Sprachlos steht Isabelle im Raum. Nur einmal ist sie in den letzten Monaten in dem kleinen Häuschen gewesen. Sie weiß nur grob, dass hier einst Jakob und Elli gelebt haben. Und dass der Kotten leer steht, seitdem auch Pauls Vater nicht mehr lebt. Neben ihr räuspert sich Paul und deutet zur großen Fensterfront.
"Wir haben dort die drei kleinen Fenster herausgennommen und durch ein Panoramafenster ergänzt. Damit habt ihr freien Blick bis zum Waldrand." Er schmunzelt und dreht sich um die eigene Achse.
"Das alte Bett haben wir aufbereiten lassen und in die Vertiefung lassen wir einen Wandschrank einbauen. Für mehr bietet das Zimmer keinen Platz, leider."
Er nimmt sie am Arm und führt sie in das angrenzende Bad.
"Klein, aber zweckmäßig. Alle Wasser-, aber auch Stromleitungen, sind erneuert worden. Anke hat mit Nele zusammen eine Dusche ausgesucht und bestellt, die wird die Tage geliefert. Hier drin müsst ihr im Winter mit einem Heizstrahler auskommen. Eine Heizung hätte das Budget gesprengt."
Nickend folgt ihm Isabelle zurück durch den kleinen Flur in den großen Raum. Eine neue Küchenzeile ist schon vorhanden, ebenso ein massiver Holztisch.
"Der stammt noch von meinen Eltern und stand bei uns im Wintergarten, ehe wir dort vor ein paar Jahren renoviert haben. Passende Stühle fertigt euch der Tischler noch. Wir werden hier das Parkett abschleifen, den Kamin auf Vordermann bringen und ein großes Sofa ist schon bestellt. Oben, in der kleinen Dachkammer kann man leider nicht viel ausbauen. Aber wir haben uns gedacht, dass ein Notfallschlafplatz für David ausreicht. Denn eigentlich soll das ja euer Rückzugsort sein."
Paul spricht das so gelassen aus, aber Isabelle schießen sofort Tränen in die Augen. Vor Dankbarkeit und Rührung.
"Mädchen, nicht weinen", meint Paul sanft. Er faltet den Plan zusammen, den er in den Händen hält und schiebt ihn sich in die Innentasche seiner Weste, dann zieht er die jüngere Frau in seine Arme.
"Alles wird gut." Er streicht ihr beruhigend über den Rücken und lässt sie weinen. Verlegen wischt sie sich nach ein paar Minuten die Tränen aus dem Gesicht.
"Es wird wunderschön und ich denke, dass auch Jan zu schätzen wird wissen, was ihr für uns tut. Was ihr uns damit schenkt."
Paul lächelt.
"Anke und ich sind immer für euch da und wenn wir euch hiermit eine Freude machen und euch etwas Gutes tun, dann haben wir unser Ziel erreicht. Wenn Jan wieder da ist, soll er wissen, dass er einen Platz hat, an den er jederzeit kommen kann, ohne auch nur eine Sekunde zu zögern. Und du ebenso. Wenn ihr hier allein sein wollt, sei es zu zweit oder nur einer von euch, dann respektieren wir das."
Zusammen verlassen sie den Kotten und gehen über den Hof.
Nochmal blickt sich Isabelle um und betrachtet das völlig erneurte Häuschen. Etwa vier Wochen, so schätzt Paul, dann wäre alles fertig. Stellt sich nur noch die Frage, wann Jan soweit sein würde.