Maiks Augenlicht erleuchte wieder. Er stand in seinem Badezimmer, wobei das Wasser aus dem Hahn in das Waschbecken, vor dem er sich befand, floss. Maik machte es aus. Als er nach draußen ging, erblickte er die Uhr. Es war gerade halb sieben.
Mit einem Male hörte er die Stimme seiner Mutter.
„Musst du nicht langsam los?“, fragte diese.
„Los?“, stellte Maik als Gegenfrage, wobei er immer noch schlecht einen klaren Gedanken fassen konnte.
„Na in die Schule!“, antwortete seine Mutter. „Bist du noch nicht ganz ausgeschlafen, oder was?“.
Maiks Verstand kam mit einem Sprung zurück in die Realität.
„Schule! Ja, stimmt!“, stotterte er. „Ich mache mich jetzt los“.
Maik nahm seinen Rucksack, obgleich er sich nicht bewusst war, ob er diesen überhaupt richtig gepackt habe.
Auf dem Weg zur Schule dachte Maik, was er nun tun solle. Er hätte gerne das Wochenende Zeit gehabt dies zu tun, doch nun befindet er sich schon wieder auf den Weg. Nachdem, was geschehen war, konnte er Aurora doch nicht unter die Augen treten. Was solle er sagen, ohne, dass er an die Pein des Samstagabends dachte.
In der Schule angekommen saß er gedankenverloren auf seinen Platz. Er schaute stets auf den Tisch, nicht einmal als Aurora in den Raum trat, erhob er seinen Blick. Ihr standardmäßiges „Guten Morgen!“ überhörte er oder er ignorierte es; Er war sich dabei nicht sicher.
Aurora und Maik saßen nun schweigend nebeneinander. Der Unterricht zog sich aus Maiks Sicht unerträglich in die Länge, wobei er sich nicht ausreichend konzentrieren konnte. Er war sich auch nicht sicher, ob Aurora den Unterricht folgte, aber sie schaute ihn nicht an, geschweige denn, dass sie ein Wort mit ihm wechselte.
Nachdem die ersten beiden Stunden endlich vorüber waren und Maik seine Schulsachen einpackte, was er wohlgemerkt sehr langsam tat, bemerkte er, dass Aurora an der Eingangstür des Klassenzimmers auf ihn wartete. Ihr Blick hatte etwas Unangenehmes. Maik ging zur Tür. Als er diese erreichte, lief Aurora mit ihm mit.
„Du hast mich also sehr gern, aber kannst mich nicht Mal begrüßen“, sagte Aurora in einem erzieherischen Ton.
Maik errötete.
„Nun...ja...“, stotterte er. „Ich war nicht sicher…“.
„Maik, so etwas machen Freunde nicht“, unterbrach sie ihn.
„Es tut mir Leid“, verfiel Maik in Demut. „Ich hatte nur Angst mit dir zu sprechen“.
„Was glaubst du denn, was passieren sollte?“, entgegnete Aurora.
Maik überlegte, es fiel ihm momentan kein Ereignis ein und geschah auch nichts weiter, es ist, als ob der Kinoabend nie stattgefunden hätte. Es hatte alles seine Normalität.
Das gab Maik Mut. Vielleicht könne er Aurora noch für sich gewinnen, dazu müsse er seine Verhaltensweisen überdenken.
Aurora hatte demnächst Geburtstag und Maik wusste, er wollte ihr definitiv ein Geschenk machen. Sie tat es schon zu oft für ihn ohne ein Gegenstück zu bekommen. Doch da traf Maik auf das Problem, was er ihr Schenken könne.
…
An einem Wochenende traf sich Maik mit Luna. Sie machten ihren klassischen Waldspaziergang und liefen durch den nahegelegenen Stadthain. Ihr Gespräch war, wie es so oft zu sein schien, gefüllt mit Lästereien und Blödeleien. Irgendwann lenkte Maik das Thema jedoch um.
„Ich weiß nicht, ob es dir bewusst ist, aber Aurora hat bald Geburtstag“, begann er. „Ich habe das Problem, dass ich keine Ahnung habe, was ich ihr schenken soll“
„Ach, dass sollte nicht so schwer sein“, antwortete Luna. „Du musst nur wissen, was sie für Vorlieben hat“.
„Ja, ich weiß, aber...“, Maik überlegte wie er diesen Satz fortführen solle. „...aber ich habe Angst, dass ihr meine Idee nicht gefallen könnte“.
Lunas setzte einen stutzigen Blick auf.
„Warum sollte einem, ein Geschenk missfallen“, sie überlegte kurz. „Außer sie hasst dich, aber...nein“.
Tatsächlich hatte sie Recht, so schoss es in Maiks Gedanken.
„Komm, ich helfe dir ein Geschenk zu holen“, bat Luna an. „Was mag Aurora denn?“.
„Naja, wir haben fast die gleichen Vorlieben“, antwortete Maik.
„Gut, du liest doch gerne“, schlug sie vor. „Gibt es ein Buch, das dir sehr gefällt?“.
Tatsächlich gab es ein Buch, welches er sehr gerne gelesen hatte und es auch Aurora empfohlen hatte. Maik dachte kurz nach und entschloss sich dann, dieses Buch zu holen.
„Ich habe eine Idee“ sagte er zu Luna und sie gingen in eine Buchhandlung, wo es zum Glück für Maik noch solch ein Exemplar gab. Er kaufte und beschloss, ab diesem Zeitpunkt nicht mehr darüber nachzudenken, ob er zu schlecht für Aurora war.
…
Am Tage vor Auroras Geburtstag hatte er das Buch eingepackt. Zusätzlich holte er noch ein paar Pralinen und verpackte alles in einem Karton. Er war etwas nervös, aber es sollte schon gut sein. Am nächsten Tag brachte er das Geschenk, versteckt in einem Beutel in die Schule, wo er es ihr überreich wolle.
Er gratulierte ihr zwar schon zu Beginn des Tages, aber gab ihr das Geschenk ab Ende an dem Punkt, an dem sie sich normalerweise verabschiedeten.
„Oh, danke!“, sagte Aurora und gab Maik eine Umarmung, was ihn schon wieder betörte.
Aurora machte es auf und sah den Roman.
„Ah, es ist das Buch, von dem du mir erzählt hattest“, sagte Aurora.
„Ja, genau“, sagte Maik. „Ich dachte mir, es wird Zeit, dass du es liest“.
„Das ist toll“, entgegnete sie, wobei die den Roman betrachtete.
„Also, es gefällt dir?“, fragte Maik in einem Ton, gleich einem Diener, der soeben einen Auftrag für seinen Herren erfüllte.
„Ja, es gefällt mir sehr!“
„Gut, ich bin froh, wenn du glücklich bist“, sagte Maik und lächelte.
Aurora schaute Maik in die Augen und begann ebenfalls zu lächeln. Er war sich nun sicher, es war eine gute Idee. Nun hatte er keine Probleme mehr, Aurora weitere Geschenke zu machen.
Dieser Fehler war behoben.