Seit zwei Tagen sind wir in Griechenland und haben ins Hotel eingecheckt. Dort waren wir sehr freundlich begrüßt worden und sogar ich wurde mit dem korrekten Familiennamen angesprochen. Nur ganz ruhig blieb es nun auch wieder nicht.
Da das Hotelpersonal an meinem Namen sah, das ich Ärztin bin, klopfte es am frühen Morgen hektisch an unserer Zimmertür.
Mürrisch ging Marco zur Tür und öffnete.
„Sie wünschen?“, fragte er und wartete eine Antwort ab.
„Ist ihre Frau zu sprechen, Sir?“, fragte ein junger Page.
„Natürlich. Einen Moment bitte“, sagte Marco und schloss die Tür wieder.
„Schatz, da ist ein junger Page in heller Aufregung und er wünscht dich zu sprechen“, teilte er mir mit.
„Alles klar, Engel. Gib mir einen Moment und denk an die Schiene, da ich dich mitnehmen werde“, kündigte ich an und stand auf.
Rasch zog ich mich an und öffnete die Tür.
„Ich bin Dr. med. Julia Bürki. Wie kann ich ihnen helfen?“, fragte ich und der Page antwortete.
„Meine Schwester ist in diesem Hotel zu Gast und liegt in den Wehen. Wir brauchen einen Arzt. Dringend“, berichtete er mir aufgelöst.
Marco und ich sahen uns groß an und schluckten.
„Sie brauchen eine Hebamme, einen Kinderarzt und einen Arzt für Geburtshilfe. Ich bin Sportmedizinerin und auch Notärztin. Nun gut. Das ist dann wohl ein Fall für die Notfallmedizin, richtig? Schatz, ich brauche meine Arzttasche und nimm bitte unsere Zimmerschlüssel und Handys mit. Los geht‘s. Ein Baby wartet nicht.“
Marco nickte und ich nahm meine Arzttasche. Gemeinsam gehen wir los und der Page zeigte uns den Weg.
„Wie weit ist Ihre Schwester?“, fragte ich und erhielt eine Antwort.
„Sie ist in der 41 Woche. Also etwas überfällig. Ein Notarzt wird informiert. Ich danke Euch für die Hilfe“, sagte er und verneigte sich leicht.
Nur wenige Minuten später trafen wir ein und ich betrat das Zimmer. Der Page bot Marco einen Platz zum Sitzen an, was er dankbar annahm. Neben ihm saß der werdende Vater und stellte sich Marco vor. Ich ging zu der Schwangeren und traf sie in Begleitung ihrer Mutter und Schwiegermutter an. Also waren die beiden älteren Männer, die ich gesehen hatte, der Vater und Schwiegervater der jungen Frau.
„Danielle, das ist die Ärztin. Ihr Mann ist bei deinem Mann. Sei unbesorgt. Dr. Julia hilft dir“, sagte er liebevoll zu seiner Schwester.
„Frau Doktor, was immer sie brauchen, bekommen sie auch.“
„Danke schön. Sag mir deinen Namen und rufe bitte einen Krankenwagen.“
„Mein Name ist Magnus Gregorius. Das werde ich tun.“
Ich schickte Magnus los, um den Krankenwagen zu verständigen. Dann wandte ich mich der Schwangeren zu.
„Hallo, ich bin Dr. med Julia Bürki und Notärztin sowie Sportmedizinerin. Normalerweise arbeite ich in der deutschen Klinik Knappschaftskrankenhaus in Dortmund. Ich bin hier in Athen auf Hochzeitsreise. Wie heißen sie? Noch wichtiger, wie fühlen sie sich und haben sie einen Mutterpass für mich? Ihr Bruder sagte mir, das sie in der 41 Woche sind“, erklärte ich ihr und stellte mich gleichzeitig vor.
„Mein Name ist Danielle Fergusson und ich lebe hier in Athen. Mama, gib Doktor Julia bitte meinen Mutterpass“, antwortete sie mir und sie fügte an:
„Danke, mir geht es soweit gut.“
Ich bekam den Mutterpass ausgehändigt und las mir alles sehr sorgfältig durch. Da alle Einträge Lateinische Begriffe hatten, konnte ich alles verstehen.
Es dauerte gar nicht lange, da kam der Krankenwagen und ich maß den Blutdruck bei Danielle. Hörte ihre Lunge ab.
„Der Blutdruck ist gut und die Lunge ist frei“, teilte ich dem Notarzt mit, der sogar eine Hebamme und einen Kinderarzt dabei hatte.
Er notierte sich alles und ich half weiter mit. Inzwischen assistierte Marco mir, da er mittlerweile gelernt hatte, wo sich was in meiner Arzttasche befand.
Ich stellte Danielle meinen Mann vor, ehe die Wehen zu stark werden würden.
„Danielle, das ist mein Mann Marco. Er hilft mir ein bisschen. Ist das okay für dich, wenn er hier bleibt?“
„Ja, danke. Hallo, Marco. Ich bin Danielle Fergusson...“
Sie wollte noch mehr sagen, aber das ging in einer Welle der Wehen unter. Sie krümmte sich zusammen und keuchte auf.
„Schatz, hol bitte ihren Mann dazu. Dafür gehen bitte Mutter und Schwiegermutter hinaus. Damit wir Ärzte und das medizinische Personal gescheit arbeiten können. Wenn Danielle erlaubt, bleibt Marco hier, damit er weiter assistieren kann.“
Alles gehorchte mir. Eine Aussage der Hebamme machte mir Sorgen.
„Das Baby liegt nicht richtig. Sie muss schnellstmöglich ins Krankenhaus.“
Ich musste einen Weg finden, das Baby zu drehen und beriet mich deshalb mit der Hebamme und dem Notarzt. Auch der Kinderarzt wurde dazu gehört und man entschied sich dafür. Also erklärte ich meinen Plan und er funktionierte, als Notarzt und Hebamme den Plan ausführten.
Etwa 20 Minuten später gingen die Wehen in die Endphase und Marco leistete inzwischen dem werdenden Vater Gesellschaft. Das Krankenhaus war nur 15 Minuten entfernt, doch die Wehen kamen alle 2-3 Minuten. Völlig ausgeschlossen jetzt noch ins Krankenhaus zu fahren.
Ich ging zu den anderen und gab Marco einen Kuss.
„Gleich geht es richtig los. Lass niemanden rein, der gerade keinen Zutritt hat. Das wird unschön darin und deshalb nur die Ärzte, der Ehemann und ich. Sonst niemand. Magnus hilfst du Marco dabei?“
„Natürlich. Ich lasse gleich noch Essen kommen, damit Danielle nach der Geburt sich stärken kann. Ich lasse für Marco und dich auch was kommen, da ich ja regelrecht Euer Frühstück verhindert habe oder Ausflüge. Es ist Eure Hochzeitsreise und dann sowas. Es tut mir leid“, erklärte er und sah niedergeschlagen zu Boden.
Marco kümmerte sich weiter um die Familie von Danielle, während ich in das Zimmer zurückging.
Eine Stunde später hallte der Schrei eines neugeborenen Kindes durch die Stille des Zimmers.
Die Hebamme hob dieses kleine Wunder auf ihre Arme und verkündete in Englisch:
„Es ist ein Mädchen.“
Die frischgebackenen Eltern strahlten sich an.
Danielles Ehemann erhob die Stimme.
„Ich bin Gregor Fergusson und möchte meine Tochter nach Doktor Julia benennen, denn sie war die erste, die meiner Frau zu Hilfe eilte. Ich weiß nur nicht, was der Name bedeutet. Wären alle damit einverstanden?“
Sprachlos sah ich ihn an und gewann meine Fassung zurück.
„Vielen Dank für diese Ehre. Julia ist altgriechisch und hat zwei Bedeutungen. Erstens: die Göttliche und zweitens: die Jupiter geweihte.“
„Sehr schöne Bedeutung des Namens. Ich bin einverstanden“, sagte Danielle und bekam ihre Tochter auf die Brust gelegt.
Sofort wurden Decken über dem Baby ausgebreitet. Dann durften etwa 20 Minuten später auch alle anderen zu der jungen Familie. Da war die Nachgeburt bereits da und das Baby wurde mir in den Arm gelegt.
„Sie ist wirklich bezaubernd schön. Meinen Herzlichsten Glückwunsch, Danielle und Gregor.“
Beide bedankten sich bei mir und ich legte Gregor das Baby in die Arme.
„Sei ihr ein guter Vater und ein Vorbild. Liebe und beschütze deine Frauen. Ehre deine Frau mit Treue, Loyalität, Ehrlichkeit und Respekt, denn sie hat dir das wertvollste Geschenk gemacht, das du je bekommen hast“, trug ich Gregor auf und er sah mich ernst an.
„Das schwöre ich, wirst du Patentante? Wir wollen dir unsere Freundschaft schenken, denn du hast uns in der Not geholfen, obwohl du Urlaub hast und dazu noch in den Flitterwochen bist. Vielen lieben Dank, Doktor Julia.“
„Das müssen wir mit meinem Mann Marco besprechen, okay? Aber Eure Freundschaft nehme ich gerne an.“
„Ich bin Touristenführer hier in Athen und auf Santorini, arbeitet mein Bruder im gleichen Beruf“, verkündete Gregor und ich wusste nicht, was er im Schilde führt.
Er wollte uns sein Athen zeigen. Das nahm ich gerne an und öffnete die Tür.
Die Familie strömte herein und Gregor legte die kleine Julia bei seiner Frau in die Arme, die dann den Namen verkündete und dazu verriet, was der Name bedeutet.
Die Familien bedankten sich vielmals bei uns und Gregor nahm Marco und mich mit raus, nachdem Marco die kleine Maus auch mal im Arm halten durfte, ehe Gregors Mutter sie an sich nahm.
„Marco, ich habe deiner Frau unsere Freundschaft angeboten und tue dies nun auch bei dir. Ich bin Touristenführer hier in Athen und stehe euch zur Verfügung. Auf Santorini arbeitet mein Bruder im gleichen Beruf. Solltet ihr nach Santorini weiter reisen wollen, wird er euch führen. Muss irgendetwas beachtet werden, da du an Gehhilfen gehst? Noch was, Marco. Ich möchte, das ihr die Taufpaten meiner Tochter werdet, als Danke schön für die schnelle Hilfe“, ließ Gregor die Informationen und Fragen auf meinen armen Schatz einprasseln.
„Erst einmal, Gregor. Meine herzlichsten Glückwünsche zur Geburt. Ich habe gehört, was Julie dir aufgetragen hat und du hast es geschworen. Ich sehe das genauso wie Julia und bin froh darüber, das du es ihr geschworen hast. Ich nehme gern eure Freundschaft an und ja auch die Patenschaft für deine Tochter. Morgen wollen wir ein wenig die Stadt erkunden.“
Gregor umarmte uns erleichtert und bot sich als Begleiter an.
Wir akzeptierten und Marco sprach weiter:
„Ich kuriere gerade eine schwere Knieverletzung aus. Meine Frau hat mich zwei Mal auf dem OP – Tisch gehabt und nun bin ich in der Physiotherapie. Mein Physiotherapeut reist am 24. Juni an und am 30. Juni geht es weiter nach Santorini. Von Beruf bin ich Innenverteidiger bei Borussia Dortmund in Deutschland. Nur meine Verletzung hindert mich noch an meinem Comeback und am Debüt für Dortmund. Ich bin Schweizer und meine Frau ist Irin, obwohl ihre Eltern Deutsche sind. Julie kam in Irland zur Welt und wurde dort getauft und so heirateten wir auch am 06. Juni diesen Jahres in ihrer Taufkirche. Mein Bruder ist Torwart bei Borussia Dortmund und nimmt zurzeit an der Fußball WM in Russland teil.“
„Beeindruckend. Wie läuft es denn im Moment für deinen Bruder?“, fragte Gregor sanft nach.
„Nun er spielt mit der Schweizer Nationalmannschaft in Gruppe E. Bisher hatten sie ein Spiel. Das war vor drei Tagen. Gegner war Brasilien und es ging 1:1 unentschieden aus. Am 22. Juni spielt mein Bruder gegen Serbien und ich tippe auf einen 2:0 Erfolg für die Schweiz. Spielnummer 3 findet am 27. Juni statt und das gegen Costa Rica. Mein Tipp: 3:0 für die Schweiz.“
„Und deine Geschwister, Julia? Spielen die auch bei der WM mit?“
„Nein. Aber einer meiner Trauzeugen spielt mit. In der Deutschen Nationalmannschaft. Bisher spielte er in Gruppe F am 17. Juni gegen Mexiko und hat 1:0 verloren. Nun folgt das zweite Spiel am 23. Juni gegen Schweden und ich tippe auf einen 2:1 Erfolg für ihn. Das dritte Spiel in Gruppe F findet am 27. Juni gegen Südkorea statt und ich tippe auf ein 1:1 Unentschieden“, erklärte ich und Marco hatte sich seine Tipps und auch meine notiert im Handy.
Magnus brachte wie versprochen noch Essen und Trinken und erfuhr dann, das er eine Nichte bekommen hatte, die nach mir benannt worden war. Auch das Marco und ich Taufpaten werden würden, teilte man ihm mit.
Magnus musste ja nebenher noch arbeiten. Nach dem Essen wurde Danielle vorbereitet für den Transport in die Klinik. Magnus’ Chef war nicht begeistert, das in seinem Hotel ein Kind geboren worden war. Ein unsympathischer Mann, aber als die Notärzte erklärten, warum das so war, sah er es ein und gratulierte herzlich.
Das Zimmer leerte sich und Magnus durfte mitfahren ins Krankenhaus. Er trug stolz seine kleine Nichte, die in weiche Decken gewickelt worden war.
Marco und ich wurden dankbar verabschiedet und erhielten von Gregor, der mit der Familie ins Krankenhaus fahren würde, noch die Anschriften und die Handynummern von Magnus, Danielle und Gregor. Beruflich und Privat. Dafür gaben wir auch unsere Daten heraus.
Wir kehrten in unser Zimmer zurück und Marco schnaufte erleichtert durch.
„Zum Glück ist alles gut gegangen, bei der Geburt. Wie konntest du da helfen?“
„Ich habe die Lunge und das Herz regelmäßig abgehört und den Blutdruck im Auge behalten und alles für die weiterbehandelnden Ärzte aufgeschrieben. So wissen sie genau, wie sich Danielles Körper unter der Geburt verhalten hat. Das ist wichtig, für den Fall, das die beiden eines Tages beschließen sollten, ein weiteres Baby zu bekommen. So können Komplikationen und ähnliches vermieden oder gemildert werden“, erklärte ich ihm langsam und er nickte.
„Danielle war wirklich tapfer. Alles was man mitbekommen hat, war das sie geflucht hat. Aber Schmerzensschreie waren nicht zu hören. Das beeindruckt mich sehr. Möchtest du denn mal Kinder haben?“, fragte er und gab seine Meinung zu der eben stattgefundenen Geburt preis.
„Ja, möchte ich. Im Moment zählt deine Genesung und das Comeback. Zusätzlich bin ich in der Ausbildung zur Professorin. Seit Februar diesen Jahres, wie du ja weißt, mein Schatz. Die Abschlussprüfung haben wir Ende Januar. Und ab Juni 2019 ist die Weiterbildung zur Professorin im Bereich Notfallmedizin, an der Reihe. Da sind die Abschlussprüfungen für Mai 2020 vorgesehen. Danach würde ich gern noch ein oder zwei Jahre arbeiten und dann ein Baby bekommen. So wäre es am sinnvollsten, oder was meinst du dazu?“, erzähle ich fragend.
„Das sehe ich genauso. Du hast völlig recht. Auch ich möchte noch ein paar Jahre spielen und dann ganz in Ruhe die Familienplanung aufnehmen. Für unsere Planung wäre ein Baby also frühestens ab 2021 oder 2022 möglich, richtig?“
„Ja, genau. Aber selbst wenn das Leben seine eigenen Pläne mit uns haben sollte, würde ich so ein kleines Wunder herzlich willkommen heißen. Dann ist es halt so.“
„Richtig. Dann hat Gott uns dafür auserwählt, Eltern zu sein. Aber darauf anlegen müssen wir es ja nicht unbedingt. Darf ich fragen, wie wir die Verhütung angehen wollen?“
„Klar, darfst du fragen. Wäre auch schlimm, wenn nicht. Du bist mein Mann und deshalb darfst du fragen, okay?“
„Okay. Wie hast du das bisher gehandhabt mit dem Thema Verhütung? Oder was rätst du deinen Patientinnen?“
„Nun, bei meinen Patientinnen muss ich deren persönliche Vorlieben mit ihrem Gesundheitszustand in Einklang bringen, was nicht immer leicht ist, da ja sehr oft auch die Ehemänner involviert sind. Denen begreiflich zu machen, was gerade das beste für ihre Frauen ist, ist wohl das schwerste daran. Die können wirklich stur sein. Vor ein paar Monaten hatte ich eine blutjunge Frau, als Patientin. Sie war frisch verheiratet und gerade einmal 18 Jahre alt. Ihr Mann wollte unbedingt ein Kind, obwohl seine Frau gerade mitten im Abitur steckt und einen Studienplatz sicher hat. Er wollte sie auf Biegen und Brechen zur Hausfrau und Mutter degradieren. Sie brauche keinen Abschluss und keine Ausbildung, er würde ja für sie sorgen. Ich war entsetzt und habe ihm erklärt, das ein Schulabschluss und eine Ausbildung extrem wichtig heutzutage sind. Als er erfuhr das ich 23 Jahre alt bin und bereits Chefärztin, da staunte er nicht schlecht und wollte wissen, ob ich verheiratet sei. Ich sagte Nein, aber ich habe einen festen Freund, der sehr stolz auf mich ist. Das war kurz vor Weihnachten. Ich empfahl der Frau, eine sechs Monatsspritze zur Verhütung einzusetzen, was dann ausreichend ist, für sechs Monate, wie der Name schon sagt. Sie fragte auch, woher ich mir da so sicher sei, da antwortete ich ihr, das ich diese Methode selbst anwende und das seit ich ein Teenager war, um Menstruationsbeschwerden in den Griff zu bekommen. Erfolgreich wohl bemerkt. Der Ehemann gab auf und hörte sich genauestens alles an, was ich dazu erklärte und so stimmten beide dem zu, nach einer gründlichen Untersuchung und einem vollständigen und umfassenden Blutbild. Vorher würde ich es nicht wagen, diese Methode der Verhütung anzuwenden, denn die sollte nur bei gesunden Frauen angewendet werden. Alles andere sei grob fahrlässig. Eine Frauenärztin begleitete das Gespräch und bestätigte meine Worte und führte die Untersuchung sorgfältig durch. Auch die Laborergebnisse kamen schnell. Die Urinwerte waren unauffällig, genau wie die Blutwerte. Also sprach nichts dagegen und sie bekam die Spritze. Nun ist sie diesen Monat mit ihrer Monatsblutung dran und bekommt dann die nächste sechs Monatsspritze am ersten Tag der Blutung. Ich bin im Oktober dran“, beende ich meinen doch recht ausführlich geratenen Bericht und sah Marco entschuldigend an.
„Tut mir leid, das es so ausführlich geworden ist, Schatz“, gebe ich kleinlaut zu.
Marco nahm mich lächelnd in den Arm.
„Gar kein Problem, Süße. So verstehe ich alles viel besser.“
Ich war erleichtert, das er nicht böse auf mich ist.
„Was wollen wir heute noch so anstellen?“, fragte er mich sanft und stahl sich einen Kuss.
So verhinderte er vorerst eine Antwort.
Aus Luftnot mussten wir den Kuss abbrechen und lächelten einander an.
„Nun ja, ich würde gerne schwimmen gehen. Das Hotel hat ein Schwimmbad im Keller.“
„Sehr gerne. Nach dem Mittagessen? Wir ruhen uns zwei Stunden aus, ziehen uns um und gehen dann ins Schwimmbad. Morgen würde ich gerne weiter die Stadt erkunden.“
„Ich auch. So machen wir das.“
Also war das beschlossene Sache und ich schrieb Gregor eine Nachricht, das wir morgen in die Stadt wollen und ob er uns was empfehlen kann.
Rasch kam die Antwort, das er uns höchstpersönlich alles zeigen würde. An alles andere sollten wir gar nicht erst denken.
Ich lachte auf und zeigte Marco die Nachricht von Gregor.
Auch er musste lachen.
„Oh je. Da fährt einer den Beschützerinstinkt aus“, gab Marco von sich, als er sich beruhigt hatte.
„Allerdings. Nun ja. Mal sehen was er so plant für morgen. Zur Not bremse ich ihn aus, da du auch deine Pausen brauchst, sonst geht das ganze ziemlich nach hinten los. Das würde dich um Wochen zurückwerfen, Schatz.“
„Ja, das wollen wir beide nicht. Ich möchte endlich wieder spielen können.“
Verständnisvoll nickte ich und wir kuschelten uns ein wenig auf das Sofa, bevor wir zum Mittagessen gingen. Es gab leckeren Fisch, mit Reis und Gemüsebeilage. Dazu tranken wir schlicht Wasser. Der Kellner hatte uns überrascht angeschaut, das wir keinen Weißwein wollten. Er akzeptierte dies wortlos und wir waren zufrieden.
Magnus bekamen wir nicht mehr zu Gesicht, also war er noch bei Danielle und ihrer Familie im Krankenhaus.
Zwei Stunden nach dem Essen zogen wir uns um und erfragten an der Rezeption, den Weg zum Schwimmbad.
Der wurde uns freundlich erklärt und eine Mitarbeiterin zeigte uns den Weg. Es gab auch private Separees mit Schwimmbecken. Wir entschieden uns dafür, weil wir dann ungestört sein würden, was uns wichtig war.
Es hatte sich herum gesprochen, das ich mit Marco bei einer Geburt assistiert habe und so wurden wir absolut mit Dankbarkeit überschüttet. Das war uns unangenehm.
Selbst unter den Gästen hatte dies die Runde gemacht. Wir wurden gelobt und viele dankten uns für diesen selbstlosen Einsatz.
Marco hatte abgewunken. Genau wie ich. Nur das ich hinzugefügt hatte, das es meine Aufgabe sei, als Ärztin, Menschen in Not zu helfen. Ganz gleich in welchem Rahmen man sich befinde.
Verständnis war das, was wir ernteten.
Wir gingen zufrieden ins Wasser und Marcos Schiene, die seit neuestem Tagsüber immer mit der Manschette verbunden war, hielt. Tat was sie sollte. Nämlich Marcos Knie stabil halten und ihm Sicherheit in den Bewegungsabläufen geben.
Ich war hochzufrieden.
„Schatz, wäre es okay für dich, wenn ich die Schiene abnehme? Die Manschette dürfte im Wasser ausreichen, oder?“, fragte Marco, nachdem er ein wenig geschwommen war.
„Wie kommst du denn so zu recht? Stört die Schiene?“, wollte ich stattdessen wissen.
„Ja, sie stört mich beim Schwimmen. So fühle ich mich unsicher.“
„Dann nimm sie an der Treppe ab und lege sie zur Seite. Wenn du das Wasser verlässt, legst du die Schiene wieder an. Das ist alles, was ich dir als Kompromiss anbieten kann. Denk in Ruhe nach und dann triff deine Entscheidung, Engel.“
Marcos Gesicht wurde nachdenklich und hellte sich plötzlich auf.
„Ich werde deinen Kompromiss annehmen, Schatz. Das ist Okay für mich, weil ich endlich wieder aufs Feld will.“
Ich grinste vor mich her, während er zur Treppe des Schwimmbeckens schwamm und sich auf die Treppe setzte. Dann nahm er die Schiene ab und legte sie vorsichtig bei Seite. Dann kehrte er ins Wasser zurück und probierte es mit dem Schwimmen noch einmal. Nun wirkte er zufriedener, als zuvor.
„Ja, so kann ich ganz gut schwimmen. Jetzt stört nichts mehr. Klar, die Manschette ist ungewohnt, aber sie stört mich nicht, weil sie mir Sicherheit gibt“, erklärt er.
Ich schwimme auf ihn zu und genieße seine Nähe so sehr, das es manchmal wirklich unheimlich ist.
Sanft küssen wir uns und lassen uns auf den Grund des Beckens sinken. Zum Luft holen tauchten wir wieder auf.
Marco verführte mich gekonnt im Wasser und ich konnte es absolut genießen. Ich war wirklich stolz auf meinen Mann. So voller Liebe und Zärtlichkeit.
Irgendwann bekamen wir Hunger und räumten das Separee wieder auf. Wir verließen es und gaben den Schlüssel dazu wieder ab.
Wir wurden gefragt, ob das Separee wieder für uns reserviert werden solle und bejahten es, da ja schon bald Marcos Physiotherapeut nachgereist käme, würde er sicher gerne auf ein Schwimmbecken zurückgreifen können.
In unserem Hotelzimmer duschten wir und zogen uns dann für das Abendessen um. Wir hatten Lust auf Pommes und Gyros. Es war sehr lecker und am Ende waren wir beide papp satt.
Wir zogen uns endgültig auf unser Zimmer zurück, wo wir nur noch Zähne putzten und uns dann ins Bett kuschelten. Einige Runden Sex später schliefen wir ein.