Prompt: Schwarze Engel
Warnungen: Blut, Gewalt, Blutrituale
“Knie dich hin in der Mitte des Raumes!!!”
Die Stimme, welche die Worte ausspricht, klingt harsch in Silas’ Ohren und er stolpert, als eine Hand ihn unvermittelt zwischen den Schulterblättern nach vorn schiebt. Sein Herz schlägt so schnell und hart, dass er den Eindruck hat, es wollte aus seinem nackten Brustkorb fliehen. Er geht einige Schritte nach vorn, aber bevor er dem Befehl folgen kann, wird er abermals angeblafft:
“Du sollst dich hinknien, hab ich gesagt!”
Dieses Mal ist die Berührung nicht ein leichter Schubs, sondern ein Stoß, der ihn das Gleichgewicht verlieren und auf die Knie fallen lässt. Da seine Hände hinter seinem Rücken gefesselt sind, kann er sich nicht einmal ansatzweise abfangen und landete mit seinem vollen Gewicht auf den Knien. Ein unterdrücktes Stöhnen entkam ihm, während er sich mit Mühe zumindest in dieser Position aufrecht halten konnte.
“Ruhe!!!”
Ein Schlag gegen den Hinterkopf lässt seinen Kopf nach vorn rucken und Silas beißt sich auf die Unterlippe, um einen erneuten Laut zu unterdrücken. Er wagt es nicht wieder auf zusehen aus Angst abermals bestraft zu werden.
Mit einem Mal wird es dunkel um ihn herum und er braucht einen Moment, um zu begreifen, dass man ihm die Augen verbunden hatte. Schritte entfernen sich von ihm und Silas bleibt allein zurück in der Mitte des kreisrunden Raumes, den er nur kurz beim Hineinstolpern erblickt hatte.
Um nicht vollends in Panik zu verfallen, konzentriert Silas sich auf seine Atmung. Einatmen, langsam bis 4 zählen, ausatmen, 6 Sekunden abzählen, einatmen. Immer und immer wieder, bis sein rasendes Herz sich beruhigt hat und er sich nicht mehr wie ein gehetztes Kaninchen vorkommt.
Erst als sein Herz wieder ruhig in seiner Brust schlägt, neigt er den Kopf ein wenig zur Seite, um zu lauschen. Er hört, wie Wasser auf Stein tropft. Langsam, aber stetig. Die Geräusche winziger Pfoten auf Stein. Mäuse? Ratten? Silas weiß es nicht.
Die Muskeln in seinen Oberschenkeln beginnen langsam ob der knienden Haltung zu protestieren und er spreizt seine Schenkel ein wenig weiter auseinander, drückt seinen Rücken durch, aber hält seinen Kopf noch immer gesenkt.
Er konzentriert sich weiter darauf ruhig zu atmen und seiner Umgebung zu lauschen. Ein Windhauch streichelt zärtlich über seine Haut. Die weichen Haare an seinen Armen stellen sich auf und er erzittert leicht, bekommt eine Gänsehaut.
War jemand mit ihm im Raum?
Silas’ Atmung geht einen Tick schneller und er neigt den Kopf in die andere Richtung, flucht innerlich über die Augenbinde, die ihm die Sicht nimmt. Natürlich hätte er versuchen können sie abzustreifen. Gelenkig genug dazu war er alle male, aber er wollte nichts riskieren, bevor er nicht wusste, weshalb er hier war.
Auf einmal vernimmt er Schritte. Sie klingen schwer auf dem steinernen Boden und Silas hielt für einen Moment den Atem an. Große Hände mit deutlichen Schwielen streicheln über seine Schultern, berühren testend seine Schulterblätter.
Silas zuckt zusammen, zwingt sich aber in Position zu bleiben, bevor er ermahnt werden kann. Die Hände kehren zurück, testen seine Muskeln und streichen seine Wirbelsäule entlang. Zunächst hinab bis knapp über dem Po, dann hinauf bis in den Nacken, wo sie sein zu einem Zopf zusammengebundenes langes Haar packen. Silas fühlt, wie es zweimal um eine der Hände geschlungen wird und dann zwingt ihn der Griff, den Kopf in den Nacken zu legen und seine Kehle zu entblößen.
Ein unterdrücktes Wimmern entwischt ihm und überraschenderweise kam ein Schlag von vorn, lässt seinen Kopf zur Seite rucken.
“Ich hab doch gesagt, du sollst still sein!”, wird er angeknurrt.
Silas duckt sich so gut er kann.
Wer auch immer hinter ihm steht, berührt ihn beruhigend an der Schulter, obwohl er seine Haare hält.
“Silas Hargrove … weißt du, was dein Vorname bedeutet?”, fragt der Mann hinter ihm mit tiefer, grollender Stimme. Silas kann spüren, wie sie seine Knochen zum Beben bringt.
Langsam schüttelt er den Kopf ein wenig, weil er keine Erlaubnis zum Sprechen hat.
“Der von Gott Erbetene … so haben deine Eltern dich getauft. Ohne zu wissen, welches Schicksal sie dir damit auflasten, aber so sei es. Uns allen erging es nicht anders.”, spricht der hinter ihm.
Weitere Menschen kommen in den Raum. Sie berühren Silas’ Körper, betrachten ihn und schließlich beginnt der Mann hinter ihm abermals zu sprechen: “Er ist perfekt. Haar schwarz wie Ebenholz, Haut weiß wie Schnee, Lippen rot wie Blut und Augen so grün, wie die schönsten Smaragde. Schon jetzt ist er von ätherischer Schönheit.”
Silas erschauert unter den Berührungen und kommt nicht umhin zu versuchen ihnen auszuweichen, aber der Griff in sein langes Haar verfestigt sich einfach nur und er ist gezwungen still zu bleiben.
“Also tun wir es?”, fragt eine weibliche Stimme.
“Ja.”
Es kommt Bewegung in den Raum. Silas kann hören wie Schuhe und nackte Füße gleichermaßen über den Steinboden gleiten und jeder einen anscheinend ausgewiesenen Platz einnimmt.
Die Stimme hinter ihm flüstert ihm ins Ohr. “Schön stillhalten. Das wird jetzt ein wenig wehtun, aber ich verspreche dir, am Ende wird es sich lohnen.”
Bevor Silas auch nur etwas erwidern kann, wird sein Kopf mit einem Ruck noch weiter zurückgezogen und während um ihn herum seltsame Gesänge in einer fremden Sprache angestimmt werden, spürt er mit einem Mal einen brennenden Schmerz, der sich von einer Seite seines Kehle zur anderen zieht.
Er spürt, wie sein Blut sich in einem heißen Schwall nach unten ausbreitet und dann war mehr Schmerz da, als die Klinge, die gerade eben noch seine Kehle durchgeschnitten hat, beginnt etwas in seine Brust zu ritzen.
Silas gibt einen gurgelnden Schmerzensschrei von sich, während die Gesänge um ihn herum anschwellen und die Dunkelheit hinter der Augenbinde von einem gleißenden Licht durchbrochen wird.
Obwohl er keinen Laut mehr von sich geben kann, schien Silas noch immer zu schreien. Sein Körper bäumt sich unter dem Schmerz auf und nur die Hand in seinem Haar hält ihn noch aufrecht.
Mit einem Mal war das Licht und die Schmerzen verschwunden, die Gesänge verstummt und Silas sackt nach vorn, als sein Haar losgelassen wird.
Harsch saugt er Luft zurück in seine Lungen, während jemand in einem weiten Bogen um ihn herum geht. Dann ist die Klinge zwischen seinen Handgelenken und die Seile, die seine Hände hinter seinem Rücken gehalten haben, geben ihn auf einmal frei.
Schwerfällig und langsam versucht Silas sich auf die Seite zu drehen, wird aber davon abgehalten. “Nicht … du würdest dir nur noch mehr wehtun.”, flüstert eine liebliche Stimme.
Silas gehorcht und schiebt sich stattdessen die Augenbinde vom Kopf. Er blinzelt, stemmt sich langsam mit zitternden Armen wieder zurück in eine kniende Position. Dabei spürt er ein Gewicht an den Schultern, dass vorher noch nicht dagewesen war. Er sieht sich um. Das erste, was er wahrnimmt, sind tiefschwarze Flügel, wie die eines Engels an seinem Rücken.
Er blinzelt ungläubig und schüttelt den Kopf, sieht sich dann im Raum um und sieht mehr Wesen, die er wohl ob ihres lieblichen Aussehens als Engel bezeichnet hätte, wären ihre Flügel nicht schwarz gewesen.
“Schwarze … Engel?”, flüstert er. Seine Stimme klingt rau, definitiv angeschlagen, aber nach dem was mit ihm geschehen war, ist es ein Wunder, dass er überhaupt dazu in der Lage ist zu sprechen.
“Du bist jetzt einer von uns, Silas Hargrove.”, sagt die dunkle, raue Stimme von zuvor und er sieht sich mit einem Mal einem muskulösen Mann in schwarzen Lederhosen und schweren Motorradstiefeln gegenüber, um seine Brust war schwarzes Gurtwerk, welches einige im Fackelschein glitzernde Dolche hält. Einer der Halter ist leer und Silas blickt auf die Hand des Mannes, die einen blutigen Dolch hält.
Silas blickt ihn verständnislos an.
“Auch du bist nun ein Schwarzer Engel, Silas Hargrove.”
Silas blinzelt und neigt fragend den Kopf zur Seite, versucht die gesamte Situation zu erfassen.
“Was der gute Jakob hier dir sagen möchte, ist, dass du nun ein Wächter der Hölle bist, Silas. Jeder, dessen Name Gott geweiht ist, wird zu seinem 21 Geburtstag in den Dienst des Herren gerufen. Jeder mit dunklem Haar kommt zu uns, die Blondinen dürfen den Himmel bewachen. Wenn du mich fragst, die Hölle ist spannender.”, sagt die Frau, die neben ihm kniet.
Silas nickt einfach nur. Ihm bleibt ja nichts anderes als die Situation zu akzeptieren wie sie war. Zurück in sein altes Leben kann er so wie er jetzt ist definitiv nicht und wer wusste es schon, vielleicht wäre das Leben als schwarzer Engel ja gar nicht so schlecht.
Zumindest Jakob war ganz nach seinem Geschmack. Bei dem Gedanken rollt er amüsiert mit den Augen und leckt sich die Lippen. Bevor er irgendetwas tun kann, beugt Jakob sich vor und küsst ihn zärtlich und hungrig zugleich.
“Ich habe dir viel beizubringen, Silas Hargrove”, raunt er ihm ins Ohr und nippt leicht daran, nachdem er Silas die Luft zum Atmen genommen hatte.
Silas nickt nur und folgt der Hand, die ihn auf die Beine und aus dem Raum zieht. Das war nun also sein neues Leben.
~Ende~