Die jungen Soldaten hatten noch Mühe sich mit dem neuen Leben anzufreunden. Ein Kriegszug besaß weder Ruhe noch ein geregeltes Leben. Das Leben konzentrierte sich auf den Pferderücken und die vielen Transportwagen, die nun den Lebensmittelpunkt der Junker darstellten. Morgens mussten die gesamte Ausrüstung verladen werden. Im Anschluss bekam man von einem anderen Wagen die Tagesration, die man sich in den Brotbeutel stopfte. Und am Abend entlud man die Wagen wieder. Faule Kameraden schliefen unter oder auf den Wagen. Die Neulinge mussten in den Zelten die Nacht verbringen. Nach vier Tagen sorgte ein Offizier für Ordnung in der Einheit. Mit nur einer kleinen Kompanie schafften wir die Beute aus einer Domäne nach Norden. Dort angekommen entladen wir die Wagen wieder und folgten erneut dem Heerzug. Besonders gefährlich war die Tätigkeit nicht, aber der Schlaf kam immer zu kurz. Bedauernswert war, dass wir von der Beute nur ein paar Schluck Bier und Käse abbekamen. Auch das Obst durften wir futtern, aber nach dem zehnten Apfel schmeckten die Früchte nicht mehr so gut. Aber die Pferde freuten sich immer über einen Apfel. Da es noch einiges zu ernten gab, wie Kohl, Porree, Möhren und Bohnen würden wir diese Tour sicher noch häufiger fahren, bis alles in der Heimat gelangte.
XXX
"Haldur, jetzt kommt es nur noch darauf an die Nerven zu behalten, um danach die Ernte einzufahren. Lächle den Torposten zu und orientiere dich nach den passieren des Tores nach rechts. Sammle fünfzig Männer und dann beginnt die Eroberung des Tores. Ist das geschafft, dann nehmen wir die Mauer ein. Meine Männer verhindern, dass das Fallgater und das Tor geschlossen werden können. Uns folgen danach vierhundert Männer. Und denkt daran, wir brauchen die Wachmänner, damit wir rasch eine Bastion auf der anderen Seite des Tanin aufbauen können. Ansonsten müssen wir selbst schwitzen." Mit seinem Wanderstecken schlug der König gerade zwei Torposten nieder, die von nachfolgenden Männern rasch mitgezerrt wurden, damit ihr Fehlen nicht auffiel. Auf der rechten Seite verschwanden die Torposten auf gleiche Weise. Rasch zogen sich eigene Männer die Uniformen an und stolzierten wie alternde Gockel auf dem Misthaufen herum und brüllten sinnlose Befehle. Erst jetzt drangen sie in die Wachstuben ein und übermannten dort die Männer. Jetzt konnten sie das Tor vollkommen einnehmen. Die Mauer wurde unauffällig besetzt und als auch noch das zweite Tor im Handstreich genommen war, begann das übliche Aufräumen. Erst jetzt folgte der spannende Teil. Vier Wagen mit fünfzig Gardereitern sollten die Bastion auf der Südseite einnehmen. Von der Mauer aus beobachtete Haldur, wie die Roten Teufel auch noch diese Bastion im Handstreich eroberten. Zügig mussten sie sich jetzt den Kasernen zuwenden. Im Laufschritt eilte er zu der ersten Kaserne, in der sie nur achtzig betrunkene Gardereiter vorfanden. Aber es gab dort über einhundert Pferde zu erbeuten und Waffen aller Art samt einer vollen Truppenkasse. In der alten Kaserne der Wachmannschaft fanden sie nur wenige Pferde und etwa einhundert schlafende Wachen. Rasch nahmen sie auch diese Kaserne ein. Die Truppenkasse war nur dürftig mit Gold und Silber bestückt. In der Kommandantur hingegen machten sie fette Beute. Neunzig Pferde, acht Transportwagen, die bereits beladen wurden. Als sie eindrangen brüllten sie noch die zwanzig Gardereiter an, aber die Knüppel ließen die forschen Männer in ihren glänzenden Rüstungen schnell verstummen. Selbst die aufwendige Helmzier änderte daran nichts.
Die Stadtkasse war ebenfalls gut gefüllt. Auch diese wurde gerade für den Abtransport vorbereitet. Die zehn Stadtwachen, die sich weigerten die Kasse zu übergeben wurden ebenso übermannt. Die Knüppel wirkten erstaunlich schnell und zuverlässig. Der Stadtschreiber jammerte und protestierte gerade noch, bevor auch er sich einen Faustschlag fing und zurück taumelte. Erstaunt fügte der Krieger an. "Schreiber knicken schneller ein, als Wachmänner." Erst zur Mittagszeit hatten sie einen vollkommenen Überblick über die Beute. "So Haldur, jetzt hast du deine Pferde, Gespanne und die Waffen, die du haben wolltest. Damit kannst du fünf Schwadronen leichte Reiter und die gewünschte Anzahl an schweren Infanteristen ausrüsten. Wenn die anderen Angriffe genauso gut verliefen, dann ist der Tanin fast vollständig in unserer Hand. Das Gold nehme ich mir, weil ich meine Männer auch entlohnen muss. Mit diesen Erfolgen rückt dein Wunsch König zu werden wieder ein Stück näher. Und jetzt geht es nur noch darum aus den kleinen Siegen einen großen Erfolg zu machen. Ich vermute, Treidur erzählt ähnliches gerade Drogusch, der genauso überrascht von dem Erfolg sein dürfte. Wenn wir die Gunst der Stunde ausnutzen, dann wird daraus erst der große Sieg. Stellt euch nur vor, dein König erführe von deinen grandiosen Siegen gegen Ranak."
"Was meint ihr damit? Ich verstehe es nicht." Der König schmunzelte dezent. "Jetzt kann uns alles gelingen. Ihr helft mir jetzt weitere drei Provinzen von Ranak zu erobern. Fallen die ersten beiden Schlüsselstellungen, dann haben wir das Land Ranak fast auf die Hälfte reduziert. Lanzenreiter und andere Krieger werden euch nicht mehr angreifen können und ein Teil des Ruhms wird Drogusch und dir zuteil. Ich kann mir gut vorstellen, dass dein König dir gerne seine Töchter zum Geschenk macht, wenn erfährt, was ihr für ein kühner Streiter seid. Aber nun zurück zu den wesentlichen Punkten. Vor der Bastion an Südufer muss ein mächtiger Graben gezogen werden. Die Arbeitskräfte stammen aus Ranak, weil wir die Männer nicht getötet haben. Mit dreihundert Männern haltet ihr das Land. Ist auch noch die Furt gesichert, dann dürfte es Frieden in eurem Land geben. Mein Frieden ist jedoch noch weiter entfernt. Erst wenn ich den König von Ranak in die Unterwelt geschickt habe, finde ich meinen Frieden und erst danach kann ich das Leben mit Asja in vollen Zügen genießen. Dazu ist es jedoch erforderlich, dass ihr und eure Männer mich begleiten. Oder ist es zu viel verlangt?"
"Wohin begleiten? Verzeiht in dem Vertrag stand davon nichts." "In dem Vertrag stand auch nichts davon, dass wir jetzt schon die Grenze deutlich nach Süden verschieben konnten und ihr reiche Beute macht. Wir müssen nur zwei Städte und drei Bastionen einnehmen, dann gewinnen wir beide einen dauerhaften Frieden. Zugleich enden die Zeiten, in denen wir uns auf dem Rücken von Pferden durch das Feindesland bewegen müssen. Erst dann können wir die Ernte in unserem eigenen Ländern einfahren. Das Volk gewinnt an Wohlstand und der Frieden wird euch durch das Volk mit vollen Getreidespeichern vergolten. Ist das nicht auch die Zukunft, die ihr euch vorstellt?"
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Die Truppe des Königs zog ab. Haldur zweifelte, da er seinen Fehler nicht sofort einsah. Lange grübelte er über den Vertrag und die Folgen für sein Land und für sich. Erst zu spät dämmerte es ihm, dass er sein Ehrenwort gebrochen hatte. "Der König von Ethymien hatte sein Wort gehalten und ich habe einem Freund, der mir einmal das Leben geschenkt hat - meinen Beistand verwehrt. Was wird nun aus meinen Männern, meinem Volk und aus meinen Schwestern? Warum habe ich nicht erkannt, dass jedes Wort des Königs mehr Wert besitzen als mein Ehrenwort." Laut rief er nach Harald. Es dauerte, bis Harald betrunken erschien. "Harald lasse alle Pferde Satteln und dann folgen wir dem König." "Geht nicht, wir alle sind besoffen. Ich glaube kaum, dass wir die Pferde satteln oder reiten können. Komisch ist nur, dass alle Männer vom König die Biege gemacht haben. Die wollen wohl nicht mit uns feiern." "Halte dein Maul Harald. Keiner der Männer bekommt auch nur noch einen Schluck zu saufen. Morgen in der Frühe folgen wir unserem einzigen Freund, den wir haben. Sorge dafür, dass alle Männer wieder klar im Kopf werden und wir morgen in der Frühe abrücken können." "Ey, Herzog ich schließe die Zapfhähne und stauche die Besoffenen zusammen. Eine Garantie kann ich jedoch nicht geben."
Erstmals in seinem Leben fühlte sich der Herzog mies. "Ich habe mein Wort gebrochen, weil ich die Worte vom König nicht ernsthaft abgewogen habe. Was bin ich nur für Idiot, dass ich die großen Ziele nicht sah und nur an den Vertrag dachte. Scheiße auch. Jetzt müssen alle für meine Dummheit büßen, weil ich doch nur ein dummer Junge bin, der nicht genug Verstand besitzt. Jedes einzelne Wort hat er mir gesagt und ich habe sie nicht verstanden." Erst im Morgengrauen waren vierhundert Männer klar genug, um ihre Pferde zu satteln. Mit harschen Befehlen sorgte Haldur dafür, dass sämtliche Befehle von ihm umgesetzt wurden und ein stattlicher Tross mit einer zweiten Einheit folgen würde. Auch der Graben musste gebuddelt werden, harsch munterte er seine Männer auf. "Wenn ich in drei Tagen zurück bin, dann ist der Graben fertig und auch die schmale Brücke. Wein ist für den nächsten Monat untersagt. Sollte ich jemanden angetrunken vorfinden, dann setzt es übelste Strafen. Und nun passt auf die Gefangenen auf, damit sie ihre Pflicht erfüllen ansonsten tanzt hier nur noch die Peitsche."
Träge folgten sie den Spuren. Mühsam tasteten sie sich voran, um dem König halbwegs folgen zu können. Erst nach Stunden begannen sie ihre Pferde zu führen, weil es keinen Mann gab, der hier die Befehle gab. Beharrlich folgten sie der Spur. Was anderes konnten sie tun. An den Bächen versorgten sie die Pferde mit Futter und Wasser, sie selbst kauten nur auf fettem Speck und genehmigten sich einige Äpfel. Dann rafften sie sich wieder auf und führten die Pferde noch einige Meilen. Vier leichte Reiter sicherten den Weg ab und legten Wegezeichen aus. In der Fern sah er bereits eine eine schwache Staubwolke. Wie aus dem Nichts tauchte ein Meldereiter von dem König vor ihnen auf. "Es gibt keinen Grund zur Eile. Ich zeige euch euren Rastplatz. Weiter westlich strolchen fünfhundert Reiter aus Ranak herum. Die wollen wir mit einer doppelten Umfassung zur Aufgabe zwingen. Wir wollen, dass sie einen Angriff wagen und dabei mitten in die Falle reiten. Auf diesem Gebiet ist der Obrist unschlagbar. Ihr solltet euch einmal die Geschichten anhören, die die Roten Teufel erzählen. Ach, es ist gut, dass ihr die Pferde führt. So erkennen euch die ollen Lanzenreiter nicht, weil es alles nur Blindfische sind. Also folgt mir bitte. Eure Nachzügler folgen euch in einem Abstand von etwa sechs Stunden. Heute Nacht fangen wir sie ein und führen sie in ihre Stellung für den Angriff. Dort können sich die müden Heinis dann ausruhen. Denkt daran, keine lauten Geräusche zu machen. Malven und Jesten beschützen derweil eure Saufbolde." Mit einem Satz sprang der Junker von seinem Zelter und führte sein Pferd vor ihnen her. Noch über eine halbe Ewigkeit führten sie ihre Pferde durch das Buschland. In den flachen Mulden gab es fette Weiden und auf den sanften Erhebungen wuchsen nur dürre Gebüsche, die kaum drei Meter Höhe erreichten. In der Dämmerung bog ihr Führer vom Hauptweg ab. Zielsicher führte er sie in ein etwas tieferes Tal mit steilen Wänden. "An diesem Ort rasten wir, bis die Sonne uns wach küsst. Kümmert euch um eure Pferde. Sie brauchen Futter und genügend zu saufen. Danach kontrolliert ihr die Hufeisen und striegelt die Pferde. Achtet besonders auf die Beine und den Bauch der Tiere, weil hier viele Disteln und Carden wachsen. Sie heften sich gerne in das Fell und damit beginnt der Ärger.“
„Die Pferde leiden ansonsten unter eurer Dummheit. Bluten sie erst einmal, dann kommen die Fliegen und legen ihre Eier in die Wunden. Dadurch fallen die Pferde dann für zwei Wochen aus. Ich denke, dass wollt ihr nicht. Bedenkt, die Pferde mühen sich für uns ab und daher müssen wir sie jederzeit bestens pflegen, selbst wenn wir müde und hungrig sind." Wortlos zog sich der Meldereiter zurück. Leise gab Haldur die Anordnungen weiter, damit die Pferde bestmöglich versorgt wurden. Erst nach einer Weile ging der unbekannte Meldereiter durch die Reihen der Pferde und versorgte einige Tiere mit Rossbalsam und legte manchen Pferden Bandagen um die Läufe. Danach band er den Pferden weiße Bänder um den Hals. Klar gab er Anweisungen. Diese Pferde werden zwei Tage geschont. Sie werden nicht geritten. Falls ihr Ersatzpferde habt, sollen die Reiter sich gesunde Pferde aussuchen. Ist das nicht der Fall, dann müssen die Männer die Pferde fünfzig Meilen gen Westen führen. Ich unterrichte die Pappnasen rasch, wie sie sich in diesem Land orientieren können."
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"Haben sie schon die bitteren Neuigkeiten vernommen. Die Reesen, Vasken und das Gesindel aus dem Norden haben uns alle Provinzen bis zum Tanin genommen. Mit kleineren Raubaktionen nehmen sie sich auch meine Pferde und leeren dann auch meine Getreidelager. Wie kommen diese wilden Bastarde nur auf die Idee, dass sie mich ungestraft so infam bestehlen dürfen. Da steckt bestimmt der Rote Teufel dahinter. Wissen wir etwas darüber?" Der General stand steif, wie eine Holzpuppe vor dem König. "Nein, Herr König. Wie auch. Alle Meldereiter und Späher wurden den Lanzenreitern eingegliedert. Ohne diese Augen und Ohren erfahren wir kaum noch etwas. Offenbar haben die Völker von uns gelernt und beobachteten, wie wir unsere Truppen gen Süden verlegten. Es war euer Befehl. Jetzt stehen die Truppen im Süden und im Westen, um den Renegaten dingfest zu machen. Auch das war euer Befehl. Bedenkt auch, dass wir schon seit Jahren die Aufstellung von Linieninfanterie angeraten haben. Gebt mir eure Befehle und ich werde versuchen, dem Spuk ein Ende zu setzen. Bedenkt dabei auch, das uns zehntausend Männer fehlen. Zahlt allen Soldaten einen Jahreslohn aus, dann können sie sich selbst etwas zu futtern kaufen. Ansonsten löst sich die Truppe immer mehr auf. Die dürren Latten können kaum noch stehen."
"Ihr wagt es also mir Vorschriften zu machen. Seit ihr noch bei Sinnen. Oder wollt ihr eine Palastrevolte entfachen, um mir meinen Thron zu rauben. Über Jahre habe ich mir größte Mühe gegeben, um aus euch einen guten Offizier zu formen und nun solche lästerlichen Worte. Ich werde das Kommando wieder übernehmen und dann zeige ich euch, wie man erfolgreich Krieg führt. Der Rang eines Majors reicht für euch und nun verlasst diesen Raum." Der Offizier grüßte ab und verließ den Raum. Er wusste, dass nur ein schnelles Pferd ihn retten konnte. Längst schon hatte er seine Familie in Sicherheit gebracht. Etwa fünfzig Männer würden sich ihm anschließen. Alles war vorbereitet und jetzt hieß es nur noch das eigene Leben vor der Rachsucht des Königs zu retten. Rasch bestiegen er und seine Männer die besten Pferde, die noch verfügbar waren. Es sah so aus, als würden sie zu ihrer Kaserne reiten, aber kurz vor der Kaserne bogen sie in den Wald ab und ritten über Stunden gen Norden. In einem Bachlauf legten sie eine eine Meile zurück, um in einen zweiten Wald einzutauchen. Hier warteten frische Pferde und zwanzig Männer, die die Saumpferde führten. Nach einer kurzen Rast marschierten sie fünf Meilen zu einem Köhlerflecken mitten im Wald. Erst an diesem Ort konnten sie die Pferde versorgen und sich von dem Ritt erholen. Schafften sie es noch eine abgelegene Furt durch den Tanin zu erreichen, dann winkte die Freiheit. In Moslar wollte er sich dem Gegner ergeben. Ihre Familien warteten dort auf sie. Unterwegs würden noch weitere Männer zu ihnen stoßen, wenn alles glatt lief. Immerhin hatte die Planung knapp zwei Monate gedauert. Pferde mussten organisiert werden und kleine Depots in den Wäldern wurden eingerichtet, um die Versorgung sicher zu stellen. Vermutlich nur seine Männer kannten die geheimen Wege, weil er der einzige Offizier war, der mit dem Roten Teufel diese Wege geritten war. Nach dem fünften Tag ereichten sie ein kleines Depot. Nur knapp über zwanzig Männer hatten es bis hierher geschafft. Sie berichteten von Straßensperren und zahlreichen Kontrollpunkten. Zehn Männer waren sogar von einer Streife der Nordmänner eingefangen worden. Der General grübelte darüber nach. Offenbar standen die Gegner näher als er es sich hatte vorstellen können.
Die Gedanken wurden von einem einzelnen Reiter unterbrochen. "Meine Herren, ich habe sie bereits erwartet. Eure Familien sind in Sicherheit in Moslar. Ihren geplanten Fluchtweg über die Furt können sie nicht mehr gehen. Ich wäre kein Roter Teufel, wenn ich nicht andere Wege kennen würde. An dem kleinen Depot zwei Tagesritte weiter Nördlich warten bereits einhundert Lanzenreiter und fünfzig Bogenschützen auf euch. Ich denke, dass es besser für sie ist, wenn sie mir folgen. Als Beweis für meine Aussage General Drommen soll ich ihnen ein Gedicht ihrer Frau vortragen. Er kam geritten, mit Stolz und Wagemut. Meine Augen trafen seine Augen und schon bald waren wir uns einig, dass die Zukunft uns gehört. In sternenklarer Nacht gaben wir uns das Wort unter dem Lindenbaum und den ersten Kuss. Eure Frau habt ihr in Prechten zum ersten Mal getroffen und ihre Katze trug den Namen Valeria. Ich soll euch noch die Babyschuhe von eurem Sohn Vindar übergeben. Der Name stammt von einem Onkel ihrer Frau. Die Schuhe und vier Briefe ihrer Frau und von der Frau von Major Toral sowie von den Familien von einem Hauptmann Jarim und einen anderen Offizier, der Jestenburg heißt, lasse ich hier samt der Schuhe zurück. Eine Frau ist schwanger und diese Frau mit dem Namen Kardis bittet ihren Mann bis zur Geburt in Sommerhütte einzutreffen. Das war es. Ich lege die Dinge hier ab und ziehe mich vorerst zurück. Meine Kameraden, die sie beobachten, decken meinen Rückzug. Wenn sie uns treffen wollen, dann reiten sie bitte morgen bei Sonnenaufgang den Weg zwischen den beiden morschen Birken entlang. Wir werden für sie Wegezeichen auslegen, damit sie uns folgen können. Wollen sie jedoch ihr Glück auf dem angedachten Weg folgen, dann rennen sie in ihr Verderben." Kurz grüßte der Reiter und ließ einen Beutel auf den Boden fallen. Rasch verschwand der Reiter in der Dämmerung. Der Hauptmann holte den Beutel und verteilte den Inhalt. Die Offiziere brachen die Siegel und lasen die Schreiben. Sie erkannten die Schrift und die beigefügten Haare. Unter dem Siegel der Ehefrau vom General steckte ein Zettel. "General Drommen, bei einem Gefecht gegen die Vasken habe ich euch rausgehauen. Ich sagte euch danach folgenden Satz: Reitet verborgen durch den Wald und das Land. Diese Wege kenne nur ich und folgt eurem Verstand. Die Unterschrift war klar zu Lesen. König von Ethymien. Ich kämpfte nie gegen Frauen und Kinder, das habt ihr damals akzeptiert.
Die Männer schauten sich an. Doch erst der General wagte eine Aussage. "Der Rote Teufel kennt uns alle besser als wir uns selbst und all seine Aussagen stimmen. Seine Späher kennen jeden verborgenen Weg. Nur dieser Mann traut es sich zu den König von Ranak aus dem Weg zu räumen. Ich werde mich lieber in die Hände des Mannes begeben, als das Wagnis einzugehen von den eigenen Truppen ermordet zu werden. War es nicht ohnehin unser Plan uns dem Mann zu ergeben. Ich jedenfalls vertraue dem Mann mehr als dem König. Ich überlasse es ihnen eigene Entscheidungen zu treffen. Zudem trug der Späher genau die Kleidung und Ausrüstung, die all seine Leute trugen. Nein, ich habe keine Zweifel an meiner Entscheidung." Major Toral nickte knapp. "Auch mir hat er den Arsch gerettet. Und das Schreiben meiner Frau enthielt Geheimnisse, die nur wir beiden kennen. Zudem glaube ich, dass wir den Kerl allesamt unterschätzt haben. Er weiß mehr über Ranak als wir und er hat sich getraut, den General zu stutzen und ihm schmerzhafte Wunden zuzufügen. Zudem hat er dem Kerl seine Faust in die Fresse gehauen. Hätten wir je die Traute besessen dem General so gegenüber zu treten? Ich glaube eher nicht."
Im Morgengrauen ritten sie zwischen den morschen Birken hindurch und folgten dem Weg. Meile um Meile folgten sie dem Weg. Jäh tauchte der Späher auf. "Meine Herren, wir sollten die Pferde schonen. Die nächsten Meilen führen wir die Pferde. Wir dürfen erst am Abend die Straße überqueren, wenn uns die Kasperköpfe aus Ranak nicht sehen können. Zuvor müssen die Pferde versorgt werden. Sie brauchen Wasser und fettes Gras. Sie wissen ja, der Rote Teufel hat darauf immer größten Wert gelegt. Sie sollten sich auch daran erinnern, dass er ihnen oft genug zeigte, wie man die Pferde vernünftig pflegt. Leider haben sie die Lektionen nicht verinnerlicht. Major Elster hat ihnen dieses Verhalten auch nahegelegt. Kurioserweise erinnern sie sich nicht mehr an mich. Ich war ja nur ein unbedeutender Stallbursche. Ich sollte hingerichtet werden. Sie halfen mir nicht, aber der Obrist befreite mich und brachte mich in Sicherheit. Er hat die Eier in der Hose, die ihnen fehlen. So, jetzt genug. Rechts von uns auf der Lichtung werden die Pferde versorgt. Wir haben für jedes Pferd drei Rüben und gutes Futter bereit gelegt. Die Hälfte der Männer macht danach ein Nickerchen und danach die andere Hälfte. Wenn die Dämmerung heraufzieht geht es weiter. Vier Späher stoßen zu uns. Sie sagen mir, wann wir die Straße überschreiten können. Dazu ist es notwendig, dass sie von den Rössern absteigen und sich nebeneinander positionieren. So können wir binnen kurzer Zeit und fast geräuschlos die Gegenseite erreichen und im nächsten Wald untertauchen. Dort folgen wir zwei Tage einem Weg und dann stehen wir vor einer Furt, die ihnen bisher entgangen ist. Liegt der Tanin hinter uns, dann reiten sie bitte nach Moslar. Damit ihnen keiner boshaft begegnet binden sie dort bitte blaue Tücher an ihre Lanzen. Ein ihnen bekannter Offizier wird sie in Empfang nehmen. Damit endet mein Auftrag.
Jedes Detail passte und über unzählige Meilen führten sie die Tage die Pferde. Kraftfutter und frisches Heu lag für die Pferde an jedem Rastplatz bereit. Auf dem letzten Rastplatz vergatterte der Späher alle Männer. Heute Abend kümmern sie sich um ihre Pferde, als seien diese Tiere ihre Ehefrauen. Sie reden mit den Tieren, denn nicht alle Pferde gehen leichten Herzens durch einen Fluss, den sie nicht kennen. Die Säcke von den Saumpferden befördern wir mit einem Seil über den Fluss. Klug wäre es auch, wenn sie ihre Rüstungen und Waffen auf diesem Weg über den Tanin befördern lassen. Dazu zählt auch das Gold und Silber und die prallen Satteltaschen. Ich sage dieses, weil es ihr Leben retten kann, falls sie straucheln. Das Gewicht lässt sie untergehen und ersaufen und es schützt auch ihre Pferde. Ohne das Gewicht können sie leichter die steile Böschung auf der Gegenseite erklimmen. Der Rest der Erklärungen erfolgt vor Ort."
Die Nacht über ruhten alle. Früh am Morgen scheuchte der Späher sie auf. Truppen aus Ranak strolchen durch den Wald. Es sind etwa zweihundert Nasen. Auf Kämpfe möchte ich verzichten. Zumal wir in der Unterzahl sind. Sollen sich andere Leute mit den Kerlen rumschlagen." Rasch war das Pferd des Junkers gesattelt. "Geht das nicht schneller. Bald bin ich weg, dann können sie sich selbst einen Weg suchen. Aber ich denke, dass es schwierig werden dürfte." Nur der Späher wusste, dass es weitere Flüchtlinge waren. Diese kleine Einlage sollte den Breitärschen zeigen, was sie nicht konnten. Die Truppe stellte sich ungünstig auf. "Sie haben die falsche Richtung gewählt. Wir verwischen unsere Spuren und später schießen wir sie nach belieben von ihren Zossen. So was macht immer Spaß, weil sie nicht einmal merken, dass sie sterben. So, gleich reiten die Herren bitte kreuz und quer durch den Wald. So verschleiern wir unsere eigentliche Absicht. Nachdem der Wald zu viele Spuren aufwies, ritt der Späher zu einem Bachlauf und scheuchte die Männer durch den Bach. An einer Stelle mit Steinen verließen sie den Bach. Gemächlich ritten sie danach längere Zeit in eine Richtung und bogen an einer zweiten Stelle mit lockerem Gestein ab. Die Zeit verrann und irgendwann bemerkten sie, dass der Wald sich lichtete. Erneut wurde die Richtung gewechselt. Jäh gelangten sie an das Ufer des Tanin. Ohne die Kleidung abzulegen oder die Pferde zu entlasten ritten sie durch eine unsichtbare Furt. Auf der anderen Seite erwartete sie eine kleine eigene Einheit. Ein langer Kerl lachte sich scheckig. "Na, Tyron, hast du die Mädels hart rangenommen. Hast ihnen wohl alle Feinheiten gezeigt." "Nee, Brock, nur die Grundkenntnisse. Immerhin konnte ein wenig Nervenkitzel nicht schaden. Ihr reitet gleich rüber und verwischt die Spuren. Muss ja nicht jeder wissen, welche Wege wir gehen. Ich zeigen den Männern noch die Weide und dann reite ich voraus nach Moslar. Ihr führt bitte die Helden nach Trysch. Dort warten die Ehefrauen auf ihre Männer. Zwei von euch überwachen diesen Übergang."
"Nur damit sie unterrichtet sind. Ihre Familien befinden sich in Sicherheit. Meine Frau und drei Kinder wurden von Lanzenreitern in Traves ermordet, einfach so aus Spaß. Meine Tochter Lutea war erst drei Jahre alt. Auf diese Weise verstehen sie vielleicht, was uns unterscheidet. Wir kämpften gegen Krieger und ihr habt kaltherzig Zivilisten ermordet. Blind folgten sie den Befehlen eines Massenmörders. Sehen sie es als Glück an, dass wir ihre Familien nicht genauso behandelt haben. Keiner meiner Männer wäre jemals zu solchen Schandtaten bereit. Wir sind Männer mit Ehre. Ich hoffe, dass sie irgendwann ein Gebet an ihre Götter richten, damit die Seelen der Opfer ihnen Vergebung gewähren." Rasch sprang der Mann auf sein Pferd und ritt davon. Schweigend blieben die Männer aus Ranak zurück. Sie hatten nicht erwartet mit der Realität konfrontiert zu werden. Ein Soldat sprach sie an. "Hätten wir sie nach Moslar geführt, dann hätte das Volk an ihnen Rache genommen. Unser König mag solche Massaker nicht. Daher riskierten wir alles, um das Leben ihrer Familien und ihre Leben zu retten. In ein paar Wochen dürfen sie beweisen, ob sie auch zu ehrenhaften Kämpfen bereit sind. Derzeit zieht unser König in Ranak ein, um weiteren Feinden den Weg zu verbauen. Stellen sie sich nur vor, dass zehntausend wilde Reiter in Ranak einfallen. Das Volk und der Rest der Armee von Ranak haben keine Chance. Unser König rettet also das Volk von Ranak. Und sie besitzen nicht mal dem Mut den König abzustechen. Aber das verklickert ihnen Treidur oder der König."