Vermutlich ermöglichte mir nur dieses Netzwerk, dass ich es schaffte, mein erstes Haus zu kaufen und mein erstes Gewerbe zu gründen.
Mir war aufgefallen, dass die meisten bdsm-Apartments in denen wir bisher gewesen waren, auf eine besondere Spielart abzielten.
Eine Art Dom/Sklavin Rollenspiel mit Käfigen, massiven Prangern, Ketten und einer düsteren Atmosphäre.
Wenn man Glück hat, gab es noch ein Klinikzimmer.
Ich selbst hatte mich aber immer in schlichteren Zimmern wohlgefühlt, Neele erzählte mir, dass sie immer mal ein Prinzessinenzimmer hatten haben wollen, die Sklavin wollte eine noch düstere Kerkeratmosphäre und Mella fühlte sie in einem flauschigen Körbchen am wohlsten.
Und ich wollte seit Jahren mein eigenes Projekt starten.
Also rief ich tatsächlich Joanne an, noch am Abend bevor wir in die Flitterwochen fahren würden.
"Ursprünglich war das mal ein alter Gutshof", erklärte sie mir am Telefon. "Aber meine Großtante hat einen Teil davon zu einem Hotel umgewandelt. Wenn du magst schicke ich euch die Adresse und ihr könnt es euch auf Google Maps mal ansehen. Es ist 50 Minuten außerhalb der Stadt in Alleinlage."
"Das wäre super", antwortete ich, völlig euphorisch.
"Wir können uns dann auch gerne über den Preis unterhalten, sobald wir es uns mal genauer angeschaut haben. Hast du noch mehr Informationen?" Vince sah mit gekräuselter Stirn zu mir hinüber. "Meinen Ehemann würde das auch mächtig interessieren", stachelte ich ihn an. Er wollte kein Hotel kaufen, das war mir klar.
"Der alte Stall ist eine Art Veranstaltungssaal und darüber liegt die alte Wohnung meiner Tante. Sie hat sie darüber bauen lassen, natürlich. Sie ist sehr schön, meine Tante mochte für sich selbst einen bescheidenen und doch gehobenen Standard, es ist schwer zu erklären. In der Wohnung hat Tantchen auch ihre vier Kinder großgezogen, es ist also gut geeignet für eine Privatwohnung.
Es gibt sogar eine Verbindungstür in die Hotellobby und den Speisesaal samt Küche. Ich glaube sie hat dort auch Frühstück und sowas angeboten. Im Haupthaus sind dann die ganzen Zimmer. Ich muss nachsehen, wie viele es sind."
"Das klingt nach einem absoluten Traum!", seufzte ich. Vince schüttelte den Kopf.
"Ich habe mit meinem Anwalt gesprochen und ich habe ein Gutachtet veranlassen lassen.", sprach Joanne nun weiter. "Es wird aber noch ein paar Tage dauern, bis es da ist."
"Danke, Joanne. Ich gebe dir meine E-Mail-Adresse, dann kannst du mir einfach alle Informationen zukommen lassen. ich fliege morgen mit meinem Ehemann in unsere Flitterwochen."
Nun war sie es, die seufzte: "Ich bin so traurig, dass ich nicht bei der Hochzeit sein konnte. Ich verehre dich wie ein Idol." Ich lachte: "Das ist so lieb von dir, Joanne."
"Ja, aber ich denke, dass es schon okay so ist. Hat er geweint, als er dich im Kleid gesehen hat?" "Und wie er geweint hat!" Vince war nun noch weniger gewillt, das ganze als etwas positives zu sehen.
"Es war wirklich ein wunderbare Tag", versicherte ich Joanne. "Und wir feiern sicher mit kleinen Törtchen dieses wunderbare Ereignis beim nächsten Stammi, zu dem ich gehen werde. Allerdings dauert das noch ein paar Sitzungen. Als erstes geht es ab in den Urlaub."
Wir verabschiedeten uns.
"Vinceeee", rief ich. "ich habe eine Verrückte geheiratet", stöhnte er und rieb sich die Augen.
"Aber hast du mitbekommen, was für eine tolle Gelegenheit das wäre? Wir haben beide viel gespart und diese Wohnung hier ist sicher eine tolle Sicherheit für die Bank und" "Lia, wenn du mal Kinder kriegst, wie willst du ihnen erzählen, dass sie über dem Veranstaltungssaal eines Bordells gelebt haben!" "Aber nicht doch! Es wird doch kein Bordell. Ich bin die Einzige, die Geld bekommen wird. Es wird ein Hotel und ein Ort für Events. Du weißt, dass ich da schon seit meiner Zeit als Masterstudentin von träume. Und jetzt mit dem Zweitstudium, was fast durch ist, wäre es perfekt."
Er seufzte. Dann sagte er: "Ich liebe dich. Wir waren ab, wie das Gutachten und der Preis ausfällt und dann sprechen wir noch einmal darüber, okay?" "Danke Vince!" ich hüpfte auf seinen Arm und küsste ihn. "Daddy liebt dich, du Verrückte!", murmelte er in mein Haar.