Hallo zusammen
Hier kommt bereits das nächste Kapitel. Ich bin gespannt, was ihr davon haltet. Und falls ihr euch fragt, weshalb es wieder ein Luzidas-Kapitel ist, nun, Luzi braucht einfach ein Kapitel mehr für seine Charakterveränderung, als alle anderen Personen, weil er so stur, unnachgiebig und narzisstisch ist.
Ähm ja. Das wäre alles. Dann viel Spass beim Lesen.
Lg Rosenmond
TW: Sklaverei, Drogen erwähnt
Elijahs Verhalten ging Luzidas jeden Tag mehr auf die Nerven. Was war nur los mit diesem verdammten Halbdämon?! Zuerst tat es ihm leid so abweisend gewesen zu sein, gleich darauf ließ er ihn wieder sitzen. Ein Verhalten, das Luzidas gar nicht von ihm kannte. Doch er war nicht auf Elijah angewiesen und das ließ er ihn auch spüren; stattdessen holte er andere Dämoninnen und Dämonen in sein Bett. Ganz vergessen konnte er den Halbdämon allerdings nicht, keine Ahnung weshalb, aber Elijah schlich sich immer wieder in seine Gedanken. Wie eine Zecke, die sich in seiner Haut festbiss, unwillig loszulassen.
Da half nur Ablenkung.
Das gehobene Viertel von Verul war quasi sein zweites Zuhause, hier verstanden es die Dämonen noch richtig sich zu amüsieren, von der Angst vor den Hydras war praktisch nichts bemerkbar. Stattdessen wurde gefeiert, getanzt und gelacht bis weit in den Morgen hinein.
Es war schlimmer, als auf den dämonischen Märkten; überall waberte weisser Rauch entgegen und man konnte an fast jeder Ecke bunte Pillen kaufen. Zusätzlich hing der Geruch nach allerlei Gewürzen, deftigen Speisen und Defara in der Luft.
Man könnte wirklich meinen, man befände sich in weitaus dunkleren Gassen, doch weit und breit bestanden die Häuser und Villen aus Marmor, alles war hell erleuchtet durch Fackeln und Laternen, und obwohl man es nicht gleich wahrnahm, so lauerten überall Wachen, die einem bei Bedarf schnell aus dem Verkehr ziehen konnten. Kaum ein Viertel war besser geschützt, denn dieses. Selbst Luzidas - der bereits x mal hier gewesen war und beileibe kein Unbekannter - wurde etliche Male kontrolliert. Langsam war er echt verärgert, man konnte es auch übertreiben. Endlich hatte er Ephireus' Villa erreicht. Von Protz zu reden wäre untertreiben gewesen, die Stufen, die hinauf führten, waren aus purem Gold. Das Geländer ebenfalls und die Rahmen der Bilder, welche Ephireus mit seiner Familie zeigte. Keine Frage, der reinblütige Dämon war mächtig stolz auf auf seine Abstammung.
Der Wein floss in Strömen. Und nicht nur der… diverse andere Getränke und dämonischer Punsch wurden ausgeschenkt. Wer noch mehr wollte, konnte bei den bunten Pillen zugreifen. Luzidas hatte alles schon mal probiert mit mehr oder weniger guten Erfahrungen. Die meisten Pillen führten zu ekstatischen Zuständen. Einige jedoch verursachten Halluzinationen, erregten oder verschärften sämtliche Sinneseindrücke. Es gab auch Variationen, die willenlos machten. Diese waren nicht zugelassen. Außer bei den Sklaven-also Halbdämonen.
Was nicht überraschte, da diese auch sonst praktisch keinerlei Rechte besaßen und wie Dreck behandelt wurden.
Luzidas war im ersten Stock angekommen, holte sich ein Glas Rotwein und blickte zum schwarzen Sofa, das nicht weit von ihm entfernt war. Dort saß-oder eher lag- Ephireus. Auf ihm oben räkelte sich eine halbnackte Dämonin. Nur gerade ihre intimste Stelle und die Brustwarzen waren von rosa Seidentüchern bedeckt.
Er winkte ihm kurz zu, ging jedoch nicht zu ihm, um ihn nicht zu stören. Ephireus erwiderte den Gruss, nickte ihm lächeln zu.
Das war kein ungewöhnlicher Anblick. Im Gegenteil; an diversen Orten küssten und fummelten Dämonen aneinander herum oder hatten gar Sex. Männer. Frauen. Mehrere zusammen.
Luzidas grinste. Ja, auch er war öfters genau aus diesem Grund hier.
Die dezente Musik gefiel ihm ebenso. Aria beherrschte ihr Handwerk. Die schwarzhaarige Dämonin ließ die Finger mühelos über die Tasten gleiten, erzeugte wundervoll mitreißende Klänge.
Sie war Luzidas‘ Vorbild am Klavier. Seine Muse. Und eine der wenigen Frauen und Männer, die gegen seinen Charme immun war.
In diesem Moment betrat Myron den Raum. Sie kannten sich bereits eine halbe Ewigkeit. Der Dämon trug einen hochwertigen dunkelblauen Anzug und schritt grinsend auf ihn zu.
»Hey«, begrüßte ihn Luzidas, stellte den Rotwein auf den dunklen Holztisch zurück.
»Hallo«, erwiderte Myron. Sein Freund setzte sich auf den Stuhl neben ihn und bestellte sich einen Defara.
Luzidas grinste. »Und, wie laufen die Geschäfte?«
Myron handelte mit Sklaven. Er hatte Luzidas schon mehrere Halbdämonen zugehalten, denn der Reinblüter hatte einen ziemlichen Verschleiß. Wer seinen Anforderungen nicht genügte, wurde zuerst bestraft und dann, wenn keine Besserung eintrat, hochkant rausgeschmissen.
»Gut, gut«, antwortete Myron. Doch sein Ausdruck strafte seine Worte Lügen.
»Seit wann lügst du mich an?«, fragte Luzidas direkt mit einem strengen Unterton in der Stimme. Er hasste es belogen zu werden. Als Myron dennoch zögerte und in seinen violetten Punsch starrte, hatte er genug.
»Ich bin enttäuscht von dir! Sind wir denn nicht Freunde?! Und trotzdem erzählst du mir nicht, was dich belastet.« Luzidas wusste ganz genau, dass er Myron damit an der Angel hatte. Er konnte es kaum erwarten zu erfahren, was der Dämon ihm nicht sagen wollte.
Myron blickte ihn schuldbewusst an. Er strich sich mehrmals nervös durch die nackenlangen schwarzen Haare. »Ich ähm. Also… «, stotterte Myron.
»Ich höre?«, hakte Luzidas nach. Er trank einen Schluck Wein. Innerlich grinste er und kostete Myrons Unsicherheit aus.
»Weißt du. Die Zeiten, sie ändern sich.«
»Wie meinst du das?«, wollte Luzidas wissen. Die Richtung. in die es ging, gefiel ihm gar nicht. Nicht mal die Klaviermusik vermochte ihn noch zu beruhigen.
»Die Halbdämonen. Ich finde. Es … es ist nicht richtig wie … wie wir sie behandeln. -Zumindest nicht alle«, fügte er schnell noch hinzu.
Luzidas verengte die blauen Augen. »So ist das also. Alles klar.«
»Versteh mich nicht falsch. Du kannst weiterhin machen was du willst. Und ich schätze auch unsere Freundschaft. Nur … nur ich will die Halbdämonen nicht immer noch wie Sklaven behandeln. Das ist alles.«
Myron blickte ihn flehend an. Ganz klar, er hoffte auf sein Verständnis. Zählte darauf, dass Luzidas die langjährige Freundschaft, die guten Geschäfte nicht gleichgültig waren.
»Natürlich verstehe ich das«, meinte Luzidas und lächelte leicht dabei.
Er verstand es nicht, kein Bisschen. Seit er ein Kind gewesen war, war er in dem Glauben aufgewachsen, dass Halbdämonen minderwertig waren. Keinen Blick wert, nur als Sklaven zu gebrauchen und genau das waren jetzt Luzidas Werte und Überzeugungen.
»Wirklich?«, Myron blickte ihn ungläubig an, deutliche Vorsicht schwang in seiner Stimme mit.
»Wirklich. Ich habe da eine Idee…«
Es hatte Luzidas einige Überzeugungsarbeit gekostet, doch schließlich hatte Myron eingewilligt, dass sie gemeinsam zu Aegir gehen würden, um ihr Anliegen vorzutragen.
Sie betraten den Thronsaal, sein Cousin wartete bereits auf sie. Aegir saß auf dem Thron und musterte sie ausgiebig.
»Was ist dein Anliegen?«, wandte sich Aegir direkt an Luzidas.
Dieser grinste breit. »Ich erfülle meine Arbeit, Cousin.« Er deutete auf Myron neben sich. »Er hat sich verdächtig verhalten, will nach Jahren plötzlich die Sklavenarbeit abschaffen. Ich finde, du solltest ihn testen.«
Aegirs Blick verfinsterte sich, doch er nickte. »Ergreift ihn!«, befahl der Herrscher den Wachen.
»Nein! Nein!«, schrie Myron. »Du … du hast mich verraten!«, sprach er vorwurfsvoll zu Luzidas. »Nach all den Jahren unserer Freundschaft lieferst du mich einfach Aegir aus?«
»Freundschaft?« Luzidas lachte. „Wie könnte ich mit jemandem befreundet sein, der die Werte nicht teilt«, spuckte er verächtlich aus.
Die Wachen packten Myron und nahmen ihn mit sich und der wehrte sich nicht einmal, wie schwach.
Aegir hatte sich erhoben und war die Treppe heruntergeschritten, hielt keinen Meter vor Luzidas an. »Das war kein kluger Zug, Cousin.«
Er schnaubte. »Ist mir egal. Er hat es nicht anders verdient. Außerdem will er den Halbdämonen plötzlich mehr Rechte zuhalten. Also wenn das keine Charakterveränderung ist, dann weiß ich auch nicht«, warf Luzidas ein.
»Ich werde ihn testen, ob er zu den Reinkarnierten gehört, und hoffe, du hast recht mit deinem Verdacht.«
Mehrere Tage später am Nachmittag hatte es sich Luzidas, auf einem Liegestuhl in seinem Garten, bequem gemacht. In der rechten Hand einen fruchtigen Cocktail, genoss er eine Pause vom anstrengenden Training. Ja, er hatte tatsächlich jeden Tag mehrere Stunden trainiert, von einem inneren Drang heraus getrieben und so langsam zeigten die Übungen Wirkung. Aegir hatte Myron getestet und tatsächlich gehörte er nicht zu den Reinkarnierten, was Luzidas egal war, ebenso wie, dass Myron seitdem nichts mehr von ihm wissen wollte. Wer brauchte schon solche Freunde?
Sein Blick glitt über die Hecke und blieb an einem Ast hängen, der definitiv zu lang war. Die rechte Hand verkrampfte sich um das Glas, gleich schmeckte der Cocktail weniger fabelhaft.
Verdammt noch mal, weshalb waren seine Sklaven nur so unfähig! Ein Knurren verließ seine Kehle.
Er erhob sich, stellte das Glas zurück auf den runden Marmortisch, dass es nur so schepperte, und rief nach Marvon und Avela.
Besagte zuckten zusammen, schlurften mit hängenden Schultern auf ihn zu, die Blicke schuldbewusst auf den Boden gerichtet. Die Halbdämonen wussten ganz genau was sie zerbrochen hatten, da war er sich sicher!
Als sie nur noch wenige Schritte von ihm entfernt waren, befahl er ihnen stehen zu bleiben und sich hin zu knien, Luzidas tastete bereits nach seiner Lederpeitsche.
Er zog sie hervor. Avela wimmerte, während Marvon beschlossen hatte still die Strafe zu erdulden.
Doch weiter kam Luzidas nicht, denn seine rechte Hand bewegte sich keinen Millimeter weit. Egal wie oft er es versuchte, es ging einfach nicht. ETWAS in ihm wollte nicht, dass er die Sklaven schlug. Und dieses etwas war verdammt stark.
Frustriert ließ er schließlich die Peitsche sinken. »Wenn ihr es wagt noch einmal solch schlampige Arbeit zu verrichten, werde ich euch die Haut abziehen!«, drohte Luzidas stattdessen.
Was sich … falsch anfühlte?
Was ging hier vor sich?!
Diese verdammten Halbdämonen gehören bestraft! Sie haben ihre Arbeit nicht richtig verrichtet!, dachte er grimmig.
Nicht mit Gewalt. Da gibt es andere Lösungen.
Was? Woher war denn das gekommen? Luzidas runzelte verwirrt die Stirn. Das konnten unmöglich seine eigenen Gedanken gewesen sein, aber wessen dann?
Und die wären?
Jetzt verfiel er schon dem Wahnsinn und redete mit sich selber, wenn auch im Geiste.
Avela und Marvon achteten zum Glück nicht darauf wie verwirrt er gerade war und machten sich schleunigst wieder an ihre Arbeit, während er sich weiterhin den Kopf zerbrach.
Schwachsinn. Es gibt keine andere Möglichkeit, Bestrafung ist die einzige Lösung!
Da es ihm plötzlich wie Schuppen von den Augen. Doch, die gab es; belohnen.
Ich könnte Anreize schaffen durch Belohnungen. Wer die Arbeit besonders exakt und schnell verrichtet, wird bevorzugt behandelt und bekommt mehr Lohn.
Luzidas war zwar nicht begeistert von der neuen Strategie, aber er würde es zumindest mal probieren.