Die eingebrachte Beute war reichlich ausgefallen eintausendvierhundert Vollblüter und fast sechshundert Halbblüter. Dazu noch eine pralle Truppenkasse und viele brauchbare Waffen. Die fast vierzigtausend Steppenpferde. Dieser Sieg spülte ausreichend Gelder in die eigene Kasse und natürlich könnte er damit die Truppen der Vasken und Nordisk rasch aufwerten. Auch benachbarte Länder könnten profitieren, wenn sie seinen Gedanken folgten. In der Festung angekommen sah er das erbeutete Belagerungsgerät. Akribisch testeten sie die Waffen, um deren Wirkung zu ergründen und die Reichweite genau bemessen zu können. Erst einen Tag später setzte er sich mit mit dem Lordherzog und Haldur zusammen.
Gelassen schaute Leondur zu seinen Gästen. Der Lordherzog studierte noch die lange Beuteliste und Haldur legte das Papier schnell zur Seite. "Ich nenne so etwas einen grandiosen Sieg. Ich glaube kein anderer Mann wäre so ein Wagnis eingegangen und hätte dabei auch noch so einen Sieg errungen. Also, was sind die nächsten Schritte?" Der Lordherzog schaute skeptisch zu Haldur und Leondur. "Ist der Krieg damit nicht vorbei? Immerhin wurde der Großkahn erneut brutal abgewiesen?" Leondur schüttelte den Kopf. "Nein, jetzt beginnt erst der richtige und blutige Krieg. Das war nur die Ouvertüre. Alles was jetzt folgt ist nur noch als rüdes Abschlachten zu bezeichnen. Denn jetzt gehen wir in die Offensive. Erst wenn wir den Großkahn im Staub zertreten haben werden wir wieder Frieden haben. Oder wollen wir hier über Jahre in Furcht vor der Rückkehr des Großkahns leben? Nun sagt es schon, denn es sind die Siedler aus meinem und euren Ländern, die dabei sterben werden. Glaubt ihr wirklich, dass die Menschen in diesem Gebiet siedeln werden, wenn jedes Jahr brutale Horden vom Großkahn die Menschen abschlachten, das Vieh rauben und die Frauen vergewaltigen. Ich denke, dass das keine Aussicht auf Erfolg hat."
Haldur nickte sofort. "Mein König braucht Land und wir stellen zweitausend Krieger, leider fehlen uns noch die Pferde. Für alles andere wird mein König sorgen. Immerhin haben wir es in einem Vertrag festgeschrieben." "Die Pferde sind jetzt da. Ich senke dir sofort eintausend Steppenpferde für die Siedler. Gleiches gilt auch für eure Siedler Lordherzog Lester. Dazu kann ich jedem von euch noch dreihundert Halbblüter oder Vollblüter verkaufen. Im nächsten Jahr kann ich euch die ausgebildeten Nachkommen der Zelter und Steppenpferde verkaufen, die sich gut entwickeln und unseren Zeltern recht ähnlich sind. Ich denke, jedem kann ich fünfhundert bis eintausend leichte Pferde mit Rasse verkaufen. Bis dahin müssen es die Steppenpferde tun. Meine Melder haben mir berichtet, dass die Reesen auch Pferde benötigen. Für uns bedeutet es, dass wir uns jetzt über die Zukunft dieses Landes Gedanken machen sollten. Ach, ich vergaß, die Vasken und Treidur haben ebenfalls einen feinen Sieg errungen und sehr viel Beute eingefahren. In diesem Jahr haben wir bereits achtzehn Pfund Gold gewonnen. Damit kann ich den Sold meiner Armee ein weiteres Jahr bezahlen. Das Silber wird eingeschmolzen und zu zu besonderen Münzen verarbeitet. Jeder Soldat, der hier mit mir an meiner Seite gekämpft hab bekommt eine Münze und natürlich eine gut sichtbare Auszeichnung aus Silber, damit jeder Bürger diese tapferen Männer in unseren Ländern erkennt."
Der Lordherzog fragte zögerlich nach. "Glaubt ihr etwa, dass es etwas nützt, wenn die Männer mit so ein wenig Zierrat heimkehren, Wir geben den Männern ein paar Silbermünzen und dann war es das." "Die Silberlinge in den Taschen der Männer sehen eure Bürger nicht, aber diese Auszeichnung werden sie sehen. Zudem ist die Verleihung mit einer großen Zeremonie verbunden und euer Bruder will sich diesen Akt auch ansehen. Er weiß nicht, was er zu sehen bekommt und daher wird es ihn umhauen, weil sich genau diese Männer ein Leben lang an diese Tage erinnern werden und euer Bruder vermutlich auch. Erstmals wird er sehen, dass bei mir alles vollkommen anders ist. Immerhin haben wir mit nur eintausenddreihundert Kriegern über zwanzigtausend Gegner besiegt. Ich bin der Auffassung, dass die Männer auf diesen Erfolg stolz sein dürfen. Ich zumindest bin auf jeden einzelnen Mann stolz, denn sie haben für unser Familien unsere Länder und ihre Herrscher ihr Leben eingesetzt. Das darf keine Randnotitz in einem Kriegsbericht werden, sondern muss dem Volk mitgeteilt werden. Zuvor haben wir schon siebentausendfünfhundert Gegner in der Verteidigung aussortiert und danach noch weitere viertausend Gegner. Nun nennt ihr mir bitte eine Schlacht, wo ähnliche Erfolge erzielt wurden?" "Ihr macht daraus etwas Großes, aber ist das wirklich notwendig?" Haldur ergriff das Wort. "Nur durch meine kleinen Siege wurde ich zu dem, was ich jetzt bin. Und unsere Männer haben es auch verdient als stolze Männer in die Heimat heimzukehren. Wir zeigen dem Volk, dass wir uns um jeden einzelnen Mann kümmern und nur dadurch konnte ich weitere Männer und Siedler anwerben. Ich vermute, dass es diese Erfolge erst bewirken, dass mein Volk mir folgt. Das Volk erkennt in diesem Moment, dass ich mich mit voller Hingabe um die Truppe und die Sicherheit des Landes kümmere. Mein Volk schenkt mir seither mehr Vertrauen. Ich weiß nicht, wie es in eurem Land ist, aber starken Anführern vertraut das Volk mehr. Sie sehen junge Männer, die wacker gekämpft haben und mich als Herzog, der die Truppe in die Schlacht geführt hat. So was merken sich die Leute."
"Wann trifft mein Bruder ein? Und warum erfahre ich erst jetzt davon?" "Der Melder traf erst im Morgengrauen ein. da ihr erneut dem Unterricht fern geblieben seid, wirft das kein gutes Licht auf euch. Ich werde eurem Bruder natürlich die Wahrheit sagen müssen, da ich kein Mensch bin, der Lügen verbreitet. Zudem sage ich euch jetzt, was ich dem Großkahn geschworen habe. Wir alle zusammen werden die Armee des Großkahns aufspüren, vernichten und den Großkahn grausam hinrichten. Ich dachte, es wäre auch in eurem Sinne." Bleich erhob sich der Lordherzog. Leondur setzte sofort nach. "Was hätte ich sonst sagen sollen. Hallo ehrenwerter Großkahn, wir mögen dich nicht. Bitte bringe woanders Leute um. Ich glaube, der Kerl hätte sich scheckig gelacht, da er in diesem Moment genau wüsste, dass er es nur mit alten und verzagten Waschweibern zu tun hat. Nur mit klaren Worten dringt man in das Hirn eines feigen Arsch. Aber möglicherweise hättet ihr ja dabei sein können und bessere Worte gefunden. General Talgart war zugegen und er staunte nur, was ich mit so ein paar frisch ausgebildeten Reitern alles anstellen kann. Immerhin konnten eure Reiter an einem klugen Sieg teilnehmen."
"Warum wurde ich nicht informiert?" "Eure Männer und die Soldaten haben euch längst durchschaut. Genau aus diesem Grund haben sie sich allesamt freiwillig gemeldet. Ich bat euren General euch einen netten Bericht zukommen zu lassen. Immerhin hat General Talgart mehr als zehn Männer getötet und weiß jetzt, dass Leben nehmen eine schwere Angelegenheit ist. Er baut seine Männer wieder auf und erklärt den Männern, was er hier gelernt hat. Man muss mit den Männern sprechen, nur dann folgen ihm die Männer."
"In etwa drei bis vier Tagen rücken wir, also nach der Zeremonie. Wir wollen einfach nur nachschauen, ob er Großkahn noch zugegen ist. Wir sprechen mit den Leuten vor Ort und sammeln Informationen. Danach erkunden wir die Wege, die der Großkahn genommen hat. Dann schenkt ihr dem Volk dort Ziegen, Schafe und Nahrungsmittel, das ist eure Aufgabe als Diplomat. Haldur führt dreihundert schwere Infanteristen und zweihundert Bogner an. Treidur kommt mit etwa zwölfhundert Männern. Drogusch wird auch mit fünfhundert Männern beteiligt sein Ich entsende etwa dreizehnhundert Reiter verschiedener Waffengattungen und von Euch werden auch fünfhundert Reiter samt Bogenschützen erwartet. Damit liegen wir bei etwa viertausend Kriegern. Dazu kommt ein Tross mit etwa eintausend Köpfen. Ihr Lordherzog Lester werdet unser Trossführer. Haldur führt seine Truppe, General Talgart eure Truppen und der Rest ergibt sich aus letzten Details. Wichtiger ist jedoch das Gespräch mit eurem Bruder Lordherzog Lester. Ich denke, es ist besser, wenn ihr eurem Bruder euren geplanten Lebensweg beschreibt. So brauche ich nur zu sagen, dass es euer Wunsch ist. Für mich scheint es der beste Weg für euch zu sein."
Lordherzog Lester nickte beklommen, weil er der ehrlichste Weg ist. "Ihr habt Recht. Ich werde nie ein Soldat und und die vielen ungehobelten Kerle stoßen mich ab. Ich freue mich auf meine Hochzeit und möchte möglichst viel Zeit mit meiner Frau verbringen. Die meisten Handelskontakte kann ich von Talmos aus lenken. Ich weiß, ab und an muss ich mal Reisen machen, aber das kenne ich schon. Das ist das Problem, alle erwarten von einem Königsspross, dass er Krieger wird. Aber das war nie mein bestreben. ich kümmere mich lieber um die schönen Dinge und das Ableben meines Freundes General Kromos hab ich noch nicht verdaut. Ich weiß, dass er ein Verräter war, dennoch haben wir viel Zeit miteinander verbracht."
Leondur schwieg kurz, um einen neuen Gedanken in das Gespräch einführen zu können. Ich nehme an. die Leite in den Tälern freuen sich auch über Pferde, also werde ich großzügig noch zweihundert Pferde und die Eselskarren beisteuern. Zudem lade ich dort noch gebrauchte Beutewaffen ab und einige Zelte und Wasserschläuche. Falls es einen günstigen Punkt auf dem Weg gibt, dann werden wir dort eine Festung oder ähnliches errichten. Einer muss dann die Truppen ausbilden und wir beschenken sie mit Saatgut und vorgezogenen Pflanzen. "Ihr Lordherzog fragt nach Handelsgütern, oder Waren, die die Leute dringend brauchen. Ihr wisst ja, kleine Geschenke erhalten die Freundschaft." Was wir im zweiten Tal vorfinden weiß ich noch nicht, aber dort hat der Großkahn besonders rüde gewütet. Auch dort müssen wir Flagge zeigen. Meine Männer stellen Karten her und alles weitere wird sich finden."
Haldur nickte zunächst nur. "Ich denke, wir sollten auch Seile mitnehmen, damit sich die Leute besser mit Wasser versorgen können. Haben sie genügend Wasser, dann finden wir schon eine gute Verwendung für die Seile.Zudem betrete ich damit Neuland, weil ich mir deren Leben eigentlich kaum vorstellen kann. Mal sehen was uns erwartet."
XXX
Die nächsten zwei Tage wurde Wäsche gewaschen, die Uniformen geflickt und die die Pferde auf Hochglanz gebracht. Den Männern bereitete es große Freude, denn es war einmal ein vollkommen anderer Tagesablauf. Haldur ließ seine Männer mitmachen und seine Männer hatten große Freude, die Wäsche und sich zu waschen. Dabei kamen unangenehmen Schmutzränder auf der Haut zum Vorschein, die selbst mit der Bürste nicht gänzlich weichen wollte. Die Bärte wurden gestutzt und friedlich saßen die Männer beisammen und nähten ihre Kleidung oder ergänzten fehlende Knöpfe. Auch die Socken und Stiefel wurden mal wieder geputzt oder gestopft. Danach folgten die Rüstungen und Waffen. Jeder Riemen und Sattel wurde auf Hochglanz poliert und erst zum Schluss folgten die Unterkünfte und das gesamte Areal der Festung.
Am folgenden Tag wurde der Besuch des Königs von Talmos angekündigt. Zuerst traf ein riesiger Tross ein und danach folgte eine Truppe von fünfhundert Reitern Leicht abgesetzt folgten Kutschen und ein Reiter. der von etwa fünfzig Reitern gedeckt wurde. Leondurs Männer bildeten ein Spalier und ließen alle Fuhrwerke, das Vieh, die Truppe und zum Schluss den König, der offenbar große Freude hatte seinen Vollblüter zu präsentieren. Eigene Meldereiter schlossen sich den einzelnen Truppenteilen an und lenkten die Herden zu den Gattern, die Wagen zu den Depots und den König direkt zu Leondur. Vor sich sah der König eine Versammlung aller Truppenteile, die ordentlich in Reih und Glied standen. Der König beäugte das riesige Karre und ritt zu Leondur. "Das nenne ich einen gelungenen Empfang. Die Festung erscheint mir riesig zu sein und die vielen Truppen. Bei uns sehe ich immer nur Reiter." Leondur blieb zunächst formell. "Verehrter Gast aus Talmos. Es freut mich euch an diesem Standort zu sehen. Wenn ihr uns schon einen Besuch abstattet, dann bekommt ihr al König alles zu sehen, was es hier gibt. Zuerst reiten wir die Front ab und ich erkläre euch alles zu den verschiedenen Einheiten. Seit ihr Bereit?" Der König nickte. "Lasst uns beginnen." Setzt euch neben mich und dann seht ihr unsere Truppen.