Wer nicht wagt, der nicht gewinnt! Du schluckst und greifst zögerlich nach dem Holzgeländer. Langsam setzt du einen Fuß auf das erste Brett und belastest es mit deinem Gewicht. Das Holz knarrt unheilverkündend und beinahe wärst du trotz allem umgekehrt. Aber wenn du dir etwas in den Kopf gesetzt hast, bist du nur schwer davon abzubringen.
So vorsichtig du kannst, setzt du auch den zweiten Fuß auf die Brücke. Sie knarrt laut, aber sie schwankt nicht. Du atmest tief ein und machst den nächsten Schritt. Deine Hände gleiten über das feuchte Holzgeländer.
Wieder passiert nichts. Du machst noch zwei Schritte und beginnst aufzuatmen. Das Knarren wird nicht leiser, aber die Brücke scheint zu halten. Noch zwei langsame Schritte später bist du auf der Mitte der Brücke. Jetzt bebt die Brücke doch.
Du erstarrst. Das Holz bewegt sich unter dir und du rutschst über die morschen Bretter. Erschrocken klammerst du dich an das Geländer, dann stößt du dich mit aller Kraft ab und hetzt mit zwei großen Sätzen über die Brücke auf die andere Seite. Hinter dir kracht es ohrenbetäubend laut. Du wirfst dich schnell auf die Klippen hinter der Brücke und rollst über den harten Stein.
Erschöpft bleibst du auf dem kalten Boden liegen, bis sich dein Herzschlag beruhigt hat. Dann stehst du auf und blickst zur Brücke. Sie ist hinter dir eingestürzt. Du hast wirklich Glück gehabt - aber dein Rückweg ist jetzt versperrt.
Mit langsamen, zögerlichen Schritten folgst du dem Pfad weiter. Der Schreck sitzt dir noch in den Knochen, sodass du erst spät merkst, dass sich deine Umgebung verändert hat. Es ist heller geworden, und die Klippen sind plötzlich sandfarben. Deine Schritte wirbeln Staub auf, und vom Himmel brennt eine heiße Sonne. Du drehst dich um und siehst gerade noch die eingestürzte Brücke, die bereits zu einer Fata Morgana wird. Eine Staubwolke weht vorbei und dann ist die Schlucht fort.
Verwirrt stolperst du weiter und erklimmst einen hellen Hügel, hinter dem sich eine graugelbe Wüste erstreckt. Doch mitten vor dir, in einem Tal zwischen den Dünen, liegt eine große Stadt. Schon aus der Ferne siehst du, dass die gewaltigen Wolkenkratzer eingestürzt sind. An vielen fehlen Fensterscheiben, und oft ragen nur knochenartig die Stahlträger in den Himmel, während das Baumaterial bereits verfallen ist. Nur im Herzen der Stadt kannst du ein paar Häuser erkennen, die noch intakt zu sein scheinen. Um nicht in der Wüste verloren zu gehen, wanderst du auf die Stadt zu und betrittst schließlich die Hauptstraße.
Sie ist von Unkraut überwuchert und stellenweise von feinem Sand bedeckt. Durch die leeren Fassaden der Häuser zischt der Wind. Es klingt fast wie ein unheimliches Geheul und du schauderst am hellen Tag. Wobei „hell“ relativ ist. Das Licht ist zwar sonnig gelb und erleuchtet auch alle Flächen, doch ein ungesunder, grauer Farbstich mischt sich hinein, und du hast das Gefühl, dass in den Ecken Schatten wachsen. Diese Stadt sieht sehr verlassen aus. Das ist dir nicht geheuer!
Schließlich bleibst du in der Näher einer Ruine stehen. Direkt dahinter siehst du eine metallische, verstärkte Tür, offenbar von einem Bunker, die halb offen steht.
Zum Umkehren ist es zu spät.
- Möchtest du lieber Schutz suchen und abwarten, öffne die Falltür zu Kapitel 29:
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- Denkst du, dass es das Klügste ist, erst einmal nach Waffen oder Lebensmitteln zu suchen, stöbere in Kapitel 25:
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- Spielt dir vielleicht nur deine Angst einen Streich und es gibt keine Gefahr? Schlendere selbstsicher zu Kapitel 12: