Mitchell stand nach dem hitzigen Gespräch noch in dem Aufenthaltsraum neben dem Aufzug. Er konnte es nicht fassen, wie Matt mal wieder sein komplettes Leben weg werfen wollte wegen Leighton. Sein Blick war aus dem Fenster gerichtet als er das Gespräch nochmal Revue passieren ließ.
Die letzten zehn Jahre schien sein Sohn vernünftig geworden zu sein und dann tauchte Leighton wieder in seinem Leben auf und er hatte nichts besseres zu tun gehabt, als zu ihr zu fliegen, nur weil sie einen Unfall gehabt hatte. Mitchell konnte ihn wirklich nicht verstehen. Doch noch schlimmer war es, dass er sich jetzt Gedanken darum machen musste was er seinem Geschäftspartner LeRoy erzählen sollte.
Mitchell hatte die Hände in die Hüften gestimmt und dachte nach. Sein Telefon klingelte und er nahm es aus seiner Hosentasche, seine Frau rief an.
"Ja?"
"Hast du mit ihm gesprochen?"
"Natürlich, aber er versteht das Problem nicht und wirft mal wieder sein Leben weg."
"Ihr beide seid euch viel zu ähnlich, Mitchell. Das war schon immer so."
Der große, staatliche Mann ging zu der Sitzgruppe und setzte sich auf einen Stuhl.
"Ich war nie so leichtsinnig als ich noch jung war."
"Mitchell.", kam es vorwurfsvoll von seiner Frau.
"Was? Ich bin nie von einer Klippe gesprungen."
"Jetzt fang nicht wieder damit an. Du bist in den Ring gestiegen und hast gegen einen Mann gekämpft, der jeden Tag trainierte und die gebrochene Nase war auch keine Glanzleistung."
Mitchell seufzte. Seine Frau musste ja wieder mal die alten Kamellen hervor holen. Aber recht hatte sie schon.
"Linda kannst du dir vorstellen, er hat sogar behauptet er würde seinen Sohn anders..."
Mitten im Satz brach er ab. Moment, was hatte sein Sohn ihm vorhin an den Kopf geworfen? Hatte er wirklich gesagt, seinen Sohn würde er anders erziehen?
"Mitchell? Was wolltest du sagen? Wovon sprichst du?"
"Ich muss auflegen."
"Mitch...", hörte er noch seine Frau sagen ehe er das Gespräch beendete.
Er wählte die Nummer seines Sohnes und landete direkt auf der Mailbox. Noch bevor der Piepton zu hören war, legte er wieder auf.
Mitchell war so in Rage gewesen, dass er seinem Sohn nicht aufmerksam zugehört hatte. Er wollte eigentlich nur hören, dass Matt seinen Fehler einsieht und zur Besinnung kommt. Dieses kleine unscheinbare Kommentar war einfach nicht so daher gesagt.
Der Unternehmer verließ den Aufenthaltsraum und war sich seiner Sache sehr sicher gewesen. Er musste wissen wieviel Wahrheit in den Worten seines Sohnes steckten. Mitchell versuchte auf dem Weg nach unten wieder seinen Sohn zu erreichen, doch er landete wieder auf seine Mailbox. Was den Vater nicht sehr erfreute.
Als Mitchell Hemingway den Eingangsbereich erreichte, wollte er sich nach Leighton Grimes erkundigen, doch durch die Glastüren sah er seinen Sohn auf der Mauer vor dem Krankenhaus sitzen. Anstatt am der Anmeldung nach Leighton Grimes und ihrem Kind zu fragen, ging er zielstrebig zu seinem Sohn.
Matt sah seinen Vater aus dem Krankenhaus kommen und seufzte.
"Ich glaube, die nächste Runde wird eingeläutet.", sagte er leise zu Lucas.
"Ich lass euch mal alleine und sehe nach Lorelei."
Lucas ging an Mitchell vorbei und grüßte ihn.
Vor seinem Sohn blieb Mitchell stehen und funkelte ihn sauer an.
"Lass es gut sein. Ich werde ins Hotel fahren. Dann kann ich Mutter und Summer anrufen."
"Matthew, wir haben noch einiges zu besprechen und du bist mir noch eine Erklärung schuldig."
"Warum sollte ich dir etwas erklären? Dich interessiert das ja sowieso nicht."
"Matthew, jetzt verhalte dich endlich wie ein erwachsener Mann."
Matt starrte seinen Vater an und musste mehrmals tief durchatmen. Mitchell Hemingway schaffte es immer wieder in auf die Palme zu bringen.
"Was willst du? Das ich dir sage, wie sehr ich es bereue abgehauen zu sein? Oder das du recht hast und ich eine Dummheit begebe?"
"Ich will wissen was hier vor sich geht und warum du immer denkst, ich würde dir was böses wollen?"
"Weil es immer so ist. Dich interessieren andere nicht, dich interessiert nur dein guter Ruf."
"Unsere Familie hat eine lange Tradition und wir führen ein weltweit agierendes Unternehmen. Da müssen wir auf gewisse Dinge achten."
"Ah ja."
"Matthew jetzt komm endlich zur Vernunft. Geraldine und ihre Familie kommen uns nur zu Gute. Ihr Einfluss in Europa..."
"Lass es sein. Du willst es nicht verstehen. Ich übernehme Verantwortung, weil ich hier bin."
Das schien das Stichwort für Mitchell Hemingway zu sein. Jetzt konnte er dieses Gespräch in die Richtung lenken, die ihm zum Nachdenken gebracht hatte.
"Du übernimmst Verantwortung für wen?"
Seinen Sohn ließ er nicht aus den Augen und Matt schien ihm jetzt genau zuzuhören.
"Vorhin hast du gesagt, dass du deinen Sohn anders erziehen wirst. Was wolltest du damit andeuten? Das Geraldine schwanger ist und du dich um deine Affäre von früher kümmern willst?"
"Leighton war immer meine große Liebe und Geraldine ist sicherlich nicht schwanger. Aber wo wir schon bei dem Thema sind. Dein Enkel liegt da oben..." Matt zeigte auf das Krankenhaus mit der Hand und schaute dabei zu seinem Vater hoch. "... auf der Station für Frühgeborene, weil er durch den Unfall von Leighton zwei Monate zu früh kam."
Mitchell wußte zum ersten Mal, seit Matt denken konnte, nicht was er sagen sollte. Seine Stirn legte sich in Falten, da er diese Information erstmal sacken lassen sollte.
" Würde du mich jetzt entschuldigen, ich muss wieder zu ihm."
Ohne auf eine weitere Antwort zu warten, stand der dunkelblonde Mann auf und ließ seinen Vater vor dem Krankenhaus stehen. Sein Weg führte ihn wieder zu seinem Sohn.
Nachdem er sich umgezogen hatte, ging er zu seinem Sohn, der friedlich in seinem Bettchen lag und schlief.
Matt setzte sich auf den Sessel und schaute zu seinem Sohn.
"Dein Großvater hat von dir erfahren und ich weiß nicht, was er von dir hält. Aber glaub mir, deine Großmutter und deine Tante werden dich toll finden, wenn sie wissen, dass es dich gibt."
Er beugte sich auf dem Sessel nach vorne und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Ihm wurde bewusst, dass sein Vater jetzt alles daran setzen würde, dass Leighton Stillschweigen bewahren würde und niemand was von seinem Sohn erfahren würde. So stand es schließlich auch in dem Vertrag, den er mit Geraldine geschlossen hatte. Doch Matt würde niemals auf seinen Sohn verzichten, er könnte es nicht ertragen ihn nicht zu sehen, geschweige denn nicht mitbekommen zu können wie er wächst.
"Aber mach dir darum keine Sorgen...", er schaute wieder zu seinem Sohn und stand auf.
"Ich werde mich um dich und deine Mutter kümmern. Das verspreche ich dir."
Bei seinen letzten Worten hatte er sich auf den Plastikrahmen gelehnt und streichelte seinen Sohn sanft über den winzigen Kopf. Mitchell könnte Matt jetzt enterben, das wäre dem frisch gebackenen Vater jetzt egal.