Am nächsten Morgen wurde ich von Marco liebevoll geweckt.
„Guten Morgen, meine Schöne. Doktor Braun hat sich gemeldet wegen der ersten Einheiten von der Reha. Ich bekomme die Termine per Email zugeschickt und du möchtest bitte prüfen, ob diese Vorschläge so in Ordnung gehen. Falls etwas sein sollte, sagte er mir, möchtest du bitte mit ihm Kontakt aufnehmen, um Änderungen vorzunehmen. Doktor Braun sagte auch, das Professor Nastasic da ebenfalls mit einbezogen werden soll. Ich denke so möchte er sicher gehen, das alle beteiligten Ärzte einverstanden sind“, berichtet er mir und ich bekomme meinen Kuss.
„Sehr gut. Was hältst du davon, wenn wir den Professor besuchen fahren. Ich habe jetzt drei Tage frei und dann geht es wieder an die Uni und ich kann meine zweite Professurarbeit in Angriff nehmen. Geplant ist sie schon vom Grundgerüst her und nun muss das Thema genehmigt werden. Natürlich wieder auf den Sport bezogen. Das bedeutet das ich innerhalb von drei Tagen zur Uni muss, wegen des Themas. Dort wird das Grundgerüst der Arbeit vorgestellt und genehmigt ist dieses Gerüst ja schon. Wenn du möchtest kannst du mit mir mitkommen. Du musst aber nicht. Du kannst auch Marci anrufen und fragen, ob du mit zum Training darfst, als Zuschauer. Sag Mal, Engel, hat das mit deinem Wechsel geklappt?“, berichte ich nun meinerseits, was bei mir so alles ansteht und wollte wissen, wie seine Vertragsverhandlungen gelaufen sind, von denen er mir erzählt hatte.
„Ja, aber erst zum Sommer. Ich würde als Sommertransfer zum BVB gehen. Ich habe darum gebeten das es schon jetzt bekannt gegeben wird, da dann alle beteiligten sich daran gewöhnen können und ich niemandem vor den Kopf stoße. Zumal ich bei dir bleiben möchte, wenn du erlaubst.“
„Sehr gern, aber das musst du Marci und Jenny fragen. Es ist ihr Haus. Ich darf hier kostenlos wohnen und deshalb kann ich das nicht entscheiden. Ruf ihn doch an und frag ihn danach und vergiss Jenny nicht. Auch sie hat mitzuentscheiden.“
„Das mache ich am besten sofort. Denn danach können wir uns um deine Professurarbeit und das Thema kümmern. Ich möchte vermeiden, das du irgendwo zurückliegst in deinem ziemlich straffen Zeitplan. Das wird echt ungewohnt sein, dich nicht in der Klinik anzutreffen, wenn ich da Termine habe.“
Wie sehr ich ihn dafür liebe, kann ich nicht beschreiben. Er ist einfach der beste. Ich stehe auf und gehe ins angrenzende Badezimmer um mich Tagfertig zu machen. Ich höre wie er mit meinem Bruder telefoniert und ihm alles erzählt. Sogar das ich gesagt habe, das ich das nicht entscheiden kann. Das die Entscheidung bei Jenny und Marci liege, verschweigt er ihm nicht.
Ich bin so stolz auf Marco. Aber auch auf Marci. Seit Roman mir verziehen hat, das ich es ihm am Anfang so schwer gemacht habe, verstehen wir uns sogar richtig gut. Auch seine Geburtstagsparty war richtig gut. Roman war sogar bei Andrés nachträglicher Geburtstagsparty anwesend gewesen. Wir hatten Freitags nach gefeiert und Sonntags hatten sie ein Spiel gehabt. Das habe ich mir zusammen mit Marco angeguckt und er hatte seinen großen Bruder leidenschaftlich angefeuert. Wenn Roman gefoult wurde, war mein Engel ein bisschen sehr angefressen. Das fand er so gar nicht gut.
Ich schmunzelte nur darüber. Aber mit Karins Hilfe hatte ich Roman einen Geburtstagskuchen gebacken, den er fast ganz allein gegessen hatte, weil er ihm so gut geschmeckt hatte. Dies hatte mich sehr glücklich gemacht und ich bekam sogar ein dickes Küsschen auf die Wange von Roman, als Danke schön.
Marco hatte ihn so richtig sprachlos gemacht, nachdem dieser seine Eltern nach Dortmund geholt hatte. Roman war so richtig verblüfft gewesen und hatte sich unbändig darüber gefreut. Er fiel erst seinen Eltern in die Arme und dann seinem kleinen Bruder. Aber Martin und Karin hatten gemeinsame Freunde der Brüder mitgebracht und das rührte Roman dann doch zu Tränen.
Ich umarmte ihn zusammen mit Marco und Rabea, die immer öfter an Romans Seite zu sehen war und Reusi riss sich tatsächlich zusammen. Er akzeptierte Roman mittlerweile an ihrer Seite und freute sich darüber das sie so glücklich an Romans Seite ist.
Nach einer Weile verstummte Marcos Stimme und ich war komplett Tagfertig. Ich öffnete die Badezimmertür und Marco stand vor mir.
„Liebe Grüße von Marci und Jenny. Sie sind einverstanden, das ich bei dir wohne, nach meinem Wechsel.“
„Danke, Engel. Das ist ja großartig“, glücklich fiel ich ihm um den Hals und küsste ihn ganz sanft.
„Immer mal mit der Ruhe, Schatz. Noch ist es ja nicht bekannt gegeben und ich freue mich sehr darauf, zu erfahren, wie Roman reagiert, wenn er davon erfährt“, lacht er als ich mich von ihm löse.
Es dauerte auch gar nicht lange, da klingelte Marcos Handy regelrecht Sturm. Seufzend hob Marco ab und meldete sich.
„Bürki!“
„Oh hey, Roman. Was gibt es?“, fragte er seinen Bruder und klang dabei nichts ahnend.
So ein Schlitzohr. Genau das macht ihn ja so liebenswert. Er hat ein gutes Herz und eine reine Seele, wie ich finde.
Dann hört er Roman zu und grinst sich eines.
„Ist nicht wahr. Wer sagt das denn?“, will er schelmisch wissen.
Dann lauscht er der Stimme seines Bruders und ist wirklich glücklich.
„Tja, wenn Herr Zorc das so gesagt hat, dann stimmt es auch“, lässt er die Bombe platzen.
Plötzlich hält er sich sein Handy eine Armeslänge von sich weg und zieht eine Schnute.
„ROMAN, DAS WAR MEIN OHR!“, feuert mein Schatz lautstark zurück.
Dann nimmt er das mobile Telefon wieder an sein Ohr und lächelt mild. Offenbar entschuldigt Roman sich gerade.
„Schon gut. Ich weiß ja, das du dich freust. Das beste weißt du ja noch gar nicht, Bruderherz“, platzt Marco raus.
„Ich darf von Marci und Jenny aus bei Julie wohnen bleiben und sie freut sich auch schon sehr. Wir telefonieren morgen wieder ja? Wir müssen noch Wege erledigen für Julies Uni. In drei Tagen beginnt sie doch mit der Professorenausbildung. Hast du das vergessen? Sie hatte dir doch auf deiner Party davon erzählt!“
„Dann ist ja gut. Tschüss bis morgen.“
Dann lauscht er Roman und legt auf.
„Brüder. Ernsthaft. Die sind manchmal echt schlimm. Erst nicht zuhören wollen, dann einen Freudenschrei loslassen, das einem fast das Ohr abfällt, bei dem man fast taub wird und schließlich noch halbwegs vergessen, das du ihm von deiner bevorstehenden Ausbildung an der Universität erzählt hast! Ist Marci auch manchmal so?“
„Ja. Vielleicht sind meine Brüder ab und zu ja schlimmer als Roman, da ich das zwei mal habe.“
Wir lachten und erledigten die Wege, die wir zu erledigen hatten. Als dies geschafft war, fuhren wir zum Phönixsee und genossen die Aussicht dort. Nur wir zwei allein.
Die Stille die dort um diese Jahreszeit herrschte war einfach nur angenehm. Doch die Kälte kroch uns in die Knochen und wir gingen nach Hause. Dort angekommen machten wir uns erst einmal eine heiße, dampfende Tasse Tee und tranken sie langsam. Dies wärmte uns sehr gut und ich suchte immer wieder Marcos Nähe.
Ich setzte mich auf seinen gesunden Oberschenkel und schmiegte mich eng an ihn. Marco lachte auf und stellte unsere inzwischen kalten Teetassen auf den Tisch und sah mir tief in die Augen. Dann legten sich seine Lippen auf meine und wir versanken in einem wunderschönen Kuss, den wir leider aus Luftnot lösen mussten.
Wir verzogen uns ins Schlafzimmer und dort ging es weiter hoch her zwischen uns. Mit einer Ausnahme. Ich behielt meine Unschuld, denn diese Erlaubnis hatte ich Marco noch nicht gegeben. Genau das habe ich aber bald vor. Noch braucht Marco viel Geduld, aber ich belohne ihn stets mit sehr viel Zärtlichkeit, da er mich nicht drängt und mir so zeigt, das ich ihm vertrauen kann. Er genießt dieses langsame erobern glaube ich sehr und freut sich über jede noch so kleine Erlaubnis mich berühren zu dürfen. Mir fällt dazu nur noch eines ein. Das muss wahre Liebe sein.
Während wir mit einander schmusen und uns erforschen, driften wir ins Land der Träume ab.