Prompt: Scharlachrot
A/N: Ein kleiner, tragischer Text mit großem Thema ((c)grendelin ^.~) zur Sixty Minute Challenge
Da lag sie nun im grünen Gras. Die Beine übereinander verschränkt, den Rücken leicht gegen den Baum hinter ihr gelehnt. Ihr Blick streifte langsam, aber stetig über ihre Umgebung.
Da war der blaue Himmel mit den weißen Wolken über ihr. Das Blau färbte sich am Rand schon in sanften Tönen von violett, rot, orange und gelb, wo die Sonne langsam hinterm Horizont verschwand.
Durch das Gras schimmerte die braune Erde und sie konnte im langsam schwindenden Licht winzige schwarze Ameisen sehen, die sich ihren Weg zwischen den sanft im Wind hin und her schwingenden Grashalmen bahnten.
Ihr Blick schweifte weiter, als sie etwas in einiger Entfernung flackern sah. Die Färbung erinnerte sie an den Sonnenuntergang, den sie gerade kurz beobachtet hatte und es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass es Flammen waren, die beinahe fröhlich über einem verzogenen Klumpen Metall tanzten.
Schwer fällig versuchte sie sich aufzusetzen, weil ihr die Position in der sie lag doch zu unbequem war. Schmerz durchzuckte ihren Körper und sie blinzelte angestrengt, um bei Bewusstsein zu bleiben. Sie ließ sich zurücksinken und berührte ihren Bauch, wo der Schmerz zentriert war.
Ihr Blick haftete dort, wo ihre Hand ihren Bauch und ihre Brust berührte. Da war etwas großes, langes, dass dort definitiv nicht hingehörte. Es fühlte sich warm, feucht und irgendwie klebrig an. Als sie ihre Hand weg hob, war diese scharlachrot gefärbt.
Ihr Herz schlug schneller und ein Schwall feuchter Wärme ergoß sich über ihren Schoss, als sie verstand, dass es sich um ihr eigenes Blut handelte und dass das seltsame lange Ding da in ihrem Bauch wohl ein Ast war.
Ein Stöhnen entwischte ihren Lippen und langsam, unendlich langsam kam in ihrem Bewusstsein die Tatsache an, dass sie einen schweren Unfall gehabt hatte und aus dem Wagen geschleudert worden war.
Luft zu holen wurde immer schwerer und sie hustete, spürte wie mehr ihres kostbaren Lebenssaftes aus ihrem Bauch und nun auch ihrem Mundwinkel ran. Sie klammerte sich mit aller Kraft an ihr Leben, weil sie nicht sterben wollte.
Aber mit jedem Schlag ihres Herzens ran mehr des kostbaren Scharlachrot aus ihren Adern und verdeckte die Farben ihrer Umgebung.
Ihr Blick war starr auf den Horizont gerichtet, während sie den letzten Atemzug tat. Der Himmel so scharlachrot wie ihr vergossener Lebenssaft.
Der Wind raschelte durch den Baum über ihr und ein Martinshorn erklang, Signallichter tauchten die Umgebung in ihr blaues Licht. Es war zu spät. Sie schaffte es nicht.
~Ende~