Völlig verwirrt wich sie ihm nun direkt aus und musterte die Decke, deren Muster ihr mit einem Male sehr interessant vorkam.
„Was hälst du eigentlich von mir?“, erkundigte er sich.
„Wie?“ Unwillkürlich schoss ihr Kopf nach oben.
„Nun ja, ihr hattet ja eure eingespielte Routine; bevor ich kam. Störe ich da zu sehr?“
„Du bist meinem Meister eine große Hilfe.“ Wieder versuchte sie, abzulenken.
„Das ist eigentlich jetzt keine Antwort auf meine Frage, Arella.“
„Was soll ich dazu sagen? Ich kenne dich ja kaum. Also ist es schwer für mich, mir ein Bild von dir zu machen“, rief sie ratlos aus und fixierte einen Punkt auf seiner Stirn.
Cedrik seufzte erneut. „Du musst dir keine Sorgen machen. Schon bald werde ich nicht mehr hier sein. Wenn ich auch nicht weiß, wohin ich gehen werde.“
Diesen letzten Satz hatte er leise gesprochen und war wohl mehr an ihn selbst gerichtet als an sie. Trotzdem war die Traurigkeit in seinem Unterton nicht zu überhören.
„Was ist mit deinem Meister, Cedrik? Nimmt er dich nicht zurück?“
„Nun, das dürfte schwer werden.“, erwiderte er flüsternd. „Ekkehard ist vor kurzem gestorben. Das war auch der Grund, weshalb ich seine Interlagen zu Herrn Felix gebracht hatte. Dieses Versprechen hat er mir noch zu seinen Lebzeiten abgenommen.“
„Das wusste ich nicht. Das tut mir sehr leid, Cedrik.“
War das der Grund für seine seltsame Aura, die sie immer wieder spüren konnte? Dieses Düstere in ihm?
Arella fröstelte als sie sich vorstellte, wie es ihr wohl ging, würde sie ihren Lehrer verlieren. Der Tod war eine grausame Sache – endgültig und alles vernichtend.
Felix war wie ein zweiter Vater für sie geworden. Sein Fortgehen, das irgendwann kommen musste, würde in ihr eine gähnende Leere zurücklassen.
Voller Mitgefühl legte sie die Hand ihres freien Arms auf seine Schulter.
Worte waren nicht mehr notwendig. Beide schwiegen, starrten vor sich hin und hingen ihren eigenen Gedanken nach.
„Wir sollten gehen. Herbert schläft auch schon.“, schlug der Magier schließlich vor.
Eine ganze Weile war vergangen, aber noch immer saßen beide unverändert auf der Decke.
Tatsächlich leuchtete der Grimm in einem schwachen Rot und rührte sich nicht mehr.
Cedrik bückte sich vorsichtig zu der Frau hinüber. Vorsichtig formte er beide Hände zu einer Schale und ließ das kleine Fellbündel behutsam darin hineingleiten. Ganz leicht zitterte das rote Licht, als der Grimm nun wieder bei seinem Herrchen war.
„Er ist noch im Halbschlaf. Ich setze ihn wieder unter mein Hemd, da schläft er oft, wenn er mit mir draußen allein unterwegs ist.“, erklärte er, bevor er den kleinen Ball dort verschwinden ließ.
Fasziniert beobachte Arella ihn. Erstaunlich, wie zärtlich und führsorglich er mit diesem Wesen umging.
Sie selbst erhob sich ein wenig mühsam. Von dem langen Sitzen waren ihre Glieder ganz steif geworden. „Du hast recht, es wird Zeit.“
„Zeigst du mir den Weg? Ich glaube, du kennst ihn besser.“
„Natürlich. Geh einfach dicht hinter mir.“ Fast hätte sie ihn an der Hand gefasst, aber irgendwie erschien ihr das als unschicklich.
So kletterten sie beide wieder den Hang hinauf, wobei der Mann darauf achtete, dass ihr nichts geschah und sie immer wieder vorsorglich mit seiner Hand von hinten abstützte. Auf diese Weise kamen beide wohlbehalten oben an und spazierten dicht nebeneinander zur Akademie.
Erst vor Cedriks Gästezimmer verabschiedeten sie sich und jeder ging seiner Nachtruhe nach.