Die Medien hatten Wind davon bekommen, das Marco sich verlobt hat. Normalerweise trägt er so gut wie nie Schmuck, doch nun trägt er gut sichtbar an seiner linken Hand einen Ring. Es wurde bei seiner PK, die er anlässlich seines Wechsels zum BVB gab, entdeckt und Marco verriet keine Details zu mir. Dafür liebte ich ihn nur noch mehr.
Marco gab aber bekannt, verlobt zu sein und sich bereits auf die Planungen zur Hochzeit, die demnächst anlaufen würden, sehr freut.
Er wurde gefragt, ob er denn schon richtig in die Reha dürfte oder es noch dauern würde. Da griff Sascha Fligge, der Kommunikationsdirektor, ein. Sascha leitet die Pressekonferenzen und diese sah ich mir live über meinen Laptop an.
„Das können wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht mit Sicherheit sagen, da dies den Entscheidungen seiner behandelnden Ärzte und des Mannschaftsarztes obliege, darüber zu entscheiden.“
Sascha klang so entschieden, das niemand es wagte, sich mit ihm anzulegen. Marco sah Sascha dankbar an.
Dann wurde Marco gefragt, warum er gewechselt ist. Marco antwortete erstaunlich offen und ehrlich, jedoch verriet er noch immer nichts zu mir.
„Das ist relativ einfach zu beantworten. Mein Bruder spielt schon länger hier. Ich vermisste ihn immer sehr. Ich wechsle ja nur von einer schwarz-gelben Mannschaft zur anderen. Ja, auch die Young Boys in meiner Heimatstadt Bern spielen in diesen Farben. Meine behandelnden Ärzte sind hier und die Stadt ist sehr interessant, aufgrund ihrer vielfältigen Geschichte. Dazu kommt der BVB, der mich schon lange faszinierte und reizte. Nun der Wechsel. So kann ich viel Zeit mit meinem Bruder verbringen und lerne hier neue Persönlichkeiten kennen“, antwortete er und ich war wirklich stolz auf ihn.
Meine ganze Gruppe, mit der ich studierte, sah zu und der Professor auch.
„Der ist wirklich sympathisch, Doktor Schmelzer“, lobte Professor Meyer ihn.
„Ja, das ist er. Ich soll ihnen von ihm, Grüße und Gratulationen zur Geburt ihrer Zwillinge ausrichten, was ich hiermit getan habe. Er ist mein Patient, allerbester Freund, Verlobter und Vertrauensperson auf einmal.“
„Sie heiraten ihn?“
„Ja, Professor.“
„Gut so, Doktor. Sagen sie ihm vielen Dank. Von der Gruppe erwarte ich das niemand irgendetwas zu dem sagt, was wir soeben von Doktor Schmelzer gehört haben. Das unterziehe ich somit der Schweigepflicht. Wer dagegen verstößt, wird aus der Professorenausbildung ausgeschlossen auf Lebenszeit.“
Dann endete die PK und ich schaltete den Livestream ab. Nun konnte der Professor seine Vorlesung weiterführen und gab erst einmal Details zu seinen Babys bekannt.
„Meine Babys kamen in der Nacht vom 12 auf den 13 Februar zur Welt. Mein Sohn Nicolas um 02:15 Uhr mit einer Größe von 52 cm und einem Gewicht von 3.000 g zur Welt. Meine Tochter Laureen erblickte um 02:18 Uhr mit einer Größe von 50 cm und einem Gewicht von 2.990 g das Licht der Welt. Meiner Frau Fabienne geht es sehr gut und schon bald darf ich sie nach Hause holen. Dann bekommt der Kurs frei und den darauf folgenden Tag sehen wir uns dann wieder. Ich beende hiermit die Vorlesung, da ich noch ins Krankenhaus zu meiner Familie will. Wir sehen uns morgen in alter Frische wieder. Doktor Schmelzer, meinen Glückwunsch zur Verlobung. Ich wünsche Ihnen beiden nur das beste für die gemeinsame Zukunft. Richten sie dies auch bitte ihrem Verlobten aus.“
„Danke Professor. Das werde ich tun“, damit packte ich meine Tasche rasch ein und verließ den Hörsaal.
Nina, eine Mitstudentin der Professorenausbildung, grinste mich an.
„Na wieder nach Hause und brave Hausfrau spielen?“
„Ich fahre jetzt nach Hause und bin gern Hausfrau und nicht wie du, die ständig einen anderen Typen abschleppt, vier Kinder hat und dreimal geschieden ist. Ich habe früh Abitur gemacht, studierte vier Fächer Medizin zur gleichen Zeit. Die jeweiligen Erstsemester hier in Dortmund, die Restlichen Semester in Bern, was in der Schweiz liegt. Ich hoffe für dich, Nina, das du dich nicht hoch gepoppt hast im Studium. Aber das wird auffliegen, falls doch. Die Uni ist sehr streng und prüft jeden einzelnen Bewerber haargenau. Bei mir gibt es nichts negatives zu finden, weil ich immer hart gearbeitet habe, viel lernte und mich auf meine Berufliche Zukunft vorbereitete. Guten Tag noch“, ging ich sie an und ließ sie perplex stehen.
Es stellte sich nur kurz darauf raus, das ich mit allem Recht gehabt hatte, obwohl dies nur geraten gewesen war. Aber selbst ihre Doktorarbeiten waren gefälscht und sie hatte die Endprüfung beim Medizinstudium nicht bestanden. So flog sie raus und kassierte wegen Fälschung von Doktorarbeiten und praktizieren ohne gültigen Doktortitel mehrere Strafanzeigen. Es kamen viele weitere dazu und sie wanderte für etliche Jahre ins Gefängnis, weil sie jede Strafe für sich genommen absitzen musste und nicht gleichzeitig.
Ich fuhr von der Uni erst zum Einkaufen und im Anschluss nach Hause. Ich kochte innerlich vor Wut über die bescheuerte Meinung von Nina.
Ich war wegen Nina, dieser arroganten Tussi, wirklich auf 180, was Marco sofort bemerkte, als er nach Hause kam. Er wurde ja vom Fahrdienst oder Roman gebracht. Letzteres sollte sich bewahrheiten.
„Hallo, Süße. Was ist denn mit dir los? Du wirkst als seist du sehr wütend. Habe ich was falsch gemacht?“, fragte Marco mich begrüßend.
„Hallo, Engel. Nein du nicht. Ich erzähle es dir später in Ruhe.“
„Hallo, Julie. Komm erzähl, was dich bedrückt? Bist du vielleicht sauer auf mich?“, fragte Roman und zog mich in eine sanfte Umarmung.
„Hallo, Roman. Nein, auch du bist es nicht. Also gut setzt Euch. Wollt ihr auch einen Tee?“
„Ja, sehr gern. Bitte mit Honig?“, fragte Marco bestätigend.
„Okay, mit Honig für alle. Gute Idee, Liebling“, lobte ich ihn und holte mir meinen Kuss ab, den ich sehr genoss.
Roman räusperte sich und sah uns verlegen an.
„Tut mir leid, aber ich möchte meiner künftigen Schwägerin helfen. Egal was es ist, das dich so wütend macht.“
Dafür knuddelte ich Roman gleich noch einmal.
„Danke, Großer.“
Roman nickte bloß und setzte sich brav an unseren Küchentisch. Marco setzte sich dazu während ich ihm den Honig gab, den er auf dem Tisch abstellte. Roman bekam den Honiglöffel und er legte diesen dazu. Ich nahm zwei weitere Tassen und befüllte sie mit meinem absoluten Lieblingstee, den sogar Marco sehr gern mochte. Nun war ich gespannt, ob der Tee auch Roman schmecken wird.
Also stellte ich erst die Tassen der Männer auf den Tisch und nahm meine eigene mit, um mich zu ihnen zu setzten.
Roman gab vorsichtig den Honig zu seinem Tee und kostete.
„Der Tee ist wirklich sehr gut. Wo kaufst du den? Der schmeckt Rabea ganz sicher auch.“
„Den lasse ich mir zusammenstellen im Teeladen meines Vertrauens. Rabea kennt den Tee, weiß wo sie diesen bekommt und was enthalten ist. Bitte sie doch einfach mal eine Packung Tee mitzubringen.“
Roman nickte nur bestätigend und trank vorsichtig seinen Tee.
Marco sah mich liebevoll an und fügte seinem Tee ein wenig Honig hinzu.
„Dann erzähl mal, was los ist. Möchtest du auch Honig?“
„Nein, Danke. Ich habe schon Honig im Tee. Ach Nina, eine Mitstudentin, geht mir auf den Wecker und hat mich so richtig auf die Palme gebracht mit ihrer Arroganz, die zum Kotzen ist...“
Ich erzählte ihnen alles, was sich zugetragen hatte, in der Uni und so erfüllte ich dem Professor auch seinen Wunsch, in Bezug auf Marco.
„Danke schön. Freut mich das seine Kinder und Frau gesund sind und sie alles gut überstanden haben.“
„Nina geht ja mal gar nicht“, schimpfte Roman und Marco stimmte ihm zu.
„Ganz genau, Bruder. Die Frau geht mal gar nicht. Ich finde es super, das der Professor Euch alle bei ihrer Mediziner-Ehre gepackt hat und Schweigepflicht verhängt hat. Ich habe bewusst nichts zu deiner Person gesagt, weil wir das nicht besprochen hatten. Dein Vertrauen in mich, wollte ich nicht verletzten, deshalb habe ich geschwiegen. Das müssen wir noch besprechen, meine Süße. Ich würde nur mit deiner Erlaubnis Details zu deiner Person bekannt geben. Zumal wir unsere Geschwister, Familien, Freunde und die Mannschaft, sowie den Verein da miteinbeziehen sollten. Nur so können alle Parteien lernen einander zu vertrauen, was wichtig wird in der Zukunft.“
Roman stimmte ihm zu und ging dazu über, mich von meiner Wut abzulenken.
„Darf ich bitte noch eine Tasse Tee haben?“, fragte er mich vorsichtig, da er mich noch nicht so wütend kannte.
Er wollte wohl vermeiden zum Ziel meines Zorns zu werden und kramte dafür seine besten Manieren hervor. Ich lachte auf.
„Na klar. Gib deine Tasse her, Großer.“
Erleichtert sah Roman mich an.
„Danke schön“, antwortete er brav.
„Gerne. Mit Höflichkeit kommt man im Leben weit. So hat es mir meine Familie beigebracht“, grinste ich ihn an und neckte meinen künftigen Schwager ein wenig, was Marco laut loslachen ließ.
„Tja, Bruderherz. Da hat Julie absolut recht.“
„Ja, das hat sie.“
Also stand ich auf und nahm Roman seine Tasse ab, um sie wieder aufzufüllen.
Die Kanne mit dem Stövchen stellte ich gleich mit auf den Tisch und wechselte das Teelicht aus.
Gemeinsam begannen wir zu kochen, aber Roman war noch mit Rabea verabredet. Deshalb wollte er nicht mitessen, doch ich ließ das nicht gelten und bestellte Rabea zu mir nach Hause, in dem ich sie einlud. Denn es gab ihr Lieblingsessen. Da konnte sie noch nie nein sagen.
So war sie innerhalb einer Stunde da und Marco ließ sie rein, als es läutete.
Roman ahnte nicht, das Rabea nun dazu kommen würde. Das tat er erst, als er ihr Parfüm wahrnahm.
„Hallo, Roman. Na hilfst du Julie beim Kochen?“, fragte sie ihn und er nickte nur noch.
„Ja. Hallo. Offenbar will Julie, das wir beide hier mitessen. Ihr Tee ist so lecker. Julie sagt, du weißt wo man den bekommt. Können wir davon was kaufen gehen? Bitte?“
Ich lachte auf, als ich sah das er fast schon quengelte und sie bittend ansah. Da blieb auch Marco nicht mehr ruhig und brach in schallendes Gelächter aus.
„Na klar. Aber nur, wenn du es für dich behalten kannst. Denn Julie ließ sich diese Teesorte zusammen stellen. Deshalb heißt die Mischung in dem Laden auch Julies Tee. Ich habe dort auch eine eigene Mischung, die meinen Namen trägt. Julie liebt den Tee auch. So kaufen wir immer etwas von beiden Mischungen, die man sogar kombinieren kann.“
„Ich verspreche es“, sagte Roman im Brustton der Überzeugung und Rabea stimmte zu ihn beim nächsten Teekauf mitzunehmen.
Darüber freute er sich, wie ein kleiner Schuljunge, am Weihnachtsmorgen.
Wir lachten und begannen mit dem Essen, als alles gar war.
Drei Stunden später waren Marco und ich wieder allein. Roman und Rabea hatten sich richtig den Bauch vollgeschlagen und bedankten sich mehrmals bei uns.
Wir hatten gelächelt und abgewunken. Dann waren die zwei verschwunden. Wir genossen noch den Tag gemeinsam und wir ahnten noch nicht, dass die Presse und die Paparazzi Jagd auf uns machen sollte.
Es kamen Gerüchte in Umlauf, das Marco seine Verlobte verstecke und sich schäme sie in der Öffentlichkeit zu zeigen.
Uns war zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst, wie heftig alles noch werden würde. Doch wir standen fest zusammen und hatten die Hilfe unserer Freunde, Familien und Kollegen sicher. Zumal wir den Medien keinen Treibstoff boten, da unser Leben nicht anders ist, als das vieler anderer Bürger. Sogar die Stadt Dortmund stellte sich auf unsere Seite und verhängte eine totale Nachrichtensperre über unser Privatleben. Dafür waren wir der Stadt sehr dankbar. Ich hatte ähnliches schon erlebt, als Marci nach Dortmund gewechselt war und man herausfand, das wir den gleichen Nachnamen haben und uns verblüffend ähnlich sehen.
Marci hatte allen den Wind aus den Segeln genommen und meine Erlaubnis eingeholt, das er sagen darf, wie wir zueinander stehen. Ich gab ihm diese nur zu gerne und so kam raus, das er eben mein großer Bruder ist, der sehr stolz auf seine kleine Fee sei.
Danach verebbte das Interesse an mir und der Verbindung zu Marci. Ich hoffte, das dies auch bei Marco so sein würde, doch seine Ex Anja machte uns das Leben wirklich schwer.
Selbst meine Ausbildungsgruppe stand felsenfest hinter uns beiden und mein Professor, Herr Meyer, verlor die Beherrschung, als man begann herumzuschnüffeln, ob es denn irgendetwas negatives über mich zu berichten gäbe, in Zusammenhang mit meiner Professurausbildung.
Man fand einfach nichts, da ich mich streng an Vorschriften hielt und meine Arbeiten sauber recherchierte und alle Quellen, die in meinen Arbeiten vorkamen, korrekt gekennzeichnet waren und in einem Quellenverzeichnis sorgfältig aufgelistet worden waren.
So war ich nun mal und hielt daran fest, auch wenn es den Medien so gar nicht schmeckte.
Marco und ich ahnten, wie bereits erwähnt, von alldem noch nichts.
Wir gingen noch spazieren, besuchten Marci und Jenny und gingen am Abend mit den beiden etwas Essen. Danach kehrten wir nach Hause zurück und machten uns Bettfertig.
Zufrieden und satt kuschelten wir uns ins Bett und küssten uns noch eine ganze Weile und beschlossen, das wir im März mit den Vorbereitungen zu unserer Hochzeit beginnen wollen.
Uns fielen die Augen zu und wir drifteten ins Land der Träume ab.