Etwa eine halbe Stunde vor Rückkehr der anderen nahm ich die Gans aus dem Ofen und goss den Saft in einen Topf und begann die Soße zu machen. Auch die Kartoffeln und der Rotkohl wurden gegart und alles war pünktlich fertig als die anderen zurückkamen.
Derweil saßen Marco und ich auf dem Boden im Wohnzimmer und schmusten mit den Babys, welche fröhlich vor sich her brabbelten. Sie saßen zu beiden Seiten von Marco und patschten ihm mit den Händen immer wieder auf Brust und Bauch. Er tat so als täte es weh und die Mädchen sahen ihn erschrocken an. Doch dann lachte Marco und die beiden mischten fleißig mit. Zunächst fanden sie den Spezialschuh von ihm toll und wollten darauf patschen, aber ich blieb konsequent bei nein. Marco half mir dadurch, weil auch er stets nein sagte.
Dann hatte ich den Mädchen gezeigt, das man ihn prima kitzeln kann, aber daraus entstand bloß das sie ihre Händchen zum patschen benutzten. Ins Gesicht durften sie nicht, aber ich zeigte ihnen wie man jemandem eine Freude machen kann. Ich streichelte durch ihre Gesichter und wiederholte es bei Marco. Sie verstanden. Auch als ich ihn küsste, zogen sie sich an uns hoch und wollten Marco Küsschen geben. Ich hatte ihn gewarnt, das daraus jedoch ein kräftiges zubeißen wird, weil sie Zähne bekommen und nicht einschätzen können, was weh tut und was nicht. So bekam er laufend Küsschen auf die Wange und Marco genoss es total in dem Moment, der Hahn im Korb zu sein.
Kaum setzte Roman sich dazu, versuchten sie ihn zu hauen und zu beißen. Ich blieb streng bei nein und so dauerte es nicht lange und sie patschten auch ihm auf Brust und Bauch, vor allem da Roman das gleiche Spiel spielte, wie Marco zu vor. Aber Küsschen bekam nur Marco, was Roman zum Schmollen brachte.
„Wieso kriegst du Küsschen und ich nicht?“
Marco hatte erbarmen mit seinem älteren Bruder und erklärte es ihm. Ich verzog mich unterdessen in die Küche zurück, bis ich Marco fluchen hörte. Schnell ging ich nachgucken. Er stand und hatte sich offenbar den Zeh am Tisch gestoßen. Beruhigt ging ich wieder in die Küche.
Die Frauen folgten mir und ließen die Männer bei Marco und den Kindern zurück. Jetzt ging alles schnell. Ich berichtete Toni, das die Kinder kurz nach ihrem Aufbruch gegessen hatten und vermutlich keine Kartoffeln und Soße haben wollten, aber ich hatte die Milchfläschchen vorbereitet, die nun im Kühlschrank standen. Zufrieden nickte Toni und sie hatte sogar noch Salbe aufgetrieben, für die Windelpopos ihrer Töchter. Sie zeigte mir die.
„Ja, ganz genau. Bei jedem Wickeln wirklich dünn auftragen, dafür auf andere Cremes und Puder verzichten. Besprecht das auch noch einmal mit eurem Kinderarzt, wenn ihr wieder in Magdeburg seid oder werdet hier in Dortmund, bei dem Kinderarzt vorstellig, der Euch immer dran nimmt, wenn ihr hier seid.“
„Machen wir.“
Mama staunte nur noch über ihre Enkeltöchter.
„Die scheinen Marco ja zu lieben. Wie habt ihr das denn hinbekommen?“
„Naja, sie sind halt klug. Wer Marco nicht gern hat, ist selbst schuld. Man kann doch gar nicht anders, als ihn zu lieben.“
Karin sah mich groß an.
„Du liebst Marco?“
„Ja, das tue ich.“
Da riss sie mich in ihre Arme und drückte mich fest an sich.
„Jetzt braucht nur noch Roman eine feste Freundin, dann wird alles wieder gut.“
Ich grinste vor mich her und ahnte so langsam, wieso Roman sich Rabea gegenüber so verhielt, wie er es nun einmal tut. Er liebt sie. Ich wusste nur nicht, wie es beweisen sollte. Die Frauen passten aufs Essen auf und ich ging zu Marco und nahm ihn mit in mein Büro.
„Engel, ich könnte deine Hilfe brauchen.“
„Wobei denn?“
„Nun ja, hast du mal darüber nachgedacht, warum Roman, Rabea in den Instagram Chats so anbaggert? Ich schon und so langsam keimt ein Verdacht in mir auf. Wäre es möglich das Roman Rabea liebt? Wenn ja, wie beweisen wir das?“
„Ja, möglich wäre das tatsächlich, aber wir brauchen von außen Hilfe. Ich weiß auch schon wen. Lass mich mal machen.“
Ich nickte.
„An wen denkst du da?“
„Daniel, Nils und Nicolas. Sie müssten am Silvestertag eintreffen. Für heute habe ich abgesagt, da meine Familie hier ist und ohne dich wäre ich nicht gegangen.“
Ich fand das wirklich süß und zog ihn in eine dicke Umarmung.
„Wie möchtest du die drei einweihen?“
„Das mach ich unmittelbar, bevor die zu viel getrunken haben. Sonst plaudern die noch was aus.“
Ich gab ihm einen dicken Kuss, ehe wir wieder nach unten gingen und uns an den Tisch setzten um zu Essen. Etwa eine Stunde später räumten wir alle gemeinsam den Tisch ab. Die Mädchen schliefen noch vor der Bescherung ein. Zunächst überreichte ich meiner Familie ihre Geschenke, die sie mit Begeisterung auspackten. Jeder der Beschenkten fiel mir um den Hals und bedankte sich aufrichtig. Vor allem die Schals kamen sehr gut an.
Dann bekam Marcos Familie und natürlich auch Marco selbst die Geschenke. Verblüfft sahen mich alle Bürkis an und umarmten mich zu viert. Roman grinste.
„Jetzt scheint Julia sprachlos zu sein.“
Ich schüttelte den Kopf.
„Ganz und gar nicht, wie du merkst.“
Roman nickte. Dann lösten sie sich von mir und packten die Geschenke aus. Allen blieb vor Überraschung der Mund offenstehen. Karin fand als erstes die Sprache wieder.
„Danke schön, Julia. Das ehrt mich sehr, das du uns etwas schenkst. Wir haben natürlich auch Geschenke für dich und deine Familie mitgebracht.“
Ich lachte.
„Seid froh das die Zwillinge schon schlafen, sonst hätte meine Mama Euch jetzt getadelt. Denn der Weihnachtsmann bringt die Geschenke.“
„Stimmt. Aber was, wenn der Weihnachtsmann, die falsche Adresse hatte und wir ihm bloß helfen?“
„Ja, das geht natürlich. Aber mal ehrlich, wie oft hat der Weihnachtsmann die falsche Adresse?“
„Sehr oft würde ich sagen, aber die Kinder würden sagen niemals.“
Alles lachte und wir waren zufrieden. Dann wurde meine Familie von den Bürkis beschenkt und sogar die Kinder bekamen etwas geschenkt. Doch dann überreichte meine Familie, der von Marco ebenfalls Geschenke. Dann wurde ich als Herrin des Hauses als letztes beschenkt und ich hatte wirklich eine Menge auszupacken. Von Marco und seiner Familie bekam ich oft Gutscheine. Für Wellnesstage, für Bücher, für einen Kinobesuch usw. Aber Marco machte mir das schönste Geschenk. Er schenkte mir ein Young Boys Bern Trikot mit seiner Nummer 4 hinten drauf.
Ich umarmte ihn fest dafür und gab ihm einen dicken Kuss auf seine warmen und weichen Lippen. Die Eltern jubelten auf und Roman seufzte.
„Wehe Euch, ihr versucht mich zu verkuppeln.“
„Ich wüsste schon mit wem. Das kriege ich hin, denn ich weiß zufälligerweise aus sicherer Quelle, das diejenige Person, dich mehr als nur mag. Aber Namen gebe ich nicht Preis, da brauchst du das betteln gar nicht erst anfangen.“
Betreten nickte Roman und war brav.
Am späteren Abend waren Marco und ich wieder allein und räumten rasch soweit auf, das keine akute Sturzgefahr für ihn besteht. Wir kuschelten uns noch ein bisschen aufs Sofa und sahen uns an.
„Weißt du, Süße, da hast du meine Eltern wirklich glücklich gemacht und obendrauf meinen Bruder zum Schweigen gebracht. Das schafft nicht jeder. Das hat mich mächtig beeindruckt. Wer ist denn Quelle?“
„Du meinst wegen dem Verkuppeln?“
Marco nickte.
„Ja.“
„Rabea selbst, aber verrate es bloß nicht Roman. Nicht das er mich deswegen durchkitzelt.“
„Das soll er sich wagen. Du bist meine Freundin und deshalb beschütze ich dich auch.“
Das war ja mal zu süß um wahr zu sein. Dafür küsste ich ihn einfach mal so und er genoss es total. Als wir uns schwer atmend lösten grinste er mich an.
„Erst überschütten deine Nichten mich mit Küsschen und jetzt du. Womit habe ich das verdient?“
Nun drückte wahre Neugier durch.
„Einfach so. Wie ich schon zu Karin gesagt habe, man ist selbst Schuld, wenn man dich nicht liebt oder mag.“
Ein stolzes Grinsen legte sich auf seine unglaublichen Lippen.
Wir schmusten noch eine ganze Weile und verzogen uns dann in die Betten, da wir dann doch müde wurden, nach einem langen und irgendwie doch anstrengenden Tag.