Hallo zusammen
Herzlich willkommen zum K15. Ich weiß, es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert. Und ich bin echt froh, dass ich das Kapitel endlich fertig habe.
Ich habe auch noch vorne ein Figuren-Verzeichnis eingefügt und die TW-und Content Warnings.
Dann viel Spaß beim Lesen und ich freue mich über Rückmeldungen!
Lg Silver Moon
Marlon hatte sich Jareds Angebot mehrere Tage durch den Kopf gehen lassen, immerhin könnte es sich um eine Falle handeln. Allerdings war die Wahrscheinlichkeit gering. Schon für seinen »Überfall« hätte Jared ihn bestrafen können. Doch er war nur verhört worden, was für das Reinblut sprach. Vielleicht musste er sich langsam wirklich überlegen, ob es eine gute Idee war, weiterhin die Hydras nachzuahmen. Ja, das funktionierte. Durch seine Verkleidung war er an viel Gold und andere Wertsachen gelangt. Nur war das Vorgehen der Hydras wirklich brutal und wenn ihn jemand mal erwischte, war es vorbei. Daran wollte Marlon nicht mal denken. Ihm lief es kalt den Rücken runter. Niemand würde ihm dann noch glauben, dass er nur ein Dieb war. Zudem war es nicht gerade angenehm entweder mit blankem Hass oder voller Angst angestarrt zu werden. Möglicherweise war Jareds Angebot gerade zur richtigen Zeit gekommen. Und attraktiv war er auch noch…
Marlon schüttelte den Kopf. Kein angemessener Gedanke, wo er noch nicht einmal wusste, ob er ihm überhaupt trauen konnte. Das werde ich bald herausfinden. Schneller als ihm lieb war, denn Marlon stand bereits mit einer gepackten Tasche vor Jareds Tor. Seine beiden Schwestern hatte er bewusst nicht mitgenommen. Zuerst wollte er sicher sein, dass es sich um keine Falle handelte. Erst später würde er sie zu sich holen, wenn alles gut gegangen war.
Richard öffnete das metallene Tor und ließ ihn herein. Für einen kurzen Moment blieb Marlons Blick an der wulstigen Narbe hängen, die Richard quer über das rechte Auge ging. Zwar hatte er sie beim letzten Mal bereits gesehen, aber es war schwer da nicht hin zu starren. Richards mürrischer Gesichtsausdruck sprach Bände. Es missfiel ihm offensichtlich sehr den frechen Dieb erneut zu sehen.
Pech gehabt, das Leben ist kein Wunschkonzert!, dachte Marlon trotzig und trat ein. Das Gras war inzwischen geschnitten worden, es reichte ihm nicht mehr zu den Knien, sondern bis zu den schwarzen Schuhen, die bereits bessere Tage gesehen hatten. Kein Wunder. Die frühere Armut hatte ihn gelehrt mit Materialen sparsam umzugehen. Kleidung und Schuhe wurden getragen, bis sie wortwörtlich auseinanderfielen.
Richard brachte ihm zum Hauseingang. Er klopfte drei Mal an die massive Holztüre. Jared öffnete. Ein leichtes Lächeln umspielte seine vollen Lippen, die bernsteinfarbenen Augen musterten Marlon. »Dieses Mal ohne meine Wachen anzugreifen?«
»Das habe ich mir noch kurz überlegt. Aber da ich dein Gold auch sonst bekomme…« Marlon grinste.
»Kluge Entscheidung.« Jared trat zur Seite und ließ ihn eintreten. Marlon wusste nicht recht, wo er hingehen sollte. Bislang war ihm nur das Wohnzimmer bekannt, weshalb er sich kurzerhand entschloss dorthin zu gehen und es sich samt der Tasche auf dem hellgrauen Sofa gemütlich zu machen. Jared war ihm gefolgt, setzte sich in den beigen Sessel ihm gegenüber. Fast hätte Marlon den Mund verzogen. Dieses Möbelstück löste nicht gerade positive Erinnerungen in ihm aus. Letztes Mal war er im Sessel verhört worden.
»Wo sind deine Schwestern?« erkundigte sich Jared bei ihm.
Marlon tat, als ob er die Frage nicht gehört hätte und blickte stattdessen stur in den weitläufigen Garten hinaus. Ein schwarzer Vogel war vor einem der Scheiben gelandet und pickte etwas vom Boden auf. Das Reinblut konnte ihn mal! Er würde Jared gar nichts erzählen!
Nach einer Weile sprach Jared: »Schon verstanden. Du willst mir keine Auskunft geben.«
»Richtig erkannt.« Erst jetzt drehte er den Kopf wieder zu ihm. »Wo soll ich eigentlich schlafen? -Oder residiere ich im Wohnzimmer?«
Jared seufzte. »Folge mir.«
Das tat Marlon. Jedoch nicht ohne sich misstrauisch umzusehen, um gegen mögliche Hinterhalte gewappnet zu sein. Eine Holztreppe führte nach oben. Der Boden war aus hellem Ahornholz und aus einem großen runden Fenster fiel Licht herein. Vor der zweiten rechten Türe blieb Jared stehen. Er drückte die Holzklinke nach unten. Die Türe schwang auf und ließ Marlon in einen großzügigen modern eingerichteten Raum blicken. Wie bereits unten dominierten auch hier das helle Ahornholz, große Glasfenster und Granit. Der runde Spiegel an der Wand war mit einem Granitrahmen versehen worden, ansonsten waren sämtliche Möbel aus Ahornholz. Das Bett bot Platz für mehrere Personen. Was sollte er hier machen? Orgien feiern? Der Kleiderschrank war vollkommen überflüssig. Die wenige Kleidung, die er besaß, konnte er auch locker auf einem Stuhl zusammenlegen, fertig.
So langsam kam ihm das alles sehr verdächtig vor. Was wollte Jared von ihm? Ihn bestechen? Doch für was?
»Es hat zwei Badezimmer. Eines ist oben. Die vierte Türe links. Eines unten. Den Flur entlang die erste Türe rechts.«
»Aha«, machte Marlon und klang wenig begeistert.
»Was ist? Magst du die Einrichtung nicht? Ich weiß, es ist etwas steril, aber du kannst das ändern, wenn du möchtest«, bot Jared an.
»Was willst du?«, fragte Marlon geradeheraus.
»Ich weiß nicht was du meinst«, erwiderte Jared und wirkte dabei auch noch überzeugend irritiert.
»Was du von mir willst habe ich gefragt!«, wiederholte Marlon ungeduldig. »Das alles hier«, er machte eine umfassende Armbewegung, » kann unmöglich dein Ernst sein.«
»Warum nicht? Was hast du dir denn vorgestellt? Dass du in der Abstellkammer schlafen würdest?« Jared grinste amüsiert. »Tut mir leid, die ist momentan bereits besetzt. Bis dahin wirst du dich wohl hiermit begnügen müssen.«
Marlon verdrehte die Augen. »Du weißt ganz genau, was ich damit meine! Aufgrund meiner Abstammung ist das wohl kaum angebracht.«
»Was angebracht ist und was nicht entscheide immer noch ich. Es ist mein Haus. Mich interessiert dein Blutsstatus nicht«, erwiderte Jared ernst.
Wers glaubt wird selig. »Okay. – Ich will jetzt meine Ruhe haben.«
»Verstehe. Komm einfach nach unten, wenn du Hunger hast. Die Küche liegt links vom Wohnzimmer. Einfach dem Gang folgen. Du kannst sie praktisch nicht verfehlen.«
»Kapiert.« Zum Glück schien Jared schnell zu begreifen, dass er wirklich allein sein wollte und verließ das Zimmer freiwillig.
Die nächsten sieben Tage vergingen schnell und ohne besondere Vorkommnisse. Marlon hatte sich gut eingelebt und Jared war ihm weiterhin sympathisch. Okay, mehr als das…
Jared hatte sein Wort gehalten und ihn zu rein gar nichts gezwungen. Allerdings wurde ihm langsam aber sicher langweilig. Marlon war niemand, der einfach dasitzen und nichts tun konnte. Zumindest nicht über Wochen. Er wollte wieder arbeiten, etwas tun.
»Jared.«
Besagter stand im Garten und war gerade damit beschäftigt Pfeile auf eine Zielscheibe zu schießen. »Ja?«, wandte sich das Reinblut an ihn. Jared trug lange schwarze Hosen und ein rotes Hemd. Beides stand ihm hervorragend. Einen Moment konnte Marlon nicht die Augen von ihm lösen, sie klebten förmlich am roten Hemd, unter dem sich deutlich Jareds Muskeln abzeichneten. Dann besann er sich wieder darauf, dass es nicht höflich war jemanden derart lange anzustarren. »Ähm…Kann ich dich bei was unterstützen?«, stotterte er leicht. Verdammt. Nicht mal mehr normal sprechen konnte er. Wie sollte das nur weitergehen?!
Jared schmunzelte amüsiert.
Bestimmt ahnte der Mistkerl etwas. Zum Glück sagte er nichts dazu. Marlon wäre vor Scham im Boden versunken. »Ich könnte beim Kochen helfen, im Garten oder sonst was? -Ach ja und Training wäre auch nicht schlecht, sonst roste ich mit der Zeit ein«, versuchte er seinen Aussetzer zu kaschieren.
»Das wollen wir selbstverständlich verhindern«, erwiderte Jared.
Marlons Grinsen wurde breiter. Jared hatte einen echt tollen Sinn für Humor, was er durchaus schätzte.
»Du kannst tun, was immer du möchtest und helfen wo du willst. Nur, fühl dich bitte nicht dazu gezwungen, ja?«
»Alles gut. Ich glaube, ich habe bislang einen ziemlich treffenden Eindruck von dir erhalten und weiß jetzt, dass du nicht so bist.«
»Das freut mich zu hören.«
Die nächsten Stunden verbrachten sie damit, Ziele aus unterschiedlicher Entfernung und in unterschiedlicher Größe zu treffen. Jared hatte ihm verschiedene Bögen und eine Armbrust bringen lassen, damit er üben konnte. Dann entschied sich Marlon in der Küche zu helfen. Er schälte Gemüse und schnitt es in Stücke, bevor er es in kochendes Wasser gab. Stefania- die Angestellte, die die Speisen zubereitete- bedankte sich für seine Hilfe.
Nach diesem Tag war Marlon echt müde. Er hatte sich gewaschen und umgezogen und sass nun am langen Holztisch, der locker Platz für sieben Personen geboten hätte. Teller, Gläser und Besteck wurden aufgetischt. Alle samt aus hochwertigen Materialen. Solche Qualität hätte er sich niemals leisten können. Seine Gedanken schweiften ab und zu seinen beiden Schwestern. Hoffentlich ging es ihnen gut. Es war zwar erst zwei Tage her seit er sie gesehen hatte – er war sie besuchen gegangen- aber er machte sich trotzdem Sorgen um sie. Nicht gemeinsam mit ihnen essen zu können belastete ihn.
»Was willst du trinken? Wasser, Fruchtsaft, Wein?«, fragte ihn Jared und riss ihn damit aus seinen Gedanken.
»Wein?« Er starrte Jared ungläubig an. Alkohol war ausschließlich dem Adel und den Reinblütern vorbehalten. Wer dennoch zur Flasche griff, musste mit happigen Strafen rechnen. Dreißig Schläge und mehr waren keine Seltenheit. Die einzigen beiden Ausnahmen waren entweder zu medizinischen Zwecken, wie zur Desinfektion und dann war es hochprozentige Ware, oder im Defara. Einem dämonischen Getränk, das sowieso mit diversen zwielichtigen Zutaten gepanscht war.
Jared hatte innegehalten und lächelte leicht. »Das ist mein Ernst.«
»Du willst mich doch nur abfüllen!« Marlon konnte nicht verhindern, dass er gerührt klang.
»Genau. Das war von Anfang an mein Plan. Also; willst du einen Schluck probieren?«
»Gern.«
Jared holte eine Flasche Rotwein aus dem Keller, nahm zwei Gläser und schenkte ihnen ein. Anschließend setzte er sich vis a vis von ihm an den Tisch.
Marlon roch interessiert am Wein. Ein fruchtiger Geruch stieg ihm in die Nase. Zaghaft probierte er einen Schluck. Die fruchtige Note intensivierte sich, dazu war der Wein aromatisch und süffig. Na da musste er aufpassen, dass er nicht bis zum Morgen unter dem Tisch landete. Bei diesem Gedanken grinste Marlon und konnte nicht anders, als sich noch einen Schluck zu genehmigen.
»Und, schmeckt es dir?«
»Zu gut«, gab Marlon zu.
»Ach das macht nichts. Im Notfall werde ich dich ins Zimmer tragen«, meinte Jared locker.
Warum nur machte ihn dieser Satz gleich noch attraktiver?
Marlon gab sein Bestes, um sich auf das Essen zu konzentrieren, welches köstlich roch und in mehreren Töpfen und Schüsseln auf den Tisch gestellt worden war. Doch immer wieder schweifte sein Blick ab und zu Jared. Seinem schulterlangen braunen Haar und den wunderschönen bernsteinfarbenen Augen.
Manchmal erwiderte Jared seinen Blick, lächelte leicht dabei.
Marlon wurde es seltsam warm. -Kam das vom Wein? Ja, ganz bestimmt. Er schob sich eine Gabel Fisch in den Mund und hätte beinahe aufgestöhnt. Seit er hier war, wurde sein Gaumen derart verwöhnt, dass ihm sein bisheriges mageres Essen fade erschien. Marlon griff nach dem Löffel vom Reistopf- Jared ebenfalls- ihre Hände berührten sich. Ein Kribbeln durchfuhr ihn. Schnell zog er seine Hand zurück und fragte stattdessen: »Wie kommt es eigentlich, dass du eine derart tolerante Einstellung hast? -Ich meine gegenüber von Halbdämonen.«
Irrte er sich oder wirkte Jared fast etwas enttäuscht. Wenn, hatte er sich rasch wieder gefangen.
»Ich wurde so erzogen. Meine Eltern haben mir von Anfang an beigebracht, dass der Blutsstatus nicht relevant ist. Dämon ist Dämon. Ich sehe keinen Grund dafür die Halbdämonen zu diskriminieren, das ist vollkommen schwachsinnig.«
»Genau meine Meinung!«
Am Ende des Abendessens hatte Marlon das ganze Glas getrunken -und sich sehr beherrschen müssen sich nicht nachzuschenken- und ihm war leicht schwindlig. In seinem Kopf war ein fluffiger rosa Nebel und er war einfach glücklich. Er erhob sich vom Stuhl und taumelte kurz.
»Vorsicht«, sprach es plötzlich hinter ihm. Jared.
»Ach alles gut. Ich bin nur etwas angetrunken, das ist alles.«
Tatsächlich verfügten Dämonen über eine höhere Alkohol-Toleranz als Menschen und der Stoff wurde schneller wieder im Körper abgebaut.
Marlon schlug den Weg zu seinem Zimmer ein, setzte den ersten Fuß auf die Treppe, zögerte dann jedoch und blickte zurück zu Jared.
Dieser blickte ihn fragend an.
Bevor Jared die Frage stellen konnte, hatte Marlon die Distanz zu ihm bereits überwunden und küsste ihn. Er konnte die deutliche Überraschung in Jareds Augen erkennen. Ein Moment verging und Zweifel krochen in ihm hoch, als Jared endlich den Kuss erwiderte und ihn näher zu sich zog. Erleichterung durchflutete Marlon und er konnte sich endlich fallen lassen.
Leider löste sich Jared kurz darauf etwas von ihm. Erneut kamen Zweifel in ihm hoch. Was, wenn Jared seine Gefühle nicht erwiderte? Ein Kloss bildete sich in seinem Hals, den Marlon mühevoll hinunterschluckte. Wenn Jared ihn auch mochte, weshalb sollte er dann noch zögern?
»T… tut mir leid. Das war… eine blöde Idee. Unangebracht«, stotterte er und wollte schnellstmöglich nach oben und in seinem Zimmer verschwinden.
Was hatte er sich nur dabei gedacht?! Eben gar nichts! Wie immer war er zu impulsiv gewesen, hatte sein Herz und nicht den Verstand entscheiden lassen. Zu allem Überfluss fühlte er Tränen in seinen Augen. Auch das noch!
»War es nicht. Ich habe ebenso Gefühle für dich«, offenbarte Jared und blickte ihn direkt an, lächelte leicht. Er streckte die Hand aus und strich ihm sanft über die Wange.
»Aber… aber warum hast du dich dann von mir gelöst?«, wollte Marlon wissen.
Jared seufzte. »Bist du dir sicher, dass du das willst? -Mich willst? Ich weiß von deinen schlechten Erfahrungen gegenüber Reinblütern und kann verstehen, wenn du noch Zeit brauchst.«
»Red keinen Quatsch! Ich küsse niemanden, für den ich nichts empfinde!«, stellte Marlon empört klar.
»Okay, verstanden«, lenkte Jared ein und hob ergeben die Hände. Dabei lächelte er breit.
»Ein intelligenter Mann hat mal gesagt, dass der Blutsstatus nicht relevant ist.«
»Wer das wohl war?« Jared grinste. »Du hast attraktiv vergessen. Ein intelligenter attraktiver Mann.«
»Angeber!« Marlon stieß Jared leicht den Ellbogen in die Seite.
»Au!«, machte dieser gespielt betroffen.
»Jetzt komm! Ich will ins Bett!«, befahl Marlon und ging voraus, die Treppe hinauf. Etwas schwindlig war ihm immer noch, doch er war sich sicher, dass Jared ihn auffangen würde, wenn er fallen sollte. Und das nicht nur im körperlichen Sinn. Bei diesem Gedanken wurde ihm wohlig warm.
Jared folgte ihm. Ohne zu Zögern riss Marlon die Türe auf.
»Mir gefällt mein Bett. Es ist groß, da hat man viel Bewegungsfreiheit.«
»Das war ziemlich zweideutig«, bemerkte Jared.
»Bewusst.«
»Gefällt mir. Diese Bewegungsfreiheit werden wir definitiv ausschöpfen.«
Soso. Jared konnte also auch versaut. Das gefiel ihm. Kaum hatte der Reinblüter das Zimmer betreten, fiel Marlon über ihn her. Vergessen war die vorherige Zurückhaltung und all die Unsicherheit. Er zog Jared besitzergreifend an sich, küsste ihn leidenschaftlich. Dieses Mal erwiderte Jared sofort. Ein feuriger Kampf entbrannte. Ihre Zungen tanzten miteinander, während Marlon Jared buchstäblich die Kleider vom Leib riss, sie mit den Krallen zerfetzte.
»Du hast meine Kleider auf dem Gewissen!«, sprach Jared, klang jedoch nicht sonderlich traurig darüber.
»Wenn du dich nicht beeilst, werde ich noch viel mehr kaputt machen!«, drohte Marlon.
Die Drohung schien zu wirken. Jared tat es ihm gleich und schon bald waren sie beide nackt. Marlon hatte Jared eng an sich gezogen. Küsste sich den Hals hinunter und biss dann leicht zu.
Ein Geräusch zwischen Knurren und Stöhnen entwich Jared.
Marlon grinste. Oh ja, er würde Jared heute an seine Grenzen bringen…
»Du bist echt ein Dämon!«
»Du nicht?«, fragte Marlon rhetorisch.
Sie küssten sich erneut und Marlon konnte fühlen, wie Jareds Hände über seinen Körper wanderten. Ein warmer Schauer lief ihm über seinen Rücken. Er packte Jareds Hand und zog ihn dann Richtung Bett.
Jared folgte ihm, hielt dann aber inne.
»Was ist los, kommst du?« Deutliche Ungeduld war aus Marlons Stimme heraus zu hören.
»Gleich.« Jared hatte Kehrt gemacht und ging auf die Türe zu.
»Du gehst mir auf die Nerven!«, motzte er Jared an. Er wollte nicht mehr warten. Er wollte Jared hier und jetzt, am besten sofort.
»Willst du, dass uns das Personal nicht nur hören, sondern auch noch zusehen kann?«
»Ähm nein. Lieber nicht.«
»Das habe ich mir bereits gedacht.« Jared gab der Türe einen Stoß, die daraufhin krachend ins Schloss fiel.
Es war erneut über eine Woche vergangen und Marlon hatte seine beiden Schwestern zu Jared geholt. Die Beziehung mit seinem Freund lief super und er fühlte sich rundum glücklich. Gerade saßen er und Jared beim Frühstück, nebeneinander und das weitaus näher, als angemessen gewesen wäre. Marlon hatte sich an Jared geschmiegt und dieser strich ihm immer wieder kurz durch das blonde Haar. Marlon griff auf Jareds Teller und klaute sich eine blaue Beere, die schnell in seinem Mund verschwand.
»Ich glaube, das war meine.«
»War es das? Ist mir nicht aufgefallen«, erwiderte Marlon. »Vielleicht… musst du mich bestrafen?«, schlug er vor.
»Gute Idee. Ich überlege mir was.«
»Der Honig würde sich zum Beispiel anbieten«, schlug Marlon vor und grinste versaut.
»Ob du es glaubst oder nicht, daran habe ich auch gedacht.«
Oha. Da hatte er Jared wohl unterschätzt. Eigentlich sollte ihm das nach der letzten Woche nicht mehr passieren. Grinsend löffelte Marlon sein Müsli, das aus verschiedenem gemahlenen Getreide, Milch und Beeren bestand.
Nach dem Essen ging er diversse Übungen durch, die ihm Jared gezeigt hatte. Erst als er sich sämtliche Schritte und Strategien eingeprägt hatte, versuchte er die Übungen auch praktisch anzuwenden. Die Probekämpfte gegen Richard- oder Jared- waren echt anstrengend und forderten ihn sehr. Mehrere Stunden trainierten sie, bis die Sonne hoch über ihnen stand und gnadenlos hinunter brannte. Marlons Bauch gab ein Knurren von sich.
Jared grinste. »Es wird Zeit fürs Mittagessen, nicht? Sonst frisst du mich noch!«
»Und das wollen wir natürlich nicht?«
»Definitiv nicht.«
Richard verdrehte nur die Augen. Marlon hatte das Gefühl, dass der Elitekämpfer nicht wirklich begeistert von ihrer Beziehung war. Weshalb wusste er nicht mit Sicherheit. Wahrscheinlich fand er es nicht ganz angemessen, dass Jared mit einem aufmüpfigen Dieb zusammen war. Zum Glück war das Marlon egal. Er gab nicht viel auf die Meinung anderer, außer die Personen waren ihm wichtig.
»Du wirst immer besser. Bald muss ich mich vor dir in Acht nehmen«, witzelte Jared. Er ging auf Marlon zu und küsste ihn sanft.
Und der Kuss… fühlte sich anders an? Anders als sonst. Verwirrung durchflutete ihn. Nein, das konnte nicht wahr sein. Marlon erwiderte den Kuss trotzdem und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. Sicher hatte er es sich nur eingebildet.
Sie aßen zu Mittag und danach nahm er Jared wie immer mit auf sein Zimmer. Marlon lächelte. Darauf freute er sich jeden Tag. Er liebte es Zeit mit seinem Freund zu verbringen. Mit ihm zu sprechen und Intimitäten auszutauschen. Marlon zog ihn an sich und küsste ihn. Doch wieder… anders. Zuerst konnte er es nicht beschreiben. Aber dann… etwas fehlte.
»Was ist?«, erkundigte sich Jared bei ihm.
Ohne es bewusst zu merken, hatte sich Marlon von ihm gelöst. »Ich… ich weiß es nicht.«
»Du weißt es nicht?«
»Ja. Irgendwie ist etwas anders. Ich kann es schwer beschreiben.«
»Möchtest du lieber allein sein? Vielleicht waren die letzten Wochen etwas viel für dich? -Wir sind ziemlich schnell zusammen gekommen.«
Das war es nicht. Trotzdem nickte Marlon. »Vielleicht? Sicher ist es nur etwas Vorübergehendes.«
»Bestimmt. Sonst können wir auch mal einfach zusammen kuscheln.«
Marlon spürte in sich hinein. Das fühlte sich normal an. »Klingt super.« Er lächelte. Sie legten sich zusammen ins Bett und Marlon schmiegte sich eng an Jared. Er spürte, wie Jared ihm sanft durchs Haar fuhr und er war überzeugt davon, dass sich alles wieder normalisieren würde.
Wie sehr er sich damals geirrt hatte…
Anmerkung: Wem es hier mit Marlon und Jared etwas zu schnell gegangen ist, ich habe beim K9 extra noch was eingefügt. Nämlich dass Marlon Jared von Beginn an bereits attraktiv und anziehend gefunden hat. Dasselbe trifft auch auf Jared zu, dessen Sicht man da nicht erfährt. Allerdings ist es so, dass Marlon zuerst sicher gehen will, dass er Jared trauen kann, erst dann wird er die Anziehung zulassen, weshalb es dann im K15 „plötzlich“ relativ schnell geht. Zuvor hat er die starke Anziehungskraft einfach unterdrückt, doch die ist definitiv da. Als Marlon erkennt, dass Jared ein gutes Herz hat.