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Leo erwachte im Krankenhaus, auf einem Sessel sitzend, durch das grelle Licht einer Lampe und ein Flüstern, das klang wie:
„He, hallo, junger Mann“, die Stimme wurde immer lauter. Vor ihm stand ein Arzt, der eine Stirnlampe trug und zu ihm sprach, aber Leo konnte nicht alles verstehen. Sein Kopf wurde von hinten gestützt. Der Doktor fuhr mit einem Metallinstrument in seiner Nase herum, drückte darauf, als ob es Plastilin wäre, und es knackte hin und wieder, doch es tat nicht weh.
Der gleiche Arzt, der Leo vor einigen Wochen wegen seiner Gehirnerschütterung behandelt hatte.
Seine Meinung zu den neuen Verletzungen?
"Junge, du solltest dir eine bessere Taktik aneignen, den Kopf besser schützen oder, noch besser, dir andere Freunde suchen."
"Das waren nicht meine Freunde!", erwiderte Leo.
"Das ist klar, aber was hast du ihnen angetan? Sei vorsichtig, du bekommst jetzt eine Gipsmaske. Wenn sie entfernt wird, solltest du für mindestens sechs Monate keinen Schlag darauf erhalten. Du musst das schaffen, sonst wirst du den Rest deines Lebens als Boxer verbringen! Es noch einmal zu heben, wird schwierig sein!"
Acht Monate lang hat Leo auf seine Nase geachtet. Doch dann kam der Ellbogen seines Bruders Otto beim Ausziehen seines Pullovers und machte alles zu einer blutigen Angelegenheit, gefolgt von einem weiteren Zwischenfall beim Völkerball ein paar Wochen später.
Eine Röntgenaufnahme, die gemacht wurde, zeigte eine Rippenfraktur. Mehrere offene Wunden und Hautabschürfungen wurden behandelt. Die Blutergüsse und lila Striemen, die vom Gürtel seines Erzeugers stammen, wurden selbstverständlich auf die Rauferei zurückgeführt.
Leo spricht hier von seinem Erzeuger – ein Vater im wahren Sinne des Wortes war dieser für Leo nie. Vielleicht waren es insgesamt nur etwa zwei Stunden, die sie im Laufe seines Lebens, er wurde 62 Jahre alt, miteinander etwas zu besprechen hatten.
Und während der vier Wochen seines Krankenhausaufenthalts bekam Leo Besuch von meiner Oma, Lovana mit Irene. Seine Eltern hatten nur wenig Zeit, daher überbrachte ihm seine Oma ihre Grüße.
Aber! Täglich bekam Leo Besuch von einer "Lizzy", und wenn er Gusto auf eine Wurstsemmel mit Extrawurst hatte, brachte sie ihm eine. Lizzy war die Freundin von Berti, der Anführers der Bande im Park, der Boss der Gang.
Leo auch erfuhr, warum.
Anfangs war es reine Sorge um ihn, doch später, als sie sich gut verstand, wusste sie nicht, wie sie es ihm beibringen sollte, ohne dass er es jetzt missversteht. Aber Leo inzwischen wusste, dass sie es war die dieser Schlägerei ein Ende machte. Sie war es, die Leo ins Krankenhaus trug, welches unmittelbar neben dem Park lag. Der Arzt teilte ihm einmal mit, dass sie ihm vermutlich das Leben gerettet hat.
Deshalb hat Leo ihr versprochen, dass er ihr niemals böse sein kann und sie ihm alles erzählen darf.
"Ich bin schon lange Berti's Freundin und brauche ihn mehr, als er mich. Er und drei andere haben mich gebeten, dir ein Angebot zu unterbreiten: Du sollst bei der bevorstehenden Polizeibefragung aussagen, dass du dich an keine beteiligten Personen erinnern kannst. Als Gegenleistung darfst du jederzeit in den Käfig."
>>Warum tun sie das?<<
>>Alle drei haben eine bedingte Vorstrafe. Das bedeutet, dass die Verletzung, die du erlitten hast, als schwere Körperverletzung eingestuft werden kann, was für sie zu langen Haftstrafen führen würde. Werden die alte offene Strafe und die neue Strafe zusammengezählt? Ich brauche meinen Bertl; ich habe keinen Beruf, verdiene nichts und weiß nicht, was ich ohne ihn machen soll. Verstehst du das?
Leo verstand das natürlich, doch es stand viel auf dem Spiel.
>>Gut, sage ihnen, dass ich einverstanden bin, aber nur unter der Voraussetzung, dass ab jetzt jeder den Käfig betreten kann. Sei es zum Fußballspielen, Purzelbäume schlagen oder was auch immer! Außerdem möchte ich, dass der Tisch und die Bank entfernt werden. Keine Mopeds oder Motorräder mehr.Es steht viel auf dem Spiel, sowohl für sie als auch für mich; ich möchte nicht ohne Grund verprügelt worden sein.<
Natürlich war Leo damals, mit noch nicht einmal 13 Jahren, in seiner Grammatik nicht so versiert, wie ich hier wiedergebe. Er sprach Umgangssprache, den Slang der Straße, und nur durch diesen konnte sie auch Leo verstehen, was er wollte.
Leos Klassenkameraden stellten viele Fragen, und allmählich formte sich daraus ein Bild. Die von anderen erzählten Ereignisse, vermengt mit seinen eigenen Erfahrungen, ergaben ein Gesamtbild, das Leo als sehr sympathisch wahrnahm.
Einige hatten also Mitleid mit ihm. Die Mehrheit meinte jedoch, es sei seine eigene Schuld und dumm, denn es sei allgemein bekannt, dass wir nicht hineingehen dürfen, wenn die Erwachsenen da sind.
Was Sie vielleicht noch nicht wussten: Obwohl es niemand zu versuchen wagte, war es allen erlaubt, in den Käfig zu gehen, selbst wenn Erwachsene zugegen waren.
Es ist schwer vorstellbar, selbst mit viel Fantasie, wie sehr Leo diesen Moment genossen haben muss. Berti's Bande war vollzählig versammelt und alles verlief genau nach Plan.
Vor den Augen der anwesenden "Kinder" betrat Leo den Käfig und gab Berti ein Zeichen.
"Tragt die Bänke und den Tisch hinaus", wies er sie an, und es wurde gemacht. Dann signalisierte er den anderen Kindern, hereinzukommen, einer nach dem anderen betrat den Käfig. Nach einigen Minuten begannen sie leise und vorsichtig Ball zu spielen. Immer noch misstrauische Blicke nach draußen zur Bande, die waren aber damit beschäftigt, einen schattigen Platz für ihren Tisch zu finden.
Leo saß dann meistens neben Litzi bei den Erwachsenen, Leo sie Verwachsenen von diesem Tag an nannte – sie sollten auch ein wenig leiden.
Litzi wurde zu seiner selbst ausgewählten Schwester und eine sehr wichtige Person in seinem Erwachsenwerden, und es folgen noch einige Artikel mit und über sie.