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Kapitel 19
Happy Birthday, Mom
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„Soll ich die Haare lieber offen tragen oder sie zu einem Zopf flechten?“, fragt Ilaria aus dem Badezimmer.
Solange sie sich ihre schönen Haare nicht abschneidet, habe ich eigentlich keine allzu starke Meinung dazu, dennoch gebe ich ihr meinen Input. „Ich finde sie offen schöner“, antworte ich ihr.
Ilaria tänzelt aus dem Badezimmer. Ich sehe von meinem Smartphone auf. In ihrer Spitzenunterwäsche sieht sie wie immer sehr verführerisch aus. „Jetzt zur Kleiderfrage. Ich weiß, ich weiß, du findest mich immer schön, aber das ist mir jetzt keine Hilfe. Deine Mom soll nicht denken, dass ich ein billiges Flittchen bin.“
Ich ziehe meine Brauen zusammen. „Was ist das denn für ein Unsinn? Das tut sie nicht. Das sind nur Klamotten. Vollkommen egal, ob du in Jeans und Hoodie, kurzem Kleidchen oder in Unterwäsche vor ihr stehst.“
Ilaria sieht mich überrascht an, dann hält sie sich ein weißes Kleid mit Blumenaufdruck an die Brust. Es geht beinahe bis zum Knie, es ist also für ihre Verhältnisse fast schon ein langes Kleid.
„Soll ich das anziehen? Oder ist das hier besser?“, fragt sie mich, ehe sie sich das zweite Kleid an den Körper hält. Dieses Kleid ist hellblau und ein klein wenig kürzer, sie zeigt mir außerdem, dass es hinten am unteren Rücken eine Schleife hat. Ich schmunzle. Das Kleid ist typisch Ilaria. Ein Hauch von Märchenprinzessin.
„Nimm das Blaue.“
„Sicher?“
Ich nicke. „Mom weiß, wie du aussiehst, Prinzessin. Sie hat Fotos von dir gesehen und sie findet, dass du eine hübsche Frau bist.“
Ilaria lächelt. Sie wirkt erleichtert, was auch mich erleichtert. Sie hängt das weiße Kleid zurück in den Schrank, lässt das hellblaue Kleid an der Tür hängen und klettert zu mir ins Bett. Ich lege sofort mein Smartphone weg, damit ich ihr meine ungeteilte Aufmerksamkeit schenken kann. Meine Prinzessin beugt sich zu mir und küsst meine Lippen. Sie richtet sich jedoch gleich wieder auf und bleibt auf meinen Schenkeln sitzen. Der Anblick stimmt mich fröhlich. Hübsche Frauen sieht man doch gerne an.
„Ich muss zugeben, dass ich doch ein wenig unsicher bin.“ Um es bequemer zu haben, richte ich mein Kissen. Dabei höre ich Ilaria zu. „Ich weiß wer ich bin und ich weiß, dass die Kommentare von Brooke einfach nur fies waren, aber es hat doch an meinem Selbstbewusstsein gekratzt.“ Ich lege eine Hand an ihren Schenkel und streichle sie. „Es war für mich immer schwer. Mal zu unscheinbar und uninteressant, dann hält mich jeder für eine Schlampe…“ Sie seufzt. „Es ist frustrierend, dass man nicht so leben darf, wie man es möchte. Ständig hat irgendwer irgendetwas zu meckern.“
Ich schnaube. „Dagegen kannst du überhaupt nichts machen, Ilaria. Die Leute finden immer irgendetwas zu bemängeln. Zu dick, zu dünn, zu freizügig, zu langweilig. Ewige Jungfer, billiges Flittchen.“ Ich zucke mit den Schultern. „Die Leute reden immer, vollkommen egal, wer man ist, was man macht oder wie man aussieht. Du willst gar nicht wissen, was man mir nachgesagt hat und mit was für einer Scheiße man sich über mich das Maul zerrissen hat. Scheiß drauf.“
Ilaria lächelt wieder. „Ja, ich weiß, es ist so dumm, darüber nachzudenken. Aber bei deiner Mom ist es mir wirklich wichtig, was sie von mir hält. Sie ist ein großer Teil deines Lebens und wenn sie sagen würde, dass ich nicht gut genug für ihren Sohn bin, wäre das furchtbar. Das würde mich am Boden zerstören, weil ich doch so gerne mit dir zusammen bin.“
Ungläubig schnaube ich. „Nicht gut genug für mich. Schwachsinn. Das hier ist doch keine billige Nachmittagssoap.“ Ich schüttle den Kopf. „Du musst sie unbedingt kennenlernen. Dann wirst du sehen, dass sie keine verrückte Helikopter-Mom ist. Sie versteht, dass ich ein eigenständiger Mensch bin. Sie weiß, dass ich alt genug bin, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen. Und glaub mir, wenn ich dir sage, dass sie dich jetzt schon mag. Du bringst mich dazu, meinen Arsch von der Couch zu heben und etwas zu unternehmen. Es ist bei meiner Mom wie bei deinem Dad. Das Wichtigste für sie ist, dass ich zufrieden bin. Und das bin ich.“ Ich lasse meine Augen über Ilarias Körper wandern. Als sie das bemerkt, beugt sie sich nach vorne, um mir einen genaueren Ausblick auf ihre Oberweite zu verschaffen. „Und wie könnte ich nicht zufrieden sein, wenn ich jemanden wie dich bei mir habe?“
„Hoffentlich siehst du das in 20 Jahren auch noch so, wenn ich nicht mehr so straff und sexy bin.“
„Denk erst mal darüber nach, wie ich in 20 Jahren aussehen werde. Du wirst neben mir immer gut aussehen.“ Ich klopfe auf mein Bäuchlein. „Schlanker werde ich bestimmt nicht mehr.“
Meine Prinzessin kichert, dann lässt sie sich auf mich sinken und schmiegt sich an meine Wange. „Vielleicht sollten wir doch lieber die Gegenwart genießen und uns die Pfunde zusammen anfressen.“
Ich schnaube amüsiert und gebe ihr einen Klaps auf den Hintern. „Apropos Essen. Zieh dein Kleid an. Ich bin schon hungrig.“
„Was kocht deine Mom denn?“
„Es gibt Fisch-Tacos. Salat, Tomaten und selbstgemachte Saucen. Auch welche, die nicht scharf sind, damit dein Mund nicht in Flammen steht.“
„Oh, das klingt lecker. Jetzt freue ich mich noch viel mehr.“ Ilaria gibt mir einen Kuss, ehe sie von mir klettert und sich ihr Kleid schnappt. Sie verschwindet damit ins Badezimmer, doch lange bleibt sie nicht alleine, denn sie ruft nach meiner Hilfe. Und wieder ein winziger Verschluss, den ich zumachen muss. Wie hat sie das wohl gemacht, bevor sie mich kennengelernt hat?
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„Ich bin so aufgeregt“, flüstert Ilaria im Gang, während ich den passenden Schlüssel suche. Ihr Magen knurrt. „Und hungrig. Mist.“
Amüsiert lege ich eine Hand an ihren Hinterkopf und drücke sie in meine Richtung, um ihr einen Kuss auf die Stirn zu geben.
„Du bist bezaubernd, sie wird dich lieben.“
„Sicher?“
„Sicher.“
Ich schließe auf und wir treten ein. Wir sind zwar einige Minuten zu spät, aber das ist nicht besonders tragisch. „Hey, Mom! Wir sind da!“, begrüße ich sie und nehme Ilaria die Jacke ab, ehe ich sie an einen der Haken hänge. Sie bedankt sich beinahe lautlos. Ilaria ist süß, wenn sie schüchtern ist. Das ist eine interessante Abwechslung. Meine Jacke hänge ich direkt neben ihre. Ilaria reicht mir die Blumen, die wir noch für meine Mom gekauft haben. Da ein Strauß viel zu schnell stirbt, bekommt sie eine kleine Topfpflanze, irgendein Unkraut, ich kenne mich nicht besonders gut damit aus. Kaum schlüpfen wir aus unseren Schuhen, kommt Mom uns schon entgegen, um uns zu begrüßen. „Hey, Mom.“ Sie bekommt einen Kuss auf die Wange.
„Hi, mein Schatz“, begrüßt sie mich schon fast beiläufig, ehe sie sich schnell Ilaria zuwendet. Ich kann deutlich sehen, wie sehr sie sich freut, meine Freundin kennenzulernen. „Ach, da ist sie ja und noch viel schöner als auf den Fotos.“
„Danke, das ist wirklich nett von Ihnen.“
Mom winkt ab. „Du kannst ruhig du zu mir sagen. Elisabeth, Liz, wenn du das möchtest. Lass dich umarmen.“
„Oh, dazu sage ich nicht nein. Ich liebe Umarmungen.“ Mom drückt Ilaria fest, sie erwidert die Umarmung nur zu gerne. Als meine Prinzessin aufsieht, wirkt sie erleichtert, ich grinse bloß vor mich hin.
„Kommt rein.“
Ich reiche meiner Mom die kleine Pflanze. „Hier, neues Unkraut für dich.“
Mom nimmt sie direkt entgegen und sieht sie sich kurz an, ehe sie sich schon wieder an uns wendet: „Danke, sehr lieb. Was kann ich euch zu trinken anbieten?“ Sie geht voraus und wir folgen ihr ins Wohnzimmer.
„Gar nichts, Mom, ich mach das schon. Setz dich, es ist dein Geburtstag.“ Im Wohnzimmer rücke ich Ilaria den Stuhl zurecht, sie setzt sich sofort. Mom stellt die Pflanze auf eine Kommode und setzt sich dann ebenfalls.
„Danke, Killian.“ Mom widmet ihre Aufmerksamkeit sofort wieder Ilaria. „Ich freue mich so sehr, dich kennenzulernen. Killian hat mir schon einiges über dich erzählt, aber er lässt gerne Details aus.“
„Mom, überfall sie doch nicht so.“
„Schon in Ordnung, das macht mir nichts aus“, antwortet Ilaria mit einem Lächeln. „Meine Nervosität ist gestorben, als sie mich umarmt hat.“
Mom legt sich eine Hand an die Brust. Ich kann ihre Gedanken fast schon wortwörtlich in meinem Kopf hören. Sie ist Hals über Kopf in Ilaria verliebt. Ich gehe in die Küche, um mich um die Getränke zu kümmern. Aus dem Kühlschrank nehme ich eine Flasche Coke, außerdem nehme ich den bereits bereitgestellten Krug mit Wasser mit in das Wohnzimmer. In dem Krug schwimmen einige Eiswürfel und Zitronenscheiben, außerdem noch etwas Minze.
Als ich zu den Beiden zurückkomme, unterhalten sie sich bereits.
„Nach dem Stress mit meinem Ex brauchte ich einen Neuanfang. Weg aus Indiana und nach Kalifornien. Ich brauchte neue, offene und verrückte Menschen um mich herum und nun bin ich hier. Ich liebe San Francisco.“
Ich schenke den Ladys Getränke ein und setze mich dann stumm neben meine Prinzessin.
„Zu deiner Familie hast du aber noch Kontakt, oder?“
Ilaria nickt. „Selbstverständlich. Mein Daddy hat mir sehr bei meinem Umzug geholfen. Nachdem ich mich für San Francisco entschieden habe, waren wir eine Woche lang zusammen in der Stadt, um uns Wohnungen anzusehen und die ersten Schritte für meinen Umzug vorzubereiten. Im Internet gibt es zwar durch diese 3D-Modelle der Wohnungen schon vieles, dass man sich vorher ansehen kann, aber durch die Straßen zu spazieren und sich alles in Natura anzusehen, ist immer noch die beste Erfahrung. Jetzt wohne ich in der Vallejo-Street.“
„Und wie ist es, so weit von Zuhause entfernt zu sein?“, fragt Mom interessiert nach.
Ilaria lächelt breit, als sie weitererzählt: „Es ist ein Abenteuer. Ich kann jederzeit ans Meer fahren, es gibt viele Sehenswürdigkeiten, die ich noch entdecken kann, außerdem fühle ich mich sehr inspiriert, seit ich sozusagen mein altes Leben hinter mir gelassen habe.“ Ilaria sieht mich an. Ich lege meine Hand auf ihre und ziehe einen Mundwinkel hoch. Meine Prinzessin richtet ihren Blick wieder auf ihre Gesprächspartnerin und erzählt weiter: „Anfangs war es doch sehr beängstigend. Mein Daddy hat mich in der ersten Woche nach meinem Umzug noch sehr unterstützt, mir mit meinen Möbeln geholfen, wir waren einkaufen, um sämtliche Vorräte aufzustocken und wir sind sogar den Weg bis zu meiner Arbeitsstelle mit dem Bus gefahren. Er meinte, dass er sich alles ansehen möchte und dass ich den Weg kennen sollte, wenn ich meinen ersten Arbeitstag in San Francisco habe. Zum Bewerbungsgespräch hat er mich gefahren, das war auch in der Woche, in der wir uns die Wohnungen angesehen haben.“ Ilaria atmet tief durch. „Mittlerweile hat sich all die Aufregung ein wenig gelegt und ich fühle mich wie zu Hause.“ Ich tätschle ihre Hand und stehe auf. Langsam werde ich ziemlich hungrig und bevor ihr Magen noch einmal nach Essen knurrt, sollten wir ihn füllen.
„Bleibt sitzen und quatscht weiter, ich richte mal das Essen an“, erkläre ich und verschwinde in die Küche.
Ich gehe einige Male hin und her. Ich bringe die leeren Tacos, das Gemüse und den Fisch, womit sie gefüllt werden, dann noch die Saucen und die Nachos. Ilaria verschwindet vor dem Essen noch schnell ins Badezimmer, den Weg dorthin zeige ich ihr.
„Killian, deine Freundin ist herzallerliebst“, spricht Mom leise, als wir in der Küche stehen und uns die Hände waschen. „Ein guter Fang.“
Ich schnaube. „Das ist lustig, weil sie eine kleine Meerjungfrau ist.“
„Sei nicht albern“, meint sie und rollt amüsiert mit den Augen. „Ich meine es ernst. Sie ist wirklich sehr nett. Und so ein hübsches Mädchen.“ Mom lächelt mich an, dann geht sie zurück ins Wohnzimmer.
Während dem Essen höre ich hauptsächlich zu, wie Ilaria und Mom sich austauschen. Sie erzählen von ihren Jobs im Büro, beschweren sich über lästige Kollegen und tauschen sich über Kleidung und Kosmetik aus. Zwischendurch driften meine Gedanken auch etwas ab, da mich einige dieser Themen nicht besonders interessieren, doch Mom und Ilaria verstehen sich blendend und das ist das Wichtigste.
Doch als Ilaria fragt, wie ich in meiner Jugend war, werde ich hellhörig. Ich werfe Mom einen Blick zu, sie erwidert diesen Blick mit einem Lachen. Missmutig ziehe ich meine Brauen zusammen.
„Er war nicht einfach“, antwortet sie vage, ehe sie mir zuzwinkert.
Ich tätschle Ilarias Hand. „Du ziehst jetzt ganz schön schwere Geschütze auf, hm?“
Ilaria kichert. „Ich bin neugierig. Du hast mir bestimmt schon Schlimmeres erzählt und ich werde dich deswegen nicht weniger mögen.“ Sie schmiegt sich für einen kurzen Moment an meinen Arm, wahrscheinlich, um mich wieder milde zu stimmen, dann wendet sie sich an meine Mom. „Liz, bitte. Ich bin neugierig. Er war bestimmt genauso ein lieber und netter Kerl wie jetzt.“
„Als Kind war Killian recht einfach. Er war ruhig und hat fast nur noch auf seiner Gitarre gespielt, als er sie zum Geburtstag bekommen hat.“ Ich mache mich innerlich darauf gefasst, was Mom nun über mich auspacken wird. „Als Teenager war er furchtbar. Ihn morgens aus dem Bett zu bekommen und in die Schule zu schicken, war ein Albtraum.“ Ich grinse vor mich hin. „Wenn er schläft, dann schläft er. Er würde den Untergang der Welt verschlafen.“
Ilaria nickt bekräftigend. „Ja, das sehe ich auch so und die Zombies würden ihn auch nicht anrühren, weil sie ihn für einen von ihnen halten würden, wenn er dann doch aufwacht.“
Ich lache über die bildliche Vorstellung zu Ilarias Szene, ehe ich antworte: „Also für mich klingt das sehr vorteilhaft.“
„Im Falle eine Zombieapokalypse ist das vorteilhaft, es ist aber nicht vorteilhaft, wenn du deinen Sohn aus dem Bett zerren und in den Schulbus schleifen musst“, meint Mom amüsiert.
„Habe ich mich dafür eigentlich jemals entschuldigt?“
Sie zuckt mit den Schultern, dabei lächelt sie mich an. „Es ist in Ordnung, so ist das Leben als Mutter eben. Wir beide hatten ja auch unseren Spaß, auch wenn es nicht immer einfach war.“ Ich nicke.
„Und wie war er sonst so?“
„Einerseits unendlich faul, anderseits schwer zu bändigen.“ Mom seufzt. „Wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, dann hat er das durchgezogen. Irgendwann habe ich nachgegeben und beschlossen, ihn zu unterstützen, damit er sich beispielsweise nicht heimlich aus dem Haus schleicht, um zu Konzerten zu gehen.“ Ich grinse. „Stattdessen habe ich ihn und seine Freunde gefahren. Sie wären ohnehin gegangen, aber so konnte ich wenigstens sicher sein, dass sie bei den Konzerten ankommen und danach auch wieder in ihren Betten landen.“
„Sie war die coole Mom“, meine ich stolz, was sie nun zum Grinsen bringt.
„Dann warst du also ein kleiner Rebell, hm?“, fragt Ilaria, während sie sich einen weiteren Taco füllt.
„Könnte man so sagen.“
„Und er war ein kleiner Idiot“, erinnert Mom mich.
Sofort sieht Ilaria auf. „Wieso das denn?“
„Er hat mir so oft Kummer gemacht, wenn er mal wieder mit einem blauen Auge nach Hause gekommen ist. Aber an eine Situation erinnere ich mich immer wieder gerne, weil er wirklich nicht besonders viel über die Konsequenzen nachgedacht hat. Killian war neugierig und wollte wissen, wie es sich wohl anfühlt, wenn man Pfefferspray in die Augen bekommt, also hat er es ausprobiert“, erzählt sie, worauf ich seufze.
„Ja, nicht mein stolzester Moment“, gebe ich zu. „Aber jetzt weiß ich, wie es sich anfühlt. Es macht keinen Spaß.“
„In solchen Momenten weiß man nicht, ob man weinen oder lachen soll, ich habe mich für lachen entschieden.“ Ilaria kichert.
„Ja, danke, Mom, das war in dem Moment sehr aufbauend.“
„Danach habe ich dir doch geholfen. An meiner Stelle hättest du auch gelacht. Was soll man zu so viel Unvernunft groß sagen? Meine Worte waren meistens verschenkt. Dein Sturkopf musste alles selbst herausfinden und irgendwann wird man als Mutter dann lockerer. Du hattest immer schon deinen eigenen Kopf, so ist das eben.“
Ich schnaube. „Ja, mit meinem Bullshit habe ich dich auf jeden Fall abgehärtet.“
Ilaria kichert erneut, sie hält sich die Hand vor den Mund, da sie noch kaut. „Du bist trotz dem vielen Bullshit ein wunderbarer Mann geworden.“
„Er könnte seinen Hintern ein bisschen öfter von der Couch bewegen, aber sonst bin ich auch zufrieden, wie er sich gemacht hat“, stimmt Mom ihr zu.
„Verschwört euch ja nicht gegen mich.“
„Das würde ich niemals wagen“, entgegnet Mom abwinkend, doch sie zwinkert Ilaria zu, die gleich anfängt zu lachen.
„Ach, Mist, ich bin verloren. Am besten ich esse einfach und halte meine Klappe.“ Tröstend tätschelt Ilaria meinen Arm, es hilft jedoch kein Stück.
Als es Zeit für die Torte wird, übernehme ich das Abräumen des Tisches. Während ich die Teller in die Spüle stelle, höre ich, dass die beiden ausgelassen lachen. Zufrieden fülle ich den Krug mit Wasser und frischen Zitronenscheiben. Aus dem Gefrierfach nehme ich noch eine Ladung Eiswürfel, die ebenfalls in dem Krug landen. Ich stelle den Krug auf den Tisch und hole dann noch die Schokoladentorte, die Mom gebacken hat. Da sie kein Fan von diesem Singsang ist, sparen wir uns das glücklicherweise. Sie schneidet die Torte an und jeder von uns bekommt ein Stückchen.
„Mom, bevor wir die Torte essen, habe ich noch ein Geschenk für dich.“
„Oh, ich dachte der Topf mit Unkraut war mein Geschenk?“, fragt sie und deutet mit dem Daumen hinter sich auf die Kommode.
„Ja, das auch. Warte einen Moment.“ Ich möchte gerade aufstehen, doch Ilaria legt ihre Hand an meinen Arm. „Ich habe das Geschenk in meiner Tasche.“
„Ach ja, genau.“
Ilaria hebt ihre Tasche vom Boden auf und stellt sie auf ihren Schoß. Sie gibt mir das kleine Geschenk, das ich gleich an Mom weiterreiche. Ilaria hat sich die Mühe gemacht, es in Geschenkpapier zu verpacken und mit einer Schleife zu verzieren.
Mom schmunzelt. „Das hast du eingepackt, nicht wahr?“ Sie sieht Ilaria an, die nickt. „Dachte ich mir. Darin war Killian nie besonders gut.“
„Das wird doch ohnehin wieder aufgerissen.“
Mom packt ihr Geschenk aus. Sie sieht sehr überrascht aus, als sie die schwarze Schmuckschatulle erblickt. Sie sieht zu mir. „Du schenkst mir Schmuck? Killian, das muss doch nicht sein.“
„Öffne es doch einfach, Mom.“
Sie folgt meiner Anweisung und erblickt gerührt den Anhänger, den Ilaria gefertigt hat. Mom nimmt die Kette heraus und sieht mich dann an. „Ach, Killian, das ist wunderschön, aber das musste wirklich nicht sein. Du hast finanziell doch schon so viel um die Ohren.“
Ich ziehe einen Mundwinkel hoch und deute mit dem Kopf zu Ilaria. „Sie hat den Anhänger gemacht.“
„Wirklich?“, fragt Mom erstaunt, dann sieht sie den Baum mit der rosa Krone erneut an. „Der Anhänger ist von dir?“
„Killian hat mir dabei geholfen“, antwortet Ilaria verlegen.
Ich schnaube. „Prinzessin, du hast die Arbeit gemacht, ich habe mir nur die Steine ausgesucht.“
Mom steht auf, sie drückt erst mich und dann meine Freundin. „Das ist wirklich lieb von euch. Vielen Dank.“ Zufrieden setzt sie sich wieder an ihren Platz und betrachtet ihre neue Kette. Mit einem breiten Lächeln legt sie sie an. „Und die hast du wirklich selbst gemacht?“
Ilaria nickt. „Mit ein bisschen Glück kann ich damit vielleicht bald genug Geld verdienen, um nicht mehr zurück zur Arbeit zu müssen.“
Mom antwortet ihr sofort: „Ich würde es dir wünschen. Du bist sehr talentiert, Ilaria.“
„Danke.“ Meine Prinzessin strahlt vor Freude, auch Mom ist mit ihrem neuen Schmuckstück glücklich und ich bin zufrieden, weil ich gut gegessen habe und nun ein Stück Kuchen vor mir habe. Manchmal ist das Leben doch nicht so scheiße.
Um dem Gespräch ein wenig zu entfliehen kümmere ich mich um den Abwasch. Das viele Essen hat mich müde gemacht, eigentlich würde ich jetzt gerne ein Nickerchen machen, doch das wäre im Moment doch etwas unpassend. Da Mom irgendwann mit einem Anruf beschäftigt ist, hilft Ilaria mir beim Abtrocknen.
„Sag mal, hast du vielleicht Lust, mir dein Zimmer zu zeigen?“, fragt Ilaria leise, danach grinst sie mich frech an.
„Wenn du es so sagst, fühle ich mich gleich wieder wie ein Teenager“, antworte ich ihr amüsiert. „Wenn wir hier fertig sind. Erwarte am besten gar nichts. Es ist noch kleiner als meine Wohnung.“
„Es ist doch nur für den Übergang. Vielleicht ziehen wir ja irgendwann zusammen.“
Für einen Moment halte ich Inne, dann nicke ich. „Wenn du das willst?“
„Noch nicht jetzt, das wäre irgendwie zu früh, nicht?“
Ich schnaube. „Lass mich mal meine Schulden auf die Reihe bekommen, dann sehen wir weiter. Wir laufen einander ja nicht weg, hm?“ Ilaria nickt, dann gibt sie mir einen Kuss auf die Wange. Das abgetrocknete Geschirr räume ich weg. Ilaria legt das Geschirrtuch zur Seite, als sie mit der letzten Schüssel fertig ist.
Da Mom immer noch telefoniert, zeige ich Ilaria mein Zimmer. Interessiert sieht sie sich um, doch dann setzt sie sich auf mein Bett und klopft auf den Platz neben sich. „Komm her zu mir.“
„Wenn ich zu dir komme, stellst du dann etwas mit mir an?“
„Vielleicht?“, antwortet sie ebenso frech wie in er Küche.
Grinsend komme ich auf Ilaria zu und setze mich. Sie gibt mir einen sanften Kuss und klettert auf meinen Schoß. „Hey, was ist, wenn meine Mom uns erwischt?“, frage ich eher im Scherz, doch Ilaria legt mir ihren Zeigefinger an die Lippen.
„Dann müssen wir eben ganz, ganz leise sein“, antwortet sie mir flüsternd, ehe sie mich in einen tiefen Kuss verwickelt.
Es ist irgendwie falsch, dass ich das sexy finde, oder?