Am Abend erzählte Haldur, was ihn und sein Volk erwartete. "Es sieht wieder nach einem kalten Winter aus. Das Volk wird frieren und viele Menschen werden diese Jahreszeit nicht überstehen. Die Ernten werden immer schlechter und die Kälte die Menschen aus dem hohen Norden zu uns. Natürlich können wir so viele Menschen nicht aufnahmen. Aber was soll ich machen. Die Gletscher wachsen jedes Jahr und dringen stetig weiter in die Täler vor. Dadurch verlieren wir Wälder und Siedlungsraum. Ja, und ich kann nichts dagegen unternehmen." Leondur schaute zu Asja. "Ist das Leben bei euch wirklich so hart. Ich kann es mir kaum vorstellen, weil ich nur unsere vergleichsweise milden Winter kenne." Asja schüttelte den Kopf. "Die Winter sind eine Zeit des Leidens. Die Kinder erfrieren in ihren Betten und die Alten sterben auch. Es ist schon seit Jahrzehnten so, dass der Frost immer mehr Menschen sterben lässt. Viel kann man da nicht machen, weil die Menschen keine richtigen Öfen kennen. Holz gibt es wirklich genug, aber sie halten an alten Traditionen fest, weil wir in Holzhäusern wohnen und viele selbst ihre Kamine abends löschen, weil sie Furcht vor Bränden im Haus haben. Steinhäuser kennen die Leute nicht, weil sie angeblich viel zu kalt sind. Es ist zum verzweifeln, aber die Götter meinen es derzeit nicht gut mit uns."
Leondur schaute zu Asja und Haldur. "Ich habe dir angeboten, dass wir Menschen bei uns aufnehmen können. Warum unternimmst du nichts. Frost gibt es zwar auch im Süden, aber er ist nicht so arg. Der Frühling beginnt zeitig und es können zwei Ernten eingebracht werden. Was also hält dich ab, die Leute in mein Land zu schicken?" Haldurs Körperspannung zeigte überdeutlich, dass er offenbar nicht die ganze Wahrheit gesagt hatte. "Es, also mein Volk weiß nicht, ob unsere Götter so weit entfernt von der Heimat erwünscht sind. Bei uns regiert noch viel Aberglauben und daher erfrieren sie lieber, als in ein anderes oder wärmeres Land zu ziehen. Sie haben alte Märchen und Legenden im Kopf, die ihnen suggerieren, dass es hier Drachen gäbe. Ich weiß, dass es nicht stimmt, aber was soll ich den Leuten denn noch erzählen, damit sie ihre alte Vorstellung aufgeben. Vielleicht kann es Asja sogar besser erklären. Ich bin offenbar nicht der richtige Mann für mein Volk." Asja schaute auf. "Bei uns gibt es viele alte Legenden, Sagen und Märchen. Sie erzählen davon, dass hier der Sonnengott wohnt und jegliches Leben aus den Menschen brennt. Es war schon ein Glück für mich, dass meine Familie mir erlaubte in den Süden zu ziehen. Besonders nach dem großen Ausbruch von der Feuerschmiede vor zwei Jahrhunderten. Das ist ein Berg, aus dem flüssiges Gestein dringt und einfach alles verbrennt, was mit dem Gestein in Kontakt gerät oder in der Nähe steht. Die Feuerschmiede hat das Tal in den Norden verriegelt und seither werden die Winter dort immer kälter. Viele Menschen glauben seither, dass die Zeit der Drachen bevorsteht und trotzen erst recht den kalten Wintern, um ja nicht verbrannt zu werden. Ja, so sind die Menschen im Norden, sie glauben immer noch, dass sie im Süden erst recht durch die Sonne und Drachen verbrannt werden."
Leondur lachte gepresst. "Also erfrieren ist klüger als zu überleben. Alle Achtung, so was kann ich mir nicht einmal vorstellen, weil es einfach nur dumm ist. Dann müsst ihr vollkommen verrückte Götter haben. Gibt es bei euch den keine milden Götter, die Leben schenken und sich darüber freuen, dass die Feldfrüchte gedeihen? Gibt es keine Götter der Vernunft oder Götter, die dem Volk sagen, dass das Leben im Süden viel angenehmer ist. Ich glaube, da muss man etwas unternehmen damit das Volk endlich erwacht. Und den Schnee kann man recht einfach los werden, wenn man darauf die Asche des Vulkans wirft. Die Sonne erwärmt die dunkle Asche und die Asche schmilzt den Schnee. So war es schon immer und so wird es immer sein. Ach so, so ein Vulkan ist bei euch der Name für die Feuerschmiede. Weit im Osten gibt es viele von den Feuerbergen und auch im Süden gibt es solche Berge, aber die Menschen haben gelernt mit den Feuerbergen zu leben. Zumal die Asche die Böden fruchtbarer macht und jedes Wachstum fördert. Ist das bei euch etwa unbekannt?"
Haldur verdrehte die Augen. "Kluge Menschen wissen es, aber das Volk hält lieber an uralten Traditionen fest und verhungert oder erfriert. Bei uns sind diese Berge, also die Feuerschmieden, zudem heilig und die Menschen fürchten diese Berge, weil sie nur Tod und Verderben bringen. Also, gebe mir bitte einen Rat, wie ich mein Volk umstimmen kann. Wir haben wirklich alles versucht und wissen derzeit nicht weiter. In den Tälern meines Königs ist es nicht so arg kalt, weil die Stürme immer wieder warme Luft in die Täler wehen, aber weiter im Osten wird es immer kälter." Leondur schüttelte den Kopf und begann zu grübeln. "Dann bleibt nur ein Weg. Du erfindest eine harte Strafe für Menschen, die die Steuern nicht zahlen können. Alle Menschen werden in den Süden verbannt. So überlistest du die Narren mit ihren eigenen Mitteln. Und nach drei Jahren schicken wir einige Leute heim, die dann von dem schrecklichen Leben im Süden berichten können. Dort wird man dick und fett und muss nur arbeiten, um satt zu werden. Sie werden den Leuten natürlich Dinge zeigen müssen, damit sie dieses dramatische Leben im Süden glaubhaft mit den Geschenken untermauern können. Und erst, wenn sie über diese ollen Geschichten lachen werden sie erkennen, dass sie die Narren sind. Und wenn ihr mir erklärt, wie eure Götter aussehen, dann nehmt ihnen ein oder zwei Götter mit, die hier natürlich viel größer werden, weil sie genügend Sonne abbekommen."
Asja lachte munter. "Glaubst du ernsthaft, dass die Menschen darauf reinfallen. Ich kann es mit nicht vorstellen. Was denkst du Bruder?" "Möglicherweise wäre es ein verrückter Weg, aber auch das können wir probieren. Ja, unsere Götter haben verschiedene Gesichter. Jotur ist der Gott der Gerechtigkeit. Er trägt einen weiten Mantel in dem er die Keime der Wahrheit mit sich trägt. Nadiva ist die Göttin der Frauen, die für den Nachwuchs sorgt. Katur ist der Gott der Krieger, die ewig von großen Schlachten träumen und Föra ist die Göttin der Natur, die die Jahreszeiten lenkt und auch das Ernteglück verteilt. Aber es glauben zu wenig Menschen an diese positiven Götter. Sie vertrauen lieber auf Kador, den Beschützer und Linva, die Eisgöttin, weil sie ihr Eis jedes Jahr zu sehen bekommen." "Dann wird es erst recht Zeit, dass wir deinem Volk schöne Figuren von den positiven Göttern schenken. Wir können rasch einen Bildhauer rufen lassen, der so eine Figur aus Wachs formt, um nach dem Vorbild eine Holzfigur zu schnitzen. Eine große Aufgabe ist das sicher nicht." Asja schmunzelte. "Wenn die Leute glauben, dass es diese Götter auch im Süden gibt, dann werden sie möglicherweise einen Teil ihrer Furcht vor dem Süden verlieren und eher bereit sein unsere kalte Heimat zu verlassen. Möglicherweise könnte Rediet helfen, denn sie kann wundersame Geschichten von Göttern erzählen, die die Kinder hier lieben. Jeden Tag strömen die Kinder in den Tempel, um ihr zu lauschen und zu Hause berichten sie von den Geschichten. So trägt Rediet die Liebe zu ihren Göttern in die Herzen der Menschen. Oft wird der Tempel nun wieder mit kleinen Gaben bedacht. Mal ist es Nahrung, Stoffe und an guten Tagen steht ein Schaf vor dem Tempel. Die Gaben verteilt Rediet natürlich unter den armen Leuten, die sie auf diese Weise auch an sich bindet. An kalte Winter glaubt hier schon lange keiner mehr. Vielmehr lieben sie die Göttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus, die ihnen jedes Jahr reiche Ernten schenkt. Ihr Name ist Aurora, Faradan und Nerthura. Alle lieben die Frauen, die Morgenröte und das Erwachen der Natur. Genügend Sagen in unserem Land berichten von ihrem Wirken. Sie alle stärken die Rechte von Frauen und den Familien. Dann sollten wir noch eine Trumpfkarte ausspielen. Einige eurer Männer könnten Werbung für das neue Land machen. Diesen Männern wird man eher glauben, weil sie aus verschiedenen Landesteilen und zig Familien stammen. Sie werden wohl auch erzählen, wie mild die Winter sind und dass sie täglich warmes Essen bekommen." Endlich schmunzelte Haldur.
XXX
Nachgeschrieben nach der Zeit
Am nächsten Morgen erschien Rediet und lächelte sie alle an. "Die Zeiten werden sich ändern. Der Norden wird sich ändern und die Götter werden sich ebenfalls ändern. Das ist der Normalzustand, denn nichts ist beständiger, als der Wandel der Jahreszeiten, der Gestirne und auch der Götter. Wer etwas anderes sagt, der verkennt die Realität. Nun zum Schluss. Haldur bekommt die Göttin der Morgenröte mit. Sie ist wunderschön und schenkt den Menschen Hoffnung. Nach jeder Nacht schenkt uns die Morgenröte einen Hauch Hoffnung und erwärmt unser Herz mit Freude. Somit wäre diese Gabe ein erster Hoffnungsschimmer für dein Volk. Mache ein Geheimnis daraus, denn je mehr Geheimnisse sich um einen Gott oder eine Göttin ranken, um so interessanter wird dieser Gott. Sage den Leuten, dass sie Männer mit ihren Blicken verzaubern kann und nur starke Frauen die Wunder der Göttin empfangen können. Beauftrage einen Schauspieler, der den Leuten ab und an in seinem Todeskampf von seinem Unglück erzählt. "Ach wäre ich doch nur in den Süden gegangen, dann würde ich jetzt noch leben." Mit solchen Rätseln beschäftigen sich die einfachen Leute mehr, als mit Worten von Herrschern. Ein zweiter Sprecher muss danach seinen Bruder betrauern. Götter des Nordens, des Ostens, des Südens und des Westens. Hört mein klagen, warum habe ich meinen Bruder nicht in den krieg ziehen lassen oder ihm erlaubt ein Bauer im Süden zu werden. Sagt mir, wie ich euch besänftigen kann." Sie lachte, jetzt das Finale. „Warum ließ ich ihn nicht ziehen?" Einfach und ehrlich. Das berührt die Herzen und bringt die Leute zum Nachdenken. Die Frauen wünschen sich oft wackere Männer, dabei sind kluge Männer viel begehrenswerter. Aber, die Frauen schließen sich auch solchen mutigen Mannsbildern an, da sie eben einen Hauch Hoffnung in das Leben dieser Frauen streuen."
Asja klatschte Beifall. "Rediet, es ist ein wenig Schwindel, aber es wird den Leuten möglicherweise Türen öffnen. Ich denke dabei an die Familie Sösen, sie haben neun Kinder, vier Jungs und fünf Töchter. Ihre kleine Parzelle reicht kaum zum Leben und wenn man ihnen erzählt, dass sie jeden Tag etwas auf den Tisch haben können, wenn sie ihre Hufe Land beackern und Vieh züchten können, dann werden gerade diese armen Leute versuchen der Not zu entfliehen. Ich weiß nicht, was vereinbart wurde, aber wenn der Anreiz groß genug ist, dann werden diese fleißigen Leute gerne in den Süden ziehen. Und von diesen Familien gibt es viele im Land, nein zu viele, die in Not und Elend leben. Sie alle leben in einer alten Hütte, die kaum größer als ein Eselsstall ist. Gibt man ihnen noch fünf Silberlinge, dann werden sie der Not entfliehen. Da bin ich mir sicher." Rediet nickte beiläufig. "Und erzählt die Geschichte von Asja, die so einen ollen und mutigen Südländer geehelicht hat und gerade vor Glück aufblüht. Erzählt auch von mir, da ich bereits vier Waisenkinder aus dem Norden aufgenommen habe. Ihre Eltern sind verhungert und nun leben sie bei mir. Sie werden satt, lernen Lesen, Schreiben und Rechnen. Sie lernen irgendwann Berufe, die ihnen Freude bereiten werden und ihnen die Freiheit schenken. Ach und noch etwas ist mir eingefallen. Baut in jedes Dorf ein Haus, in dem sich die Frauen treffen können, in dem sie backen und in dem sie feiern können. So verlieren sie nicht so schnell den Kontakt zu ihrer Heimat. Ich glaube sie fürchten die Einsamkeit mehr als den Frost und den Tod." Haldur bedankte sich erfreut. "Weise Worte von einer weisen Frau. Ja, darin steckt viel Wahrheit. Sie hat einen Teil unserer Seele erkannt und ich glaube diese Gespräche haben mir geholfen, um die Not in meinem Volk zu lindern. Danke für deine Worte. dennoch eine Frage. Wie kann es sein, dass du wieder sehen kannst. Zuvor hieß es doch, dass dich die Schergen von Ranak geblendet hätten."
Rediet schüttelte den Kopf. "Du bist ein großer Narr, Haldur. Leondur hat mich geheilt. Er ist ein Mann mit einem gerechten Herzen, Liebe, Demut und Verstand. Er hat sich stets für den besten Weg in seinem und unser allen Leben entschieden und hat viele Opfer verschont, er hat stets das Leben bejaht und irgendwie ist er eine Art Elixier, welches Hoffnung schenkt. Mir hat er meine Gesundheit zurück gegeben. Wie weiß ich nicht, aber überall, wo er erscheint blüht das Leben auf. Nutze seine Gaben und dir wird vermutlich auch großes Glück geschenkt. Er besitzt Gaben, die selten sind und er ist ein Mann der Wahrheit. Folge ihm einfach, dann lösen sich viele deiner Probleme rasch auf. Zweifel nicht an dir, sondern schaue einfach nach vorne oder sollte ich Süden sagen?" Haldur ging in sich und schien nach einer Antwort zu suchen. Noch während seiner Gedankengänge entschwanden Asja und Rediet.
Der Nachhall von Rediets Worten brachten Haldur zu tiefergehenden Gedankengängen. "Wenn ich nur zu folgen brauche, um meinem Volk zu dienen, dann kann ich möglicherweise mehr Gewinnen als ich es mir erträume. Wenn das mein Weg sein soll, dann werde ich ihn gehen. Egal, was kommen wird, er ist offenbar der richtige Mann, dem ich mein Vertrauen schenken soll." Erst jetzt schaute er zu Leondur. "Verzeiht, die Worte von Rediet und Asja haben mich bewegt und mir einige Türen geöffnet, die ich bisher übersehen habe. Ich dachte bisher, dass ich meinem Vater nacheifern müsste, dabei ist es mein Leben, welches ich fest in den Griff bekommen muss. Ich sollte offenbar mehr auf mein Herz hören und euch mehr Vertrauen entgegen bringen, um einen Ausweg aus der Misere in meiner Heimat zu finden. Zudem erkenne ich immer mehr, dass ich viel von euch lernen kann. Noch erstaunlicher ist, dass ihr nie Druck auf mich ausgeübt habt und jede eurer Entscheidung richtig waren. Möglicherweise sollte ich endlich meine Augen öffnen, und endlich in die Zukunft schauen, damit ich nicht länger nur alten Traditionen folge, die vermutlich keinen Sinn mehr ergeben. Danke."
Leondur sagte nichts dennoch brütete er ein kleine Überraschung aus. "Ich denke, es ist an der Zeit, dass ich euch ein kleines Geschenk übergebe. Ich denke, ich werde euch Tilda schenken, Sie ist eine junge Stute, die gut ausgebildet ist und besser zu euch passt, als euer altes Pferd. Aber eine Bitte muss ich an das Geschenk knüpfen. Behandelt das Pferde besser als euer jetziges Reittier. Sie ist ein Juwel oder eine Prinzessin, die bestmöglich versorgt werden muss, um euch lange Zeit zu begleiten. Sehe ich, dass sie nicht bestmöglich gepflegt wird, dann hole ich sie zurück. Immerhin ist sie ein Pferd, welches einem König würdig ist. Ich gebe euch einen Knappen mit, der für Tilda sorgen wird. Er bekommt von mir eine Zelter und euer altes Pferd könnt ihr eurem Bruder schenken. So haben alle etwas von eurem Besuch bei mir. Nun lasst uns vor die Halle treten, damit ihr Tilda kennen lernt. Sie ist eine Augenweide. Ihr werdet es sehen." Vor der Halle erwartete Haldur ein Vollblut. Groß, kräftig und mit einer seltenen Fellfarbe, die sandgelb in der Morgensonne glänzte. Haldur umrundete das Pferd und streichelte es sanft. "Es ist ein sehr schönes Pferd. Ich glaube alle in meiner Heimat werden es bewundern. Natürlich wird sie für Aufsehen sorgen, da es solche Pferde bei uns nicht gibt. Darf ich es reiten?" Leondur nickte. "Ich hörte, dass Pferde uns zu diesem Zweck von den Göttern anvertraut wurden. Nun schwingt euch in den Sattel und erlebt Tildas Können. Vertraut ihrem Gespür und zieht ihre Zügen nie zu fest an, denn sie ist eine stolze Prinzessin." Rasch sprintete das Pferd fort und auf seinem Rücken saß ein glücklicher Mann, der sich immer schon so ein Ross gewünscht hatte. Er ahnte, dass Haldur eine große Runde reiten würde und er ahnte, dass er als stolzer Reiter zurückkehren würde. Natürlich war es nicht das beste Pferd aus der Zucht, aber es erfüllte dennoch seinen Zweck. Die Leute in seinem Volk würden erstmals ein wirklich gutes Pferd sehen und möglicherweise beflügelte es die Gedanken der Menschen, um endlich den Weg in den Süden zu wählen.
Im Saal traf er auf Asja, die ihren Bruder bei Leondur vermutete. "Ist Haldur schon abgereist?" "Nein, ich habe ihn nur Glücklich gemacht. Ich habe ihm Tilda geschenkt. Jetzt ist er ein stolzer Herzog. Ich hoffe natürlich, dass das Pferd Begehrlichkeiten in deinem Volk weckt. Wie sollte es Drachen bei uns geben, wenn so schöne Geschöpfe auf den Weiden stehen?" "Meinst du, er wird Tilda lieben lernen. Sie hat doch immer ihren eigenen Kopf." "Ich hoffe es, denn sie hat auch ihre guten Seiten. Sie ist schnell, wendig, treu und sieht wie eine Prinzessin aus. Da wird er ihre kleinen Macken wohl gerne übersehen." Asja lächelte und schüttelte ihren Kopf. "Ich glaube er wird glücklich sein, denn er träumte schon so lange von einem edlen Ross. Allerdings, wenn sie scheut, dann wir er ihre dunkle Seite kennenlernen. Immerhin hat sie Furcht vor großen Vögeln." "Sehe es so, Asja, man kann nicht immer alles haben, was man sich wünscht. Es ist immer ein weiter Weg bis man seine wirkliche Glückseligkeit findet. Ich wünsche mir Frieden und habe ihn noch lange nicht erreicht." "Du hast schon Frieden für vier Länder erreicht, dass ist mehr, als die meisten Männer in ihrem Leben erreichen. Du baust die Länder auf und willst armen Menschen helfen. Auch das ist eine Seltenheit bei Herrschern." "Halt, es ist leider auch ein Anteil Eigennutz dabei, denn uns fehlt noch recht viel Volk, um das Land zu besiedeln. Natürlich lindere ich auch die Not in der Heimat deines Bruders, aber, dass ist nur ein positiver Nebeneffekt. Verliert ein Volk zu viele Menschen, dann drohen sicher andere Gefahren, die wir möglicherweise noch nicht erkennen." Gemeinsam nahmen sie danach das Mittagsmahl ein. Haldur erschien erst etwas später.
"Das Pferd hat mich durch das halbe Land getragen und ich denke, es könnte noch viel größere Strecken zurücklegen. Aber die Tilda mag Vögel nicht. Um Teiche mit Schwänen macht sie immer einen großen Bogen. Dennoch, sie ist ein braves Tier, wunderschön und lässt sich leicht reiten. Ich stelle mir nur vor, was meine Leute in der Heimat sagen werden, wenn sie Tilda erblicken. Möglicherweise denken sie dann, dass ich bereits König wäre." Leondur unterbrach seinen Gast. "Das ist erst der erste Teil des Geschenks. Wir haben für dich eine Rüstung schmieden lassen, die dein Wappen ziert. Natürlich erhältst du auch ein angemessenes Schwert und anderes Rüstzeug, damit du nicht länger, wie ein Landstreicher durch die Gegend ziehst. Für Tilda haben wir auch noch einen Stirnharnisch und ein Brustharnisch schmieden lassen. Die Flanken werden von starkem Tuch mit Lederbesatz geschützt. Und dann fehlen dir noch vernünftige Stiefel. Als Herzog kann man nicht so durch die Lande reiten. Fast gewinnt man den Eindruck, als seist du ein Strauchdieb. Nein, dass muss geändert werden. Daher gehst du nach dem Essen zur Rüstkammer und lässt dir deine Rüstung anpassen. Zehn deiner Männer bekommen Rüstzeug aus Ranak, welches wir nicht länger brauchen. Sie bekommen vernünftige Helme und lange Piken und Schwerter, damit du endlich als Herzog wahrgenommen wirst. Auch das wird Begehrlichkeiten wecken, denn diese Reiter machen Eindruck. Die Pferde für die Männer musst du natürlich bezahlen. Ich kann dir leider nicht alles schenken. Verzeih, mein Volk braucht auch noch bessere Pferde. Die Bauern brauchen schlichtere Pferde und meine Truppen brauchen auch noch Pferde. Erst im nächsten Jahr kann ich dir weitere Pferde anbieten, wenn wir genügend starke Jungtiere haben. Nun gönne dir eine Suppe und dann reitest du zur Waffenkammer, dein Knappe wird dir den Weg weisen und natürlich auch deiner ersten Leibgarde." Haldur folgte Leondurs Wünschen und erst am Abend sahen sie ihn wieder.
XXX
Haldur musste einen stolzen Preis für alles bezahlen, aber er machte es gerne. Immerhin sah er jetzt wie ein Herzog aus und war mit Waffen gut versorgt. Seine zehn Reiter waren ebenso fasziniert von der neuen Ausrüstung zumal Asja einen Wappenstander hatte sticken lassen. Nun sah die Truppe schon bedeutend besser aus und machte herrschaftlichen Eindruck. Erst jetzt offerierte Leondur den Verkauf von acht Gespannen samt Wagen. Auch diese erwarb Haldur, ohne zu wissen, dass darauf Nahrung für sein Volk verstaut war. Erst zwei Tage später, am Abreisetag sah Haldur die Geschenke. Leondur erklärte nur knapp. "Erkläre den Leuten, dass die Pferde die Nachkommen der Drachen sein und sie keine Furcht vor Drachen haben müssten. Wenn sie die Pferde sehen, dann erkennen sie hoffentlich, was unter Drachen zu verstehen ist. Ich glaube, vor den Pferden wird keiner Furcht haben. Auf den Wagen liegen Getreide und viele Schinken. Der neue Gott ist auch verstaut und nun wünsche ich die Glück auf all deinen Wegen. Finde bitte genügend Siedler, denn nur dann wirst du deine Festung ernähren können. Und denke daran. Nach der ersten Festung folgt die zweite Bastion und immer so weiter, bis das Siedlungsland im Süden gut geschützt ist. Die Feinheiten erkläre ich dir später. Und vergesse deine zugesagten Lieferungen an Holz und Nahrung nicht. Immerhin soll es dein Land sein." Nach einem festen Händedruck bestieg Haldur Tilda und ritt gen Norden ab. Im Gefolge waren mehr Gespanne als gedacht und irgendwann in Frühling würden sie sich wieder treffen.
XXX
Der Frühling kam und immer wieder regnete es. Der Großkahn hatte keinen Angriff gewagt, da er erfahren haben musste, dass ihm die Wege verbaut wurden. Zwei große Festungen wurden errichtet und vier neuen Bastionen wuchsen derzeit aus der ehemaligen Ödnis. Tausende Männer aus den Nordlanden und von den Vasken wurden ausgebildet, um die Bastionen zu bemannen und aus den dreihundert Siedlern wurden fast fünfhundert Familien. Der Bau einer zweiten Bastion wurde notwendig und bei Treidur sah es noch besser aus. Neunhundert Siedlerfamilen machten es nötig eine zweite und dritte Bastion zu erbauen. Haldur zog erst im Sommer nach und errichtete die zweite Bastion. Stetig bewarben sich nun junge Männer in Talin, um zum Krieger ausgebildet zu werden.
Noch besser jedoch waren die ersten Erfolge in der Landwirtschaft und der Bepflanzung der ehemaligen Ödnis. Von den Wildbienen bis zu den Gazellen und Raubtieren kehrten die Tiere in dieses Land zurück. Immer wieder wurde der Boden durch ergiebige Regengüsse bewässert und so konnten sie Hecken, Obstbäume und Laubbäume pflanzen. Treidur und Leondur errichteten zur selben Zeit noch drei Bastionen und vier Türme, die als vorgeschobene Beobachtungsposten dienen sollten. Das Land gedieh und immer mehr Siedler drängten in das Neuland. Zwanzig große Wasserbecken wurden errichtet, um die Menschen, Pferde und Felder mit Wasser zu versorgen. Nebenher entstand ein neuer Tempel im ehemaligen Ödland der mit zwei Hufen Land ausgestattet wurde, damit die Mönche vom Tempel sich selbst ernähren konnten.
Sogar König Temelos aus Purnis trat ihrem Bündnis bei. Der König bedankte sich mit Gold und reichen Getreidelieferungen. Im Gegenzug bildete Leondur vierhundert schwere Infanteristen für das Land aus und errichtete nahe der Grenze zu Purnis eine weitere Bastion. Die Gefangenen hingegen hoben stetig weitere Gräben aus und errichteten ein gut ausgebautes Wegenetz, um die Marschtage zu verringern und damit jeden schneller die Nachrichten aus anderen Regionen erreichten. Sie bepflanzten das Land mit Bäumen, Sträuchern und anderen Pflanzen, um die Begrünung des Landes zu beschleunigen. Die Geburt seines ersten Sohns war bedeutsam und wurde im Land groß gefeiert. Geschenke und Gaben jeglicher Art häuften sich schon bald im Palast an. Allein acht Wiegen versperrten den Weg und dazu hunderte fein gestrickte Wäscheteile für den kleinen Prinzen. Zum Glück erholte sich Asja recht schnell von der Geburt und bereits nach zehn Tagen gestattete Rediet ihr erste kleine Spaziergänge. Zwei Ammen kümmerten sich Tag und Nacht um den kleinen Jungen.
Leondur genoss die Tage mit seiner Frau und dem kleinen Jungen. Dennoch, die Zeit war begrenzt. Melder brachten Nachrichten von der Errichtung des Torhauses, das die Felsrippe am Ende des Sees abriegelte. Mit hunderten Wagen hatten sie für das Torhaus und erste Mauerstücke zugehauene Steine in der Nähe deponiert, damit der Aufbau binnen weniger Wochen abgeschlossen werden konnte. Hunderte weitere Ladungen an Steinen wurden jede Woche geliefert, um eine erste Bastion errichten zu können. Soldaten bemannten sofort die Bastion, damit kein Gegner sie mit nur einem Angriff vertreiben konnte. Richtung Westen wurde eine erste lange Mauer auf der Gesteinsrippe errichtet. Davor wurde der Sand abgegraben und weiter Nördlich aufgehäuft, um dort einen soliden Beobachtungsturm aus Holz errichten zu können. Erst nachdem dieser Akt vollbracht war zogen sie eine weniger hohe Mauer zum Seeufer hin hoch. Entlang der Mauern wurden sofort Hecken und Bäume um diesen Standort gepflanzt. Im Osten wurde bereits ein zweiter tiefer und breiter Graben gezogen, um Angriffe von dieser Seite aus aufhalten zu können. Der Graben wurde ebenfalls so tief gegraben, dass das Wasser vom See diesen Graben überfluten konnte. Der Mauerbau war bedeutend schwieriger, da sie ein tiefes Fundament anlegen mussten, welches die Mauer trug. Über jeden Baufortschritt wurde er informiert, damit der Nachschub an Baumaterial jederzeit sichergestellt war.
Auch von Treidur erhielt er gelegentlich Berichte über seine Baufortschritte. Zuerst hatten sie das Flussbett auf einer Länge von einer halben Meile vier Spannen Tief ausgehoben und Fundamente für eine Brücke errichtet. Der Graben wurde auf zehn bis fünfzehn Spannen erweitert, damit sie einen breiten und tiefen Graben vor ihren Mauern hatten. Nach der Errichtung eines Zwingers auf der Südseite des Grabens und einer Brücke begann erst bei ihnen der Bau der Festung. Sie mussten erst den lockeren Boden abgraben und stabile Fundamente legen, damit sie mit dem Mauerbau beginnen konnten. Den Graben verlängerten sie stetig, bis sie auf eine weniger breite Felsrippe trafen. Dort errichteten sie ebenfalls eine kleine Bastion. Ebenso wie bei Leondur fanden sie reichlich Goldstaub in den dunklen Kiesschichten. Täglich wuschen sie mehrere Unzen Gold aus dem dunklen Kies, was die Baukosten zumindest teilweise minderte.
Tage später musste Leondur aufbrechen, da sich einige Gegner die Baustellen aus der Nähe betrachteten. Ab und an nahmen sie einige Südländer gefangen, die zu unvorsichtig waren. Die Pferde und die Gegner wurden eingesammelt und nur wenig später zum Bau der Bastionen, Gräben und anderen Arbeiten eingeteilt. Fast immer waren sie überrascht, dass plötzlich Gegner auftauchten, die sie übermannten. Die Regenfälle wurden seltener, aber immer noch wuchsen Gras und andere Pflanzen in dem weiten Land. In jedem Bericht wurde von den Erntemengen an Grünzeug, Heu und Stroh für die Pferde berichtet, so dass es bisher kaum große Veränderungen zu erkennen gab. Mit diesem Wissen ausgestattet brach er gen Süden auf. Fünfhundert Reiter begleiteten ihn und dazu gesellten sich einhundert Reiter von Haldur, die seine dritte Bastion verstärken sollten. Sie sicherten den Tross.
Der Ritt verlief so, wie geplant. Nach vielen Tagen erreichten sie die Festung an großen See. Mauern und Türme erhoben sich gut sichtbar über das weite Land. Hunderte Bäume und Hecken aus Brombeeren wuchsen heran und wurden bestens versorgt. Felder entstanden und Gemüse und Getreide wuchs auf den weiten Feldern, die stetig bewässert wurden. Wildbienen und trägere Hummeln umschwirrten jede Pflanze. Schmetterlinge taten es ihnen gleich und Mückenschwärme tanzten über dem großen See. Die Festung wurde nun durch die ersten schweren Waffen aufgewertet, schwere Armbrüste, Katapulte und Pfeile wurde unter den schattigen Dächern aufgebaut, um Feinden jeglichen Angriff zu erschweren. Vollständig war die Festung erst, wenn auf dem Südufer das Vorwerk errichtet war. Zuvor musste noch eine Brücke vollständig fertig sein, um dem Überfluss einen genügend großen Durchlass bei Hochwasser zu gewähren. Mit einem Blick erfasste Leondur, dass der Regen derzeit noch ausreichte, um die erste Ernte einzubringen. Im Sommer würde es hingegen schwieriger werden das Getreide mit Wasser zu versorgen.Die Baumeister verwiesen mehrfach auf die Brunnen und die riesigen Wasserbecken, um das Land ausreichend zu bewässern. So recht mochte er nicht an diese Aussagen glauben, obwohl die Soldaten immer noch genügend Grünfutter für die Pferde ernteten. Zudem musste noch das Ufer mit Schilf bepflanzt werden, um Libellen anzulocken, die die Mückenplage hoffentlich eindämmte. Auch die Gräben sollten mit Schilf bepflanzt werden, damit auch dort Libellen ihre Brut ins Wasser entlassen konnte.
Kritisch beäugte er auch die Mauern, die immer noch nicht die passende Höhe besaßen. Manche Details gefielen ihm nicht, da sie ihm unpraktisch erschienen. Zudem gab es zu wenige Stellflächen für die schweren Waffen und zu wenige Treppenaufgänge zu den Mauerabschnitten. Danach sah er, dass noch immer vier große Wasserbecken zur Versorgung der Pferde fehlten und im Rückraum noch etwa achte Wasserbecken für die Bewässerung der Felder noch nicht einmal abgesteckt waren. Sechs Gebäude zur Lagerung von Waffen, Nahrung und Heu fehlten ebenso. Noch konnten die Pferde auf den Weiden ihren Futterbedarf decken. Da keiner wusste, wie es in einem oder zwei Monaten aussah, mussten zuerst die Wasserbecken in Angriff genommen werden. Mit Windrädern ließen sich die Becken jederzeit mit dem Wasser aus dem See auffüllen. Nur so ließen sich alle Pferde im Sommer versorgen.
Die Mängelliste wuchs stetig an, so dass Leondur mehr als böse Blicke an den Architekten sandte. "Warum habt ihr euch nicht an die Planung gehalten? Ich verstehe es leider nicht? Erklärt es bitte." Der Architekt verzog sein Gesicht. "Was soll ich sagen, die Bauleute gehorchen mir nicht und die beiden anderen Architekten sind überfordert. Die Hilfskräfte schaffen ihr Soll nicht und wir alle hängen durch, weil wir stetig heftige Angriffe erwarten." Leondur schüttelte den Kopf. "Wir gehen zur Bauhütte und laden die Bauleiter für die einzelnen Bauabschnitte ein. Ich lasse meinen Architekten hier, damit die Mängel zügig behoben werden. So endet es in einem Fiasko."
Die Besprechung dauerte für Leondur zu lange. Sein Architekt, Baurat Breithaupt, erhob sich und schaute die Reihe der Männer an. "Ihr seid allesamt Stümper. Ich sah nirgends Aufmaße, Schnurgerüste, Lotpunkte, Maßzahlen an den Gebäuden oder irgendetwas, was an eine Baustelle erinnert. Wer hat den Mut mir zu erklären, warum das so ist?" Der Hilfsarchitekt erhob sich. "Keiner der Herren hält es für nötig sich an die Pläne oder Maße zu halten. Es ist meine Zuständigkeit. Da ich sie ständig darauf hingewiesen habe, wurden meine Sachen von den Herren von der Baustelle entfernt. Ohne Schlauchwage, Lot, Winkelmaße, Messkette und Schnüre kann ich nicht wirken." "Also werden die Idioten, die dafür verantwortlich sind von nun an ohne Lohn arbeiten. Das Maßgerät liegt morgen in der Frühe auf diesem Tisch. Der oberste Architekt ist ein Idiot. Zuerst verschafft man sich Respekt. Danach teilt man die Bauleiter ein und dann überwacht man akribisch jeden Bauabschnitt. Die Bauleiter geben jeden Tag schriftlich Bericht, über die Bauleistungen und erforderlichen Hilfsmittel. Ich sah viele Flaschenzüge und einen Kran, aber offenbar haben sie diese Gerätschaften noch nicht kennengelernt. Jetzt gehen sie zu ihren Bauabschnitten und geben mir Bericht. Und wagen sie es nicht mir mit Ausreden zu kommen. Und fehlt auch nur ein Messgerät, dann bekommen sie ihre Strafe. Verlassen sie sich darauf, die Nadelpeitsche habe ich immer dabei. Und nun raus mit dem Baugesindel."
Leondur war überrascht, wie streng der Baurat agierte. Der Baurat merkte es. "Viele der Kerle sind dümmer als Bohnenstroh. Ohne eine feste Hand finden sie ihren Lebensweg nicht. Sie müssen erkennen, dass sie für jeden Stein, den sie setzen verantwortlich sind. Immerhin haften sie ihr Leben lang für jede Bauleistung. Daher sind die Architekten gehalten akribisch jeden Baufortschritt zu dokumentieren. Dazu gehört es die Bauleiter täglich Berichte erstellen zu lassen, in denen jeder Mann und jedes Gewerk beschrieben werden. Mehr gibt es nicht zu sagen, außer, dass hier ein besserer Architekt die Bauleitung übernehmen sollte. Dieses Chaos ertrage ich nicht. Daher übernehme ich bis zum Eintreffen von Meister Elfert samt seiner Brüder die Bauleitung an diesem Ort. Immerhin soll es eine stabile Festung werden, die jedem Sturm und Angriff trotzt. Das ist meine Verantwortung und zu der stehe ich."
Leondur zeigte sich beeindruckt. "Das ist strenger als bei dem Militär, aber offenbar bedarf jede Aufgabe eine feste Hand. Und ihr scheint mir mehr als geeignet, um diese Leistung zu erbringen. Meinen Dank dafür, was werden eure ersten Schritte sein." "An diesem Platz sollte ein Wasserbecken gebaut werden. Zuerst wird die Baubude umgesetzt und das Wasserbecken angelegt. Danach werden sämtlichen Mängel abgestellt, bis Meister Elfert hier eintrifft. Es fehlen über zwanzig Stützmauern und die Stallungen und Lagergebäude werden auch errichtet. Und auch die Aufgänge werden errichtet. Warum erstelle ich eine Planung, wenn sich keiner daran hält?"
XXX
Der nächste Morgen brachte den Wandel. Alle Baumänner, Bauleiter und Hilfskräfte mussten antreten. Wie ein strenger General schritt Baurat Breithaupt die Linie ab. Jeden Bauleiter fragte er, für welchen Bauabschnitt er zuständig gewesen sei. In Ruhe notierte es sich der Herr und als er mit der Inspektion durch war, stellte er sich vor die Männer. Sie sehen ungewaschen aus und viele haben ihr Werkzeug nicht dabei. Besitzen sie keinen Stolz. Nun gut. Kommen wir also zu der ersten kleinen Verrichtung. Die Bauhütte wird an den angedachten Platz transportiert. Dazu ist nur ein wenig Organisation und Manneskraft erforderlich. Und danach wird das Wasserbecken abgesteckt und zügig mit dem Ausheben des Beckens begonnen. Bauleiter Reese trägt dafür Verantwortung, weil er erklärt hat, dass er dafür ein Fachmann sei. Bauleiter Lommert geht zu seinem Bauabschnitt und wird mit dem Architekten Fuchs das Aufmaß prüfen und an der entsprechenden Stelle das Stützmauerwerk hochziehen. Daneben befindet sich gemäß des Plans ein Aufgang in Holzbauweise." Über längere Zeit verteilte der Baurat jede einzelne Bauleistung an die Bauleiter, damit die Mängel in kürzester Zeit abgestellt wurden. Auch die Lagerräume sollten endlich errichtet werden. Danach folgte der Bau von vier Brunnen samt Handkurbeln aus Holz. Der Getreidespeicher fehlte auch noch und das Heulager. Er endete erst, als jeder Mann seine genau Aufgabe kannte.
Erst jetzt stauchte er den Architekten zusammen. Es ging ziemlich ruppig zu, so als würde er gleich die Todesstrafe verhängen. Leondur lernte sehr viel von dem reifen Herrn, der jedes Mittel einsetzte, um die Verfehlungen aus der dürren Seele herauszupressen. Erst als der Architekt seine Mütze in den Sand warf war der Baurat zufrieden. "Man sollte sich nie überschätzen. Nur weil man einen Turm gebaut hat, kann man noch keine Festung errichten. Sie werden von nun an vierter Architekt auf dieser Baustelle sein und lernen, welche Verantwortung sie zu tragen haben. Anders wird das nicht mit ihnen."