Mit dem coffee to go Becher in der Hand, ließ er sich von Frank zum Krankenhaus fahren. Sein Blick war aus dem Fenster gerichtet. Die Umgebung raste an ihn vorbei und seine Gedanken rasten ebenso. 10 Jahre war es her, dass er Lorelei gesehen hatte. Matt wusste zu genau, was sie damals von ihm gehalten hatte und rückblickend hatte sie wohl recht gehabt.
Als junger Erwachsener war Matt alles andere ein Schwiegersohn, den man sich als Mutter wünschte. Doch im Laufe der Jahre hatte er sich geändert. Er wurde vernünftig und sesshaft. Doch eins hatte sich in all den Jahren nie geändert. Das war seine Liebe zu Leighton. Er liebte sie immer noch und doch war er vor sieben Monaten dazu bereit gewesen, sie komplett aus seinem Leben zu streichen, wenn auch nicht freiwillig. Doch jetzt schien sich das Blatt zu drehen, auch wenn er keine Ahnung hatte, ob es Leighton lieb war ihn wieder zu sehen. Vor allem wenn man an die Umstände dachte, die zu diesem Wiedersehen führte. Innerlich war Matt hin und her gerissen. Seine einzige Hoffnung war, dass es Leighton auch den Umständen entsprechend gut ging.
Allerdings machte er sich auch Gedanken darum, wie es jetzt mit Leighton, dem Baby und ihm weiterging. Schließlich hatte Leighton ihm nicht ohne Grund ihre Schwangerschaft verschwiegen. Warum nur hatte sie ihm das nicht gesagt? Sie erzählte ihm doch sonst immer alles?
Seine Gedanken überschlugen sich als er eine Stimme wahr nahm.
"Matt?"
Etwas verwirrt schaute Matt seinen Fahrer an. Erst jetzt fiel ihm auf, dass sie ihr Ziel erreicht hatten. Frank hatte den Wagen direkt vor dem Krankenhaus geparkt.
"Danke Frank. Ich melde mich, wenn ich wieder ins Hotel will."
Matt stieg aus und schaute an dem Gebäude hoch, das sich vor ihm erstreckte. Die cremefarben Fassade und die weißen Fenster ließen es von außen schon sehr steril aussehen. Der Dunkelblonde atmete mehrmals tief ein und aus ehe er sich bereit fühlte in das Krankenhaus zu gehen.
Die Anmeldung des Krankenhauses war genauso steril wie die Fassade. Die Dame, die dahinter saß schaute ihn einfach nur an. Als Matt näher kam hörte er schon ihre Stimme.
"Kann ich Ihnen helfen?"
"Ja, können Sie mir sagen, wo ich Leighton Grimes finde?"
Die Dame mit den streng zurück gebundenen Haaren tippte mit ihren künstlichen Fingernägeln auf der Tastatur, dann folgte eine Pause und erneut tippe sie etwas.
"Sind Sie mit Miss Grimes verwandt?"
Matt seufzte.
"Ich bin der Vater ihres Kindes."
Sofort hob sie eine Augenbraue und schaute ihn argwöhnisch an. Der frisch gewordene Vater lächelte sie sanft an und wartete geduldig auf ihre Antwort.
"Miss Grimes liegt auf der Intensivstation, aber sie können zu ihrem Kind. Das liegt auf der Station für Frühgeborene. Station 5d, Zimmer 518."
"Danke."
Ohne darauf zu warten, ob die Dame ihm noch der Weg erklären würde, ging Matt zum Aufzug. Dieses Krankenhaus kannte er zu gut. Als Jugendlicher und als junger Erwachsener hatte er hier schon so einige Zeit verbracht.
Vor dem Aufzug angekommen, drückte er auf den Knopf und schaute zur Anzeige hoch. Vierter Stock, 3 Stock, 2 Stock, warum brauchten Aufzüge nur immer so lange bis sie in der entsprechenden Etage waren. Das Ping erlöste den Dunkelblonden endlich und nachdem er im Aufzug stand drückte er auf die Taste mit der 5. Es dauerte wieder eine gefühlte Ewigkeit bis Matt die 5. Etage erreicht hatte.
Als er auf dem Flur stand schaute er erst nach rechts und dann nach links. Der Flügel zu seinem linken würde ihn an sein Ziel führen. Mit langsamen Schritten und etwas Unsicherheit ging er den Flur entlang. Nach circa fünfzig Metern musste er sich erneut entscheiden ob er nach links oder rechts gehen sollte. Doch ehe er eine Entscheidung treffen konnte, kam von rechts Lucas auf ihn zu. Matt atmete tief durch ehe er in seine Richtung ging.
"Hey Matt."
"Hey."
"Lorelei ist gerade bei Leighton und ich wollte nur kurz nach dem Kleinen sehen."
Der Dunkelblonde schloss aus den Worten, dass sein Kind ein Sohn war und nickte.
"Kann ich zu ihm?"
"Klar, komm mit."
Lucas ging vor und wusste zu genau wo er langgehen musste. Der Flur endete nach ein paar Metern und die Männer standen vor einer großen Tür mit weiß milchigen Glasscheiben. Lucas öffnete die Tür und Matt folgte ihm weiter. Man hörte direkt, dass hier ein paar Babies schrien. Immer nervöser wurde Matt und schaute sich um als Lucas mit ihm vor dem Schwesternzimmer stehen blieb.
Lucas unterhielt sich mit einer Krankenschwester und Matt versuchte geduldig zu warten.
Dann trat Schwester Jolie aus dem Zimmer.
"Herzlichen Glückwunsch.", gratulierte die dem frisch gebackenen Vater und Matt lächelte freundlich.
"Komm direkt mal mit, ich stelle dir deinen Sohn mal vor. Danke Lucas. Wenn ihr später wieder kommt wird dann Caro hier sein. Wir sehen uns dann morgen."
Lucas verabschiedete sich dann von Matt und sagte ihm er solle sich nachher bei seiner Frau Lorelei melden.
Mit schnellen Schritten ging Schwester Jolie den Flur entlang und Matt versuchte Schritt zu halten.
Am Ende des Flurs blieb sie stehen und bat Matt in einen Vorraum. Dann fing das Prozedere an. Er musste sich die Hände desinfizieren, einen grünen Kittel anziehen und über seine Nike Turnschuhe musste er Überzieher anziehen. Erst dann durfte er zu seinem Kind. Schwester Jolie stand schon vor dem Bettchen, das von allen Seiten mit Plastik umgeben war. Sie hob den kleinen Mann aus dem Bettchen und achtete daraus, dass die Sonde, die in seiner winzigen Nase steckte, nicht abknickte.
"Guck mal, da ist dein Papa."
Sie hielt ihn so, dass er Matt anschauen konnte. Matt blieb kurz der Atem stehen, ein solches Gefühl hatte er nicht erwartet. Es war überwältigend.
"Komm her und setz dich, dann gebe ich dir deinen Sohn."
Ohne ein Wort zu sagen, folgte der Dunkelblonde den Anweisungen der Schwester. Als Schwester Jolie ihn in Matts Arme legte, traute er sich kaum zu bewegen. Sein Sohn war so klein und schien zerbrechlich zu sein.
"Entspann dich und halte ihn vor deine Brust. Er braucht die Wärme noch."
Matt nickte und bewegte den kleinen Mann ganz vorsichtig. Sein Sohn kuschelte sich dann an seine Brust und schloss wieder die Augen.
"Muss ich auf etwas achten?", fragte er Jolie etwas nervös.
"Nein, musst du nicht. Wenn was ist drück auf den Knopf. Ich komme dann direkt zu euch."
Mit diesen Worten verließ sie das Zimmer und ließ ihn mit seinem Sohn alleine zurück. Vorsichtig schaute Matt seinen Sohn an. Er war so winzig und Matt blieb ganz still sitzen. Sein Sohn schien dann auch wieder zu schlafen und so langsam wich die Nervosität aus seinem Körper.
Matt saß eine ganze Zeit da und flüsterte seinem Sohn zu. Er zählte ihm, wie er seine Mutter kennen gelernt hatte und was vor sieben Monaten passiert war. Seinen Kopf hatte Matt an die Lehnte gelehnt und schmunzelte selbst bei seinen Erzählungen.
Wie lange er einfach mit seinem Sohn im Arm da saß wusste er nicht. Aber als sich die Zimmertür das nächste Mal öffnete trat Lorelei kurz darauf in das Zimmer. Sie versuchte tapfer zu lächeln als sie Matt sah.
"Der Kleine scheint sich bei dir wohlzufühlen.", sagte sie leise und ging auf die beiden zu.
Lorelei streichelte ihrem Enkelsohn mit dem Zeigefinger sanft über die Wange und schaute dann zu Matt.
"Danke, das du angerufen hast."
"Leighton hätte es sicherlich gewollt."
Wieder nickte Matt als sich sein Sohn dann etwas bewegte. Erschrocken schaute er zu seinem Sohn und hielt kurz inne. Aber der Kleine hatte seinen kleinen Kopf nur etwas hingelegt und schlummerte jetzt weiter.
"Wie geht es Leighton?"
"Sie liegt im Koma und die Ärzte sagen wir müssen abwarten."
"Könnte ich vielleicht auch zu ihr?"
Lorelei schien das nicht zu überraschen. Sie schaute ihn mit einem sanften Blick an. Anscheinend schien sie ihn zu verstehen.
"Ich werde nachher die Ärzte fragen. Okay?"
"Natürlich."
Vorsichtig rutsche Matt mit seinem Sohn auf dem Arm etwas auf dem Sessel hin und her, denn so langsam konnte er so nicht mehr sitzen.
"Wie heißt er eigentlich?", erkundigte er sich.
"Leighton war sich noch nicht sicher. Sie wollte es erst nach der Geburt entscheiden."
"Verstehe."
"Deinem Sohn geht es gut. Der Arzt sagt, dass er sich normal entwickeln wird.
Diese Worte beruhigen Matt etwas, wenn auch nicht gänzlich. Schließlich galt seine Sorge noch Leighton, die im Koma lag.
"Ich würde gerne noch etwas hier bleiben, wenn es dir recht ist."
"Bleib solange du willst. Ich werde mit dem Arzt reden."
Lorelei verließ das Zimmer wieder und ließ Matt mit seinem Sohn wieder alleine. Der frisch gebackene Vater genoss die Zeit mit seinem Sohn und erzählte ihm wieder die Geschichte von seiner Mutter und seinem Vater.