"Meine Herren, ich habe sie hier versammelt, um den finalen Stoß gegen den König von Ranak zu setzen. Wir bekämpfen die Truppen rund um Ranit nicht, weil wir die Männer dringend brauchen. Ihr wirrer König hat dreitausend Steppenkrieger eingeladen mein Heimatland zu zerstören. Er zahlte ihnen im Voraus zwanzigtausend Gulden. Natürlich bekamen die Stammesführer aus dem Süden mit, dass Ranak leichter zu erobern ist und die Armee in einem desolaten Zustand ist. Was glauben sie also. Ziehen die Krieger gegen das Rote Tor? Oder wählen sie den leichten Weg und überrennen die morsche Grenzbastion südlich von Ranit? Immerhin wissen diese Krieger, dass das goldene Kalb in Ranit lebt. Sie wissen von den Schätzen. Nun sagen sie mir, was sie denken." Gelassen wartete der König von Ethymien auf die Antworten. General Wega wagte die erste vage Antwort. "Herr, ich nehme nicht an, dass es ehrbare Krieger sind. Es ist anzunehmen, dass sie sich mehr von den Schätzen in Ranit angezogen fühlen. Das Rote Tor gehen sie sicher nicht an, weil sie es niemals mit ihren Bögen erstürmen können. Wasser wird ihnen auch fehlen, weil es dort nur Steppe gibt." Der König forderte nun General Paskal auf, seine Meinung kund zu tun. "Die Delegation aus der Steppe sah unsere unermesslichen Reichtümer und unsere jämmerlichen Truppen, die halbverhungert den Palast bewachen. Solche Dinge entgehen keinem geübten Beobachter. Ich würde darauf wetten, dass sie es sich leicht machen und Ranit und teile des Landes Ranak erobern wollen. Weil wir schwach sind. Der Weg nach Ranit ist kaum geschützt und bietet ihnen Wasser und fette Weiden."
"Richtig und falsch. Die Wüste erblüht gerade und es werden im Winter weitere Niederschläge erwartet. Die Steppe ist seit Jahren das erste Mal erblüht. Futter für ihre Pferde werden sie haben und vermutlich auch genügend Wasser. Dennoch, sie wissen, dass sie das Rote Tor vermutlich nicht erstürmen können. Dazu reichen weder fünftausend Bogner oder mehr Männer. Wir ernten derzeit genug Futter und haben acht Wasserspeicher angelegt um zweitausend Männer und hunderte Pferde über Monate versorgen zu können. Zudem bezweifle ich nicht, dass die Delegation sich gründlich umgeschaut hat. Sie wissen, dass ich der Hauptfeind des Königs von Ranak bin. Sie sahen die Pracht und den Reichtum. Sie hörten vom Unmut unter dem Volk und den Truppen. Daher müssen wir so rasch, wie möglich den König von Ranak absetzen. Nein, ich werde den Kerl nicht töten. Ich überlasse es ihnen oder Treidur dort als Regent zu regieren. Er ist der einzige legitime Nachfolger, aus dem Stammbaum der Königsfamilie. Sie kennen ihn unter dem Namen Major Rasak. Wie sie sich entscheiden bleibt ihnen überlassen. Danach errichten wir in größter Eile ein gewaltiges Bollwerk, um zehntausend oder mehr Gegner abweisen zu können. Ach, ich lasse Proviant und Geld an die Truppen ausgeben, damit die Motivation unter den Männern steigt. Ihre Aufgabe ist es, den Männern die Lage zu erklären und neue Truppen aufzubauen. Was wir brauchen sind einhunderttausend Pfeile, zwanzig schwere Armbrüste mit genügend Geschossen und zweitausend Bögen. Dazu noch leichte Armbrüste samt Bolzen. Futter für die Pferde und Proviant für die Truppen. Ich meine natürlich genießbaren Proviant und nicht das übliche Schweinefutter."
Kurz blickte er in die Runde. "Dazu brauchen wir noch Handwerker, vom Steinmetz bis zum Schmied. Schaufeln, Hacken und Schubkarren und halt alle Rohstoffe, vom Erdpech bis Holz. Etwa zweihundert Fuhrwerke und große Kessel um die Handwerker und die Truppe zu versorgen. Bier und Obst dürfen auch nicht fehlen. Ach und das Fallgatter hätte ich fast vergessen. Die Pläne und benötigten Materialien lassen meine Achitekten ihnen zukommen. Die Aufgabenverteilung ist recht simpel. Viertausend Männer von ihnen kommen zur Baustelle mit. General Wega samt zweihundert Männern sammeln im Land alle benötigten Materialien und Handwerker ein. Dazu erhalten sie ausreichend Finanzmittel, wenn wir in Ranit sind. Eine zweite Einheit muss Proviant und Futter für die Tiere beschaffen. Die Baustelle muss täglich mit fünfzig Wagenladungen versorgt werden. Auch dafür wird Geld zur Verfügung gestellt. Zur Errichtung der Mauer gebe ich zweihundert gefangene Soldaten aus Ranak frei. Sie haben bereits gelernt, wie man effektiv arbeitet. Sie tragen von nun an die Verantwortung für ihr Land. Ich sage im Gegenzug zu alle Angriffe auf Ranak einzustellen und sie in vielerlei Hinsicht zu unterstützen. Somit ist es ihre Entscheidung, ob sie Ranak erhalten wollen. Ich allein bin zu schwach, um dieses leisten zu können. Bedenken sie dabei, dass der König mein Land über fünfzehn Jahre ausgeplündert hat. Den Sold für meine Männer und die Verpflegung muss Ranak aufbringen. Dazu kommen der Sold für die letzten fünf Jahre für viertausend Männer. Ein Schreiber soll einen Vertrag aufsetzen, der uns gegenseitig bindet. Im Gegenzug erwarte ich natürlich, dass Ranak nie wieder seine Hände nach meinem und anderen Ländern ausstreckt. Bis zur Mittagszeit erwarte ich von ihnen Ergebnisse. Ihnen bekannte Offiziere werden sie dabei unterstützen. Sie sagen ihnen auch, welche Truppen und Ausrüstung wir benötigen." Galant zog sich der König zurück. Die Herren brauchten Zeit und Hilfe, damit sie es binnen kurzer Zeit schafften sich zu beraten. Die Verträge mussten noch geschrieben werden. Treidur und Major Elster unterstützten die Herren bei diesem Unterfangen. Zur Mittagszeit standen die Verträge und die Aufgabenverteilung war abgeschlossen.
Das Mittagsmahl nahmen sie gemeinsam ein. Eine Anspannung war zu spüren, aber diese negativen Stimmungen prallten an dem König ab. Im Anschluss an das Mahl erhob sich der König. "Mein Name lautet König Leondur von Ethymien. Den Namen Durlass habe ich abgelegt. Meine Truppen bestehen aus den Roten Teufeln, meinen Panzerreitern, zweitausend leichten Reitern und viertausend Infanteristen. Dazu noch Verstärkungstruppen aus anderen Ländern. Wir errichten Gerade eine Bastion an der alten Salzstraße, die dieses Einfallstor schließt. Das Vorwerk, die Gräben und das Torhaus stehen bereits. Die Mauern werden noch errichtet. Die Bastion auf dem alten Handelsweg wird derzeit bemannt. Dort bilden wir zweitausend Männer aus. Ich will ihnen damit nur andeuten, welche Anstrengungen mein Land unternimmt, um auch Ranak zu schützen. Wenn mein kleines Land es schafft sich zu schützen, dann sollte es für sie ein Vorbild sein. Meine Späher wissen genau welche Stoffe in den zwanzig verbliebenen Krondomänen lagern. Ich erwähne es nur, damit sich keiner an dem Eigentum bereichert. Ich kenne auch ihre Not, die ihnen im Osten durch die Oseken droht. Ich hoffe, dass sie bei diesem Feldzug lernen, wie man effektiv seine Grenzen schützt. Nun zu den kommenden Aufgaben. Wir brechen in zwei Tagen auf. Obrist Treidur bricht schon früher auf, um Versorgungsstützpunkte auf dem Weg nach Ranit zu errichten. General Pradel begleitet ihn mit zweihundert Männern und Ersatzpferden sowie vier Hufschmieden, damit sie Pferde jederzeit bestens versorgt sind. Dreihundert meiner Männer begleiten den Versorgungszug. Das sind vorerst sämtliche Informationen, die sie benötigen. Oberst Elster mit seiner Truppe wird unsere Kolonne anführen. Er hat inzwischen gelernt, wie man eine Truppe kräfteschonend führt."
Für manchen General waren es vermutlich fette Kröten, die sie schlucken mussten. Eine Alternative gab es nicht, da die Generäle und anderen Offiziere längst verlernt hatten Truppen vernünftig zu führen. Den Nachmittag nutzte er, um ein langes Gespräch mit seinem Freund Treidur zu führen. "Du musst dir in den nächsten Tagen überlegen, ob du der neue König von Ranak werden möchtest. Ich weiß, dass du nie nach Macht gestrebt hast. Dennoch, du bist die beste Wahl für das Land. Und wenn du erst eine Frau gefunden hast kannst du in aller Ruhe das Land auf einen besseren Weg führen. Du weißt zudem, dass du von Freunden umgeben bist. Das war mein Plan. Zugleich muss ich dir ungewohnte Lasten aufbürden. Die Familien von General und dem verblichenem König werde ich deiner Herrschaft unterstellen. Zudem warne ich dich vor den Weichärschen im Rang von Generälen. Sie sind allesamt zu feigen Kriechern geworden, die keine eigenen Entscheidungen mehr treffen können. Sie könnten daher unerwünschte Ambitionen zeigen. Ich denke, Oberst Elster wird treu zu dir stehen. Suche dir die besten Männer aus, damit du jederzeit den Rücken frei hast. Rediet meinte, dass Emilka möglicherweise zu dir passen könnte." Treidur schüttelte kurz den Kopf. "Du weißt, dass ich nicht mehr in den Krieg ziehen will. Du hast oft genug von mir gehört, dass ich mit Ranak abgeschlossen habe. Also, warum sollte ich König werden?"
"Du bist der einzige Mann mit Format, der das Land erneuern kann. Du bist klüger und gebildeter als alle anderen Holzköpfe, die ich aus Ranak kenne. Du besitzt noch eine Seele, die die Generäle längst verloren haben. Zudem denke ich, dass sich deine Gefühle nur gegen den König und seine Familie gerichtet haben. Denke dabei bitte auch an das Volk von Ranak. Vergessen möchte ich auch nicht, dass du ein blendender Diplomat bist. Für dich sind Worte wichtiger als Waffen. Diese Tugend besitzt keiner von den alten Kerlen, die schon zu lange ihre Posten verwalten. Natürlich habe ich einen anderen Plan in der Hinterhand, aber den binde ich dir nicht auf die Nase, weil du dich zuerst auf die wichtigen Angelegenheiten und Pflichten konzentrieren sollst.“
„Ich weiß, es klingt verrückt, dass wir jetzt in den Krieg ziehen, um für viele Völker Frieden zu erringen. Aber so ist es nun einmal. Entrinnen können wir unserem Schicksal vermutlich nicht. Und noch etwas. Ich möchte zusammen mit Asja Pferde züchten und ein bescheidenes Leben führen. Ich weiß, dass du den selben Traumhegst, aber es gibt leider keine Wahl, die du jetzt noch treffen könntest."
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Regen erschwerte den Marsch nach Ranit. Dennoch die Truppe erholte sich dank der besseren Verpflegung stetig. Die Pferde genossen dadurch zu jeder Zeit saftiges Gras und Wiesenkräuter. Ungewohnt war für die Männer aus Ranak, dass sie ihre Pferde stetig über viele Meilen führen mussten und die Tiere dabei auch noch zu füttern hatten. Diese Idee war neu für die Männer, da sie es gewohnt waren, stetig Ersatzpferde zu bekommen. Trotz der Klagen passten sie sich an, da die Roten Teufel sie stetig daran erinnerten, dass sie möglicherweise auch ohne Proviant den Marsch durchführen könnten. Die Kerle merkten nicht einmal, dass dadurch an Ausdauer gewannen und Unpässlichkeiten leichter ertrugen. Noch zwei Tage zuckelten sie in einem gleichmäßigen Tempo durch das Land, ohne die Pferde zu ermüden. Gut eine Wegstunde außerhalb von Ranit schlugen wir nach vielen Tagen unser Lager auf. Es war eine alte Krondomäne, die immer noch genügend Nahrung für unsere Mägen bot. Zudem konnten die Soldaten ihre Klamotten in den Stallungen trocknen und sich im Heu von dem Marsch erholen. Die Pferde weideten unterdessen auf fetten Weiden und wurden gut von ihren Reitern gepflegt. Leondurs Männer passten energisch auf und zeigten, wie sie die kleinen Wunden der Tiere zu versorgen hatten.
Zusammen mit den Generälen brach Treidur am nächsten Morgen nach Ranit auf. Treidur erklärte den Wachen am Tor sein Anliegen und schließlich wurden sie eingelassen, um mit vier Offizieren zu verhandeln. Leondurs Truppen sicherten unterdessen die anderen Stadttore, damit es keine Menschen gab, die sich vorschnell verdrückten. Diese Einkesselung verunsicherte die Wachen in Ranit. Möglicherweise meldeten sie es sogar dem König. Aber auch das gehörte zu dem Plan. Unverrichteter Dinge wurden die Generäle und Treidur von den jungen Offizieren abgewiesen, da sie sich nicht trauten eine Entscheidung zu treffen. Somit blieb nur noch ein Weg, der ihnen die Tore öffnete. Die Roten Teufel würden eben nicht durch ein Tor in die Stadt gelangen, sondern Wege über die Mauern beschreiten. Tief in der Nacht erklommen sie die Mauer und öffneten zwei kleine Ausfalltore. Alle Truppen, die sie in der Nähe antrafen wurden sofort und leise arretiert. Das Spiel führten sie so lange fort, bis sämtliche Tore in ihrer Hand waren. Hunderte Männer hatten sie dabei in aller Stille übermannt. Noch mussten sie jedes Aufsehen vermeiden, um nicht zu früh entdeckt zu werden. Hunderte Männer zogen sich die Kleidung der Gefangenen an, um dem Garden im Palast eine falsche Realität vorzugaukeln. Nebenher wurden Pferde und erbeutete Waffen durch die Ausfalltore zu der Truppe gebrachte, damit die Männer bestmöglich gerüstet waren.
Sie erfuhren durch ihre Späher, dass keine Maus aus der Palastburg heraus durfte und Besucher im Palast waren nicht erwünscht. Die Gefangenen erleichterten sich bereitwillig, da angenehme Angebote unterbreitet wurden. Die Generäle rätselten über Stunden, wie man dennoch ohne Kämpfe in den Palast eindringen konnte. Eine Lösung gab es für ihre eingeengten Gedanken nicht. Da war eine Mauer, die sie nicht überwinden konnte, weil sie Gewalt offenbar ablehnten. Daher blieb sie einfach vor der Mauer stehen und wartete ab, was passieren würde. Sie wussten nur zu genau, dass dieses keine Lösung sein könnte, denn die Zeit arbeitete gegen sie. Die Feinde aus dem Süden würden sich freuen, wenn sie ungehindert in das Land einmarschieren durften und die Generäle realisierten nicht, dass dies der falsche Weg war. Diese Logik mochte Leondur nicht akzeptieren. Immerhin gab es mehr als einen Weg in die Burganlage.
Um ungesehen in den Palast zu gelangen nutzten der König Treidurs Wissen über geheime Zugänge. Rasch entwickelten sie einen Plan, um unbemerkt in die Burg zu gelangen. Treidur kannte aus seiner Jugend noch zwei geheime Fluchttunnel, durch die sie ungefährdet hinter die Mauern gelangen konnten. Sie schätzen die Burgbesatzung auf etwa dreihundert gut gerüstete Männer. Rasch erkannten die Späher jedoch, als sie sich umsahen, dass es sogar mehr als fünfhundert Männer waren, die den König vor der Außenwelt schützten. Darunter auch die verrufene und gefürchtete Ordonanzkompanie des Generals, die immer treu zu ihrem Herren stand. Diese veränderte Lage zwang sie die Eroberung der Burg um eine Nacht zu verschieben. Immerhin mussten sie nun sechshundert Männer durch die engen Tunnel führen, um danach mehr oder minder unauffällig wichtige Positionen in der Burg zu erobern. Leondur sammelte seine Männer und wählte die besten Männer für den Angriff aus. Durch jeden Tunnel mussten in schneller Folge dreihundert Männer durchgeschleust werden. Dank der Disziplin gelang es nahezu geräuschlos und ohne Verzögerungen. An den Ausgangspunkten bekamen die ersten Einheiten ihre Ziele zugewiesen. Leise strebten sie auf die Ziele zu und warteten auf den geeigneten Moment, um zuschlagen zu können. Mancher Angriff gelang fast lautlos, aber irgendwann wurden sie entdeckt und es entbrannten kurze und blutige Gefechte, um weitere Punkte zu besetzen.
Nachdem sie etwa vierhundert Gegner gefangen genommen hatten blieb nur noch der Palast. Über die Rückseite, also den Garten drangen sie in den Palast ein und eroberten zügig die Küche und die leeren Säle. Stück für Stück und Gang für Gang nahmen sie ein. Hier und da mussten sie Streifen übermannen oder Posten niederringen, die Flure sicherten. Dennoch, der Plan ging auf. Als sie das gesamte Untergeschoss in ihrer Hand hatten öffneten sie den breiten Hauptzugang zu dem Palast. Damit entzogen sie zwanzig Gegnern der Rückhalt und nahmen diese Männer binnen weniger Momente gefangen. Treidur begleitete sie und erst jetzt erklommen sie die Treppenhäuser, um zu dem König in seinen Gemächern zu gelangen. Nur noch zehn Wachen mussten sie am Ende der Treppen ausschalten, um die Gemächer vollständig zu umzingeln.
Leise drangen sie in den Speiseraum des Herrschers über Ranak ein. Die verschlossene Tür blieb nur für Momente ein Hindernis. Nur Treidur und der König machten sich auf den Weg, um dem König von Ranak die bittere Mitteilung der vollständigen Niederlage halbwegs schonend beizubringen. In der Bibliothek hockte der Feind und studierte ein Buch über den Krieg, welches er sicher nicht verstand. Unelegant schritten sie auf den Kerl zu. "König, ihre Zeit als König endet jetzt. Bitte seien sie nicht erstaunt mich zu sehen, denn ich bin wohl der einzige Mann, denn sie nicht an diesem Ort erblicken wollen. Dennoch bin ich hier. Ihr Leben wird sich jetzt dramatisch verändern. Ich weise ihnen ein neues Schlafgemach zu und kürze ihre Rationen. So wie sie es mit uns über Jahre gemacht haben." Erst jetzt erkannte der König von Ranak seine ärgsten Feinde. Laut schrie er. "Wachen, erschlagt die Eindringlinge." Keine Tür öffnete sich und Treidur schmunzelte dezent. "Jetzt haben wir dich, du alte Kröte. Von nun an wirst du kein Leben mehr zerstören. Du darfst nicht mehr nach Lust und Laune Morden und unsinnige Befehle geben." Leondur beendete das unnütze Gespräch mit dem überforderten Mann. Mit nur einem Faustschlag erlöste er den König von unnützen Gedanken. "Treidur, sage mir lieber, wo die Schätze lagern. Immerhin haben wir den Truppen eine Soldauszahlung versprochen. Das steigert doch sofort die Moral der Truppe und sie sehen, dass wir zu unserem Wort stehen. Auch die Depots für Nahrung und alles andere müssen wir zügig sichern, damit sich keiner noch rasch bedient. Tork und Evas kümmern sich solange um den schlaffen Sack, sie werden ihn entkleiden und seine neuen Gewänder bereit legen. Sein Haupthaar wird erneut gestutzt, damit wir ihm deutlich machen, dass er von nun an nach unseren Regeln zu leben hat. Ich glaube zu wissen, dass sie für den Kerl feste Armbänder mitgebracht haben. Bis dahin bringen wir das Gold und Silber in deine Hände." Zielstrebig ging Treidur voran. Im Kellergeschoss öffneten sie manche Tür, um in die Schatzkammern zu gelangen. In mehr als zwanzig Kellerräumen fanden sie Gold, Silber, Geld und eine Vielzahl an Kostbarkeiten. In weiteren Gewölben lagerten riesige Mengen an Nahrungsmitteln. Lebende Hühner durften Eier legen und über achtzig Stück Vieh standen in den Gängen. Zur Sicherung stellte Leondur vierzig Männer vor den Zugang. Erst danach besuchten sie die Stallungen und die Rüstkammern. Alle Depots quollen vor Waffen, Rüstungen und wertvollen Beutewaffen über. In den Kasernen sicherten sie die Truppenkassen. Erst jetzt ließen sie die Generäle in den Palast ein.
Die Generäle zeigten sich im ersten Moment erstaunt, als sie die neuen Palastwachen vor dem Haupttor erblickten. Tote lagen nirgends herum und alles schien unzerstört. Fragend blickten sie zu dem König aus Ethymien. "Wie haben sie dass ohne Kampf geschafft. Von draußen hörten wir keinen Kampflärm."
Von einer Weide zupfte er einen Zweig ab. "Mit diesem Zauberstab öffnet man jede Tür." Eilig schritten sie auf das Haupttor zu und betraten den Palast. Sorgsam inspizierten sie die Räume. Fast alles war intakt, nur der Boden war nicht mehr vollkommen sauber. Kein einziger Kunstschatz oder auch nur eine kostbare Vase hatte gelitten. Zweifelnd blickten sie zu Treidur. "Ihr kennt euch offenbar besser hier aus, als wir. Und wo ist die Leibgarde des Königs?" "Sie schlafen derzeit im kleinen Speisesaal. Schon bald ziehen sie in ihre neuen Quartiere um, wenn sie alle entkleidet und in Eisen geschlagen sind. Damit hätten wir einhundert freiwillige Bauleute, die wir euch bereitwillig für den Bau der Bastion und aller Nebengelasse überlassen. Achtet darauf, manche Männer sind brutale Mörder. Ist doch praktisch, wenn sich alle freiwillig für diese eher robusten Arbeiten melden. Oder hattet ihr andere Vorstellungen von der Zukunft der Mörderbande? Als Truppe möchte ich sie nicht einsetzen, weil sie sich nur an schwächeren vergreifen können. Nein, solche morbiden und unzuverlässigen Ratten gehören nicht in eine Armee."
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Die Soldauszahlung nutzte der Leondur, um den Männern ihre Zukunft zu erklären. "Soldaten aus Ranak. Euer ehemaliger König hat euch verraten. Aus diesem Grund müssen wir entschlossen und zügig handeln. Zuvor möchte ich jedoch erklären, dass ich kein Interesse an diesem Land habe. Ein Prinz aus Ranak wird euer zukünftiger König. Er wird das Land gerecht regieren und er will für das Land und das Volk da sein. Von nun an sollen sie wieder freie Männer sein. Aber zuerst müssen wir die zehntausend Gegner aus dem Süden besiegen. Gelangen diese wilden Horden erst hierher, dann wird es ein übles Blutbad geben. Das Leben in Ranak wird ausgelöscht werden." Geschickt setzte er eine Pause, damit sich die Männer Gedanken über ihre Zukunft und das Morden machen konnten.
"Ich habe einen Plan ausgearbeitet und viele freiwillige Helfer mitgebracht, damit wir gemeinsam einen starken Verteidigungswall errichten können, um die Gegner von diesem Land fern zu halten. Dazu benötigen wir auch die Unterstützung des Volks. Wir brauchen dringend Schippen, Spaten und Schubkarren. Wie brauchen Tauwerk und Steinmetze samt ihrem Werkzeug. Wir brauchen Schmiede und wir brauchen tausende Pfeile. Ich weiß, dass es keine leichte Aufgabe ist. Dennoch denke ich, dass es notwendig ist, um ihre Familien zu schützen. Ich denke, dass sind wir alle ihren Familien schuldig, nach den langen Jahren der Tyrannei. Selbstverständlich werden wir sie bezahlen und versorgen. Auch die ehemaligen Generäle und Offiziere aus Ranak werden uns bei der Arbeit unterstützen, weil die Armee nun einmal für den Schutz des Landes und jedem Bürger zuständig sind. Gäben wir jetzt unsere Hoffnung auf, dann wäre Ranak verloren. Im Gegensatz zu ihrem ehemaligen König, setzten wir auf Freundschaft und Gerechtigkeit."
Erste Männer klatschten zurückhaltend, weil sie es nicht kannten, dass ein Herrscher so offen zu ihnen sprach. Im Anschluss verkündete Treidur seine vorbereitete Rede. Der Jubel verstärkte sich und die Männer spürten die Veränderung. Bereitwillig wollten sie das Land verteidigen. Mittags entließen sie die Männer, damit sie sich Gedanken machen konnten, wie sie den benötigten Werkzeuge und Baumänner beschaffen konnten. Danach begannen die Gespräche mit den Generälen, die fest umrissenen Aufgaben zu erfüllen hatten. Jeder bekam eine Aufgabe, die er schultern musste. Auch die Obristen wurden eingeteilt, um ihren Beitrag zu leisten. Immerhin mussten sie erste Einheiten in zwei Tagen abrücken. Jeden Tag sollte eine weitere Einheit mit einem Versorgungszug folgen, damit die Einheiten zügig mit dem Bau der Wehranlage beginnen konnten. Natürlich erfuhren die Männer nicht sämtliche Geheimnisse. Dafür war es noch zu früh und die Generäle sollten nicht vorzeitig in ihre Pläne eingeweiht werden.
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Als sie an der Baustelle eintrafen war bereits ein Teil der tiefen Gräben ausgehoben. Steinmetze hatten den Untergrund mit ihren Werkzeugen so bearbeitet, dass man darauf die Mauern errichten konnte. Weitere Steinmetze schlugen in nahen Steinbrüchen die Blöcke zu, um die Basis der Mauer errichten zu können. Hierzu wurde ein harter Kalkstein gebrochen, um die unteren Schichten fest verankern zu können. Zugleich wurden vier Wasserbecken ausgehoben. Zuerst wurde das Vorwerk errichtet. Nur die wichtigen tragenden Elemente wurden aus hartem Gestein gefertigt. Dieses waren des Torhaus und die Fundamente der beiden Ecktürme. Ab einer Bauhöhe von drei Spannen wurde weicherer Kalkstein verwendet, um die Arbeit zu beschleunigen. Die Schmiede fertigten unentwegt Eisenverbindungen und die Zimmermänner starke Holzverbindungen, um der Mauer ohne Mörtel mehr Stabilität zu geben. Das Tor und Fallgatter wurden gefertigt und auch die erforderlichen Maueranker. Regenfälle füllten rascher als erwartet die Gräben. Endlich wurden auch die Holzbrücken fertig und mit viel Manneskraft in den vorbereiteten Lagern montiert. Vor dem Vorwerk betätigten sich nun Männer damit, um Löcher in den Fels zu schlagen, um das Versickern von Regenwasser zu beschleunigen. Andere Männer schnitten das Gras, um den Pferden jederzeit ausreichend Futter anbieten zu können. Hinter der Mauer wurden bereits Stützmauern gezogen, um erste Stallungen und Heulager zu errichten. In der zweiten und dritten Etage wurden die Unterkünfte für die Besatzung zu erschaffen. Leichtes Fachwerk reichte hier, um den Männern warme Schlafplätze einzurichten.
Weitere Lagerhäuser und Stallungen entstanden an den Felswänden. Erst im Anschluss daran errichteten sie riesige Koppeln für die Pferde und das Nutzvieh. Die Unterkünfte für die Truppen wurden beiderseits der Straße errichtet. In der Fachwerkbauweise und mit dem Lehm und dem Dung der Rinder ließen sich recht schnell genügend Schlafplätze errichten. Kleine Lichtöffnungen, die sich mit kleinen Fenstern aus Marienglas schließen ließen mussten reichen, um den Männern genügend Schutz vor der Witterung zu bieten. Die Dächer wurden mit Brettern und dichten Schilfdächern eingedeckt, um das Eindringen von Regen zu unterbinden. Zeitgleich wurden acht große Koppeln für die Pferde errichtet. Auf jeder Koppel wurde jeweils ein Regenschutz für die Pferde errichtet, da für Stallungen vorerst das Material fehlte.
Der Zwischenraum zwischen der Außenmauer und der Innenmauer wurde stetig verfüllt um dem gesamten Bauwerk mehr Stabilität zu verleihen. Es blieb sogar noch Zeit, um Backhäuser und Essräume für die Truppen zu errichten. Die Küchen waren in diese Gebäude integriert, und auch große Spülbecken wurden nicht vergessen. Letztlich entstanden auch die Baracken mit den Donnerbalken, ein Lazarett und weitere Lagerhäuser. Die vier Rüstkammern auf den Mauern und die beiden Rüstkammern neben dem Haupttor wurden nach und nach mit Waffen aller Art aufgefüllt. Die Männer übten nun täglich das Bogenschießen oder den Einsatz der Armbrüste. Binnen Tagen wurden die Männer zu passablen Bogenschützen. Übungen mit den Äxten und den Kurzwaffen folgten. Die Unteroffiziere lernten ihre Männer mit Befehlen zu versorgen. Die jungen Offiziere wurden in der Kriegstaktik ausgebildet, um zu wissen, wann und welche Truppenteile erfolgversprechend eingesetzt werden sollten. Sie führten schließlich jeweils eine starke Hundertschaft und vier Melder.
Endlich rückten die ersten Truppen aus, um das Vorfeld zu erkunden, und um die Männer zu schützen, die die Pferde täglich mit frischem Futter versorgten. Gelegentlich sahen die Aufklärer erste Späher der Gegner, die aufmerksam das treiben der Einheiten beobachteten. Für Leondur bedeutete es, dass er erste Einheiten seiner Truppe an seine Bastion verlegen musste. Immerhin war die Ausbildung vieler Einheiten weitgehend abgeschlossen und die Bastion war fast vollkommen einsatzbereit, obwohl vieles nur Blendwerk und ein wenig unvollkommen bleiben musste. Einem Angriff von zehntausenden Angreifern würde diese Festung jedoch problemlos standhalten. Die Generäle hingegen wurden unruhig, da sie gedacht hatten weiterhin von dem König mit Befehlen versorgt zu werden.
Eilig berief er die Generäle daher ein. "Meine Herren, sie kennen ihre Aufgaben und Pflichten. Ich werde bald abrücken und nur einhundert Männer von mir verbleiben hier vor Ort, um sie zu unterstützen. Dennoch muss ich darauf drängen, dass sie sich ihrer Verantwortung endlich stellen. Als General befehligt man größere Truppenverbände." Mit dem Finger wies er auf die Männer. "Sie sind für die Versorgung der Truppe verantwortlich. Sie für die berittenen Einheiten. Sie für die Besatzung dieser Festung und sie tragen für die Aufklärung Verantwortung. Bei den vielen Übungen habe ich ihnen jedes Detail erklärt. Ich kann sie leider nicht länger unterstützen, weil ich vornehmlich für meine Truppen sorgen muss. Ich habe vier starke Bastionen zu befehligen und dazu noch ein Land von der Größe Ranaks. Ich lasse ihnen einen kompetenten Offizier hier zurück, der ihnen jederzeit mit Rat zur Seite steht. Falls sie die Verantwortung nicht tragen können oder wollen, dann legen sie bitte ihr Posten nieder. Bitte verstehen sie. Sie und nur sie sind für das Land Ranak derzeit verantwortlich. Immerhin hatten sie über zwanzig oder dreißig Jahre Zeit, um sich auf diesen Überlebenskampf vorzubereiten. Zudem, sie haben Augen im Kopf und können somit die Gefechtsschwerpunkte jederzeit verlagern. Gerne schreibe ich ihnen die wichtigsten Gefechtsregel auf, aber das würde doch lächerlich wirken, wenn ihre Obristen und Majore dieses erfahren würden. Oder?"
Nur kurz überlegten die Generäle. Einer wagte sich sogar forsch vor. "Sie wissen doch ganz genau, dass wir bisher noch nie Schlachten gelenkt haben und wir nur Befehlsempfänger waren. Zudem führten wir nur berittene Truppenteile." Barsch schnitt er dem Mann das Wort ab. "Ich weiß es, aber ihre Männer dürfen es nicht spüren. Das ist die Pflicht, die sie als General zu erfüllen haben, um ihr Land zu verteidigen. Habe ich nicht schon genug für sie getan. Ich habe ihren König gefangen genommen. Ich habe ihre Truppen gesammelt und die Versorgungskette aufgebaut. Ich habe diese Festung geplant und sie tatkräftig bei der Errichtung unterstützt. Meine Männer haben ihre Truppen ausgebildet und ihnen das Rüstzeug beigebracht, welches notwendig ist. Ich habe auch sie in der Truppenführung unterwiesen und lasse einen hohen Offizier meiner Truppe hier zurück, der sie jederzeit berät. Aber ihren Krieg müssen sie ohne meine Hilfe bestreiten, weil ich vorrangig mein Land verteidigen muss. Ich hoffe, dass sie verstehen, dass mir meine Heimat mehr am Herzen liegt, als das Land, welches meine Heimat über Jahre ausgeplündert hat." Diese deftigen Worte waren notwendig, um den Generälen endgültig den Zahn zu ziehen.
"Zum Abschluss überlasse ich ihnen noch eine Karte, auf der alle Posten und Stellungen verzeichnet sind. Unten im Besprechungsraum hängt eine Kopie. Meine Zeichner haben die Karten angefertigt. Sogar die basalen Abläufe habe ich ihnen aufgeschrieben. Wenn sie diese Regeln befolgen, dann können sie ohne weiteres neuntausend Gegner abweisen. Und wenn es mehr Gegner sein sollten, dann müssen sie halt neue Ideen entwickeln. Ich werde es für mein Land tun und sie für ihre Heimat. Und nun beenden wir das Gespräch, weil es müßig für mich ist ihnen die Kriegsregeln zu erklären. Bedenken sie auch, dass Treidur mit nur fünfhundert Männern dafür sorgt, dass sie stetig Nachschub bekommen. Ihr Obrist Janitz kann sie auch über die zweite Verteidigungslinie informieren, die ich so nebenher erstellen ließ, damit sie für den Ernstfall eine sichere Rückzugsbasis vorfinden. Setzen sie sich auf ihre Pferde und erkunden sie jede Meile des Geländes und die zweite Linie. Mehr bleibt mir nicht zu sagen." Irritiert blickten ihn die Generäle an, so als hätte er sie mit einem Knüppel durchgeprügelt. Dennoch neue Fragen drangen nicht aus ihren Mündern. Konsterniert blickten sie sich an. Unbelastet verließ Leondur dem Kreis der überforderten Offiziere. Lächelnd stieg er die Treppe hinunter. "Merkwürdige Generäle sind das. Jeder Hauptmann meiner Truppe kann mehr leisten, als diese trägen Kleiderständer, die offenbar noch nicht den Ernst der Lage erkannt haben. Ich mag mir nicht vorstellen, was sie ohne diese Bastion machen würden. Würden sie mit ihren ollen Lanzenreitern versuchen fünftausend Gegner abzuwehren?" Er schüttelte seinen Kopf.
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Binnen kurzer Zeit war seine Truppe abmarschbereit. Zweihundert Wagen begleiteten die Einheit. In einer durchdachten Marschordnung rückten sie ab und marschierten zu ihrer Bastion, die längst nicht so imposant wirken mochte, aber die Männer auf den Mauern wussten auch ohne die Order von Generälen, was jederzeit zu tun war. Mit Glück blieben ihnen noch zwei Monate, um alles für den Krieg vorzubereiten. Über Tage marschierten sie gen Westen, um die erste Bastion zu erreichen. Dort erblickten sie eine gut organisierte Truppe, die sich bestmöglich an diesem Standort eingerichtet hatte. Pferdegatter, Heulager, Unterkünfte und eine erstaunlich hohe Mauer grenzten diese Seite von dem ehemaligen Ödland im Süden ab. Die Felsen waren inzwischen durch zusätzliche Bastionen verstärkt worden und große Wasserbecken versorgten die Pferde mit Wasser. Erstaunlicher waren die grünen Weiden für die Tiere. Prall gefüllte Heulager zeugten vom Fleiß der Männer und dem Elan, der dieses alles bewirkte.
Neugierig ritt er durch das Tor, um sich das Bauwerk aus der Sicht eines Gegners anzuschauen. Das Land fiel nach Süden und Westen über eine weite Strecke ab. Der Sand war von den Regenfällen weit nach Süden geschwemmt worden. Erst weit vor dem Vorwerk hielt er an und betrachtete sich die Anlage mit den Türmen auf den schroffen Felsen. In den Felsboden waren tausende Löcher gegraben worden, um das Regenwasser zu sammeln und Reitern zu erschweren sich gefahrlos der Festung zu nähern. Zugleich war der Boden dadurch unpassierbar für schweres Belagerungsgerät. Sorgsam überprüfte er die Möglichkeiten jedem Meter vor der Festung mit Pfeilen absichern zu können. Auch die schweren Armbrüste schienen bestmöglich positioniert zu sein, um ungestüme Angriffe harsch abwehren zu können.
Erst danach gönnte er sich einen Blick gen Westen und schwenkte danach seinen Blick nach Süden. Überall sah er Grünflächen und Blumen wachsen, die das Land fruchtbar erscheinen ließen. Dennoch, Bäume fehlten, die Menschen und Pferden Schatten spendeten. Einzelne Gazellen strichen über das weite Land und grasten die frischen Weiden ab. Kurzentschlossen ritt er eine Meile gen Süden. Das karge Land hatte sich tatsächlich von einer lebensfeindlichen Steppe in eine Art karges Grasland verwandelt. Quellen oder Wasserlöcher jedoch suchte er vergeblich. Der Boden und die Sonne schienen jeden Tropfen Wasser aufzusaugen, ohne Bäche speisen zu können. Wohin das Wasser verschwand ließ sich nicht klären. Einerseits war es rätselhaft und andererseits war es positiv. "Reiter samt ihrer Pferde konnten an diesem Ort nur kurze Zeit überdauern. Mochten sich die Pferde noch von dem kargen Grünzeug kurzzeitig ernähren können, Menschen jedoch würde es niemals gelingen. Sie müssten ihre Nahrung mitbringen und dazu das Wasser für sich und die Tiere. Unmöglich ist nichts, aber selbst Steppenbewohner brauchen täglich frisches Wasser und Nahrung." Mit dieser Betrachtung ließ er es bewenden und ritt gemächlich zur Bastion zurück. Im Westen zogen dunkle Wolken auf. Vermutlich würde es wieder Regen geben. Erst dann ließen sich manche Rätsel der Natur beobachten und möglicherweise erklären.