Prompt: Glühwein
"Uh … warum genau bin ich mit auf den Weihnachtsmarkt gegangen?"
Der Gedanke lastete schwer auf mir, während ich mich von Nadine durch die Menschenmassen ziehen ließ. Einen Moment später drang ein lieblicher Duft an meine Nase und ich musste unweigerlich grinsen.
"Ach ja … Nadine hat mir unbegrenzt Glühwein versprochen, solange ich sie begleite."
Der Alkohol würde den Weihnachtsmarkt wenigstens etwas erträglicher machen. Ich hasste Menschenmassen, Weihnachten, die ständig dudelnde immer gleiche Musik und die Besoffenen, die sich an den Bistrotischen der Fressmeile sammelten. Zumindest solange, bis ich selbst zu letzteren gehörte. Wenn mein Glühweinstand einen gewissen Pegel erreicht hatte, dann konnte ich diesen ganzen Mist ertragen. Dann interessierte es mich nicht mehr, wenn Last Christmas zum zwanzigsten Mal in einer Stunde über den Markt schallte oder sich mal wieder jemand ins Gebüsch oder den Mülleimer nebenan übergab, weil er zu viel Glühwein ohne Unterlage intus hatte.
Ich rieb mir die kalten Hände und stopfte sie dann in die Taschen, als unsere Stammglühweinhütte in Sichtweite kam. Während ich uns einen der besagten Bistrotische ergatterte, zog Nadine weiter, um uns den Glühwein zu holen und Matthias organisierte uns Käsespätzle vom Stand nebenan.
Als wir endlich alle zusammengedrängt an dem Tisch standen, stießen wir mit den generischen Weihnachtsmarkttassen an und Matthias und ich exten unseren Glühwein. Zumindest dachte ich, es wäre Glühwein, bis ich den Geschmack wahrnahm, der viel zu süß für Glühwein war. Ich verzog das Gesicht und sah Nadine missbilligend an.
"Das ist kein Glühwein, das ist fucking Kinderpunsch. Was soll das?", schimpfte ich und bekam von Matthias erstmal eine Gabel mit Käsespätzle in den Mund gestopft, damit ich nicht weiter ausrasten konnte, während Nadine antwortete: "Ja weißt du … ich bin schwanger. Und wenn ich nicht saufen kann, dann säuft hier keiner"
Ich starrte sie an und kaute auf den Spätzle rum, während ihre Worte langsam zu mir durchdrangen.
"Herzlichen Glückwunsch", stammelte ich dann und umarmte sie fest. Mein Ärger war vergessen und vielleicht, ganz vielleicht, hab ich Matthias und mir später doch noch ein, zwei Tassen Glühwein organisiert, während Nadine beim Kinderpunsch blieb, damit wir den Weihnachtsmarkt ertragen und Nadines Schwangerschaft feiern konnten.