"Im Grunde brauchen wir eine ganz neue Denkweise, in vielen gesellschaftlichen Bereichen", begann Bernstein. "Nehmen wir das System der Arbeitsagenturen. Dort wird viel Lebenszeit vergeudet: Die Angestellten müssen Menschen überprüfen und in Arbeit bringen, die sie nicht wollen. Das ist von Vornherein dazu verurteilt, Frust zu erzeugen. Viel Energieaufwand für die falschen Ziele. Es wird niemals zu einer Veränderung führen, damit fortzufahren. Aber was wäre, wenn hoch motivierte Menschen Arbeitslosen zuhören, statt sie zu vermitteln? Wenn ihre Aufgabe umdefiniert wird: Sie sollten die Menschen nicht in Arbeit bringen, sondern in ein glückliches Leben. Das bedeutet zuerst: Zuhören, wovon träumen die Menschen? Was würden sie gerne machen? Wie wünschen sie ihre Leben? Und welche Unterstützung auf dem Weg kann die arbeitsfreie Zeit bieten? Ich kenne Menschen, die haben gar keine Zeit zu arbeiten. Menschen, die sich für ihr nahes Umfeld engagieren. Kinder betreuen, Nachbarn helfen, Familienangehörige pflegen. Oder eine tolle Geburtstagsparty für ihre Kinder organisieren." Er lächelte und schaute die Menschen vor ihm an. Da saßen Studenten neben Senioren neben Frauen und Männern aller Altersstufen. "Welchen schöneren Anblick kann es geben, als so viele Menschen, die sich für eine konstruktive Veränderung des Lebens einbringen wollen? Außer denen, die es schon tun. Jeder auf seinem oder ihrem Platz. Stellen Sie sich vor, Sie sollten die Förderinstrumente neu gestalten. Was würden Sie anbieten? Maßgeschneidert zur optimalen Hilfe, um Lebensträume zu verwirklichen." Wieder machte er eine Pause.
Ob er wahrnehmen kontne, was seine Zuhörerschar dachte? Tara war davon überzeugt. Sie selbst fühlte sich elektrisiert, konnte aber keine konkreten Ideen fassen. Auf jeden Fall würden hochwertige Möglichkeiten zur Selbstentfaltung, ja Traumatherapien, dazu gehören. Es müsste eine Datenbank geben, um Mitstreiter für Pojekte zu finden. Vielleicht auch Gesuche für einfache, verlässliche Tätigkeiten, die einfach Sicherheit eines regelmäßigen Einkommens geben. Möglichkeiten auszuprobieren, viel entschlackter von Buchhaltungs- und anderen Pflichten. Im Grunde: Es ging um einen radikalen Wandel von Kontrolle und Angst basiertem Reglementieren hin zu einem liebevollen, unterstützenden Miteinander, das auf Vertrauen basiert.
"Wir sollten auf jeden Fall umstellen von Zwang hin zu Freiwilligkeit. Einer unterstützten Freiwilligkeit: Wenn jemand lieber in seinem Status quo bleiben möchte, auch wenn er die Chance bekommt, etwas mehr von dem zu leben, was er sich selbst wünscht, dann sollten wir vielleicht auch das akzeptieren. Wir müssen darauf vertrauen lernen, dass es keine schädlichen Nebenwirkungen haben wird. Tatsächlich glaube ich, dass das einzige wirkliche Hindernis auf dem Weg zur nachhaltigen Veränderung darin besteht, gar nicht erst anzufangen."