Liebe ist stets der Anfang des Wissens, so wie Feuer der Anfang des Lichts ist.
(Thomas Carlyle)
❤*❤*❤
Eine halbe Stunde später hatte sich Ewan wieder in der Gewalt. Er musste die Sache beenden - entweder auf die eine oder andere Weise. Er würde zu Liana gehen und ihr all das sagen, was ihm auf der Seele lag. Noch einmal würde er keinen Rückzieher machen. Robert hatte Recht damit zu behaupten, dass nur ihr allein die Entscheidung darüber zustand, wie es mit ihnen beiden weitergehen sollte. Er würde sie zu nichts zwingen und ihren Entschluss akzeptieren, egal wie dieser auch ausfallen möge. Er würde damit leben müssen – wie auch immer.
Nachdem er zu dieser Erkenntnis gelangt war, wurde es ihm leichter ums Herz. Er setzte sich in Bewegung, um Liana aufzusuchen.
Vor ihrem Zimmer angekommen, klopfte er an die Tür.
„Darf ich hereinkommen? Wir müssen miteinander reden.“
„Die Tür ist nicht verschlossen“, hörte er Lianas erstickte Stimme, woraufhin er umgehend die Türklinke betätigte und eintrat.
Für einen winzigen Augenblick legte sich unbehagliches Schweigen über den Raum.
Liana hielt den Blick gesenkt und schniefte kurz.
Das entging Ewan natürlich nicht. Diese wenigen Sekunden nutzte er, um ihr blasses Gesicht zu betrachten.
‚Liana. Du einfältiges Mädchen. Bildest du dir tatsächlich ein, etwas für mich zu empfinden?‘
Sie hatte keine Ahnung von seiner dunklen Seite. Es hatte Zeiten in seinem ewig währenden Leben gegeben, in denen er seiner Menschlichkeit beraubt worden war. Sie hängte ihre Träume an einen Mythos, einen Mann, der durch die Wälder streifte und holde Maiden rettete. Doch ein solcher war er nicht. Mit ihm bekäme sie einen Mann, der alle Freude am Leben verloren und mit dem Glauben an das Gute im Menschen abgeschlossen hatte.
„Würdest du draußen mit mir ein Stück gehen?“, fragte er.
„Es ist mitten in der Nacht“, antwortete sie.
„Bitte. Du würdest mir damit einen großen Gefallen tun.“
„Was soll’s. Ich hatte ohnehin nicht die Absicht, dir deine Bitte abzuschlagen.“
Ewan legte sich daraufhin ihre Hand in die Armbeuge.
„Dann komm.“
⁂.※.~.※.⁂