Hallo zusammen. Dieses und folgende zwei Kapitel werden etwas brutaler werden, denn die handeln vom Krieg. Ich hoffe, dass sie euch trotzdem gefallen.
Lg SilverMoon
Kapitel 4
Der Krieg hatte begonnen. Zuerst waren sie alle noch zusammen gewesen. In der Mitte Leonhard, links von ihm Ilay, rechts Adele und Yuna. Doch nun waren sie in alle Winde verstreut worden und jeder musste seine eigenen Kämpfe austragen.
Während Leonhard und seine Freunde an vorderster Front standen, hielt sich Aaron im Hintergrund und schickte andere vor. In erster Linie halbblütige Dämonen, die der Herrscher als Kollateralschaden ansah. Leichen lagen auf der Wiese, das Blut sickerte in den Boden, sprenkelte das Gras mit Rot. Links auf der Seite war der Wald, rechts erstreckte sich bis zum Horizont die Wiese. Die Helden hatten absichtlich dafür gesorgt, dass der Krieg hier und nicht in den Dörfern stattfand. Auch wenn ihnen allen sehr wohl bewusst war, dass es-je nach Ausgang des Krieges-auch die Dörfer treffen würde.
Ilay konnte nicht hinsehen, durfte auch nicht. Ablenkung war tödlich. Er wehrte einen Schwerthieb ab, setzte selbst zum Schlag an. Er kannte den Dämon nicht, gegen den er kämpfte und selbst wenn, hätte es keine Rolle gespielt. Sie waren im Krieg und Ilay musste kämpfen, musste sich wehren ob er wollte oder nicht.
Wie sie selbst trugen auch die Dämonen Schwert und Schild. Eine Rüstung-ohne Helm- hatten nur die hohen adeligen Dämonen, für die anderen Soldaten musste ein Kettenhemd reichen. Wahrscheinlich war es Aaron nicht wichtig genug gewesen seine Truppen alle derart auszustatten. Bei den Helden war das anders, sie alle trugen leichte Rüstungen, die feuerfest waren. Das war wichtig, denn Feuer war das Element der Dämonen. Allerdings gab es auch da Grenzen. Das Schwarze Feuer der hohen Dämonen vermochte die Rüstung der Helden nicht abzuhalten.
Nachdem er den Dämon niedergestreckt hatte, fiel sein Blick auf…Levi? Ilay erkannte ihn an den weißen Haaren. Er war überrascht, Levi hatte er hier nicht erwartet. Alexiels Bruder stand zwischen den Bäumen und beobachtete die Kämpfe. Ilays Chance. Vorsichtig schlich er sich an Levi heran und stürzte sich dann auf ihn. Levi reagierte in letzter Sekunde und sprang zur Seite. Zu spät. Ilay traf ihn am linken Arm. Die Klinge konnte die schwarze Rüstung nicht durchdringen, dennoch dürfte es ganz schön weh tun. »Au!«, schrie Levi auf und wich zurück. Ilay wollte sofort nachsetzen, solch eine Chance würde er nicht so schnell wieder bekommen.
Levi wich weiter zurück, bis er gegen einen Baum stieß. »Können wir nicht einfach…ähm reden? Ich sollte eigentlich gar nicht hier sein…«, sprach Levi.
»Warum sollte ich? Du bist Alexiels Bruder und du BIST hier«, erwiderte Ilay und hatte sein Schwert auf den Dämon gerichtet.
»Ich habe mich heimlich hergeschlichen, gegen den Willen meiner Familie. Und ich habe niemandem weh getan.« Levi zeigte sein gezacktes Schwert, dessen Klinge unbefleckt war. » Kannst du mich nicht einfach gehen lassen? -Schließlich kann jeder Mal Fehler machen, nicht?«, flehte ihn Levi an.
Ilay seufzte. Verdammt. Er wusste, er sollte das nicht tun. Levi gehörte zu den Feinden und je älter er wurde, desto besser lernte er zu kämpfen. Bald war es nicht mehr so einfach ihn zu besiegen. Doch er konnte es nicht. »Dann geh, los! Und vergiss ja nicht, dass du mir etwas schuldest!«, knurrte Ilay.
Levi lächelte. »Werde ich nicht, versprochen.«
Ilay verließ den Wald, ging zurück zum Schlachtfeld, wo sein Blick auf Caius fiel, der gegen Aegir kämpfte. Der General hatte das lange weiße Haar mit einem schwarzen Band zusammengebunden. Die Schwerter trafen hart aufeinander, sodass Funken sprühten. Caius drosch geradezu auf den General ein, seine Angriffe wirkten total emotionsgesteuert und unkoordiniert. Wohingegen die Verteidigung zu wünschen übrigließ. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Aegir ihn tödlich verwundete. Der General indessen grinste breit und schien großen Spaß bei der Sache zu haben. Sadist! Ilay verlor keine Zeit. Er kämpfte sich bis zu Caius vor, musste dabei mehrere Quetschungen und Prellungen in Kauf nehmen, zum Glück war bislang noch nichts Ernsthaftes dabei gewesen. Ilay graute es schon davor. Endlich hatte er Caius erreicht. Aegir schien das gar nicht zu gefallen. Der General verzog den Mund. Es sah aus als würde er schmollen, ehe er wieder ernst wurde. »Caius braucht keine Unterstützung, Ilay. Mein Ziel ist ein anderes.« Was? Ilay starrte ihn verständnislos an. Auch Caius hatte innegehalten.
»Wollte ich ihn umbringen, wäre er tot. Ist das jetzt deutlich genug?«, sprach Aegir genervt und verdrehte die dunkelbraunen Augen.
»Ja?« Ilay war immer noch perplex. Er hatte vieles erwartet, doch das nicht.
»Ihr entschuldigt mich, ich habe Wichtigeres zu tun«, meinte Aegir und stolzierte davon.
Ilay wollte Caius fragen, ob dieser sich einen Reim auf Aegirs Verhalten machen konnte, da wurde er von rechts angegriffen. Ilay blockte ab. Seine Angreiferin verlor keine Zeit. Die dunkelhaarige Dämonin war schnell und wendig. Sie traf ihn bei der rechten Rippe, einen Moment bekam er keine Luft mehr. Als nächstes hatte sie es auf den rechten Arm abgesehen. Ilay wehrte sich, doch sie wich ihm immer wieder aus. Sie traf ihn hart am rechten Arm und es knackte. Ilay schrie auf. Das tat weh. Er wechselte das Schwert in die linke Hand, was ihn wertvolle Sekunden kostete. Die Dämonin hatte nur darauf gewartet, grinste wissend, holte aus und…verlor den Kopf. Caius. Erleichterung durchflutete Ilay.
»Sorry, dass es länger gedauert hat. War beschäftigt«, meinte Caius entschuldigend.
»Kein Problem. Du hast mich gerettet! Danke dafür.«
Caius lächelte kurz und nickte ihm zu, bevor er sich den nächsten Gegner suchte.
Ilays rechter Arm schmerzte höllisch. Er war bestimmt gebrochen. Ein Glück, dass sie gelernt hatten mit beiden Händen ein Schwert zu führen, sonst wäre er verloren gewesen. Einen Moment schweiften seine Gedanken ab und zu seinen Freunden. Wie es ihnen wohl ergangen war? Er hoffte besser als ihm. Ein Aufschrei. Ilay erkannte die Stimme sofort; Adele! Er suchte das Schlachtfeld nach ihr ab in der Richtung, wo er den Schrei gehört hatte. Zuerst sah er sie nicht. Verzweiflung durchflutete ihn. Trotz der Schmerzen wollte er ihr unbedingt helfen. Da erhaschte er einen Blick auf sie und York. Sein Herz setzte einen Schlag aus. Der Kampf wirkte verbissen. York sah grimmig aus, wutentbrannt. Etwas musste geschehen sein.
Mit eisernem Willen schaffte Ilay es zu ihr zu gelangen. Er keuchte.
Ilay hatte sich nicht geirrt. York schien versessen darauf zu sein sie in Stücke zu hacken. Sein Schwert brannte lichterloh schwarz und war lang und gezackt. Adeles Rüstung war an vielen Stellen offen und verbrannt. Sicher dem Schwarzen Feuer geschuldet. Bislang hielt sie sich wacker, doch Ilay sah ihr an, dass sie bald keine Kraft mehr hatte.
»Halt dich da raus, Ilay. Das ist etwas Persönliches«, sprach York, dessen Stimme eisig kalt war.
»Nein! Sie ist meine Freundin, das werde ich NICHT tun!«, erwiderte Ilay wütend. Egal was er York auch schuldete, er würde nicht zulassen, dass der General Adele umbrachte!
»Adele hat meinen besten Freund auf dem Gewissen. Magnus trug den Kristall nicht mehr. Er wird nicht zurückkehren. Sie hingegen schon.« Der Schmerz war deutlich aus Yorks Stimme heraus zu hören. Wie auch die Wut. »Dafür wird sie sterben. -Also; halt dich da raus. Du schuldest mir sowieso was.«
Wut kroch ihm beißend die Kehle hoch. Natürlich hatte ihn Leo darüber informiert, dass York seinen Seelensplitter verschont hatte. Aber hier und jetzt im Krieg zu verlangen, dass er sich zurückhielt, während York seine Freundin tötete, nein, das kam überhaupt nicht in Frage!
York hatte Adele an der Kehle gepackt und hielt sie hoch.
Ilay zögerte nicht länger und griff ihn an. York ließ sie los. »Das war ein Fehler.«
Mit vereinten Kräften versuchten sie gegen York anzukommen und scheiterten. Nur wenige Minuten später blutete sowohl Ilay wie auch Adele aus diversen tiefen Wunden. Ilay spürte ein durchdringendes Brennen bei den Verletzungen, das sich ausbreitete-Gift? Wenn ja, davon hatte er keine Ahnung gehabt. Bislang hatte York noch nie diese Form seines Schwertes beim Kampf verwendet. Aber auch das Schwarze Feuer stellte ein großes Problem dar. Wo die Flammen die Haut berührt hatten, war sie verätzt worden. Doch auch York war schwer verwundet.
Ilay wollte aufstehen, doch seine Beine versagten und er fiel zu Boden, hustete Blut. Adele ging es noch schlechter. Sie atmete nur noch Stoßweise.
»Das hätte nicht auf diese Weise enden müssen. Adeles Verletzungen hätten sie sowieso umgebracht. Mein Schwert ist in dieser Form giftig. -Dein Einschreiten war vollkommen unnötig«, meinte York.
»Ich…würde nie…meine Freunde im Stich lassen.«
»Und eine Schuld ist dir vollkommen gleichgültig.«
»Ist es nicht, aber…«
»Erspar es mir. Ich werde heute sterben, doch das werde ich nie vergessen. Wir sehen uns im nächsten Leben.« York ging davon. Er kam nicht weit, ehe er zusammenbrach.
Ilay fühlte keinen Schmerz mehr. Seine Zeit lief ab, das wusste er. Panik überfiel ihn. Im Unterschied zu Leo war er noch nie gestorben. Er hatte keine Ahnung wie es sich anfühlte. Die Sicht verschwamm vor seinen Augen und wurde immer mehr von Schwarz eingenommen, die Geräusche wurden dumpf und verklangen. Ilays letzter Gedanke galt seinen Freunden, dann hörte sein Herz auf zu schlagen.