Du treibst durch die Schwärze. Du fühlst dich schwerelos. Wie eine Decke umgibt dich etwas. Du spürst Widerstand auf der Haut, kannst ihn aber nicht einschätzen.
Der Druck ist überall um dich. Etwas hält dir die Nase zu, dass du nur durch den Mund atmen kannst. Du kriegst kaum Luft und jeder Atemzug ist anstrengend. Du musst die Luft förmlich einsaugen und dann ausstoßen, und das kostet dich viel Kraft. Du reißt die Augen auf und blinzelst, als dir Wasser hinein dringt. Panisch schlägst du um dich. Du bist unter Wasser! Und zwar tief, tief unten.
Deine wild rudernden Arme treffen Etwas. Du reißt die Augen auf, siehst aber nur verschwommene Schemen. Das Wasser um dich ist dunkel.
Hände umklammern deinen Arm. Es sind zwei Schatten, die dich festhalten. Eine Hand fasst dein Gesicht, zwei grüne Augen tauchen vor dir auf.
„Beruhige dich!“, sagt eine Stimme, die du durch das Wasser gedämpft wahrnimmst. „Dir passiert nichts.“
Dein Atem geht schnell. Du atmest durch eine Art Röhrchen, das Blasen in Richtung Oberfläche entsendet, wenn du ausatmest. Dir wird schwindelig vom Sauerstoffmangel, also hast du keine andere Wahl, als dich zu beruhigen.
Du brauchst eine ganze Weile, bis du wieder ruhig atmest. In der Zeit kannst du deine Begleiter näher betrachten.
Es sind zwei Mädchen, deren Körper in schillernde Fischschwänze über gehen. Meerjungfrauen. Du hast bei Weitem zu viel gesehen, um dich darüber noch zu wundern.
Das eine Mädchen ist blass wie Wellenschaum, mit kurzen, schwarzen Haaren und pechschwarzen Augen. Ihre Schuppen schillern milchig und hell wie Mondlicht. Das zweite Mädchen hat gebräunte Haut, feuerrote Locken, in die Muscheln und Seetang geflochten sind, und Augen, die grünblau wie Lagunenwasser sind. Ihre Schuppen sind tiefgrün mit einem rötlichen Muster.
Du willst etwas fragen, aber mit dem Rohr im Mund kannst du nicht sprechen. Die Mädchen lächeln dich an und offenbaren dabei spitze Zähne.
Du versuchst, von ihnen weg zu schwimmen, aber die Mädchen halten dich fest.
„Hey, keine Panik.“, sagt die Schwarzhaarige. „Wir wollen dir nur etwas zeigen!“
Du beruhigst dich und siehst die beiden fragend an.
„Sehr schön. Komm mit uns, bitte“, sagt die Rothaarige.
Sie schwimmen mit ruhigen Flossenschlägen voraus und du folgst ihnen mit kräftigen Schwimmzügen.
Schwimme zu Kapitel 170: