Nun sind es nur noch zwei Tage bis zu unserem großen Tag. Die zwei kommenden Nächte werden wir getrennt schlafen. So langsam aber sicher steigt die Nervosität. Ich weiß, das Roman und die Jungs noch einen Junggesellenabschied feiern wollen, aber Marco wehrt sich erfolgreich dagegen. Die Enttäuschung ist den Jungs deutlich anzumerken und sie schmollen vor sich her.
Die letzten Tage seit unserer Ankunft hatten wir zusammen mit Devyn unseren Gästen Dublin gezeigt. Alle waren begeistert von meiner Geburtsstadt. Dies traf am meisten auf Marco zu.
Er hatte sich regelrecht in diese Stadt verliebt und hatte beschlossen, wieder hier her zu kommen und mehr von Dublin kennenzulernen. Ich freute mich darüber, wie ein kleines Kind, das sehnsüchtig auf den Weihnachtsmann wartet.
Jetzt standen wir nach einem heftigen Kuss auf und machten uns Tagfertig. Danach gingen wir in den Frühstückssaal und trafen auf alle Gäste.
Melanie, Manuela und Monica nahmen mich kurz beiseite und lächelten.
„Julie, hast du kurz Zeit für uns?“
„Na klar. Was ist los?“, wollte ich bestätigend wissen.
„Übermorgen kommen wir mit deinen Kleidern, den Schuhen und dem Schmuck. Wir bringen eine Stylistin mit und eine, die sich mit dem Make Up auskennt. Diese beiden besuchen wir nachher noch, damit du alles absprechen kannst und sagen kannst, welche Frisur du haben möchtest, die dann geprobt wird“, informierten mich die drei Frauen.
„Alles klar. Dann macht das mal Marco begreiflich, das er mich heute Nachmittag hergeben muss und nicht mit mir zusammen sein kann, da ja noch die getrennten Nächte dazukommen. Er wird wenig begeistert sein, so viel kann ich Euch schon jetzt sagen. Dafür kenne ich ihn lange genug“, gab ich warnend zurück.
„Zur Not machen wir das morgen vormittag, da hat Devyn noch einiges mit deinem Bräutigam vor. Da haben wir dann freie Bahn. Wir sprechen einfach mal mit ihm“, schlug Melli vor und ich nickte zustimmend.
So kam es dann auch, da die Mädels das sofort in die Tat umsetzten und wie von mir vorher gesagt, fand Marco das ganze nicht wirklich lustig und blieb stur bei seiner Meinung. Also fuhren wir mit Kiran zur Location und zum Restaurant, um die Menükarten und die Speisen durchzusprechen und alles vorbereiten zu lassen. Unsere Hochzeitstorte war bestellt, ebenso mein Brautstrauß, der Anstecker für Marcos Anzug, sowie fürs Brautauto. Wir waren etwa zweieinhalb Stunden unterwegs und mussten dann zur Generalprobe für die Trauung. Da wurde alles noch mal geübt und alle freuten sich auf die Hochzeit.
Abends bekam Marco noch einmal eine Physioeinheit verbunden mit einer Massage, was ihm bei der Genesung sehr weiter half. Mit dem aktuellen Verlauf der Genesung war ich absolut zufrieden und Professor Nastasic war mit Martha inzwischen angereist und wir hatten ihn erfreut begrüßt.
„Na schon aufgeregt?“, fragte Martha und wir nickten synchron, was beide laut auflachen ließ.
„Das glaube ich Euch sofort“, lachte der Professor und wir wurden rosa um die Nasenspitze.
„Es sind ja nur noch ungefähr 48 Stunden, Herr Professor“, erwiderte ich und lächelte.
„Allerdings. Matijas Baby ist noch nicht da. Wir warten gespannt auf die Information, das es endlich losgeht. Wir wollen unser Enkelkind endlich in den Armen halten und sie knuddeln“, gab Martha bekannt und ich nickte.
„Ja. Matija hat ja gesagt, es käme während unserer Hochzeitsreise zur Welt“, erwiderte ich und erntete Zustimmung bei den künftigen Großeltern.
Wenig später spielten wir mit Maren, Eva, Nico und Mia. So beschäftigten wir die Kleinen und die Eltern hatten mal für kurze Zeit ihre wohlverdiente Pause vom Kinder beaufsichtigen. Mia und die Zwillinge meines Bruders wurden quengelig und waren müde. Also gab es für die Zwerge Abendessen und dann verschwanden diese ins Bett. Ty hatte nicht mitspielen wollen, da er felsenfest an seiner Aussage, die Mama und das Baby beschützen zu müssen, festhielt. Alex und ich hatten herzhaft darüber gelacht, was bei Tyler einen Trotzanfall vom feinsten ausgelöst hatte.
Dann war er der Meinung, das es ungerecht sei ihn dafür auszulachen und ich schnappte mir mein Patenkind. Ich sah ihn ernst an und fragte Tyler, was sein Benehmen soll. Da sah er auf seine Füße und schien sich zu schämen. Dann entschuldigte er sich und war von da an ganz brav. Kurze Zeit später wurde auch er müde und er wurde ins Bett gebracht.
Nach dem Abendessen für die Erwachsenen begaben sich alle auf ihre Zimmer. Marco wurde bei Roman mit einquartiert und Rabea blieb bei mir.
Es fiel uns schwer getrennt zu schlafen und ich war traurig, was meine beste Freundin natürlich bemerkte. Sie nahm mich tröstend in den Arm.
„Ach Süße, mach dir keine Sorgen um ihn. Roman passt schon auf seinen kleinen Bruder sehr gut auf. Vertrau ihm. Er weiß genau, was er tut.“
Ich nickte und grinste sie dann an.
„Die Geburtstagsfeier von Mario und Lukasz war gestern echt der Knaller. Beide haben sich sehr darüber gefreut, das wir das nicht vergessen haben. War bei Woody am 31 Mai ja auch so. Ich glaube, wir haben das ganz gut hinbekommen zusammen mit Ann und Ewa. Sie kennen ihre Männer ja am besten und wissen ganz genau, wie man den beiden eine Freude machen kann. Das trifft ja auch auf Scarlett zu bei Woody, der ja seine Familie dabei hat.“
Rabea nickte bestätigend.
„Ja, das war echt super organisiert. Da habt ihr schweres Geschütz aufgefahren. Wie hast du das hinbekommen? Ich meine, das die Familien herkommen konnten und so erfuhren, warum alle hier in Dublin sind“, wollte sie dann doch wissen.
„Nun ja, bei Ann und Ewa haben es die Angehörigen am Telefon mitbekommen und fragten danach. Beide holten mich dazu, da sie nicht wussten, wie viel preis gegeben werden durfte. Also schlug ich vor, das sie herkommen und dann genauere Infos bekämen und so die Chance hätten, ihre Söhne noch mal zu sehen, bevor es zur WM nach Russland geht“, löste ich es auf.
„Echt super gemacht. Die zwei haben echt gar nichts geahnt und sich so sehr gefreut. Aber noch einmal zu Roman und Marco. Du hast Roman in der letzten Zeit recht gut kennengelernt und feststellen können, das er immer für die da ist, die ihm wichtig sind. Du hast sogar begonnen ihm zu vertrauen. Wenn du willst, hole ich Roman kurz her, damit er dir selbst sagen kann, das er auf Marco gut aufpassen wird. Ist das ein Vorschlag, um deine Sorgen ein wenig zu zerstreuen?“
„Ja, bitte. Roman muss nach der Narbe gucken. Das mache ich einmal im Monat. Meistens am Anfang eines Monats. Bisher kam ich nicht dazu. Wenn etwas sein sollte, soll er den Professor informieren und dazu holen. Das ist wichtig, damit übermorgen alles gut geht und er den Tag genießen kann. Dann möchte ich kurz Rücksprache halten und danach ins Bett.“
Rabea nickte und verschwand kurz. Es dauerte gar nicht lange und sie war mit Roman zurück.
„Hey, Kleines. Was liegt dir auf dem Herzen?“, fragte Roman, als er das Zimmer betrat.
„Hallo, Großer. Das erzähle ich dir gleich. Wichtig ist mich nicht zu unterbrechen und genau zuzuhören. Schaffst du das?“
„Ja, das kriege ich hin“, beruhigte er mich und setzte sich zu mir auf das Sofa.
Ich nickte, sah ihn an und lächelte. Er war mit Feuereifer dabei mir helfen zu wollen, das es mir warm um das Herz wurde. Ich war sehr stolz darauf, einen Schwager wie ihn zu bekommen.
„Also gut, Roman.“
Dann erzählte ich ihm, was mir auf dem Herzen lag, erklärte alles genau und bat ihn den Professor dazu zu holen und das ich im Anschluss daran mit beiden sprechen wolle, um zu erfahren, was die Narbe macht. Ich begründete, warum das so wichtig war und Roman nickte. Sein Gesichtsausdruck war ernst und hochkonzentriert.
„Okay, das mache ich. Noch was, Kleines. Ich werde dafür sorgen, das Marco sich schont und möglichst viel ruht. Ich werde mich gut um ihn kümmern und auf ihn aufpassen. Meine Eltern werden mich dabei unterstützen. Wir alle lieben Marco sehr. Vertraue mir bitte.“
„Das werde ich. Lass ihn nicht zu lange warten, sonst kommt er her und will dann nicht wieder weg.“
Roman und Rabea lachten auf und gaben mir Recht. Also erhob er sich wieder und drückte mich sanft an sich. Dann ging er und gab Rabea noch einen Kuss.
Es dauerte nur eine halbe Stunde und dann waren Roman und der Professor bei mir, um Bericht zu erstatten. Rabea ließ die zwei rein und lächelte.
„Hallo, Julia. Marco war sehr überrascht, das wir die Narbe kontrolliert haben. Er sagt, das du das normalerweise machst und stets zufrieden seist. Er gab aber zu, das du es diesen Monat noch nicht kontrolliert hast und deshalb war er nach einer Erklärung einverstanden“, sagte der Professor und Roman nickte zustimmend.
„Ja, stimmt genau. Ich habe ihm gesagt, das du möchtest, das er euren Hochzeitstag ohne Beschwerden genießen kann. Seine Antwort war einfach. Nämlich das es für dich typisch sei und das er das genießt.“
Ich lachte auf und wollte wissen, was herausgekommen sei.
„Die Narbe war o.B - also ohne Befund“, sagte der Professor und er erklärte Rabea und Roman, was das genau bedeutet.
Sie sahen sehr zufrieden aus.
Nur wenig später war ich mit Rabea allein und wir gingen ins Bett.
Wir redeten noch eine Weile, wobei ich mitten im Gespräch einschlief.