Nur Momente später konnte ich die Belegschaft unserer Partylocation erkennen, welche sich vor dem Haupteingang versammelt hatte und für uns Spalier stand. Die Kutsche stoppte und die kleine Tür öffnete sich. Vor mir stand Kiran und hielt mir die Hand hin. Ich erhob mich von meinem Platz und sah Kiran an.
„Hallo, Julia. Willkommen. Es ist alles vorbereitet für das Essen und die Party. Auch eure Honeymoon - Suite ist bereit“, begrüßte er uns informativ.
Vorsichtig nahm ich seine Hand an und stieg aus der Kutsche. Ein lautes Raunen wurde bei der Belegschaft hörbar.
Es dauerte gar nicht lange und Marco tauchte neben mir auf.
„Hallo, Kiran. Vielen Dank, das du Julie geholfen hast. Können wir reingehen? Wo sind die anderen?“, wollte er wissen.
„Sehr gerne. Es ist alles vorbereitet. Auch die Geschenke an die Kinder sind fertig vorbereitet“, verkündete er und ich war zufrieden.
Ich sah Marco an und auch auch er wirkte total zufrieden.
Nach und nach tauchten unsere Familien und Gäste neben uns auf.
„Seid ihr bereit in den Festsaal einzuziehen?“, fragte Kiran uns und wir nickten.
„Na klar doch.“
„Super. Liebe Familien und Gäste“, wandte Kiran sich an unsere Festgesellschaft.
„Ich bitte Sie nun in den Festsaal zu gehen und alles für den Einzug des Brautpaares vorzubereiten. Ich begleite unser Brautpaar ein wenig und werde Ihnen dann folgen.“
Alles gehorchte ihm und Marco sah mich glücklich an. Sanft erwiderte ich seinen Blick und küsste ihn.
Ein wenig überrascht erwidert er den Kuss und ich schmiegte mich in die Arme meines Ehemannes.
Oh Mann. Das wird noch ein Spaß. Mich an den neuen Familiennamen gewöhnen und sämtliche Papiere neu beantragen. Was für ein Abenteuer, dachte ich und als alle Gäste im Gebäude verschwunden waren, lösten wir uns von einander und Kiran trat auf die andere Seite von Marco.
Er nahm die zweite Gehhilfe an sich und begleitete uns behutsam durch die Belegschaft. Kiran stellte uns das Personal vor und wir nahmen geduldig die Zahlreichen Glückwünsche und Geschenke entgegen.
Ich hatte aufgehört mitzuzählen, wie oft wir uns an diesem Tag schon bei den Gratulanten bedankt hatten und mir war klar, das es noch eine Weile so weiter gehen würde.
Es dauerte gefühlte 30 Minuten, ehe Kiran in den Festsaal ging und wir vor der verschlossenen Doppeltür warteten.
Wir hörten meinen Bruder Marcel etwas durchsagen über Lautsprecher, damit jeder ihn hören konnte.
„Meine Damen und Herren, das Brautpaar!“
Nun herrschte Stille und unser Hochzeitsmarsch erklang.
Die Türen öffneten sich und wir betraten den atemberaubend schön geschmückten Festsaal.
Wir sahen uns um und staunten nur noch.
„Kiran ist ein Genie“, raunte Marco mir zu und ich konnte nur noch nicken, da er absolut Recht damit hatte.
„Ja, das stimmt genau“, stimmte ich ihm zu.
Unsere Gäste standen für uns Spalier. Jeder an dem wir vorüber kamen, überreichte uns sein Geschenk.
Erneut bedankten wir uns bei jedem und es war Brauch, das die Geschenke erst beim Hochzeitsbrunch geöffnet wurden.
Wir überreichten den Kindern ihre Geschenke und umarmten diese sanft, ehe wir uns an die Tische setzten, um zu Essen.
Scheu nahmen Tyler, Mia und Nico dies an und dankten uns höflich. Marco grinste sie an und sagte nichts. Sanft erwiderten sie diese Geste und ihre Augen leuchteten.
Auch meine Nichten bekamen ihre Geschenke und sie küssten Marco sanft auf die Wange. Inzwischen hatten sie gelernt, ihre Kräfte zu kontrollieren und ihn nicht mehr gebissen. Darüber freute Marco sich so sehr, das er sie gleichzeitig auf die Arme nahm und vorsichtig an sich drückte. Vorsichtig wurde Marco gestützt, damit nicht zu viel Gewicht auf dem verletzten Bein lag.
Nach und nach setzten wir uns an die Tische und das Essen wurde serviert. Wir aßen sehr gut und genossen auch die Getränke dazu. Es gab nur sehr wenig Alkohol, da wir so viele Kinder da hatten. Natürlich war auch Alkohol vorhanden, es durfte aber erst ausgeschenkt werden, als die Kinder bereits im Bett waren. Auch Aufsichtspersonen waren dann schon nicht mehr bei uns.
Als erstes öffnete sich die Doppeltür und mein Vater stand auf der Bühne und bat uns zur selbigen zu kommen und wir gehorchten ihm.
„Liebes Brautpaar, die Hochzeitstorte“, verkündete er und wir wandten uns um und staunten nur noch.
Wir wussten ja das sie aus Biskuit bestand und mit Zitronencreme gefüllt war und mit weißer Schokolade und Fondant überzogen worden war. Es gab nur wenige roséfarbene Akzente und war sehr schlicht gehalten worden. Wir hatten nur den Mr. & Mrs. Schriftzug gewollt und kein klassisches Brautpaar, das auf dem Kuchen thront.
Unter Jubel und Applaus wurde die Torte hereingebracht und wir strahlten einander an.
Wir hatten dafür geübt, wenn wir die Torte anschneiden müssen und wir spielten unsere persönliche Trumpfkarte aus. Wir verschränkten die Hände so ineinander das man das Messer genau in die Mitte legen konnte und nicht ersichtlich war, wer von uns beiden denn nun den Ton angeben würde in unserer Ehe. Man sagt, das derjenige der die Hand oben auf liegen hat, den Ton angebe, also die „Hosen“ anhabe. Das wollten wir unseren Freunden und Angehörigen versalzen und dies taten wir auch mit vollem Erfolg.
Enttäuschte Gesichter wurden erkennbar, aber Rabea ging als erstes ein Licht auf. Sie erhob laut genug für alle die Stimme.
„Leute, ist euch mal aufgefallen, das Marco und Julia alles absprechen? Das man noch nie erkennen konnte, wer denn nun das sagen hat? Keiner von beiden hat das sagen. Sie sind ein junges und gleichberechtigtes Paar. Sprechen alles ab und treffen gemeinsam ihre Entscheidungen. Deshalb haben sie uns jetzt ausgetrickst und wir sind machtlos dagegen. Habe ich recht?“
Der letzte Satz ging direkt an uns und Marco nickte breit grinsend.
„Ja, hast du, Rabea. Das ist uns gut gelungen, oder?“, fragte ich und gab meinem Engel einen dicken Kuss auf seine perfekten Lippen.
„Ja, allerdings.“
Vorsichtig begannen wir damit den Kuchen zu verteilen und wir bekamen die ersten zwei Stückchen. Für fehlende Gäste, aufgrund der Kinderbetreuung, wurde Kuchen aufgehoben, das hatten wir so beschlossen und ich hatte Euch ja schon davon berichtet.
Als der Kuchen verteilt war, fütterten wir uns gegenseitig damit und das erfolgreich. Ohne zu kleckern oder Kuchen im Gesicht zu verteilen.
Danach wurde das Programm ruhiger.
Wir mussten Ratespiele machen und auf die obligatorische Brautentführung wurde verzichtet, denn Marco hätte keine Chance gehabt nach mir zu suchen, durch die Verletzung an seinem Knie, die nach wie vor sehr gute Fortschritte machte in ihrem Heilungsprozess.