Nach der Aburteilung der Haupttäter folgten hunderte Urteile gegen deren Kinder und Verwandte, die durch die Günstlingswirtschaft über Jahre kostspielige Privilegien genossen hatten. Sie mussten keinen Wehrdienst ableisten, bekamen finanzielle Sonderzuweisungen, erfüllten ihre Dienstpflichten nicht und sie hatten sich Pferde, Wagen, Vieh und hunderte anderer Dinge gesetzeswidrig angeeignet. Fast alle Klagen führten zu Verbannungen, dem Nachholen der Dienstpflichten und dem Abarbeiten von immensen Schulden. Da es sich zumeist um junge Männer handelte, wurden die Verurteilten zu einer verlängerten Ableistung der Wehrdienstzeit von fünf bis zehn Jahren verurteilt. Natürlich ohne Zahlung von Sold und besonderen Vergünstigungen. Für jeden Verstoß konnte die Strafe um Monate oder Jahre verlängert werden.
Das Volk hatte zudem den Wunsch geäußert, dass die Strafen außerhalb des Kernlandes verbüßt werden sollten. Dem Wunsch gaben die neuen Militärführer gerne nach, da an einigen Standorten eine Vielzahl freiwillige Krieger fehlten. Die erste Kolonne verließ das Land Richtung Bleiberg, wo die jungen Männer eine militärische Grundausbildung als Infanteristen erhalten sollten. Natürlich waren sämtliche jungen Männer in Ketten gelegt worden und marschierten unter Aufsicht und ohne ihre Habe aus dem Land. Die Ausstattung der Junker fiel spärlich aus. Neben einer Decke, gebrauchten Schuhen und der Wechselwäsche erhielten sie nur noch eine Wasserflasche, Blechgeschirr, einen Rucksack und eine warme Jacke für den Winter. Gebrauchte Handschuhe wurden auch noch ausgegeben neben den üblichen Mützen. In einem dunklen Leinenbeutel durften sie ihren Proviant verstauen. Also jeweils eine Tagesration, die aus Brot, Schinken und Käse bestand. Dazu gab es zwei Äpfel und Möhren. Bis zum Gelben Tor trotteten die Junker vier Tage. Der Abstieg erforderte zwei weitere Tage und dann folgte der lange Marsch bis nach Bleiberg. Regen erschwerte den Marsch, aber Soldaten sollten zu jeder Zeit Härten ertragen können.
Im Kerker von Talin durften sich die jungen Rekruten einen Tag lang ausruhen und sich gründlich waschen. Der Weg durch die Stadt wurde zu einer Willensprobe, da sämtliche Zivilisten ihren Metallschmuck an den Armen und Beinen sahen. Manche Leute zögerten nicht, und bewarfen die Verurteilten mit fauligem Gemüse und Straßendreck. Erstmals erlebten die Junker, was es bedeutete, wenn man von Mitbürgern erniedrigt wurde. Sie spürten, wie die Menschen über sie dachten, und dass es wohl keine Möglichkeit zur Flucht geben würde. Der Hass übermannte einige Junker und sie begannen zu flennen. Bisher hatten sie auf der angenehmen Seite des Volks gelebt und nun waren sie kaum mehr als zweibeiniger Straßendreck, der in Ketten in einem abgelegenen Winkel des Landes geführt wurde. Dieses zu erleben, hatten sich die faulen Maden zu keiner Zeit vorstellen können, aber nun erlebten sie den Hass, der Menschen, die ihre Väter und Familien über Jahre skrupellos ausgebeutet hatten.
Der Weg bis zu den Stallungen von Bleiberg blieb für sie ereignislos, da sie langsam schmerzende Beine und manch anderes Problem durchleben durften. Dazu nagte latent der Hunger an den Junkern, die besseres Essen und größere Portionen gewohnt waren. Dazu die warmen Tage und die frischen Nächte. Keine Erfahrung, die jeder Junker durchleben musste blieb ihnen erspart. Dazu die Nächte unter freiem Himmel und der Schmutz, der überall auf sie wartete. Keine Nuance eines Soldatenlebens blieb ihnen in diesen Tagen verborgen. Als es noch zu regnen begann wurde aus dem anstrengenden Marsch eine Tortur. In nassen Klamotten zu marschieren ließ sie neue Tücken des Lebens erfahren. Nun lernten sie neben dem Hunger auch noch die Kälte in den müden Knochen kennen und durchlebten jede Pein, die jeder Soldat über Jahre ertragen musste.
Längst war die Stimmung der Junker auf den Tiefpunkt gesunken, aber die Aufpasser lachten nur. "Junker, nicht so träge. Denkt daran, dass irgendwann der Winter kommt, da wird es noch schlimmer, wenn man auf dem gefrorenen Boden schlafen muss. Also Kopf hoch und zeigt endlich, dass ihr junge und starke Kerle seid. Immerhin habt ihr noch nicht den Krieg kennengelernt. Somit seid ihr besser dran als tausende andere Junker, die wir verrecken sahen. Manche starben schnell an ihren Verletzungen. Andere verreckten erst nach Tagen und diejenigen die Glück hatten - überlebten als Krüppel und betteln nun in den Gassen der Städte. Mal fehlte nur ein Auge. Wesentlich mehr verloren einen Arm oder ein Bein. Grübelt darüber nach, was ihr erleben wollt."
Als die Junker endlich Bleiberg sahen schöpften sie wieder ein wenig Mut. Noch ahnten sie nicht, dass sie in einem zugigen Stall ihre ersten Monate verbringen durften. Als sie den Stall betraten empfing sie der Duft nach Pferden. Nach einer kurzen Pause mussten sie ihre Schlaflager richten und danach Holzscheite spalten, um für die Nacht die drei Öfen beheizen zu können. Aus dem Brunnen zogen sie Wasser hoch und tranken es begierig, denn etwas anderes gab es nicht. Am nächsten Tag fertigten sie unter Aufsicht Tische, Stühle und Haken, an denen sie ihre Habe aufhängen konnten. In einem Eimer vermengten sie Pferdeäpfel, Stroh und Heu, um die Lücken in der Bretterbude abzudichten. Kurz vor der Bettruhe wurde noch das Programm für den nächsten Tag bekannt gegeben. "Morgen in der Frühe brechen wir auf. Jeder bekommt zwei Säcke. In einem sammelt ihr Kiefernzapfen und im zweiten Sack dürft ihr Holzstecken, Pilze und Beeren transportieren. Achtet darauf, dass euch keine Schlange beißt. Wenn ihr Obstbäume findet dürft ihr euch an dem Obst bedienen. Kommt einer auf krumme Gedanken und will stiften gehen, dann strecken wir euch mit unseren Pfeilen nieder. Meinethalben dürft ihr auch wilde Tauben und Fettmäuse einfangen, um eure Rationen aufzustocken. Beliebt ist auch das Sammeln von Wildkräutern, um die Speisen schmackhafter zu machen. Um euch das Leben einfacher zu machen, geben wir noch zwei Karren hinzu. Wenn ihr klug zusammenarbeitet, dann könnt ihr wesentlich mehr einsammeln, als nur mit den Säcken. Ich möchte noch anfügen, dass wir euch jederzeit genau beobachten werden, um eure Stärken und Schwächen zu erkennen."