Hallo zusammen. Die letzten beiden Kapitel waren etwas heftig, ich weiß. Nun wird es besser werden. Bevor es mit dem K6 weitergeht noch einige Informationen zur Reinkarnation, damit das sicher verständlich ist.
Die verstorbenen Figuren (Leonhard, Aaron, Alexiel, Yuna, York, Adele etc) kommen in einen anderen Körper. Ihre Seelen und diejenige der Person, in dessen Körper sie kommen, verschmelzen miteinander. Sie haben anfangs keinerlei Erinnerungen an ihr früheres Leben und verhalten sich/sind andere Personen. Erst nach bis nach können sich-je nachdem-Charakter und Aussehen durchsetzen oder auch nicht. Fähigkeiten zurückkommen. Wenn die Personen vollkommen unterschiedlich sind vom Charakter her (sie sind ja zu einer verschmolzen) kann es sein, dass sich gewisse Züge vom inkarnierten Charakter nicht durchsetzen können. -Es ist etwas Theoretisch, ich weiß. Mir ist es einfach wichtig, dass man es versteht. Man wird in den folgenden Kapiteln also keinen Leonhard, Yuna, etc lesen. Sondern neue Figuren, die mit diesen verschmolzen sind und erst nach bis nach Züge der „alten“ Charas annehmen. Hoffe das war soweit verständlich. Sonst einfach fragen.
Ihr müsst euch NICHT alle neuen Charas merken. Die Grundzüge genügen.
Diese sind relevant: Linus, Azefar, Luzidas, Elijah, Marlon, Simon, Wanda, June, Immanuel
Nun habe ich euch lange genug aufgehalten, viel Spaß mit dem Kapitel.
TW: Schwere Krankheit, die jedoch gut verläuft
Ihm tat alles weh, jeder einzelne Knochen in seinem Körper schmerzte. Linus stöhnte gequält auf. Mühsam blinzelte er und öffnete die Augen. Zuerst sah er alles verschwommen. Die weiße Zimmerdecke mit den Spinnweben in der Ecke, die blau-weiße Karodecke, die über ihm lag, der Nachttisch aus dunkelbraunem Holz mit dem Glas Wasser darauf und die Stehlampe neben dem Nachttisch mit dem breiten, hellbraunen Schirm. Dann klärte sich seine Sicht. Linus‘ Blick zuckte zu seiner Schwester, die auf einem Stuhl nahe dem Bett saß.
»Du bist wach?!«, ertönte sogleich die Stimme seiner Schwester.
»Ja. Leider. Mir tut alles weh.«
»Du bist wach!« Tränen liefen ihr von den geröteten Wangen und tropften zu Boden. »Ich hatte solche Angst um dich. Tu mir das nie wieder an.« Michelle setzte sich auf die Bettkante und musterte ihn aus hellbraunen Augen. »Vielleicht täusche ich mich, aber du siehst besser aus.« Seine Schwester wirkte mitgenommen. Dunkle Ringe lagen unter ihren Augen. Linus hatte keine Ahnung wie lange sie nicht mehr richtig geschlafen hatte und er traute sich auch nicht zu fragen. Zudem war sie abgemagert, die Kleider hingen an ihr herunter. Er hasste das. Linus wollte seine Familie nicht dermaßen leiden sehen, nur wegen ihm.
Ihm war furchtbar heiß und alles drehte sich. Trotzdem zwang er sich zu einem leichten Lächeln. »Das wird schon wieder. Mach dir keine unnötigen Sorgen.«
Michelle blickte betroffen zu Boden. Die mittelbraunen Haare waren zu Zöpfen geflochten und verliehen ihr ein jüngeres Aussehen. Eigentlich war sie die ältere, wenn auch nur ein Jahr zwischen ihnen lag. Linus wünschte sich, er hätte nichts gesagt. Denn sie wussten beide, dass es eine Lüge war. Er litt unter einer seltenen, fast immer tödlichen Krankheit, genannt »Helden-Krankheit«. Sie war nicht ansteckend, dafür umso aggressiver. Linus befand sich im letzten Stadium, das gekennzeichnet war von hohen Fieberschüben und Bewusstlosigkeit. Schließlich blieb das Herz stehen. Keine guten Aussichten. Linus war ein positiver Mensch. Er hatte immer daran geglaubt davon zu kommen, dass ein Wunder geschah. Jetzt, nach mehreren Wochen, die er nur im Bett verbracht hatte, bekam auch er Angst. Die er nicht zeigte. Linus wollte weder seine Schwester, noch seine Eltern mehr belasten. Eine kleine, gemeine Stimme in seinem Inneren flüsterte ihm zu, dass es besser wäre, wenn er einfach aufgeben würde. Sich seinem Schicksal ergeben. Er sollte seiner Familie nicht noch mehr Kummer bereiten, sie sollten endlich loslassen können und trauern dürfen. Aber Linus kämpfte. Um jeden Tag, jeden weiteren Atemzug. Erst wenn sein Herz stehen blieb, gab er sich geschlagen.
»Michelle. Ich bin aufgewacht. Das wird wieder«, sprach er mit Nachdruck.
Seine Schwester blickte auf, nickte. »Daran will ich auch glauben.«
»Dann glaub daran.« Das Sprechen erschöpfte ihn sehr. Linus sank zurück ins weiche Kissen. Er schloss die Augen. Nur für einen Moment…
Mitten in der Nacht erwachte er wieder. Verdammt! Er hatte nicht einschlafen wollen. Linus fühlte sich nicht mehr ganz so schlimm. Die Gliederschmerzen hatten etwas nachgelassen. Er atmete tief ein und aus. Durch das Holzfenster fiel Mondlicht. Linus mochte den Mond, mochte die Nacht. Die Sterne leuchteten am Himmel und gaben ihm neuen Mut. Seine Mutter hatte ihm stets erzählt, dass ihre Vorfahren als Sterne am Himmel waren und über sie wachten.
Am Sonnenstand nach zu urteilen war Nachmittag, als er das nächste Mal zu sich kam. Ein Teller Suppe und ein Glas Wasser standen auf seinem Nachttisch, wie jeden Tag. Gegessen hatte er die Suppe seit einer Woche nicht mehr. Dass Linus nicht geweckt worden war, lag daran, dass er, wenn er schlief, wie in einer Art Koma war. Durch die Krankheit bedingt. Man konnte ihn nicht einfach wecken. Linus starrte den Teller Suppe an. Er hatte überhaupt keinen Hunger. Und zwingen wollte er sich jetzt auch nicht, aber wenigstens war sein Zustand nicht schlimmer geworden. Neben dem Teller Suppe lag ein Stück dunkles Brot. Er nahm ein paar Bissen und kaute darauf herum. Schluckte, legte sich wieder hin. Sich kurz aufzurichten hatte Linus‘ Energie bereits vollständig verbraucht. Es machte ihn gleichermassen wütend und hilflos. Leider konnte er nichts tun. Außer sich zu schwören wieder gesund zu werden.
*
»Du langweilst mich, geh«, sprach Luzidas und kämmte sich das lange, weiße Haar.
»Nein. Das werde ich nicht. Ich lasse mich nicht einfach rauswerfen«, widersetzte Elijah.
»Nicht? Was mache ich da nur? Ach ja, ich weiß…Tiago, zeig ihm den Weg!«, befahl Luzidas, ohne vom hohen Spiegel mit dem Goldrand fort zu sehen. Warum auch, er hatte bereits von Elijah erhalten, was er wollte; Sex. Mehr brauchte und wollte er nicht. Unter lautem Protest wurde Elijah rausgeworfen. Endlich Ruhe. Elijah war anstrengend. Nicht nur, dass er ein Halbdämon, und damit eigentlich unter seiner Würde war, nein, er kannte auch seinen Platz und den Wert nicht.
Warum er dann trotzdem mit ihm schlief? Eine gute Frage. Luzidas mochte und brauchte den Nervenkitzel, dieses Verbotene. Er hatte es auch schon mit Helden getrieben, allerdings brachte er diese mit Vorliebe nach dem Akt um, was ihm mit der Zeit einen schlechten Ruf eingebracht hatte. Deshalb hatte er auf Dämonen ausweichen müssen. Nein, er hatte nicht nur Männer. Auch ein ganzes Frauenharem. Sowohl die Männer wie auch die Frauen tauschte er aus wie Kleider. Nach einer gewissen Zeit wurden ihm alle überdrüssig. Mit Elijah war das so eine Sache. Elijah war hartnäckig, das gefiel ihm. Er ließ sich nicht einfach abservieren. Das war der einzige Grund, weshalb Luzidas ihn immer wieder in seine Villa hineinließ. Apropos Villa. Luzidas hatte schon oft zu hören bekommen, dass diese den Gemächern des früheren Herrschers, diesem Aaron, gleichen sollte. Und das nicht umsonst; Luzidas hatte eine Vorliebe für Gold. Die Wasserhähne waren aus Gold, das Bettgestell, die Türknäufe, alle Bilder hatten Goldrahmen und die Kronleuchter waren aus diesem Material. Prunk, prunk, prunk. Wohin man blickte. Selbst der Garten war davon nicht verschont geblieben. Mehrere Statuen aus Gold standen im Zentrum um einen Brunnen aus Marmor herum. Pfauen liefen auf der Wiese und der Weg, der bis zum Thor aus Gold führte, das mit Pfeilspitzen versehen war, bestand aus Marmorsteinen. Luzidas war einfache Kieselsteine zu langweilig gewesen. Da er viel Umschwung hatte, brauchte er dementsprechend Personal. Das immer wieder wechselte. Luzidas bevorzugte Halbdämonen, die er wie Sklaven behandelte. Menschen durfte er nicht nehmen, da diese unter dem Schutz der Helden standen. Das wäre ungünstig gewesen. Seine Sklaven benutzte er für alles Mögliche, zum Kochen, Waschen, Putzen etc. Besonderen Wert legte er auf Ordnung. Luzidas hasste es, wenn etwas nicht an seinem Platz war oder nicht akkurat. Außerdem hatte er etwas gegen Schmutz. Das fing schon damit an, wenn ein Blatt der Rosen abfiel und seinen Weg von der Vase zum Tisch fand. Da könnte er ausrasten. Noch schlimmer war es, wenn die Sklaven schlampige Arbeit verrichteten und die rote Hecke nicht gleich hoch geschnitten war. Dafür griff er gerne zur Peitsche. Immerhin ging es um sein Image. Der Garten und die Villa sollten makellos sein, wie er selbst war.
Wo wir schon beim Thema wären…Mehrere Gemälde von Luzidas hingen an den Wänden, in diversen Posen. Eines über dem Himmelbett. Auf dem Gemälde war er fast nackt. Nur sein bestes Stück war von einem dünnen, schwarzen Stoff verdeckt. Die helle Haut und seine Muskeln kamen perfekt zur Geltung, ebenso wie das hüftlange weiße Haar und nicht zu vergessen das Schwert. Selbstverständlich war der Griff aus Gold. Es war bereits das fünfte Schwert, das Luzidas schmieden ließ. Er war sehr heikel, alles musste perfekt sein. Perfekt ausbalanciert mit seinem Namen in Gold eingraviert. Jeder Zacken gleich lang mit einer goldenen Spitze.
Abgesehen vom langen Haar gefielen ihm die himmelblauen Augen am besten.
Wenn Luzidas weder sein Haar bürstete, noch die Sklaven tyrannisierte mit seinen extravaganten Wünschen oder Sex hatte, saß er am Klavier. Er liebte die Musik und spielte stundenlang.
Widerwillig löste sich Luzidas vom Spiegel, legte den goldenen Kamm beiseite und ging in sein Schlafzimmer. Er warf einen Blick auf das fast-nackt-Gemälde über dem Bett und grinste. Das gefiel ihm. Auf dem Himmelbett räkelten sich Ria und Constance. Beide in aufreizender Unterwäsche. Luzidas ignorierte sie. Momentan hatte er kein Interesse. Stattdessen wandte er sich dem Kleiderschrank zu. Der Schrank war vier Meter lang und zwei Meter hoch, aus hellem Ahornholz gefertigt und ein Unikat. Er war voll mit Kleidung. Alles gehörte ihm. Gewänder in schwarz, weiß und diversen Blautönen mit goldenem Saum und Stickereien in verschiedenen Schnitten und Längen, Hosen und Hemden in schwarz, weiß, dunkel- und hellblau und die Uniform der Dämonen in mehrfacher Ausführung. Diese war Uni-schwarz mit dem in weiß eingestickten Falken. Das Wappen der Zaytar. Einem altem Dämonengeschlecht, wozu Aegir gehörte. Und da er der Anführer war, war das Tragen der Uniform in seiner Anwesenheit Pflicht. Zumindest wenn man zu ihm eingeladen wurde oder für ihn kämpfte. Viel lieber jedoch hätte Luzidas ein schwarzes langes Seidengewand mit goldenem Saum angezogen. Das konnte er vergessen. Mürrisch nahm er die Uniform aus dem Schrank und zog sie an. Er gefiel sich nicht in dieser, da wirkte er wie einer von hunderten. Um wenigstens ein bisschen zu rebellieren zog er sich Armreife aus Gold an.
Tiago kam zur Türe herein. »Ihr müsst Euch auf den Weg machen. Euer Cousin erwartet Euch«, wies ihn der Dämon darauf hin.
»Ja, ja. Ich weiß schon.« Aegir würde ihn wegen einer Verspätung nicht umbringen, immerhin waren sie Cousins.
»Du bist zu spät«, sprach Aegir und musterte ihn abschätzend.
»Ich hatte noch etwas zu tun«, sagte Luzidas trotzig.
»Was? Deine Haare mit dem goldenen Kamm zu bürsten?«
»Unter anderem.«
Aegir knurrte, äußerte sich jedoch nicht mehr und führte ihn ins Sitzungszimmer. Dieses war schlicht. Ein Tisch aus schwarz- weißem Granit stand darin, einfache Holzstühle. Rote Vorhänge hingen an den Fenstern und der Kronleuchter spendete Licht. Sonst war es leer. Auf dem Tisch standen zwei Karaffen. Eine mit Wasser und eine mit rotem Wein. Das hellte Luzidas‘ Stimmung schlagartig auf. Er trank sehr gerne Wein, vor allem den roten. Er setzte sich an den Tisch, vis a vis von seinem Cousin und schenkte sich Wein ein. »Und, stimmen die Gerüchte?«, fiel er mit der Türe direkt ins Haus.
»Ich weiß nicht was du meinst«, entgegnete Aegir ruhig.
»Du weißt genau was ich meine! -Die Anführerin der Helden und du, habt ihr eine Affäre? Und noch wichtiger; habt ihr ein Kind?«
»Ich habe dich nicht hergerufen, damit du versuchst mich auszuhorchen«, sprach Aegir streng. Er schenkte sich ebenfalls Wein ein und trank einen Schluck.
»Das war keine Antwort, Cousin.«
»Das war eine respektlose Frage, die ich nicht beantworten werde. – Du sollst mir bei etwas helfen«, wechselte Aegir das Thema.
Luzidas hätte nur zu gerne nachgehakt. Gebohrt und gebohrt, bis selbst Aegir etwas ausgespuckt hätte. Leider wusste er, dass es hoffnungslos war. Sein Cousin sagte nie mehr, als er wollte. Frustriert kratzte er mit den ausgefahrenen Krallen über den Tisch. Was ein unangenehmes Geräusch auslöste.
»Was willst du von mir?«, gab sich Luzidas schließlich geschlagen.
»Es sind zehn Jahre vergangen seit Aaron und die anderen gestorben sind. Sie werden zurückkehren. Du sollst Augen und Ohren offenhalten. Insbesondere wegen Aaron. Du verkehrst mit vielen Dämonen, wenn sich jemand plötzlich temperamentvoller oder aggressiver als normalerweise verhält, melde es mir. Ich werde die Person testen.«
»Was bekomme ich dafür?«, Luzidas blickte ihn direkt an. Fokussierte Aegir förmlich.
Damit schien Aegir bereits gerechnet zu haben. Er verdrehte genervt die Augen. »Du hast schon genug Macht, Cousin.«
»Da bin ich anderer Meinung«, widersetzte Luzidas stur. »Keine Gegenleistung, keine Hilfe.«
Aegir knurrte. »Schön. Du kannst Isedir haben. Die Stadt liegt direkt am Fluss, das dürfte dir gefallen.«
»Danke. Ist immer wieder erfreulich Geschäfte mit dir zu machen.« Luzidas grinste.