Weitere zwei Stunden saß Matt mit seinem Sohn auf dem Arm in dem Sessel und war, während er seinem Sohn von seiner Vergangenheit erzählte, eingeschlafen.
Matt erinnerte sich an die letzten zwölf Monate zurück. Es war eine schöne Zeit mit Leighton gewesen, auch wenn sie kein fester Bestandteil seines Lebens war. Jeden Moment, den er mit ihr verbrachte genoss er in vollen Zügen. Doch als sich Leighton vor sieben Monaten bei ihm meldete und sich traurig anhörte zerriss es ihn innerlich. Auch wenn ihn mehrere tausend Kilometer von ihr trennten so musste er sie aufmuntern. Mit seinem besten Freunden war er von England in die USA geflogen um sie für ein paar Stunden aufzuheitern.
Leighton war damals ganz überrascht als Robert vor ihrer Tür stand. In einem schwarzen Smoking, Zylinder und einer Affenmaske hatte sie ihn noch nie gesehen. Doch ohne zu zögern folgte sie seinen Gesten und stieg in die schwarze Limousine ein. Die Dunkelhaarige hatte nicht die geringste Spur einer Ahnung gehabt, wohin er sie bringen würde.
Die vier besten Freunde hatten sich etwas ganz Besonders ausgedacht gehabt und wollten Leighton überraschen.
Als Robert ihr Ziel erreicht hatten, stieg er aus und öffnete ihr die Tür. Ganz wie ein Gentleman hielt er ihr eine Hand hin, damit sie aussteigen konnte. Finn war ebenfalls in einem schwarzen Smoking mit Affenmaske gekleidet und nahm sie in Empfang.
"My Lady, bitte folgen sie mir."
Leighton lächelte herzlich und folgte ihm. Er führte sie in das Landhaus, welches Matt gemietet hatte und brachte sie in ein Zimmer, wo sie sofort einen Kleiderständer mit einem festlichen Kleid, dass in Cremefarben gehalten war, entdeckte.
"My Lady wir erwarten sie in 10 Minuten."
Dann verließ er ihr Zimmer. Leighton hatte Robert und Finn bisher nur an ihren Stimmen erkannte und lachte als sie an die bisherige Situation dachte.
Ohne weitere Fragen, aber doch sehr neugierig, was sie erwarten würde, zog sie sich um. Das Kleid passte ihr perfekt und selbst die ganzen Accessoires waren auf das Kleid abgestimmt.
Nach genau zehn Minuten klopfte es an ihrer Tür und es schaute jemand durch einen kleinen Spalt in ihr Zimmer.
"My Lady, sind sie bereit?"
Das war definitiv Colin. Auch er trug einen schwarzen Smoking und eine Affenmaske. Ohne zu fragen, folgte Leighton ihm nach unten. Er führte sie in einen Raum die Dunkel war.
Mit einer flüssigen Handbewegung wies er sie an den Raum zu betreten. Leighton folgte seiner Anweisung und als sie sich zu ihm umdrehte war er schon verschwunden.
Als Leighton wieder in den dunklen Raum sah, kniff sie ihre Augen zusammen um etwas zu erkennen. Sie sah einen Schatten, der sich auf sie zubewegte. Der Schatten kam immer näher und dann roch sie einen vertrauten Geruch. Das konnte nur Matt sein.
"My Lady sind sie bereit für ihren Auftritt?", hauchte er ihr leise zu.
Kurz darauf wurde der Raum in einem gedämpften Licht getaucht. Sie konnte Matt besser erkennen. Matt trug auch einen schwarzen Smoking. Doch er trug keine keine Affenmaske. Seine glich mehr der Maske aus 'Phantom der Oper'. Matt hielt ihr seinen Arm entgegen und als Leighton sich einhakte führte er sie zu der großen Fensterfront.
Der Garten erstrahlte ebenfalls in einem gedämpften Licht. Mitten auf der Wiese stand ein großes Zelt. Der Eingang war mit Feuersäulen versehen und sie konnte erkennen wie mehrere Personen in das innere des Zeltes gingen.
"Was hast du gemacht?", fragte sie ihn leise und schaute zu ihn.
"Die Traurigkeit steht der Lady nicht und das ist nur für sie."
Matt öffnete die Terrassentüren und ging mit ihr in den Garten.
"Matt?", hörte eine Stimme sagen.
"Matt aufstehen."
Verschlafen und völlig desorientiert öffnete er seine Augen und sah Lorelei vor sich stehen. Sie lächelte ihn warmherzig an. Dann schaute er an sich runter und sah seinen Sohn, der noch immer schlafend an seiner Brust lag.
"Der Arzt meint, dass es Leighton gut tun würde deine Stimme zu hören."
Matt nickte und sah dann Schwester Jolie, die ihm seinen Sohn abnahm. Behutsam legte sie ihn in sein Bettchen und deckte ihn zu.
Matt streckte sich und stand dann auf. Doch bevor er das Zimmer verließ, ging er nochmal zu seinem Sohn.
"Ich werde mal nach deiner Mama schauen. Ich komme nachher nochmal kurz vorbei."
Sanft und ganz vorsichtig strich er ihm über seinen Kopf und lächelte. Dann war Matt dazu bereit zu Leighton zu gehen. Lorelei ging vor und Matt folgte ihr stumm. Mit jedem Schritt wurde er nervöser. Noch wusste er nicht, ob er das wirklich konnte, aber wenn es für Leighton gut sein würde, dann würde er das können.
Mit dem Fahrstuhl ging es in die zweite Etage. Bis auf einen kleinen Raum neben dem Aufzug, war die komplette Etage die Intensivstation. Lorelei betätigte die Klingel an der Tür, auf der in Großbuchstaben 'Intensivstation' stand. Kurze Augenblicke später kam eine Schwester an die Tür und bat beide direkt rein und wieder die gleiche Prozedur. Da Matt noch den sterilen Kittel an hatte, brauchte er vorerst keinen neuen. Während sie über den Flur liefen, hörte man aus jedem Raum ein eintöniges Piepen. Am dritten Raum blieb die Krankenschwester stehen und ließ die beiden alleine.
Matt schaute durch die große Scheibe und sah Leighton leblos in dem Bett liegen. Um sie herum standen unzählige Geräte und auch aus ihrem Zimmer piepte es unentwegt. Matt brauchte einen Moment um diesen Anblick zu verarbeiten.
Als er Leighton das letzte Mal sah, hatte die gelacht und war fröhlich. Selbst dann noch als sie ihm gestand, dass sie ihre spezielle Beziehung beenden sollten. Das hier war in diesem Moment sehr surreal.
Lorelei stand hinter Matt und ließ ihm die Zeit, die er brauchte. Nach ein paar Minuten ging er in den Raum und blieb vor ihrem Bett stehen. Leighton war blass. Ihre Haare schienen gewaschen worden zu sein. Aber mit all den Geräten um sie herum wirkte sie so hilflos. An einem ihrer linken Finger befand sich das Überwachungsgerät für den Puls, die Sauerstoffsättigung und noch ein paar weiteren Werten. In der rechten Armbeuge hatte die einen Zugang gelegt bekommen, der sie wohl mit Medikamenten versorgte und aus ihrer Nase kam ein Schlauch, der mit einem Tropf verbunden war.
Matt ging langsam an die rechte Seite und setzte sich auf den Stuhl, der neben ihrem Bett stand. Unsicher griff er nach ihrer Hand und streiche sanft darüber. Sein Blick senkte sich und er bekam einen Kloß in seinem Hals.
Das Lorelei mittlerweile auch in dem Zimmer stand, hatte er nicht mitbekommen.
"Du kannst mit ihr reden. Sie hört dich."
Matt schaute zu Lorelei und nickte. Sein Blick richtete er dann auf Leighton und drückte leicht ihre Hand.
"Du hast schon mal besser ausgesehen, Ace.", kam es leise über seine Lippen.
"Aber dich kann trotzdem nichts entstellen. Was machst du nur für Sachen?", immer noch flüsterte er.
"Ich habe gedacht wir machen sowas nur zusammen. Weißt du noch? Du springst, ich springe?"
Bei diesen Worten musste Matt etwas schmunzeln. Doch das verging ihm schnell wieder als das piepen auf einem der Geräten in einem schnelleren Rhythmus piepte. Matt riss seine Augen weit auf und schaute besorgt zu Lorelei.
"Sie hört dich und sie reagiert auf deine Worte. Ich lasse euch zwei mal alleine. Bis später Leighton."
Als Lorelei den Raum verlassen hatte, schaute Matt ihr noch kurz nach. Tief holte der Dunkelblonde Luft.
"Warum hast du mir nichts gesagt? Warum wolltest du damit alleine klar kommen? Ace, du weißt, dass ich sofort da gewesen wäre. Ich hätte für dich alles stehen und liegen lassen."
Auch wenn Matt sonst eine starke Persönlichkeit hatte, so nahm ihm diese Situation sehr mit.
"Ich will dir keinen Vorwurf machen. Aber du bist nicht alleine, Ace. Ich bin jetzt da und gemeinsam bekommen wir das wieder hin. Ich lasse dich nicht mehr alleine."
Dann verstummte er und beobachte Leighton nur noch. Er drückte hin und wieder ihre Hand.
"Ich war vorhin bei unserem Sohn und ihm geht es gut. Die Ärzte sagen, dass er sich gut entwickeln wird."
Es verging eine Stunde in völliger Stille, wenn man mal das piepen außer Acht liess, ehe Matt sich dann von ihr verabschiedete.
"Ich komme heute Abend nochmal vorbei und schaue nach dir und unserem Sohn. Mach keine Dummheiten in der Zwischenzeit, Ace."
Matt stand von dem Stuhl auf und beugte sich zu ihr runter. Behutsam küsste er ihre Stirn und verließ dann ihr Zimmer.