Matt ließ sich auf die Couch in seiner Suite fallen. Der heutige Tag hatte ihm so einiges abverlangt. Die ganzen Emotionen und dann noch der Anblick von Leighton, das machte ihn fertig. Auf der Couch liegend starrte er die Decke an als er merkte, dass es in seiner Hosentasche vibrierte. Er musste sich etwas zur Seite drehen, damit er das Mobiltelefon aus der Hose fischen konnte.
Ohne auf das Display zu achten und etwas genervt von der Störung nahm er den Anruf an.
"Hemingway."
"Die Hölle brennt und der dunkle Lord wütet umher."
Matt atmete tief durch. Das schien in seinen Augen gerade das kleinere Problem zu sein.
"Finn, mein Vater ist seit unserem letzten Gespräch außer sich."
"Du verstehst mich falsch. Der Lord hat beschlossen in die USA zu fliegen."
Sofort setzte sich Matt auf.
"Wann geht sein Flug und warum erzählst du mir das jetzt erst?"
"Robert hat mit Geraldine gesprochen und da platzte dein Vater rein. Ich glaube, du hast ein riesiges Problem."
Seine Gedanken überschlugen sich. Nicht nur, dass er sich ernsthafte Sorgen um Leighton machte, nein, sein Vater hatte nichts besseres zu tun als ihn zu besuchen.
"Wann geht sein Flug, Finn?"
"Robert meint, dass er morgen früh englischer Zeit geht."
"Na das kann ja was werden."
"Matt, hör zu. Dir sollte bewusst geworden sein, dass er das tut als du das Probeessen für deine Hochzeit verlassen hast. Laut Robert weint Geraldine in einer Tour."
"Finn, du kennst mich verdammt lange und du weißt was Leighton mir bedeutet. Geraldine ist gerade mein kleinstes Problem."
Während er mit Finn telefonierte, klopfte es an. Sein Telefon signalisierte ihm, dass er einen Anruf bekam. Es war Robert.
"Finn, bleib mal kurz dran, Robert ist auf der anderen Leitung."
Matt atmete tief durch. Schlimmer konnte es wohl nicht mehr kommen.
"Ich weiß, dass mein Vater morgen früh in die USA fliegt.", begrüßte er seinen Freund.
"Finn?"
"Ja, er ist auf der anderen Leitung. Warte kurz ich hol ihn dazu."
Mit Konferenzschaltungen kannte sich der Dunkelblonde sehr gut aus, denn schon seit einigen Jahren, führte er das Imperium seines Vaters in London.
"Finn, bist du da? Ich hab eine Konferenz mit Robert gemacht."
"Ja, ich bin da. Was ist passiert?"
"Geraldine besteht auch ohne Hochzeit auf den Ehevertrag. Ich glaube, es ahnt jemand was hier vor sich geht."
"Matt, du solltest dich vorbereiten. Colin, Robert und ich kommen auch zur Verstärkung."
"Ja, Finn hat recht und Colin versucht gerade alles um den Familienjet zu bekommen."
"Was würde ich nur ohne euch machen? Aber euch ist schon bewusst, dass mein Vater auch auf euch keine Rücksicht nimmt?"
Finn und Robert antworteten im Chor.
"Ja."
"Ich versuche hier alles zu regeln, damit mein Vater nichts von meinem Sohn erfährt. Ich bin euch was schuldig."
Finn und Robert lachten.
"Das wirst du nie wieder gut machen können. Aber wir machen uns jetzt auf die Socken zu Colin. Wir sehen uns.", sagte Robert und die drei Männer beendeten das Gespräch.
Matt stand auf und ging in das Badezimmer. Nachdem er die Dusche an gemacht hatte, zog er sich aus und stellte sich darunter. Das heiße Wasser umhüllte seinen Körper und seine Haut wurde sofort rot. Doch genau dieses Gefühl brauchte er gerade. Er musste nachdenken und brauchte dafür einen klaren Kopf. Er musste sich auf das Treffen mit seinem Vater vorbereiten. Seit Jahren hatte es solche Gespräch zwischen den beiden Hemingway Männern nicht mehr gegeben und Matt hatte auch gehofft, dass es so bleiben würde.
Noch während er unter der Dusche stand vibrierte sein Mobiltelefon erneut. Doch Matt hörte es nicht. Als er nach fünfzehn Minuten aus der Dusche kam, war sein Kopf klar. Er konnte wieder einen klaren Gedanken fassen.
Mit einem Handtuch um die Hüften verließ er das Badezimmer und ging ins Wohnzimmer. Auf seinem Telefon waren dreiundzwanzig Anrufe in Abwesenheit. Der Dunkelblonde konnte schon ahnen wer für all die Anrufe verantwortlich war. Doch als er sein Mobiltelefon entsperrte sah er einen unerwarteten Namen. Summer, seine Schwester. Noch bevor Matt ihre Nummer wählen konnte, vibrierte es erneut.
"Jetzt halte du mir nicht auch eine predigt.", begrüßte er seine Schwester.
"Du glaubst ja gar nicht wie sauer Dad ist."
"Ich kann es mir vorstellen."
"Matti, es ist wirklich ernst und unsere Mutter dreht mit ihm am Rad."
Summer! Dein Vater kommt gleich wieder. Wir müssen dann fertig sein, schrie seine Mutter im Hintergrund.
"Dad will das wir mitkommen und um ehrlich zu sein, ist Dad mehr als nur etwas böse. Selbst als du in Costa Rica dir fast den Hals gebrochen hast, war er noch nett zu dir."
"Schwesterherz es gibt für alles eine Erklärung und du weißt, wie es zwischen mir und Geraldine gelaufen ist."
"Das interessiert ihn nicht. Er hat sogar Robert ins Kreuzverhör genommen. Aber Robert hat sich gut geschlagen. Aber mal was anderes, wie geht es Leighton?"
Seine Schwester Summer wusste um die spezielle Beziehung zwischen ihrem Bruder und Leighton. Sie hatte ihm immer den Rücken freigehalten, wenn es sein musste. Ja, man konnte schon sagen, dass Summer und Leighton Freundinnen waren. Zumal seine Schwester Leighton um einiges mehr mochte als seine Verlobte.
"Sie liegt im Koma und noch weiß ich nichts genaueres. Lorelei will mich auf den laufenden halten und ich wollte nachher nochmal zu ihr ins Krankenhaus.", erklärte er ihr.
"Ist es wahr, dass Leighton ein Kind bekommen hat?"
"Woher weißt du das?"
"Sagen wir mal so, Colin hat da sowas angedeutet."
Wie konnte Colin ihm das nur antun? Er hatte seine Freunde doch darum gebeten keinem was zu sagen.
"Weiß unserer Vater davon?"
"Habe ich ihm jemals was erzählt, wenn es um euch ging?"
"Also weiß er nichts?"
"Natürlich nicht. Ich muss jetzt aber los. Wir sehen uns."
"Danke Schwesterchen. Wir sehen uns."
Matt konnte es immer noch nicht fassen, dass Colin ihn so verraten hatte. Doch böse konnte er ihm nicht sein. Noch immer stand Matt mit einem Handtuch um die Hüften gebunden in dem Wohnzimmer seiner Suite und langsam machte sich sein Magen mit einem lauten knurren bemerkbar. Ihm fiel erst jetzt auf, dass er heute noch gar nichts gegessen hatte und ging in das Zimmer nebenan, wo ein Telefon stand. Er drückte die Kurzwahltaste.
"Hemingway hier. Können Sie mir bitte ein Steak mit Kräuterbutter und eine Portion Pommes auf meine Suite bringen. Danke."
Es war mittlerweile vier Uhr am Nachmittag und der Dunkelblonde hatte etwas gegessen und sich ausgeruht. Die kurze Nacht und die Zeitverschiebung hatte ihm doch etwas zu schaffen gemacht. Mit einer dunklen Jogginghose und seinem alten Yale Sweatshirt lag er auf seinem Bett und dachte nach. Sein linker Arm hatte er als Stütze unter seinen Kopf gelegt. Der heutige Tag würde wohl ohne weitere Vorkommnisse verlaufen, allerdings sah es für den morgigen Tag schon ganz anders aus. Doch darum wollte er sich jetzt keine Gedanken machen. Schließlich wollte er nochmal ins Krankenhaus zu seinem Sohn und zu Leighton. Er hatte es beiden versprochen. Langsam erhob er sich und ging zu der Ablage, die neben dem Kleiderschrank war, auf der sein Koffer lag. Eine dunkle blaue Jeans und ein dünner hellblauer Pullover lagen dann auf seinem Bett. Das würde bequemer sein, als das was er noch am Morgen getragen hatte.
Als Matt umgezogen war, griff er nach seinem Mobiltelefon und rief Frank an.