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Kapitel 29
Wenn Träume wahr werden Teil I
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„Und? Wie weit bist du schon gekommen?“, fragt Ilaria mich. Sie legt ihre Hand an meine Schulter, was mich dazu veranlasst, zu ihr aufzusehen. Sie trägt wieder diese schwarze Gesichtsmaske. Ihre Haare sind klebrig und hochgesteckt. Der Anblick amüsiert mich jedes Mal aufs Neue.
„Ich weiß nicht recht, was ich schreiben soll“, gestehe ich hilflos. „Ich habe jetzt meine übliche Bewerbung überarbeitet und alles eher Richtung Musik gelenkt. Ich habe die Schulband erwähnt, geschrieben, dass ich schon als Kind Gitarrenunterricht hatte, später dann Gitarrenunterricht gegeben habe, hunderte Songs geschrieben habe und so weiter. Ich denke aber, dass da noch irgendetwas fehlt.“
„Mhm“, antwortet sie und deutet auf ihr Gesicht. „In ein paar Minuten kann ich wieder richtig reden.“ Ihre Worte sind eher genuschelt, als gesprochen, doch ich verstehe sie.
„Vielleicht sollten wir Gebärdensprache lernen, dann können wir uns auch unterhalten, wenn du dein Gesicht lähmst.“ Ich bin ziemlich sicher, dass Ilaria mich gerade verurteilend ansieht, doch ihr durch die Gesichtsmaske neutrales Gesicht zeigt keinerlei Emotionen. „War nur ein Witz. Du siehst bezaubernd aus, auch mit dieser gummiartigen Maske.“
Ich bekomme einen zarten Schubs, ehe sie durch meine Haare wuschelt. Erst drücke ich Ilaria von mir, dann gebe ich ihr einen sanften Klaps auf den Hintern. Sie lässt ihre Hand über meinen Arm gleiten und tritt durch das Wohnzimmer. Samt Stuhl drehe ich mich in ihre Richtung, als sie zur Couch spaziert, dabei streiche ich mir die Haare glatt. Meine Prinzessin setzt sich, hebt ihr Glas an und trinkt durch einen Strohhalm. Ich verschränke meine Arme und mache es mir gemütlich, indem ich mich wieder richtig zurücklehne.
„Möchtest du mir nach deiner Beautyroutine helfen?“, frage ich nach. Sie zeigt mir einen Daumen hoch. „Danke.“
Ich werfe einen frustrierten Blick auf meinen Lebenslauf. Da ich nicht mehr weiterkomme, stehe ich auf und folge Ilaria zur ausgezogenen Couch. Da mir eine Idee kommt, wie ich mir in den nächsten Minuten die Zeit vertreiben könnte, klettere ich hinter Ilaria auf die Couch und packe sie an der Taille. Mit einem Ruck ziehe ich sie zu mir.
„Hey, was machst du?“, fragt sie nuschelnd. Man hört deutlich, dass sie ihren Mund kaum bewegt, als sie spricht.
„Dich massieren. Entspann dich.“ Ich lege meine Hände an ihre Schultern, schiebe das Handtuch, in das sie sich gehüllt hat, zur Seite und beginne damit, sie zu massieren. Der wohlbekannte und durchaus angenehme Duft von Ilarias Haarpflege steigt mir in die Nase. „Danke, dass ich deinen Laptop benutzen darf.“
„Gerne.“
Ich platziere einen zarten Kuss auf Ilarias Schulterblatt und nehme mir ausreichend Zeit, sie zu verwöhnen. Ich möchte, dass ihre freie Woche angenehm startet. Sie soll den Stress der Arbeit vergessen und sich ganz auf sich selbst konzentrieren. Dass ich geschafft habe, was ich mir vorgenommen habe, macht Ilaria deutlich. Sie gibt genüssliche Laute von sich, als ich mich um eine kleine Verspannung kümmere. Wir werden allerdings unterbrochen, als ihr Smartphone plötzlich zu piepen beginnt. Ich halte Inne. Meine Prinzessin beugt sich nach vorne, was mich dazu veranlasst, ihr neugierig über die Schulter zu schauen. Mit einem Tipp auf das Display deaktiviert sie einen Countdown. Das muss wohl der Pflegecountdown gewesen sein.
„Machst du damit noch weiter, wenn ich wiederkomme?“
„Klar, von mir aus kannst du dich auch nackt auf die Couch legen und ich massiere jeden Zentimeter deines Körpers.“ Grinsend spreche ich weiter: „Ich kenne da ein paar Stellen, die ich besonders gerne verwöhne.“
Ilaria steht auf. Sie tätschelt meine Wange und spaziert dann Richtung Badezimmer. Erst bin ich enttäuscht, da ich ziemlich sicher bin, dass sie gerade meinen Vorschlag abgeschmettert hat, doch dann lässt Ilaria das Handtuch von ihrem Körper gleiten, um mir einen wunderbaren Ausblick auf ihren Hintern zu verschaffen.
„Oh nein, wie ungeschickt von mir“, gibt Ilaria gespielt von sich und beugt sich nach vorne, um ihr Handtuch aufzuheben. Dabei lässt sie sich erstaunlich viel Zeit, doch ich habe keinen einzigen Grund, mich darüber zu beschweren. Ilaria richtet sich wieder auf und streckt sich genüsslich. Gekonnt setzt sie ihren hübschen Hintern in Szene, während sie auf die Badezimmertür zugeht. Zufrieden grinsend sehe ich ihr nach, bis sie im Badezimmer verschwindet. Um das zu tun, muss ich mich zwar ein wenig verrenken, doch für diesen Hintern verrenke ich mich gerne.
Da ich höre, dass Ilaria noch einmal unter der Dusche steht, um sich die Haare zu waschen, mache ich mir einen Kaffee und überlege, ob es irgendetwas gibt, mit dem ich Dan beeindrucken könnte. Dummerweise bin ich nie auf großen Festivals aufgetreten, einige meiner Songs wurden mehrere tausend Male abgespielt, doch richtig viral ging keiner von ihnen. Ich nehme den Kaffee mit zum Schreibtisch und stelle ihn neben dem Laptop ab, ehe ich mich hinsetze. Das Wasser im Badezimmer läuft nicht mehr, Ilaria ist also bald fertig.
Nachdenklich tippe ich mit meinen Fingern gegen die Tischplatte, doch dann lasse ich mich gegen die Lehne von Ilarias bequemen Sessel sinken. Nun kann ich aus dem Badezimmer das Rauschen des Föhns hören. Wie ich es auch drehe und wende, ich war nie besonders erfolgreich. Dementsprechend habe ich nicht besonders viel zu bieten. Etwas verloren sehe ich mich in Ilarias Wohnung um, doch dann setze ich mich wieder aufrecht hin und tippe weiter. Ich verfasse eine Liste mit den Bars und Clubs, in denen ich regelmäßig auftrete oder früher aufgetreten bin, doch dann lösche ich sie wieder. Im Text steht doch schon, dass ich in mehreren kleinen Clubs auf der Bühne stand. Unsicher, was ich schreiben soll, mache ich das Löschen des Absatzes wieder rückgängig. Vielleicht kennt er ja einige Betreiber und möchte sich mit ihnen über mich unterhalten. Mit zusammengezogenen Brauen sehe ich den Bildschirm an. Ich mache mir Sorgen. Vielleicht landet mein Lebenslauf im Mülleimer, wenn ich nichts Interessantes zu bieten habe. Noch schlimmer wäre es, wenn das Verhalten von damals mich einholen würde. Wer weiß, was Dan alles über mich zu hören bekommt. Wenn er hört, dass ich mich früher öfter unter Alkoholeinfluss geprügelt habe oder Sex im Backstagebereich hatte, könnte das ein schlechtes Licht auf meine Karriere werfen. Unglücklich seufze ich. Wenn ich doch nur damals nicht so dumm gewesen wäre.
„Du weißt nicht weiter, hm?“, erklingt Ilaria hinter mir. Sie streicht durch mein Haar und klettert dann auf meinen Schoß. Ihre Hand wandert über meinen Arm bis zu meinem Nacken. Mit sanften Bewegungen werde ich gekrault. Durch die Dusche strahlt sie eine angenehme Wärme aus. Damit Ilaria nicht von meinem Schenkel rutscht, halte ich sie an der Taille fest. Schon ihre bloße Anwesenheit erhellt meine Stimmung. Das Kraulen fühlt sich angenehm an.
„Nein“, stimme ich ihr zu und küsse ihre Schläfe. „Was hast du denn da an? Ist das mein Shirt?“
„Ja. Du hast gesagt, dass wir es uns heute bequem machen und nichts ist bequemer als die Sachen meines Mannes.“ Ilaria sieht mich an und lächelt breit. „Du hast doch bestimmt nichts dagegen, oder?“
„Nein“, antworte ich ihr. „Aber ich bin neugierig, was du darunter trägst.“ Meine Hand streicht bereits über Ilarias Schenkel, um das Geheimnis zu lüften, doch sie gibt mir einen Klaps auf die Finger, also ziehe ich meine Hand wieder weg.
„Nein, nein, nein, nicht ablenken.“ Ilaria drückt gegen meinen Kopf, um meinen Blick wieder auf den Bildschirm zu richten. „Mach das fertig, dann kannst du es immer noch herausfinden.“
Ich seufze. „Ich weiß nicht, was ich schreiben soll.“ Missmutig scrolle ich an den Anfang des Dokuments. Ilaria legt ihre Hand an meine und liest, was ich geschrieben habe.
„Du hast doch alles, was er wollte. Dein Lebenslauf ist kurz und bündig, auf dem Foto siehst du sexy aus und deine Social Media Präsenz steht auch dabei. Ich bin sicher, dass Dan deinen Lebenslauf ohnehin nur überfliegt und sich dann deine Videos ansehen und deine Songs anhören wird. Es geht um das, was du leisten kannst, das, was du erreichen möchtest. Es geht um deine Stimme und dein Talent als Musiker. Um deine Songs, um die Geschichten, die du erzählen willst.“ Ilaria lächelt mich zuversichtlich an. „Ihr werdet ohnehin noch Essen gehen und euch in Ruhe unterhalten.“
Leicht nicke ich, dann lehne ich meinen Kopf gegen ihre Schulter. „Ja, du hast Recht. Es macht mich nervös. Das ist meine erste, richtige Chance. Wer weiß, ob ich eine zweite bekomme, wenn ich mich dumm anstelle. Und in der Vergangenheit habe ich mich sehr dumm angestellt. Ich hoffe, dass mir das nicht meine Zukunft ruiniert.“
„Ach, wenn du das Gefühl hast, ihn zu verlieren, dann zeigst du ihm ein Bild von meinen Brüsten, an der Bar wollte er mich nämlich anbaggern.“ Da sie die Gesichtsmaske abgewaschen hat, kann ich glücklicherweise erkennen, dass es sich um einen Scherz handelt.
Etwas überrumpelt frage ich dennoch nach: „Wie bitte?“ Ilaria lacht los, dann lehnt sie ihre Stirn gegen meine Schulter. „Ich zeige dem Kerl doch kein Foto von deinen Brüsten, die zeigst du ihm schön selbst. In natura sind sie beeindruckender.“ Ilaria kichert. Ich schüttle den Kopf. „Du hast mir gar nicht gesagt, dass er dich angebaggert hat.“
Ilaria richtet sich auf. Sie wiegt den Kopf hin und her. „Viel gibt es da nicht zu erzählen. Er wollte mir einen Drink ausgeben, doch ich habe abgelehnt und er hat das zur Kenntnis genommen. Dann habe ich ihn gefragt, ob er nicht ein bisschen zu schick für den Club ist und so sind wir ins Gespräch gekommen. Ich habe ihm ganz unschuldig erzählt, dass mein Freund auf der Bühne stehen wird und er hat sich nach dir erkundigt.“ Ilaria macht eine ausladende Handgeste. „Ich dachte, dass es eine gute Idee ist, dass ich ihn so lange beschäftige, bis du dran bist. Damit er dir auch wirklich zuhört und du nicht wieder enttäuscht wirst. Ich weiß, wie wichtig dir deine Musik und dein Traum sind, also musste ich dir helfen.“
Einerseits bin ich überrascht, anderseits klingt es schon nach etwas, was Ilaria tun würde. „Dann hast du ihn mit deinem Aussehen geködert und für mich Werbung gemacht?“, frage ich verblüfft nach.
„Oh nein, nein, nicht absichtlich. Die Idee ist mir spontan gekommen, als er meinen Drink bezahlen wollte.“ Ilaria wirkt nun verunsichert. „Das macht dir doch nichts aus, oder? Ich wollte ja nichts von dem Kerl und geflirtet habe ich auch nicht. Wir haben nur geredet. Nachdem ich ihm gesagt habe, dass ich meine Drinks alleine zahlen kann, hat er mir auch keine Avancen mehr gemacht. Er hat es respektiert, dass ich kein Interesse habe, du hast also keinen Grund, eifersüchtig zu sein.“
Ich schnaube. Es ist süß, dass Ilaria mir versichert, dass sie kein Interesse an dem Kerl hat, auch wenn ich weiß, dass sie es nur aus Unsicherheit macht. Mit einem Lächeln antworte ich ihr: „Nein, schon in Ordnung. Ich vertraue dir. Es ist ja nicht so, als hättest du dich auf seinen Schoß gesetzt und sein Gesicht zwischen deine Brüste gedrückt.“ Mit hochgezogenem Mundwinkel streiche ich ihr eine feuchte Haarsträhne aus dem Gesicht. „Danke. Es ist nett von dir, dass du mir geholfen hast. Eine andere Frau hätte wahrscheinlich versucht, ihn zu ihrem Sugar Daddy zu machen, nachdem sie die Uhr an seinem Handgelenk gesehen hat.“
Ilaria verzieht das Gesicht. „Nein, danke. Ich hatte schon einen Mann, der mir teure Geschenke gemacht hat. Ich will lieber jemanden, der mir zuhört und sich um meine Seele kümmert.“ Meine Prinzessin küsst sanft meine Lippen. „Und das bist du. Dich tausche ich nicht mehr ein.“
Ich drücke Ilaria an mich und nehme einen tiefen Atemzug. Sie duftet wundervoll. Süß und fruchtig. Irgendwie lecker. „Trotzdem danke. Wer weiß, ob er geblieben wäre, wenn du ihn nicht beschäftigt hättest. Du weißt gar nicht, wie viel mir das bedeutet.“
„Doch, das weiß ich und genau deswegen habe ich es gemacht.“ Sie gibt mir einen Kuss auf die Wange. „Das wird der Moment, auf den du so lange gewartet hast.“
„Ja, das hoffe ich. Wenn das wieder schiefläuft, erhole ich mich vielleicht nicht mehr davon.“ Ich blicke wieder auf den leuchtenden Bildschirm des Laptops. „Ich war noch nie so nah dran, einen richtigen Plattenvertrag zu bekommen. Davon träume ich, seit ich meine erste Gitarre in den Händen gehalten habe. Ich hoffe, dass mich niemand aufweckt.“ Erschrocken zucke ich zusammen, als ich einen kurzen Schmerz an meinem Arm spüre. „Au. Was war das denn?“ Ich reibe über meinen Arm. Die Schmerzen sind bereits wieder verschwunden, die Stelle ist jedoch leicht gerötet.
„Gar nichts?“, antwortet Ilaria kleinlaut. „Ich wollte dir nur zeigen, dass das kein Traum ist.“
„Schon gut. Wenn es ein Traum wäre, würde ich wohl besser aussehen.“
Ilaria lacht, dann umarmt sie mich fester. „Wenn du noch besser aussiehst, dann lasse ich dich gar nicht mehr aus dem Bett.“ Ich schnaube. Meine Prinzessin bekommt einen leichten Klaps auf den Oberschenkel. „So, steh auf, mein Bein schläft ein. Ich sehe mir die Bewerbung später noch einmal mit etwas Abstand an und schicke sie dann ab.“ Ich atme tief durch.
„Nervös?“, erkundigt Ilaria sich besorgt. Sie streicht über meine Wange.
„Und wie.“
„Soll ich dir helfen, dich zu entspannen?“, fragt Ilaria nach und küsst meine Wange. Ich ziehe einen Mundwinkel hoch.
„Woran hast du gedacht?“, frage ich in der Hoffnung auf Sex. In Stimmung wäre ich bereits.
„Pizza, Burger, Tacos, vollkommen egal, Hauptsache fett und lecker. Mein Bäuchlein braucht etwas zu essen.“
Ich nicke. „Ich hatte zwar auf Sex spekuliert, aber Hot Dogs wären mir auch recht.“
„Perfekt. Slider’s Diner?“
„Dazu sag' ich nicht nein.“
· • ✤ • ·
Nach einem kalorienreichen Abendessen liegen wir auf der Couch und nehmen uns Zeit, das fettige Essen zu verdauen. Im Hintergrund läuft unsere ständig länger werdende Playlist. Ich taste nach Ilarias Hand, hebe sie an und küsse ihre Finger. Mein eigentlicher Plan, nach dem Essen Sex zu haben, ist erst einmal ad acta gelegt. Ich bin zu voll, um mich zu bewegen.
„Wie stellst du dir dein neues Leben vor? So als erfolgreicher Musiker, meine ich.“
„Kommt darauf an. Ein recht erfolgreiches Album, eine nationale Tour und nette, aber nicht unbedingt luxuriöse Hotels würden mir für den Anfang reichen. Schlafen kann ich eigentlich überall, es wäre aber hilfreich morgens einen Kaffee und Frühstück zu bekommen, bevor ich wieder weiterziehen muss. Es wäre toll, einen meiner Songs im Radio zu hören oder ab und zu erkannt zu werden. Ich glaube, dass mir größerer Ruhm unangenehm werden könnte. Ich möchte alleine nachts auf die Straße gehen und mir an einem Hot Dog Stand einen fettigen Mitternachtssnack besorgen, ohne von Paparazzi verfolgt zu werden.“
Ilaria schmiegt sich an meine Schulter. „Anfangs wäre das wahrscheinlich interessant, weil man sich wichtig und berühmt fühlt, aber irgendwann hat man sicher keine Lust mehr, ständig belagert zu werden. Das sieht man ja immer wieder. Also, dass Promis den Paparazzi die Kamera aus der Hand schlagen oder sie anschreien, weil die Idioten mitten auf der Straße stehen und ihren Fahrtweg blockieren.“
„Ja.“ Ich schnaube. „Ich fürchte, dass das auch meine Geduld überstrapazieren würde.“
„Mir würde es auch nicht leichtfallen, ständig nett zu sein, wenn ich bedrängt werde. Dann dieses Blitzlicht und man sieht gar nicht, wohin man eigentlich geht. Ich mag meine Freiheit und ich mag es eigentlich auch, zu wissen, wohin ich gehe.“
Amüsiert schnaube ich. „Kann ich gut nachvollziehen.“ Da es doch etwas unangenehm wird, wie Ilaria auf meiner Schulter liegt, strecke ich meinen Arm aus. Sie versteht den Wink sofort, nimmt Abstand von meiner Schulter und schmiegt sich dann an meinen Oberarm. „Liegst du gut?“
„Ja, ist bequem.“ Ich bekomme einen festen Kuss auf die Wange. „Wenn du auf Tour gehst, dann darf ich doch mitkommen, oder?“
„So eine Tour ist nicht so glamourös, wie man sie sich vorstellt. Man ist stundenlang unterwegs und gerade am Anfang sind die Hotels eher Motels und auch sehr günstig. Ab und zu hat man vielleicht einen freien Tag, aber man muss zu Presseterminen, dann gibt’s die Soundchecks und die Auftritte selbst natürlich. Irgendwann sollte man auch duschen, essen und schlafen.“
„Ich habe jetzt kein ja gehört. Zu schade. Wenn ich nicht mitkommen darf, dann kann ich dich gar nicht in jeder neuen Stadt verführen.“
Amüsiert drücke ich Ilaria an mich. „Du willst mich in jeder Stadt verführen?“
„Ja. Man hört doch immer, dass Musiker einsam sind und es besonders schlimm ist, wenn dieses High von den Auftritten verfliegt. Wenn du ins Zimmer kommst, erwartet dich ein Mädchen, das zu dir unter die Dusche klettert, um dir zu helfen, dich erst sauber und dann wieder schmutzig zu machen.“ Ilaria schmiegt sich gegen meine Wange. „Und dann testen wir beide, wie stabil die billigen Betten sind.“
Grinsend male ich mir eine dieser Nächte aus. Ilarias Worte klingen vielversprechend und so wie ich sie kenne, kann sie diese Versprechen auch halten. Die Vorstellung in jeder neuen Stadt verführt zu werden, gefällt mir. Hoffentlich machen wir nicht zu viele Betten kaputt. „Ich werde dich mitnehmen, wenn du das willst.“
„Das würde mir ausgesprochen gut gefallen. Auf Tour mit meinem erfolgreichen Mann.“ Sanft streichelt Ilaria meine Brust, doch ich lege meine Hand auf ihre und verschränke unsere Finger miteinander.
„Und was wird dann aus deinem Traum?“, frage ich nach.
„Ein Geschäft kann man auch unterwegs betreiben. Ich werde bestimmt viel Freizeit haben, in der ich ein paar Bänder knüpfen oder ein paar Anhänger fertigen kann“, erzählt Ilaria mir. „Der Versand ist bestimmt auch nicht besonders kompliziert. Die Städte, in denen du auftrittst, haben auch bestimmt ein Postamt.“
„Dann hast du schon alles durchdacht, hm?“
„Mehr oder weniger. Am Freitag geht meine Webseite endlich online und dann kann ich mit den ersten Verkäufen beginnen. Ich muss gestehen, dass ich etwas nervös bin, hauptsächlich, weil ich nicht sicher bin, ob jemand meinen Schmuck haben will, aber ich freue mich auch darauf. Das ist mein erster Schritt. Naja, der offizielle erste Schritt. Bis dahin gab es schon viele Schritte. So viele, dass ich sie gar nicht mehr zählen kann.“
Überrascht ziehe ich die Brauen hoch. „Du hast mir gar nicht erzählt, dass die Webseite online geht.“
„Es gab technische Schwierigkeiten. Ich wollte keinen Hype starten, bevor ich nicht ganz sicher bin. Es wäre eine peinliche Sache, wenn ich auf Social Media einen Countdown starte und dann doch wieder ein Problem auftritt und sich meine groß angekündigte Geschäftseröffnung verschiebt. Ich will die Interessenten nicht enttäuschen und ich habe zu hart gearbeitet, um mich selbst zu enttäuschen. Meine Fanbase ist noch nicht besonders groß und eine Blamage kann ich mir nicht leisten. Das Internet kann gnadenlos sein. Ich möchte meine Sache gut und professionell machen. Ich möchte, dass jeder Kunde zufrieden ist und mich in den höchsten Tönen lobt. Und falls doch irgendwann Probleme auftreten, dann will ich schnelle und professionelle Lösungen anbieten.“ Ilaria atmet durch. „Das wird aufregend.“
„Ja, das kann ich gut nachvollziehen“, antworte ich ihr mit einem Nicken. „Ich bin stolz auf dich, Prinzessin.“
„Danke, Killian. Sobald du deine Mail abgeschickt hast, bin ich auch stolz auf dich.“
„Danke. Welch liebevoller Arschtritt.“
„Es war eher ein Klaps auf den Hintern, als ein Arschtritt.“
„Das stimmt wohl.“ Liebevoll küsse ich ihre Stirn. „Ilaria?“
„Hm?“
„Darf ich dich noch etwas fragen? Es beschäftigt mich.“
„Natürlich. Du kannst mich immer fragen, was du auch wissen willst.“
„Okay. Was trägst du drunter?“ Auf meinen Lippen breitet sich ein immer breiter werdendes Grinsen aus.
Ilaria kichert. Sie löst unsere Finger voneinander und gibt mir einen leichten Klaps. „Einen Hello Kitty Baumwollschlüpfer.“
„Das ist ja nicht so sexy“, stelle ich trocken fest. „In meiner Vorstellung war es ein knappes Spitzenhöschen. Oder gar nichts.“
Nun lacht sie. „Tja, manche Geheimnisse sollten besser ungelüftet bleiben, hm?“