man leichtere Blessuren an den Pferden richtig behandelte. Nach weitere zwei Jahren konnten sie halbwegs gut mit Pferden umgehen und danach erst begann die Ausbildung zum Reiter und Krieger. Diese Ausbildung würde vier bis sechs Jahre andauern und wäre extrem anspruchsvoll. Gerne nahm Leondur noch zwanzig Waisenkinder auf, die zu Stallburschen und bei guter Eignung zu Meldereitern oder Rittmeistern ausgebildet werden sollten. Erst nach Jahren würde sich zeigen, im welche Richtung die Junker sich entwickelten. Immerhin erlernten es alle Junker aus Ethymien auf diese Weise. Leondur gewährte diesem Wunsch gerne eine Zusage, damit die Junker später in den Nordlanden eine eigene Pferdezucht aufbauen konnten. Erst diese Männer waren in der Lage eine vernünftige Zucht aufzubauen, wenn sie lange genug gelernt hatten, wie man bestimmte Merkmale von Pferden förderte und unerwünschte Merkmale aus der Zucht von Pferden heraus nahm.
Zum Ende der Gespräche wurde ein heikleres Thema angesprochen. Treidur suchte eine Frau von Format, die an seiner Seite stehen sollte. Drogusch und Haldur hatten immerhin eine große Anzahl Schwestern und vortreffliche weibliche Aspirantinnen anzubieten und würden bei dem nächsten treffen nach der Frühjahssonne diese Damen mitbringen, damit Treidur seine Wahl treffen konnte. Erst danach zog Treidur ein Fazit dieser langen Verhandlungen, die mit manchen Hürden gespickt waren. "Wir sind uns einig, dass wir uns gegenseitig zukünftig bei der Verteidigung der vier Territorien unterstützen wollen. Die Besiedlung erfolgt in kleineren Schritten, da sich Drogusch und Haldur die Ergebnisse selbst ansehen wollen. Ich werden Haldur bei der Ausbildung von leichten Reitern unterstützen. Treidur wird dieses mit den Vasken ebenfalls langsam durchführen, damit die Einheiten bestens ausgebildet werden und die schwere Infanterie wirkungsvoll unterstützen können. Ferner werden die beiden Festungen am Ostende und Westende des großen Sees errichtet. Die Vasken unterstützen Treidur und Haldur wird mich bei dem Bau mit dreihundert Männern unterstützen. Die Art der Unterstützung wird in gesonderten Verträgen festgeschrieben. Treidur wird Siedler mit einer Grundausstattung ausrüsten und ich werde es auch machen, wenn genügend Holz bereitgestellt wird, um Wagen und Häuser zu errichten. Wir bilden Truppen für unsere Freunde aus und gewähren ihnen freien Handel in unseren Ländern. Zudem ist es abgesprochen, dass wir das Syndykat niederringen werden und Treidur die Festung übernehmen wird. Die Beute aus diesem Feldzug wird gerecht unter den beteiligten Ländern aufgeteilt. Wenn ich mich nicht irre, sind damit fast alle Punkte abgeklärt worden. Bei der nächsten Besprechung regeln wir den Bau von Brücken und Straßen, die die Transporte in beide Richtungen erleichtern sollen. Ferner bauen wir erste Bastionen, um den Siedlern den nötigen Schutz zu bieten. In den nächsten Jahren werde ich vierhundert Pferde zum Verkauf anbieten. Möglicherweise kann ich die Anzahl auch noch erhöhen, wenn die Zucht und Ausbildung der Pferde gemäß meinen Vorstellungen gelingt." Haldur und Drogusch zeigten sich zufrieden, denn ihnen wurden Lasten von den Schultern genommen und sie erhielten noch mehr ausgebildete Truppen und die Offiziere, die derzeit noch ausgebildet wurden könnten diese Truppen dann sogar vorteilhaft führen.
XXX
Zur Überraschung aller erschien ein Unterhändler vom Großkahn bei ihnen. Zwanzig Reiter mit Schuppenrüstungen begleiteten den Unterhändler, der in glänzende Seidengewänder gehüllt war. Zwei Diener und ein Schreiber begleiteten den untersetzten Unterhändler. Sorgsam inspizierte der Mann die Männer vor ihm. Noch wirkte er unentschieden, wer die Personen sein könnten. Treidur trug zumindest halbwegs angemessene Kleidung und Haldur und Drogusch bedachte der Unterhändler mit Argwohn. Leondur konnte er offenbar nicht einordnen, weil der Herr in Seidengewändern dachte, dass er einen General vor sich sah. Mit diesem Wissen ausgestattet sprach er den Mann an. "Verehrter Herr, könntet ihr euch bitte vorstellen, so fällt ein Gespräch und der Austausch von Gedanken leichter. Ein Lakai trat vor und stellte seinen Herrn vor. "Vor euch steht der Großwesir Abdul Rachman der Zweite und König von Pandasar. Er fungiert als Erster Gesandter vom Großkahn und möchte euch die Gedanken vom Großkahn vortragen." Leondur nickte die Vorstellung ab. Leondur ergriff das Wort. "Der Herr neben mir ist Fürst Haldur von den Nordlanden. Der Herr daneben ist der Herrscher und König der Vasken, ebenfalls ein Volk aus dem Norden. Der Herr in der noblen Kleidung ist ein König, von welchem Land lasse ich vorerst offen und ich bin Oberst Durlass, ein kleiner und bescheidener Heerführer." Der Gst fühlte sich bestätigt und nickte Leondur abwertend zu.
"Nun gut, ich sehe hier vor mir zumindest drei potente Gesprächspartner. Ich bedanke mich für die freundliche Aufnahme und möchte nun die Gedanken den Großkahns vorstellen." Leondur bot den Gästen nun Sitzplätze an. "Herr setzt euch bitte, im Sitzen kann man besser sprechen und die Worte von euch aufnehmen. Zugleich entspannt es jedes Gespräch, wenn die Herren sitzen. Kiebig intervenierte der Lakai. "Mein Herr steht lieber, denn er hat gewichtige Worte vorzutragen." Leondur wusste längst, dass der Lakai ein Attentäter war, der den Auftrag hatte ihn zu töten und nach Möglichkeit weitere Männer mit ins Verderben zu reißen.
Treidur, Drogusch und Haldur setzten sich, während Leondur stehen blieb. Der Lakai fragte unangemessen nach, wo den dieser König aus Ethymien stecke, denn immerhin gehöre diese Festung ja zu seinem Königreich. Leondur konterte scharf. "Verzeiht unbekannter Sprecher. Bei uns ist es nicht üblich, dass ein König jederzeit anwesend sein muss. Ich vertrete den König, da ich eben diese Festung anführe. Zudem erscheint es mir unangemessen, dass ein einfacher Lakai solch unangemessene Töne anschlägt. Hat etwa euer Herr keine eigene Stimme und ist es üblich, dass sich ein Lakai ohne Herkunft so über die Standesgrenzen hinweg setzt. Bei uns sorgt es eher für Missstimmung und daher solltet ihr fünf Schritte hinter euren Herrn zurücktreten, so dass wir mit dem Herrn reden können und nicht nur die Worte von einem Knecht erfahren." Die Worte zeigten Wirkung. Der Lakai zog sich zurück und der Großwesir schaute auf die Gastgeber. Gerade, als der Gast mit seiner Rede beginnen wollte grätschte Leondur noch kurz dazwischen. "Das Gastrecht gilt nur für friedliche Menschen. Sollte einer von ihnen auf dumme Ideen kommen, dann endet das Gastrecht und die Gewalt regiert in diesem Raum. Ich sage es nur, damit sie genau im Bilde sind, dass wir nicht auf billige Finten hereinfallen. Zudem möge der Lakai sich jetzt auf die Knie begeben und seine Kopfbedeckung und das Tuch um seinen Bauch entfernen. Darin befinden sich vergiftete Dolche, die Unterhändlern untersagt sind. Um seinen Hals hängt zudem eine Fläschchen mit Gift, welches er auch vorsichtig und extrem langsam neben sich abstellen möge. Tut er es nicht, werde ich die Beweisführung auf andere Weise erzwingen. Immerhin gibt es genügend unzufriedene Männer im Dunstkreis vom Großkahn, die für ein paar Goldmünzen gerne Informationen verkaufen."
Diese Ansprache schockte den angeblichen Großwesir und Leondurs Freunde. "Noch eine Anmerkung. Der Herr Großwesir ist nur ein Vasall vom Großwesir und trägt dessen Kleidung. Ihr habt entscheidende Fehler gemacht. Wie kann es sein, dass ein Lakai bessere Schuhe trägt als sein Herr? Und, er trägt einen goldenen Siegelring, der besser zu einem Großwesir passt." Der zweite Schlag engte die Verhandlungsbasis des Unterhändlers extrem ein und der Mann fühlte sich ertappt. Dennoch ließ Leondur den Lakaien keinen Moment aus den Augen. "Ich sagte, auf die Knie Lakai und entledigt euch der Waffen. Ich zähle bis drei, danach endet euer Leben. Eins, zwei, drei." Leondur sprang vor und trat den Mann um. Rücklinks fiel der Mann um und Leondur stand auf einer Hand von dem Mann und hatte seine Waffe an die Kehle des Mannes gelegt. "Mit der freien Hand zerrte er die Hopfbedeckung vom Kopf und ein Dolch fiel zu Boden. Der Lederriemen um den Hals wurde durchtrennt und die Giftampulle wechselte den Besitzer. Erst danach schnitt er des Tuch von dem Laib des Mannes durch und ein zweiter Dolch kam zum Vorschein. "Ihr seht, ich besitze vorzügliche Informanten. Wachen, ist ist ein Mann, der gerne im Steinbruch arbeiten möchte." Nur Momente später betraten zwei Soldaten den Raum und betäubten den Kerl mit Faustschlägen. Mit Bändern wurde der Kerl gebunden und aus dem Saal geschleift, weil die Betäubung eigenständige Bewegungen unterbanden."
Leondur wandte sich nun dem verkleideten Unterhändler zu. "So, jetzt ist es an der Zeit, dass ihr mir die Botschaft vom Großkahn übermittelt. Bin gespannt, was der Herr sich ausgedacht hat." Treidur schlug in die gleiche Kerbe. "Mein Herr, habt die Güte uns die Botschaft eures Herrn zu übermitteln. Immerhin sind wir gespannt, was ihr uns zu berichten habt." Der Mann fühlte sich unwohl, dennoch sammelte er sich. "Mein Herr der Großkahn wünscht sich einen Frieden mit euch. Dazu ist es nur notwendig, dass ihr ihm friedlich eure Länder übergebt und der Großkahn wird euch euer Leben schenken. Jährlich darf ein jeder der Herren dem Großkahn Geschenke aus Gold überreichen. Der Großkahn dachte an eine Summe von über einhunderttausend Golddinaren und weitere Geschenke, da er hörte, dass es hier prächtige Pferde im Land geben soll. Über Frauen, Juwelen und andere Geschenke freut er sich ebenfalls. Auch über solche Geschenke freut sich der große Herrscher über mehr als vierzig Völker. Ferner habt ihr ihm zehntausend voll ausgestattete Krieger zu stellen, die dem Großkahn huldvoll dienen werden. Erfüllt ihr seine Wünsche nicht, dann wird er eure Länder mit Krieg überziehen, bis sämtliche Ländereien in seinem Besitz sind."
Treidur erhob sich und schaute den Mann lächelnd an. "Verzeiht, verehrter unbekannter Gast. Die Forderungen sind ein wenig überzogen. Der üble oder schlechte Ruf des Großkahn drang auch an unsere Ohren. Er raubt, mordet und plündert. Von den Vergewaltigungen wissen wir auch. Und, natürlich wissen wir, dass der Großkahn noch nie sein gegebenes Wort gehalten hat. Nein, ich glaube seine Forderungen wollen wir nicht erfüllen. Eigentlich hatten wir erhofft, dass ihr uns eine Entschädigung anbieten wolltet. Da ihr es nicht getan habt, sind wir geneigt dem Ansinnen des Großkahns nicht nachzukommen. Er mag eine riesige Armee besitzen, aber was wisst ihr schon über uns? Der Fürst dort hat über dreißigtausend Krieger. Der Herr neben ihm hat fünfundzwanzigtausend Krieger. Ich habe mehr als dreißigtausend Krieger und der König von Ethymien besitzt die stärkste Armee. Wenn ich so recht überlege, dann benötigt der Großkahn die vierfache Übermacht, um uns bedrohen zu können. Und dann ist da noch das leidige Thema mit der Versorgung eurer Truppen. Dafür benötigt er weitere einhunderttausend Männer, die die Truppen versorgen. Nein, wir werden uns nicht selbst zur Schlachtbank führen und sterben lieber im Kampf. Das dürft ihr eurem Herrn übermitteln. Zudem, wer Mörder mit zu einer Besprechung mitbringt, dem trauen wir nicht. Ich denke, dass es nun an der Zeit ist, diese Halle zu verlassen. Wir gewähren euch freies Geleit bis zu den großen See. Was danach aus euch wird. wissen nur die Götter." Leondur setzte noch nach. "Der Mörder verbleibt natürlich hier. Er hat das Gastrecht missbraucht und wird von uns bestraft. So sehen es unsere Gesetze vor. Und natürlich wissen wir, dass der Herr aus dem Dunstkreis des Großkahn stammt. Er ist so was wie ein kleiner Edelmann. Bedenkt, alles was ihr eurem Herrn berichtet gelangt früher oder später an unsere Ohren. Oder glaubt ihr etwa, dass wir keine Freunde besitzen?"
Missmutig drehte sich der Gast ab und verließ den Saal. Sie begleiteten ihn zu seinem Pferd und nahmen das Pferd von dem Mörder in ihre Obhut. "Ihr seht, wir haben strenge Gesetze und alles, was dem Meuchler gehörte, ist nun unser Besitz. Wir rufen eben eine Einheit und diese wird euch bis an unsere Grenzen begleiten. Vor der Abreise solltet ihr noch eure Pferde tränken und mit Futter versorgen, denn ohne diese Stärkung fallen sie euch in spätestens zwei Tagen um. Gerne übergeben wir euch auch Proviant für die Pferde, damit sie die Reise gut überstehen. Gehabt euch wohl und grüßt bitte den Großkahn." Leondur drehte sich ab und lächelte Treidur sacht an.
XXX
Erst am Abend setzten sie sich wieder zusammen. Haldur und Drogusch dachten noch über das Angebot des Großkahns nach. "Der Herr aus dem Süden muss Irre sein. Anders kann ich es nicht verstehen. Zudem weiß ich nicht, woher ich dreißigtausend Krieger nehmen sollte." Treidur nahm den Faden auf. "Glaubst du etwa, wir würden dem Kerl auch nur eine konkrete Zahl zutragen. Nein, meine Absicht war es dem Unterhändler mit falschen Informationen zu füttern. Leondur hat zudem Misstrauen in die Reihen der Gegner gestreut. Er hat behauptet, dass wir Spione am Hof des Großkahns besäßen. Folgerichtig werden dort demnächst Köpfe rollen und das führt möglicherweise zu einer gewissen Unruhe in den Reihen des Großkahns. Wir haben somit unsere Pflicht vorerst erfüllt. Zudem wird der Großkahn nicht sofort wieder angreifen, da seine Truppen derzeit hungern. Er hat mit seinen Strafaktionen immer die kleinen Leute getroffen, die seine Armee ernähren."
Haldur schüttelte seinen Kopf. "Ich habe nie und nimmer so viele Krieger. Wie konntet ihr das nur behaupten. Wenn ich zehntausend Männer zusammenbekomme, dann wäre es bereits sehr üppig." Treidur lachte. "Du weißt es, ich weiß es und Leondur auch. Aber der Großkahn weiß es nicht. Über diese Zahlen muss er sich Gedanken machen, weil er nur mit etwa dreißigtausend Gegnern gerechnet hat. Nun sind es mehr als dreimal so viele Gegner. Er steckt in einer Zwickmühle. Er benötigt Krieger, kann sie jedoch nicht ernähren. Greift er nochmals voreilig an, dann verliert er noch mehr Leute.Einen zweiten erfolglosen Angriff kann er sich somit nicht leisten. Zudem bekommen wir dadurch die Gelegenheit das Syndikat auszuräuchern. Dieses Spiel nennt sich Diplomatie und es ist jederzeit ein Tanz auf Messers schneide." Drogusch intervenierte. "Warum greifen wir jetzt das Syndikat an. Der Kerl wird zu seinem Großkahn reiten und ihm alles berichten. Dann wird der Typ aufbrausen und uns hunderttausend Männer auf den Hals jagen." "Halt" Rief Leondur. "Du hast nicht zugehört. Seine Truppen hungern und er weiß, dass er derzeit zu wenig Krieger hat. Zuerst muss er seine Truppe deutlich vergrößern, aber das geht nicht, weil er diese Männer nicht ernähren kann. Folglich schickt er Reiter aus, um Proviant und Männer zu bekommen. Gehen wir davon aus, dass der Kerl, der hier war eine Woche braucht, um zu seinem Herrn zu kommen, dann wird die nächste Aktion vom Großkahn mindestens drei bis vier Wochen beanspruchen. Erst danach kann er seine Truppen sammeln und benötigt weitere zwei Wochen, bis er hier eintreffen kann. Er weiß, dass wir wissen, dass wir hinter unseren Mauern in Sicherheit sind und mit Pfeil und Bogen, kann er die Festungen nicht überwinden. Unser Gast sah, dass hinter der ersten Linie weitere Linien zu überwinden sind. Folglich dürfte so eine Belagerung Wochen oder Monate andauern. Für diese Zeit muss er seine Armee ernähren können. Und wir wissen, dass die Gegner dieses Wetter nicht ertragen können. Somit wird er erst später angreifen, wenn das Wetter besser ist. In dieser Zeit vernichten wir seine Informanten und verbreitern unsere Verteidigungslinie. Handelt er klug, dann greift er zuerst die äußersten Festungen an, um nicht von den Flanken aus angegriffen werden zu können. Greift er eine der mittleren Festungen an, dann können wir ihn von zwei Seiten aus flankieren, und dass will kein Feldherr erleben, weil er dadurch zu viele eigene Männer einbüßt, die er für die Eroberung benötigt. Somit muss der Großkahn nun vorsichtiger agieren, um keine zweite Schlappe einzustecken."
Drogusch und Haldur nickten, weil sie nun ungefähr wussten, was Treidur und Leondur ausgeheckt hatten. Treidur setzte überlegt nach. "Ihr sendet Melder in eure Länder, die eintausend Freiwillige hier her rufen. Die Männer bilden und rüsten wir aus und ihr sorgt für die Nahrung. Ich denke, Leondur überlässt euch vorerst genügend Pferde, damit genügend Männer von Euch bei dem Angriff auf die Bastion vom Syndikat mitwirken können." Drogusch und Haldur hatten verstanden, dass sie ihren Beitrag leisten mussten, damit alle Pläne funktionierten. Sie erhielten Pferde, Waffen, Rüstzeug und sie mussten für den Proviant ihrer eigenen Männer sorgen.Also schreibt Order, die die Männer hier her rufen. Falls Transportwagen fehlen, so werden wir auch diese stellen. Leondur und ich planen derweil den Angriff auf das Syndikat. Wir wissen nicht viel über diese Festung oder Bastion, aber wir werden eine Weg finden, um die Kerle auszuräuchern."
XXX
Sechs Tage später brachen sie bereits auf. Zweitausendfünfhunder Krieger samt einen Tross, der von vierhundert Männern gedeckt wurde. Drogusch und Haldur wussten nicht so genau, was sie von diesem Angriff halten sollten, aber Treidur und Leondur schien es extrem wichtig zu sein. Späher hatten längst den Weg erkundet und wiesen ihnen immer den Weg zur nächsten Wasserstelle. Das ehemalige Ödland bot den Pferden satte Weiten und so konnten sie zügig vorstoßen. Nach vier Marschtagen hatten sie ihre Ausgangsstellungen eingenommen. Späher berichteten, dass nur wenige Truppen vorhanden waren. Sie wussten, wo die Pferdegatter waren und wie viele Menschen in den einzelnen Dörfern lebte. Erst in der Nacht wollten sie den ersten Angriff wagen, denn die Späher wussten, dass während der Nächte bestenfalls zehn Männer die Wehrgänge bewachten. Da es keinen Burggraben gab, konnten sie sich problemlos an die Mauern anschleichen und einen ersten Versuch mit Wurfankern probieren. Relativ zügig hatten sie die ersten einhundert Männer in der Burg. Hunderte Männer hatten die Burg vollständig umstellt, damit kein Mann vom Syndikat entkommen konnte. Tief in der Nacht drangen sie mit eintausend Männer in die Festung ein, nachdem das Burgtor geöffnet worden war.
Systematisch nahmen sie die Burg in Besitz und besetzten alle wichtigen Positionen. Die Wachen vom Syndikat waren zu dieser Zeit längst übermannt worden. Es wurden jedes Gebäude gründlich durchsucht und jeder Gegner festgenommen. Zumeist schliefen ihre Gegner, da sie mit diesem Überfall nicht gerechnet hatten. Zuletzt folgten die Lagerhäuser und die Unterkünfte der Syndikatsmänner. Sechshundertacht Männer nahmen sie in Gewahrsam und zuletzt die Führungsriege vom Syndikat. die sich Großmeister nannten. Leondur und Treidur plünderten derzeit das Archiv und ihre Männer überwchten auch die Waffenkammern und die in kühlen Katakomben eingelagerten Schätze. Es war weniger als erwartet, aber dennoch genug, um es gerecht verteilen zu können.
Die Meiser und Großmeister zeterten, aber Treidur und Leondur ignorierten die Arien der Gefangenen. Immerhin hatten sie im Archiv genügend Beweise gefunden,um alle Männer mit den boshaftesten Strafen zu drohen. Gelassen saßen Treidur und Leondur vor den Herren und erklärten ihnen die Zukunft. "Sie haben genügend Mordanschläge an uns geplant und ihr Vermögen durch Überfälle, Morde und andere Verbrechen verdient. Dieses Bedeutet, dass sie bis zu ihren Ableben für uns schuften werden. Das gilt für alle Verbrecher, die wir in dieser Festung vorgefunden haben. Zuerst werden sie uns natürlich helfen, diese Festung auf einen modernen Stand auszubauen. Danach haben wir andere Aufgaben für sie eingeplant. Verlassen sie sich darauf, dass ihre Zukunft mit Strapazen und Leid verbunden sein werden. Zudem hat es uns nicht gefallen, dass sie munter überall gemordet haben. natürlich könnten wir sie allesamt Richten, aber derzeit sind sie uns als Arbeitssklaven mehr wert. Dankend übernehmen wir diesen Stützpunkt, das Land und eben alles, was wir hier vorgefunden haben." Die Gefangenen wurden abgeführt und damit endete dieses Kapitel für Leondur und Treidur. Der wahre Wert dieser Festung lag in dem Besitz der letzten Schlupflöcher nach Ranack. Die Gefangenen würden schon in den nächsten Tagen mit dem Bau von Vorwerken beginnen und in etwas einfacheren Unterkünften hausen.
Drogusch und Haldur waren immer noch erstaunt, wie leicht man diese Festung bezwungen hatte. Zudem besaßen sie keine Idee, wie man den Zugang zum Land in nur wenigen Monaten befestigen wollte. Fragen richteten sie nicht an Treidur und Leondur, da sie die Finessen der Kriegsführung nicht kannten. Erst am nächsten Tag wurde die Aufteilung der Beute durchgeführt. Drogusch und Haldur erhielten viel Rüstzeug, Waffen und jeweils zweihundert Pferde und jeweils noch fünfzehn gute Gespanne samt Pferden. Dazu noch jeweils einhundert Arbeitskräfte und die vorgefundenen Werkzeuge. Das Gold und Silber wurde durch vier geteilt, da Treidur und Leondur inzwischen genügend Gold und Silber in ihren Schatzkammern horteten. Treidur bot Drogusch sofort an hier eine erste Festung süflich dieser Festung zu errichten, die er Drogusch überlassen wollte, wenn er die Besatzung der Festung übernahm. Für Drogusch kam es überraschend und gerne nahm er das Angebot an, weil er das Weite Vorkand sah und eine große Festung in seiner Nähe wusste. Leondur verkündete gelassen. "Damit haben wir den letzten Eckpfeiler unserer Verteidigungslinie in unseren Händen. Drogusch, du hast genügend Männer, um deine Festung zu bemannen und von hier aus kannst du nach Lust und Laune sehr viel Land für deine Bürger gewinnen. Du kannst hier Pferde, Vieh und anderes züchten. Du hast jetzt Ackerland im Überfluss. ich hoffe, deine Bürger werden es dir danken und bereitwillig deinen Plänen zustimmen. Immerhin kannst du hier die Überschüsse erwirtschaften, um deine Truppen und dein Volk besser zu versorgen. Natürlich gibt es Risiken, aber selbst dabei werden wir dich unterstützen, um die Risiken für deine Männer zu minimieren. Wenn du Rat oder Hilfe brauchst, dann frage Treidur, denn er ist ein genialer Taktiker und Stratege."
Haldur kam ins Grübeln, denn so viel gutes Land würde er auch gerne besitzen, um seinem Volk Land und genügend Nahrung anbieten zu können. "So einen feinen Platz hätte ich auch gerne. Aber gibt es noch so einen Platz für mich." "Ja, Haldur, so einen Platz gibt es vor meinem Nebentor. Ich kann eine Bastion zusagen und sehr viel fruchtbares Land, welches dein Volk satt macht. Ich stehe zu meinem Wort. Aber du musst dir genau überlegen, ob du dieses Risiko eingehen möchtest. Denke auch daran, dass du im Ansehen deines Volkes aufsteigst, weil du ihnen Land viel schenken kannst. Hattest du nicht gesagt, dass du gerne König wärst. Wenn es immer noch so sein sollte, dann zeige ich dir den Flecken Erde, an dem du eintausend Familien ansiedeln kannst. Mehr Brücken kann ich dir nicht bauen. Bedenke auch, dass der Krieg kommen wird, egal, wie du dich entscheidest. Die Pferde und Arbeitskräft überließen wir euch, damit ihr erkennt, welche Bedeutung die Allianz für uns besitzt. Es liegt in eurer Hand, um diesem Weg zu folgen und nebenher einige Stufen auf einer imaginären Leiter zu erklimmen, um selbst König zu werden. Mehr muss ich hoffentlich nicht sagen. Denn eure Götter unterstützen nur die Tüchtigen."
Haldur zauderte, weil ihn diese Aussage wie ein Pfeil mitten in die Brust traf. Er grübelte und entschied sich danach binnen weniger Momente in Leondurs Sinn. "Ihr bleibt mir ein Rätsel. Ihr seid milde, hört genau zu und besitzt die unverschämte Gabe mich an meine Pflichten und Wünsche zu erinnern. Fast scheint es so, als würdet ihr mich durch mein Leben führen. Zu keiner Zeit muss ich fürchten, dass ihr mich zwingt und dennoch fühle ich mich derzeit überfordert, weil ihr Angebote unterbreitet, die ich nicht ausschlagen kann. Wenn ich nicht könig werde, dann lebe ich gerne als Markgraf unter eurer Obhut. das erscheint mir allemal besser, als wenn ich noch jahrelang an der Pforte zur Königswürde kratzen müsste. Gerne beuge ich mich euren Ratschlägen, da sie mich stetig weiter gebracht haben. Zeitweise denke ich sogar, dass ihr mir den Vater ersetzt, den ich viel zu früh verloren habe."
Die Bauarbeiten für die neue Bastion begannen bereits am nächsten Tag. Der Steinbruch, um das Baumaterial zu gewinnen lag kaum eine Meile entfernt und mit den Wagen ließen sich das Baumaterial ohne Verzug zu der neuen Baustelle transportieren. Zwei Architekten und Baumeister leiteten die Baustelle. Zuerst wurde ein fünfzehn Spannen breiter Graben ausgehoben. Das Material diente zur Errichtung eines hohen Schutzwalls hinter dem Graben. Zugleich wurde eine massive Bastion drei Meilen vor dem Hauptzugang zur Festung am Silberberg errichtet. Zwei weitere Baumeister kümmerten sich um die Errichtung mehrerer Vorwerke vor der eigentlichen Festung an dem steilen Hang. An der Festung begannen gleichzeitig umfangreiche Bauarbeiten, um die Festung weitestgehend zu modernisieren. Zugleich beauftragte Treidur eine kleine Bastion, den den Oscheten bisher als geheimer Zugang gedient hatte.
Leondur und Haldur verabschiedeten sich nach zwei Tagen, um ihre Beute sicher in die Heimat zu transportieren. Drogusch blieb zurück, um die Bauarbeiten seiner ersten neuen Bastion zu überwachen und seine Arbeitssklaven genau im Auge zu behalten. Leondur wusste, dass auch dieser Siegestaumel verfliegen würde, denn mit dieser Bastion übernahm Drogusch nicht nur Land, sondern auch eine immense Verantwortung. Der Ritt zusammen mit Leondur gefiel Haldur, da er erstmals erkannte, dass sein Weg ihn weiter in den Süden führen würde als bisher erwartet. Leondur verriet Haldur manchen taktischen Trick und Leondur sorgte dafür, dass Haldur Verantwortung erlernte, die sein Vater ihm nicht hatte beibringen können. Nebenher erklärte er Haldur den Weg um eine vernünftige Truppen und Pferdezucht aufbauen zu können. Sicher Haldur wünschte sich alle Entwicklungen sofort, aber Leondur erklärte dezidiert, dass dieser Weg einzig in den Untergang seines Freundes führen würde. Die Späher berichteten ihn unablässig über die Wege und die sichtbaren Truppenbewegungen des Großkahns. Haldur war jederzeit fasziniert, wie viele Informationen Leondur jederzeit verarbeiten konnte. Hier und da sammelten sie noch Pferde der ehemaligen Gegner ein, die friedlich auf der weiten Ebene ihren angeborenen Instinkten folgten. In der eigenen Festung angekommen bat Leondur ihn auf der Heimreise zu begleiten, um Haldur sein Siedlungsgebiet zu zeigen. Die Bastion für Haldur sollte etwa zwanzig Meilen entfernt vom Roten Tor errichtet werden. Strategisch günstig lag die Bastion zwischen zwei Felsrippen, die leicht zu befestigen waren. Leondur wies nur nach Süden. Zehntausend Königshufen Land liegen vor dir. Es kann dein Land sein. Zehntausend hungrige Bürger aus deiner Heimat können hier siedeln. Diese Leute müssten nicht mehr hungern. Bedenke auch, dass nach der ersten Bastion eine zweite Bastion folgen muss und danach eine dritte Bastion. Deine Armee muss mit der Landnahme wachsen und dadurch wirst du zu einem Machtfaktor in dieser Region. Und wenn wir ehrlich sein wollen, dann spricht sich das auch in deiner Heimat herum. Dann musst du eine Entscheidung treffen, wo dein Platz sein wird. Entweder an einem Königshof oder hier. Überlege es dir gut und falls du einen Bruder hast, dann bereite ihn auf diese Aufgabe vor. Zugleich solltest du realisieren, dass ich dich jederzeit unterstützen kann, egal welchen Weg du wählst. Bitte begleite mich noch an meinen Hof, damit di siehst, was Pferdezucht bedeutet. Und ich nehme an, dass Asja sich freuen wird ihren Bruder zu sehen." Haldur nickte nur, weil es ein unausweichlicher Weg war.
Der Ritt war kein Problem, sondern eher der Geruch nach Pferd und Wildnis der untrennbar mit so einem Kriegszug verbunden war. Drei Tage benötigten sie, bis Haldur seine Schwester sah, die stolz ein Kind in ihrem Körper trug. Vier junge Zofen versorgten sie jederzeit und kümmerten sich um jedwede Kleinigkeit. Doch zuerst nahm sie Leondur in den Arm, der nun den ersten Platz in ihrem Herzen eingenommen hatte. Der Palast war weiter ausgebaut worden, so dass nun auch noch Platz für ihre Kinder geschaffen worden war. Asja wollte Fragen stellen, aber Leondur verschob dieses auf einen späteren Zeitpunkt, um Haldur eine gewisse Zeit für ein Gespräch mit seiner Schwester einzuräumen. Die Zeit nutzte er für ein Bad und das Umkleiden. Als Leondur fertig war wurde bereits das Abendmahl aufgetafelt. Brot, Gemüse und viel Obst dominierten das Mahl. Offenbar hatte Rediet zu dieser Ernährung angeraten, um Asja und dem Kind ein auf ein gesundes Leben vorzubereiten.