„Echt jetzt?“ Tina's wütende und verletzte Stimme holte sie beide in die Wirklichkeit zurück und langsam hob Rick den Kopf, gab Su's Mund frei und verhinderte das sie sich blitzschnell von ihm befreite. Energisch hielt er sie in seinen Armen und drehte dann langsam den Kopf in Tina's Richtung.
„Ryan?!...“ Tina sah sie an und schürzte dann die Lippen als sie Rick erneut ansah und unter seinem etwas hochgeschobenem Shirt-Ärmel ein Stückchen eines Tattoos auf seinem Oberarm sah. „Nein Rick.“
„Was … willst du Tina?“ Rick knurrte regelrecht und war mehr als sauer das Tina sie störte. Doch Pie schien das alles zu lange gedauert zu haben, denn er drängte sich nun energisch zwischen Su und Rick und sah Su vorwurfsvoll an. Rick seufzte lautlos und gab Su frei, die sofort verlegen ihre Hände in Pie's Fell vergrub und mit ihm Richtung Türe ging.
„Er hat Hunger. Entschuldige Rick.“ Schnell verschwand sie nach drinnen und Rick drehte sich langsam und grimmig zu Tina um.
Bevor Tina etwas sagen konnte, öffnete sich die Türe des Haupthauses erneut und Ryan trat heraus, während er gerade seine Lederjacke anzog. Sofort änderte sich Tina's Körperhaltung und sie kam mit wiegenden Schritten näher, ihre Stimme klang wie ein Schnurren und Ryan sah sie prüfend an, bevor er sich zu Rick drehte.
„Ich habe mit Joan gesprochen und gehe nun jemanden seine Kette zurückbringen. Wünsch mir Glück Bruderherz.“
Rick klopfte ihm kurz auf die Schulter und grinste „Viel Glück bei Doreen … oder mit … Doreen? Du weißt was ich meine...“
Ryan nickte Tina kurz zu und ging dann mit langen Schritten zu dem Haus von Joan und Doreen. Tina sah ihm nach und drehte sich dann zu Rick um.
„Was soll das heißen, viel Glück mit Doreen?“
Rick grinste und seine Augen blitzen kurz vergnügt auf, bevor er ein gleichgültiges Gesicht zeigte. „Ryan liebt Doreen und bringt ihr etwas zurück was er ihr vor Jahren geschenkt hat, in der Hoffnung das sie es versteht und ihn … hmmm, erhört?“
Tina wurde blass und sah fassungslos auf Rick „Ryan und … und Doreen? Aber...“
„Da gibt es kein aber Tina.“ Schulterzuckend drehte er sich um und wollte ins Haus gehen als Tina's Stimme ihn stoppte.
„Ryan und Doreen und du und … und diese Pflegerin? Und was ist mit mir?“ Tina sah Rick an und in ihren Augen schimmerten Tränen.
„Du hast deinen Mann Tina.“ Rick sah sie an und verschränkte die Arme vor der Brust.
„Du weißt das ich mich von ihm getrennt habe.“
„Warum? Niemand hat dich darum gebeten ... oder hat Ryan etwas in diese Richtung gesagt?“
„N-Nein...“
„Hab ich jemals so etwas gesagt? Davon abgesehen, dass ich noch niemals etwas von dir wollte?“
„N-Nein, auch nicht.“
„Also mach uns nicht für deine Trennung verantwortlich. Die hast du ganz allein zu verantworten. Deine Eifersuchtsszenen gegenüber Su haben mir schon mehr als gereicht Tina. Weder Ryan noch ich gehören dir. Ryan lieb Doreen schon sein ganzes Leben lang und ich hoffe für die beiden das sie zusammenkommen...“
„Und du?“ Tina ging langsam auf Rick zu und blieb dicht vor ihm stehen. Rick verzog verächtlich den Mund als er ihren Blick sah, er hatte nun die Gewissheit das Tina einer dieser Frauen war, denen es egal war, welcher Zwilling, sofern überhaupt einer von ihnen beiden.
„Was ich?“ Spöttisch hob er eine Augenbraue und Tina fuhr sich mit der Zungenspitze über ihre Lippen, während sie ihn ansah und eine Hand auf seine Arme legte.
„Wen liebst du?“ Verführerisch sah sie ihn an und strich mit einem Fingernagel über seinen Arm.
„Nicht dich, wenn du das hoffst.“ Langsam und spöttisch schob er ihre Hand beiseite und deutete dann auf die Veranda. „Oder sah das hier vorhin so aus, als würde ich dich lieben?“ Langsam trat er einen Schritt zurück und vergrub die Hände in den Jeanstaschen. „Ich mag dich Tina … oder vielmehr … ich mochte dich, bis du mit diesem Besitzdenken angefangen hast. Mach deinen Job und lass meinen Bruder und mich in Ruhe … und damit meine ich dein angebaggere. Oder geh zurück in die Stadt. Einen Tierarzt werde ich mit Sicherheit hier auch finden und einen anderen Assistenten ebenfalls.“
Tina wurde blass und einen Moment sah sie so aus als wollte sie auffahren, doch dann straffte sie die Schultern und sah Rick an „Das war mehr als deutlich. Ich kann meinen Job machen. Du wirst niemand besseres finden und das weißt du genau.“
„Das werden wir sehen. Eine einzige Eifersuchtsszene, ein einziges Besitzdenken und du bist draußen Tina. Endgültig.“
Er warf ihr noch einen kurzen Blick zu, bevor er sich umdrehte und ins Haus ging, ohne darauf zu achten, ob sie folgte oder stehenblieb.
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Zögernd betrat Ryan das Haus von Joan und Doreen und seufzte leise auf, als er schon hier unten Doreen leise weinen hörte. Langsam ging er nach oben, immer dem leisen schluchzen folgend und stand dann vor ihrer Türe. Kurz überlegte er, ob er einfach eintreten sollte, doch dann klopfte er leise an. Augenblicklich hörte das Weinen auf und es war einen Moment still, bevor ihre Stimme leise erklang. „Lass mich in Ruhe Mom“
„Ich bin es, Dori.“ Ryan vergrub die Hände in den Taschen und sah auf die Türe, abwartend, ob sie ihm öffnete oder ihn wegschickte.
„Ryan?“
Ryan hörte den Unglauben in ihrer Stimme und seufzte erneut leise auf. „Ja, machst du nun bitte auf und lässt mich hinein? Ich will mich nicht mit einer Türe unterhalten, mein Herzblatt.“
„Was willst du hier? Ich habe dich noch nie interessiert, warum also jetzt? … Geh doch einfach wieder.“
„Ich habe etwas, was dir gehört und wirklich keine Lust mehr auf diesen Scheiß.“
„Die Tür ist offen.“
Entschlossen öffnete er die Türe und betrat Doreen's Schlafzimmer. Langsam schloss er die Türe hinter sich und lehnte sich dagegen, während er wieder die Hände in der Jacke vergrub. Langsam ließ er seinen Blick über sie gleiten, die ausladenden Kurven, die langen blonden Haare, ihr verweintes Gesicht und merkte, wie es ihm mehr als wehtat sie so zu sehen.
Doreen wischte sich langsam über das Gesicht und rutschte zu der Bettkante. „'tschuldige Ryan. Was hast du, was mir gehört?“
...mein Herz, Baby...
Langsam zog er die Hand aus der Tasche und ließ das Einhorn an der Kette von seiner Brust baumeln, sodass die kleine Gravur blitzte und funkelte und hörte, wie sie entsetzt aufkeuchte, doch sich nicht rührte. Nur ihre Augen flackerten unruhig und ließen das kleine Einhorn nicht aus den Augen.
„Wieso...“ Nervös leckte sie sich über die Lippen und sah ihn dann wütend an „Wieso hast du die Kette die Rick mir geschenkt hatte und die ich ihm heute zurückgegeben habe? Ihr könnt mich nicht mit euren Zwillingsspielchen verwirren, ich halte euch auseinander. IMMER!“
„Weil sie nicht von Rick ist Doreen.“ Ryan sah sie an und seine Stimme klang leise und sanft und Doreen sah ihn geschockt an, bevor ihre Augen erneut wütend aufblitzten und sie das kleine Rebellieren ihres Herzens ignorierte. Ja das konnte sie mittlerweile perfekt. Alles ignorieren, wenn Ryan in der Nähe war, er löste diese Reaktionen nur aus, weil er Rick so ähnlichsah.
...Blödsinn und das weißt du...
„Was soll der Scheiß Ryan?“
Ryan sah auf die Gravur und beobachtete, wie die kleinen Lichtblitze umher huschten und die Schrift in allen Farben leuchten ließ. Langsam sah er wieder auf Doreen und schloss dann das Einhorn wieder in seiner Hand ein.
„Du hältst uns auseinander? Und doch begreifst du nichts. Du verrennst dich in etwas und siehst die Wahrheit nicht.“
Wütend sprühten ihre Augen ihn an und langsam kam wieder Farbe in ihr Gesicht. „Das ist keine verdammte Antwort auf meine Frage.“
„Ich habe deine Frage beantwortet. Die Kette ist von mir. Zu deinem fünfzehnten Geburtstag hab ich sie dir auf die Fensterbank gelegt.“
„Blöd...sinn, das kann dir auch Rick erzählt haben. Ich glaube dir kein einziges Wort, verschwinde Ryan. Spiel deine Spielchen … oder spielt eure Spielchen ... woanders und mit jemand anderes.“
„Und warum sollten wir mit dir Spielchen spielen? Hm? Wir haben dich noch nie angelogen, oder?“
Verunsichert sah Doreen ihn an und biss sich auf die Unterlippe. „Weil … weil...“
„Weil...?“
Trotzig sah Doreen ihn an, während das altbekannte Kribbeln über ihre Haut lief, wie immer, wenn Ryan in der Nähe war und wie immer, zwang sie es beiseite und in den Hintergrund. „Beweise es!“
Seufzend verschränkte Ryan die Arme vor seiner Brust und ließ Doreen nicht aus den Augen. Plötzlich grinste er spöttisch und seine Augen blitzen, als er sein Grübchen zeigte und Doreen musste sich zwingen den Blick von seinem Mund abzuwenden und sah stattdessen auf seine Brust. Immer noch saß sie auf der Bettkante und wurde sich plötzlich des Raumes mehr als bewusst.
„Erinnerst du dich an den Sommer, wo du dreizehn warst? Was du da gesammelt hast? … Rick und ich waren bei der Navy und ich bin ein Wochenende nach Hause gekommen und habe dich erwischt, wie du etwas schnell in eine Box gesteckt hast...“
„Ja und? Das beweist gar nichts … und ganz bestimmt nicht das die Kette von dir ist … Pfffff...“
„Du hast Muscheln und Steine in seltsamen, aber für dich besondere Formen gesammelt. Steine mit besonderen Farben, Muscheln, die besonders waren. Als ich dann zurück im Stützpunkt war … ein paar Tage später, hast du ein Päckchen bekommen...“
„...mit Muscheln und Steinen aus Florida...“ Fassungslos sah sie Ryan an, der mit den Schultern zuckte und sich bemühte seinen Gesichtsausdruck gleichgültig zu halten.
„Als du sechzehn warst, … habe ich dir ein Fußkettchen geschenkt, passend zu der Kette...“ Langsam kam er näher und sah, wie Doreen blass wurde.
Niemand hatte jemals ihr Fußkettchen gesehen. Keiner wusste davon, weil sie sie zwar wunderschön gefunden, aber niemals getragen hatte.
Ryan hockte sich vor Doreen und sah ihr in die Augen „…an deinem einundzwanzigsten Geburtstag...“
„...wart ihr nicht da und ich...“ Doreen wollte etwas sagen, doch Ryan schüttelte den Kopf.
„...bist du mit deiner Freundin feiern gegangen. In einen Club, da hat dich ein Kerl angebaggert … dann ging er plötzlich kurz weg und kam nicht mehr wieder, hm? Der...“
„Woher weißt du das?“ Fassungslos unterbrach sie ihn und sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an.
Ryan strich ihr langsam mit einem Finger über ihre Wange und wickelte sich dann eine Haarsträhne von ihr um den Finger.
„Ich habe den Kerl aus dem Club geschmissen und verprügelt, weil er dich angefasst hatte. Ich war da, mein Herz, ich war immer da ... jeden Geburtstag, wenn du weggegangen bist...“
„Aber … Du hast mich überwacht? Wie kannst du nur?...“ Dori glaubte nicht, was sie da hörte und wütend schubste sie ihn ein Stückchen weg. So oft hatte sie gedacht ihn gesehen zu haben und sich dann immer gesagt es wäre Einbildung und das Ryan sie nicht mochte und jetzt erzählte er so etwas … Gott...
„Nein Dori. Ich habe dich nicht überwacht, ich habe auf dich aufgepasst. Ich habe es deiner Mutter damals versprochen.“ Ryan stand auf und steckte die Hände tief in die Taschen, während er einen Schritt zurücktrat.
„Ich brauche keinen verdammten Aufpasser.“ Doreen sprang auf und lief durch ihr Schlafzimmer, wütend schimpfte sie vor sich her, als ihr langsam nach und nach seine Worte alle ins Bewusstsein sickerten. All die Jahre, all die Geschenke … alles war immer von ihm gewesen, niemals von Rick. Er hatte gerade Sachen gesagt, die niemand wissen konnte, außer demjenigen, der ihr das wirklich geschenkt hatte, genauso wie das an ihrem einundzwanzigsten Geburtstag. Sie hatte mittags diesen riesigen Strauß zartrosa Rosen bekommen mit einer einzigen Blutroten in der Mitte und war tief enttäuscht gewesen das an diesem so wichtigen Tag die beiden nicht da gewesen waren. Also wollte sie abends das erste Mal offiziell mit ihrer Freundin in einen Club und etwas trinken, bis dann dieser Kerl dagewesen war und sie angemacht und betatscht hatte. Entschlossen dreht sie sich um und sah Ryan fest an, sie wollte nicht glauben, dass er es war, doch wenn er es gewesen war, dann müsste er den Blumenstrauß und die Karte kennen, die Karte die sie immer noch hatte und die noch nie jemand gesehen hatte und deshalb nur Rick kennen konnte.
„Du willst also behaupten, all die vielen Jahre, all die Geschenke, das alles warst du? Dann sag mir, was ich an meinem einundzwanzigsten Geburtstag von dir bekommen habe...“ Herausfordern sah sie ihn an und sah, wie er kurz die Augen schloss und sich straffte, bevor er die Augen wieder öffnete und sie ansah.
„Einen Strauß von einundzwanzig langstieligen Rosen ohne Dornen. Zwanzig in zartrosa und die einundzwanzigste in Blutrot. Dazu eine Karte...“ Ryan brach ab und seine Stimme klang heiser und rau, während er langsam auf sie zuging und sie keinen Moment aus den Augen ließ … „Mein Herz, ich wünsche dir alles liebe zu deinem Geburtstag. Ich hoffe, du erhältst all die liebe, die du verdienst. Ich wünsche dir, dass all deine Wünsche in Erfüllung gehen. Always...“
Doreen wurde von Wort zu Wort blasser und sah Ryan fassungslos an, bevor sie merkte, dass ihr der Boden unter den Füßen wegsacke und alles um sie herum schwarz wurde.