Nur einen Tage wollten sie in dieser Festung verweilen, aber starker Regen machte einen Abmarsch unmöglich. Der Regen führte zu weiteren Veränderungen in der Landschaft. An manchen Stellen gab es so viel Wasser, dass wahre Schichtfluten gen Süden strömten. Laut donnernd wälze sich das Wasser von den Bergen und ergoss sich als breiter Strom in die Landschaft. Jedes Staubkorn wurde vom Wasser aufgenommen und danach der trockene Steppensand. Als braune Flut strömte diese Naturgewalt danach gen Süden in das Tiefland. Es war ein grandioses Naturschauspiel, dass viele Betrachter auf die Türme zog. Hätte es an manchen Stellen Becken gegeben, dann hätte man möglicherweise sogar Seen entstehen lassen können. Aber jetzt traute sich kein Mann in die unbezähmbare Natur. Der Himmel wurde immer wieder von grellen Blitzen erhellt und der Donner rollte stetig als böse Drohung über das Land. Noch über Stunden tobte der Sturm, so dass die Abreise verschoben werden musste. Nach dem Regen wurden erneut tausende Löcher in den Boden gehackt, damit noch mehr Wasser im harten Untergrund versickern konnte. Innerhalb der Festung nutzte Man die Gunst der Stunde und Pflanzte in vorbereitete Löcher die ersten einhundert Bäume. Wer auf diese Idee gekommen war ließ sich nicht feststellen, aber die Männer packten gerne mit an. Gut versorgt durften die Wurzeln sich in einem Bett aus lockerem Boden und viel Pferdemist ausbreiten. Für die Männer war es in dieser rauen Landschaft eine Abwechslung und ein Grund zur Freude. Rasch wurde der Abmarsch um einen Tag verschoben, um die Pferde zu schonen.
Erst nach zwei Tagen ließ der Regen nach. Eifrig schlugen die Männer weitere Löcher in den Boden und gaben Saatgut in die feuchten Gruben, die sie mit allem organischen Material auffüllten, was ihnen zur Verfügung stand. Irgendwie verspürten die jungen Männer den Drang, diese Ödnis wieder mit Leben zu erfüllen. Zugleich entstanden Gärten. Rosen wurden gepflanzt, Brombeeren und sogar die Apfelkerne wanderten in hunderte Gruben. In den Gärten wurden Pferdemist mit dem Grundstbstrat bestens vermischt, um im Frühjahr Gemüse und Hülsenfrüchte anpflanzen zu können. Auf diese Weise wurden sie einerseits ihre Küchenabfälle und den menschlichen Dung los. Eine Einheit machte sich sogar mit Transportwagen auf den Weg um mehrere Fuhren Schlamm für die Gärten zu beschaffen. Die lange Weile mobilisierte derzeit ungeahnte Kräfte in den Männern, die sich offenbar nach einer Abwechslung in dieser fast menschenleeren Einöde sehnten. Der Dienst bestand darin stetig in die Ödnis im Süden zu schauen und auf die Ablösung zu warten.
Der Regen ließ nach und die Sonne erschien wieder. Rasch entschied sich der König den Ritt durch die grüne Ödnis zu wagen. Überall wuchsen Pflanzen und die kleinen Wasserstellen würden reichen, um die Pferde zu versorgen. Der Weg kürzte die Reisezeit immerhin um acht Marschtage ab. Nach etwa drei Tagen sollten sie die alte Bastion erreichen, wenn die alten Karten stimmten. Rasch saßen sie auf und versuchten ihr Glück. Stetig ritten sie nach Westen entlang der Bergkette und zur linken Hand eine grüne Steppe. Die Pferde und sie fanden ausreichend Wasser und Nahrung, auch wenn das dürre Gras kein Ersatz für fettes Heu war. Stunde um Stunde führten sie die Pferde, die sie mit jedem erreichbaren Büschel Gras fütterten. Hin und wieder boten kleine Seen eine wohltuende Abwechslung. Die Pferde konnten saufen und sie füllten ihre Wasserflaschen auf. Stetig führte sie ihr Weg durch das ehemals öde Land. Am Abend entdeckten sie ein altes Gemäuer. Offenbar war es eine längst vergessene Raststation. Einige Bäume wuchsen immer noch und geben ein vages Gefühl von Sicherheit. Es folgte ein erneuter Aufbruch auf einem unbekannten Weg. Hin und wieder passierten sie Geländesenken, in denen der Bewuchs höher war und die Pferde das Gras in großen Mengen abweideten. Leondur verzeichnete manche Kleinigkeiten in den alten Karten, soweit es möglich war ihre Position zu bestimmen. Einige wenige Akazien hatten die lange Trockenzeit irgendwie überdauert. Für eine kurze Strecke ritten sie ihre Pferde um im nächsten Tälchen erneut die Pferde grasen zu lassen. Der Weg schien kein Ende nehmen zu wollen. Im Sommer, wenn die Sonne brannte und der Boden heiß war musste dieser Weg eine extreme Herausforderung für jedes Ross und jeden Reiter sein. Nur kluge Reiter würden diesen Weg überleben. Am Abend fanden sie einen Unterschlupf zwischen hohen Felsen. Einige Holzreste ließen erahnen, dass hier vor Jahren einmal einige Hütten gestanden hatten. Rasch vertilgten die Pferde jeden Grashalm in der Umgebung, den sie erreichen konnten. In der Nähe schnitten die Männer jegliche Art von Grünzeug, um die Pferde versorgen zu können. Das Futter musste reichen, damit die Tiere nichts an ihrer Kraft verloren.
Der dritte Marschtag brachte die erste Überraschung. Zwölf Steppenreiter tränkten ihre Pferde an einem kleinen See. Rasch flohen die Männer nach Süden, als sie die vielen Krieger sahen. Sie ließen nur zwei Wasserschläuche und einen lahmen Gaul zurück. Sorgsam beäugten sie ihre karge Beute. Der Gaul war halb verhungert und recht alt. Sie ahnten, dass das eine Gruppe von Spähern war, die die Gegend vermutlich auskundschafteten. Das Pferd schaute sie traurig an, als wüsste es, dass seine Tage gezählt waren. Die Stute wirkte gutmütig, aber ihr Zustand war beklagenswert. Marv betrachtete sich das Pferd. Es hat Zecken, einige Wunden und einen Stein im Huf. "Mit guter Pflege bekommt man es wieder hin. Die Stute ist etwa acht Jahre alt und wurde schlecht gehalten und kaum gepflegt. Ich weiß, dass wir es nicht mitnehmen können, aber die ärgsten Wunden können wir verarzten. Danach lassen wir der Natur ihren Lauf. Ich lege einen Futtervorrat für fünf Tage an, dann hat es eine reelle Chance. Bekomme ich den Stein nicht aus dem Huf, dann erlöse ich das brave Tier. Mehr kann ich nicht versprechen."
Abseits wurde das Pferd behandelt. Marv gab alles, um das Tier zu retten und er hatte Erfolg. Sorgfältig wurden alle Wunden behandelt und der Huf mit einem glühenden Eisen ausgebrannt. Die Wunde wurde versorgt und der Futtervorrat angelegt. Sogar die Ohren reinigte er dem Pferd. Erleichtert kehrte es zurück. "Wenn es stark genug ist, dann überlebt es. Die nächsten drei Tage wird es an dem Wasserloch stehen bleiben und futtern, was das Zeug hält. Überlebt es diese Tage, dann folgt es unserer Witterung. Da es vermutlich nur noch zehn Meilen bis zur Bastion sind, wird es diesen Weg schaffen, wenn es stark genug ist. Ansonsten werden Geier und Schakale auf das Ableben von dem Ross warten. So ist die Natur." Kurz darauf ließen sie das Tier gut versorgt zurück. Mehr war nicht möglich gewesen. Stur ritten sie nach Westen, da sie das Gelände nicht kannten und ihnen kein Meldereiter den Weg wies. Aber sie bemerkten auch, dass das Land zumindest ihre Pferde ernähren konnte.
Kurz vor der alten Bastion steuerte ein Meldereiter auf sie zu. "Unerwarteter Besuch. Ich weiß, dass hier Späher herumlungern. Sie kommen jeden Tag näher, um Nachrichten in den Süden zu tragen. Sie wissen inzwischen, dass hier genügend Männer stehen und die Bastion wieder verteidigungsbereit ist. Vier Gruppen brachten wir bereits auf. Ihre Bewaffnung besteht aus Reflexbögen, einer Kurzwaffe und manche haben auch Säbel dabei. Ihre Pferde sind angepasst an das Leben in der Steppe, aber von der Pflege ihrer Pferde halten sie nichts. In ihren Satteltaschen führen sie nur Trockenobst und trockenes Brot mit. Dazu noch Nüsse und Pflanzenkerne. Einer der Kerle, offenbar ein Anführer trug sogar eine Rüstung und ein mächtiges Krummschwert. An seinen Fingern trug er goldene Ringe. Ein Händler erzählte uns, dass die Leute zu einem König gehören, der offenbar Sultan heißt. Die Kerle tragen schwarze Kopftücher und nur der Kerl trug einen Helm. Was das zu bedeuten hat, wissen wir noch nicht. Im Moment denken wir, dass es Späher sind. Daher wollen wir ihnen in drei Tagen, die Pferdetränke ein Stück weiter östlich verbauen."
"Danke für die ausführliche Meldung. Dort bei der Tränke steht noch so ein Pferd, mit Glück überlebt es. Wir sahen, dass sie ihre Tiere nicht pflegen und nur unzureichend ernähren. Wenn das Pferd noch lebt, dann bringt es mit. Ist es noch weit bis zur Festung?" "Weit ist relativ. Eigentlich eine Meile, aber jetzt sind es zwei Meilen, weil der Regen eine tiefe Rinne vor der Festung in den Boden geschnitten hat. Wartet, ich führe euch." Behände wendete der Späher sein Ross. Langsam trabte der Junker in seiner eigenen Spur zurück. Sie entfernten sich von den Felsen und dann sahen sie das tiefe Kastental. Kein Pferd würde den Abstieg wagen und den Aufstieg meistern können. Stetig ritten sie weiter gen Süden, bis das Kastental endete. Dort sah der Untergrund anders aus. Das Gestein sah wie Sandstein aus, glitzerte jedoch leicht. Gen Süden sahen sie die Brocken, die aus dem Kastental gespült worden waren. Zumeist waren es runde Steine und dazwischen lagen andere Brocken, die kantig wirkten. Gen Süden fehlte in dem Bereich, den das Wasser überflutet hatte, jegliche Vegetation. Ohne schützende Vegetation Wurde der Boden rasch abgetragen. Der Regen war nicht so wild, aber die Strömung musste eine enorme Kraft besessen haben, die den Boden abtrug. Nur zu gerne wäre er dieser Spur gefolgt, aber zuerst wollten sie alle die Bastion erreichen. Langsam gab er das Zeichen zum Anreiten.
In der alten Bastion waren alle Reparaturen ausgeführt worden. Vor dem Tor wuchsen in den Löchern Pflanzen, Zumeist waren es nur niedrige Büsche, aber immerhin sah es nicht mehr vollkommen öde aus. Das Vorwerk und das Torhaus sahen aus der Perspektive eines Angreifers mächtig aus. Und die breiten Wassergräben verhinderten einen ungehinderten Angriff. Hinter der Mauer sah es nun vollkommen anders aus. Die Sandberge waren verschwunden und den Bach überspannte eine neue Brücke. Entlang der Felsen sah man Lagerhäuser, Stallungen und darüber Unterkünfte. An die hohe Wehrmauer angelehnt standen weitere Unterkünfte, Depots und die Waffenkammer. Werkstädten und große Becken waren entstanden. Erst auf den zweiten Blick sah er die riesigen Gatter und die Weideflächen für die Pferde. Das Land war grün geworden, und Gärten waren angelegt worden. Beiderseits des Weges standen Unterstände für Pferde, Pferdetränken und die Wirtschaftsgebäude. Der Späher führte sie bis zu einer Koppel, die etwas Abseits lag. "Hier in den Hütten können eure Männer ruhen. In der kleinen Hütte befindet sich die Küche und das Badehaus. Eure Unterkunft befindet sich im neuen Turm, er steht dort bei den Gästestallungen." Mit dem Arm wies er auf einen Turm. "Aber ich denke, zuerst möchte der Kommandant mit euch sprechen. Ich denke, dass es noch einige Kleinigkeiten zu besprechen gibt."
Rasch wendete der Späher sein Pferd. "Wenn ihr mir bitte folgen möchtet." Manierlich ritt der Späher voran. Östlich von der Bastion steuerten sie auf ein etwas größeres Gebäude zu. Vor dem Haus stiegen sie ab und der Späher klopfte an der Tür. "Eintreten!" War zu hören. Der Späher öffnete die Tür und im Inneren saß ein Major. "Euer Gast ist eingetroffen." Der Major drehte sich um und sah den König. "Verzeihen sie, dass ich sie nicht selbst in Empfang genommen habe. Derzeit gibt es ein paar Probleme, die behoben werden müssen. Ich will und muss es klar aussprechen. Die Gäste aus den Nordlanden benehmen sich wie Strauchdiebe. Brote, Käse und Schinken haben sie gestohlen, da sie angeblich von unseren Rationen nicht satt werden. Dazu haben sie noch einhundert Hühner vertilgt und sich reichlich am Obst bedient und sie glauben, dass sie allesamt Könige wären, die bestens versorgt werden. Von den zwei Fässern Wein, die sie entwendet haben will ich nicht sprechen. Aber mit den Hutzelbrüdern können wir nichts anfangen. Zudem stehen noch die Getreidelieferungen und jede Art von Nachschub für die Kerle aus. Zwei haben wir sogar erwischt, als sie Pferde stehlen wollten. Ich denke, das Maß ist voll." Der König nickte nur. "Ich glaube die jungen Herren brauchen ein wenig Erziehung und ein gewisses Maß an Strenge. Gibt es hier einen abgelegenen Platz? Dort lassen wir sie antreten und dann schauen wir mal, was sie können, außer stehlen und fressen." "Ja, hinter dem neuen Turm. Ich lasse den Späher die Meute dort hin führen. Wenn es genehm ist."
"Solche Probleme löst man schnell und brachial. Gibt es einen Anführer?" "Ja, er sagt er sei ein Vetter zwölften Grades vom Herzog. Was immer das bedeuten mag." Der Späher war längst unterwegs. "Ich denke, wir reiten jetzt zu dem Platz, damit ich mir die Kerle anschauen kann. Bringt zwei Männer mit Äxten mit und zehn andere Männer, die Ketten mitnehmen sollen. Ich denke, dass dürfte reichen." Major Berren zögerte. "Sind das nicht zu wenig Männer?" "Nein, ich bin doch dabei. vertraut mir, ich kenne mich mit solchen Sackratten aus. Als Roter Teufel genießt man schließlich einen gewissen Ruf." Ein Melder sputete sich, um der Anordnung nachzukommen." Gemächlich machten sie sich auf den Weg und führten ihre Pferde zu dem Turm. Es dauerte noch, bis die eigenen Männer und die Truppe aus den Norden eintrafen. Die Truppe aus den Nordlanden schlurfte eher heran, als das man es marschieren nennen konnte.
Der König entließ einen markigen Befehl in unangenehmer Lautstärke. "Aufstellung, aber zackig. Wer bei drei nicht vernünftig steht, der bekommt Ärger." Laut zählte er, aber die Männer bewegten sich nicht. Entspannt ging er auf die Kerle zu, schaute einen an und verpasste ihm einen Schlag mitten ins Gesicht. Der Mann wankte und fiel um. "Der Kerl war wohl taub. Ich wähle einen zweiten Kerl aus. Erneut traf einen Mann die Faust und auch dieser Kerl ging zu Boden. "Ich scherze nie. Entweder Aufstellung einnehmen, oder Prügel beziehen." Die großen Kerle bewegten sich nun ein wenig, aber eben nicht schnell genug. Zwei weitere Kerle gingen zu Boden. "Wer ist ihr Anführer?" Ein Mann trat vor. "Ich bin Iva Ratson, ich rate euch so etwas nicht noch einmal mit Meinen Männern zu machen, ansonsten müsste ich euch erschlagen." Leondur lachte und schlug einen weiteren Junker um.
"Also, jetzt müsst ihr mich erschlagen. Ihr dürft beginnen. Zieht eure Waffe und löst euren Schwur ein. Oder, ich mache euch zu meinem königlichen Fußabtreter. Eine andere Wahl habt ihr nicht. Und glaubt mir Haldur wird erfreut sein, dass ich eine Ratte aus seinem Land zertreten habe." Der Kerl schaute sich um und dann ging er wenig mutiger als zuvor zwei Schritte auf den Obristen zu. Laut brüllte der Mann ihn nun an. "Wer seid ihr überhaupt. Ich kenne euch nicht und will zuerst euren Namen erfahren, damit ich weiß, in welchen Schädel ich hinterher pissen werde." "Ich bin der König von Ethymien und mein Name lautet Leondur, der Rote Teufel. Und jetzt ist es an der Zeit, dass ihr eure Waffe zieht. Immerhin wollt ihr mich doch erschlagen." Der Mann zog tatsächlich sein Schwert. Er hielt es kurz und ließ es dann auf den Boden fallen. "Weise Entscheidung Iva Ratson. Gibt es hier noch mehr Herren, die es nach einem Händel mit mir drängt. Dann frei heraus mit dem Zorn. Ich stehe ihnen zur Verfügung." Scharf musterte er die Kerle. "Ich warte auf eine Antwort." Nichts geschah, außer, dass Blicke ausgetauscht wurden. "Nun gut, ihr seid also nur eine Gruppe diebischer Feiglinge. Das bedeutet entweder, dass sie den angerichteten Schafen sofort bezahlen werden. Oder, wir verkaufen euch als Arbeitssklaven nach Ranak oder vielleicht doch an die Gegner, die hier möglicherweise bald angreifen werden. Oder ich brenne euch allen das Schandmal auf die Stirn. Danach könnt ihr zu Fuß in eure Heimat latschen." Erneut schaute er die Männer an. "Natürlich könnten die mutigeren Breitärsche auch den Entschluss fassen hier zu sterben. Ich überlasse euch die Entscheidung. Wer ein Mann werden will, der stellt sich rechts auf und wer ein feiger Breitarsch bleiben will, der geht nach links. So einfach ist diese Welt. Wer ein Mann werden will, der wird lernen, was Disziplin bedeutet und die anderen werden als Sklaven verkauft. Die Weichlinge, die noch auf den Boden pennen, dürfen die Entscheidung später treffen. Aber zuerst begleichen sie den Schaden. Keiner bestiehlt das Land Ethymien ungestraft. "
Ein Nordmann rief laut. "Wovon sollen wir das bezahlen, wir haben kein Geld. Wir werden hier ja nicht einmal bezahlt." "Wenn es so sein sollte, dann eben doppelte Arbeit bei halber Ration. Dann seit ihr nach drei bis vier Jahren durch. Ihr seht, dass es einen einfachen Weg gibt. Wenn es Krieg gibt, dann ist es etwas anderes. Wenn ihr sterbt, dann mache ich ein Minus. Überlebt ihr, dann dürftet ihr genug Geld haben und könnt abziehen. Solltet ihr jedoch noch einmal ein Verbrechen begehen, dann hacken euch die Männer hinter mir die Rübe ab." Rasch drehte er sich zu dem Major. "Die jungen Halbgötter werden bei der Quelle stationiert. Sie werden aufpassen, dass uns keiner das Wasser streitig macht. Dort können sie keine Leute bestehlen und müssen sich zugleich ihre Rationen gut einteilen, sonst verhungern sie. So lernen sie recht schnell Disziplin, zumindest was ihre Fressanfälle betrifft." "Ja, so machen wir es mein König."
Vorläufig verlief alles in geordneten Bahnen. Der Major gab Befehle und die eigenen Soldaten und die Nordmänner reagierten entsprechend. Gelassen schaute der König sich um. "Vieles gefällt mit hier sehr gut. Wo arbeiten übrigens die Männer von Drogusch?" "Die errichten gerade die Häuser für die Bauern ein Stück weiter nördlich. Und sie bereiten zwölf Königshufen für den Anbau von Getreide und anderen Feldfrüchten vor. Neben dieser Arbeit bilden wir sie als schwere Infanterie täglich einen halben Tag aus. Sie sind fleißig, genügsam und ein Teil der Männer möchte gerne hier bleiben. Der Nachschub für diese Männer läuft gut. Ich erkenne bei den Männern sogar einen gewissen Stolz, denn sie üben fleißig und singen sogar Lieder, wenn sie lange Strecken marschieren. Die Jungs gefallen mir." "Dann werde ich sie gleich besuchen, kommt ihr mit?" "Ja, gerne doch. Ach noch eine Kleinigkeit. Sie jagen Karnickel, um ihre Suppen schmackhafter zu machen. Ich habe nichts dagegen, da sie stets gehorsam der Ausbildung folgen und schon recht gut sind." Der Besuch bei den Vasken verlief erfreulich. Die Bogner konnten schon recht gut schießen und sie behielten die Formation bei dem Vorrücken und Rückzügen bei. Mit den Kurzwaffen konnten sie auch schon leidlich umgehen. Die Ausrüstung war zwar noch nicht vollständig, aber die Männer übten fleißig. Über den Kochstellen hingen große Kessel, in denen ein Eintopf mit Fleischbeilage köchelte.
Zügig verabschiedeten sie sich und sahen eine lange Kolonne mit einen Tross anrücken. Der Major informierte Leondur. "Das sollten zwanzig Wagen mit Getreide, dreißig mit Gemüse und etwa zwanzig Wagen mit Holz und anderem Krimskrams sein. Es folgt noch ein Transport mit Pferdefutter, Leder und allem, was die Pferde noch benötigen. Und dann warte ich immer noch auf den Transport aus den Nordlanden." Gemeinsam trabten sie zu der Unterkunft im Turm. Freundlich lud der Major den König danach zu Essen ein. Es gab Linseneintopf mit viel Gemüse und einigen kleinen Schinkenwürfeln. Dazu Brot und Äpfel als Nachtisch. "Verzeiht, aber den Verlust der Hühner müssen wir durch gekürzte Fleischrationen ausgleichen." Leondur konterte humorvoll. "Hauptsache es schmeckt. Ich verstehe euer bestreben, aber diese Suppe ist allemal besser als der Mist in Ranak. Dort gab es zumeist nur verschimmeltes Brot und madenverseuchten Schinken und Dreck. Obst fehlte vollkommen und nur selten gab es warmes Essen. Somit ist dieses fast schon ein Feiertag." Kurz hielt er inne. "Im Umfeld der neuen Bastion pflanzen unsere Mitstreiter bereits Bäume, Hecken und andere Sträucher an. Wie sieht es hier damit aus?"
Schmunzelnd gab der Major seine Antwort. "Hätten wir weniger zu tun gehabt und mehr Männer zur Verfügung, dann stünde hier schon ein Wald. Aber ich kann euch beruhigen, Nördlich der Königshufen haben wir bereits über viertausend Bäume gepflanzt. Dazu noch Beerenobst, Rosenstöcke und anderes Strauchwerk. Ich kenne mich nicht so gut damit aus, aber Hauptmann Jendrik, der gerade unterwegs ist, geht in dieser Aufgabe auf. Er hat ein feines Näschen, wo er welche Pflanze gedeihen lassen kann. Ich hoffe, dass wir im nächsten Jahr hier mit einer schönen Blütenpracht unsere Besucher empfangen können." Mit einer Kopfbewegung deutete der Major gen Norden. „Dort wurden bereits vier weitere große Becken errichtet, um die Pflanzen auch in den Sommer hinein mit Wasser versorgen zu können. Zudem ist dort ein See entstanden, der auch schon mit Wasserpflanzen besetzt wurde. Libellen und andere Insekten tummeln sich dort.“