Du magst keine Spinnen?
Überspring' dieses Kapitel lieber.
Ohne zu zögern streckst du den Arm nach dem weißen Mantel aus. Deine Finger gleiten andächtig über die seidigweiche Oberfläche. Dann greifst du dir den Bügel und zieht den Mantel aus dem Schrank. Er ist ein wenig zu groß für dich und wird vermutlich ein bisschen auf dem Boden schleifen.
Du machst den Schrank zu, greifst an den Schultern des Mantels den Kleiderbügel und willst den Mantel an den Schrank hängen, um ihn genauer zu betrachten.
Leider lassen sich deine Hände nicht von dem Stoff lösen.
Erschrocken zerrst du an deinen Handflächen, doch sie kleben fest, als wären sie mit dem Mantel verwachsen. Im Mantel bewegt sich etwas. Du möchtest gerne schreien, bist aber vor Angst wie gelähmt.
Aus dem weißen Kragen strömen winzige, schwarze Spinnen. Es sind so viele, dass du im ersten Moment an Ameisen gedacht hast. Tausende kommen aus den langen Haaren des weißen Stoffes und krabbelnd zielstrebig auf deine Hände zu. Zwei schwarze Flüsse, die sich erschreckend schnell bewegen.
Während du noch entsetzt auf das Bild starrst, geht dir auf, dass der flauschige Kragen in Wirklichkeit aus zarten Spinnfäden besteht. Bei genauerem Hinsehen merkst du, dass der ganze Mantel ein einziges, riesiges Spinnennetz ist. Die Knöpfe, mit denen sich der Mantel öffnen oder schließen lassen sollte, sind nur Attrappen aus toten Spinnenkörpern, und am Saum ist überhaupt keine Öffnung, wo der Mantel normalerweise um die Beine fallen würde. Du hast einen riesigen, weißen, mantelförmigen Sack Spinnenseide in der Hand. Und er ist gefüllt.
Die kleinen Wesen erreichen deine Hände und krabbeln darauf. Du spürst ein Kribbeln von unzähligen Bissen oder Stichen. Und noch immer kommen mehr Spinnen aus dem Kragen. Schon schiebt sich die schwarze Flut über deine Arme.
Wärme schießt dir ins Blut, von irgendeinem Gift hervorgerufen. Es betäubt dich, sodass du nicht mitbekommst, wie winzige Mandibeln deine Haut zerfetzen und an die Muskeln darunter drängen. Während die Spinnen deine Schultern erreichen, geben deine Beine unter dir nach. Du siehst Blut zwischen dem schwarzen Gewimmel, dass deine Hände bedeckt. Dann wirst du ohnmächtig, während die letzten noch funktionierenden Nerven dir das Krabbeln unzähliger, achtbeiniger Wesen auf deinem Körper melden.
Du bist tot.
Tot? Das passt mir aber gerade nicht!