Über das Internet lernte Vince ein junges Mädchen, Neele, kennen. Sie fand unser Beziehungskonzept sehr interessant. Sie fragte, ob sie vielleicht schnuppern könnte.
"Du hast deine Subs. Denkst du nicht, dass es nur fair wäre, wenn ich auch jemanden zum Spielen bekomm?", fragte mich Vince.
"Natürlich", sagte ich.
Ich wusste, dass ich unsere Beziehung manchmal durch den Harem strapazierte. Vor allem seit wir zusammen wohnten, hatten Vince und ich nie wirklich Zeit nur für uns beide.
Das war toll, wir lieben Mella und die Sklavin mittlerweile sehr und wollten sie in unserem gemeinsamen Zusammenleben nicht mehr missen. Aber es war schon so, dass sich dadurch auch unsere Zweierbeziehung sehr geändert hatte, was manchmal auch schade sein konnte.
Deswegen stimmte ich zu, dass auch Vince ein Mädchen für sich alleine haben durfte. Unsere Beziehung war stark genug und wir liebten nur einander, die anderen waren eher freundschaftliche Zuneigung.
Wir hatten nichts gegen Polygeflechte, aber für uns war die Situation klar.
Neele und Vince trafen sich in einem Cafe.
Als er wieder kam, erzählte er mir genau von der Situation.
Sie trafen sich einige Male draußen, dann brachte er sie zu uns nach Hause.
Neele war gerade 18 Jahre alt, wunderschön.
Sie erinnerte mich an mich selbst, am Anfang unserer Liebesbeziehung. Sie provozierte Vince ununterbrochen, neckte ihn wegen seines "hohen Alters". Er war zwar kein Teenager mehr, aber auch noch nicht 30.
Vince schmunzelte. Und als sie einmal doch zu frech wurde und meinte, dass er ja gar nicht wirklich dominant sei, packte er sie, zog sie vom Stuhl über seinen eigenen Schoß, lupfte ihren Rock und versohlte ihr an Ort und Stelle den Arsch.
Und zum ersten Mal in unserer Beziehung, war ich eifersüchtig und zwar so richtig. Diese Eifersucht wollte ich mir lange nicht eingestehen, da ich meine eigenen Mädchen hatte, die mittlerweile ebenfalls gute Freundinnen waren und sich toll in unseren Alltag integrieren ließen.
Wieso also war es für mich ein Problem, dass mein Verlobter auch mit einer anderen intim war?
Vielleicht lag es daran, dass er und sie irgendwie eine Art Zweierkonstellation bildeten, da beide nicht wirklich zu meinem Harem gehörten. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich nicht mit Neele interagierte, sondern alles über Vince lief.
Wir hatten ausgemacht, dass ich nicht mit Männern schlief. Wahrscheinlich wäre Vince dann ebenso eifersüchtig geworden, wie ich. Es war eben nicht unser gemeinsames Ding, wie der Harem irgendwie, sondern nur seins.
Ich schnappte meine Schlüssel, während sie kicherte und jammerte und das beides gleichzeitig.
"Ich bin dann mal weg", sagte ich. Ich drehte mich nicht um, um zu schauen, ob er mir hinterher sah.
Aber ich lief im Treppenhaus langsam. Er kam mir nicht hinterher.
Ich spürte eiskalte, messerscharfe Stiche in meinem Herzen und ich musste hart schlucken.
Damit konnte ich nun wirklich nicht umgehen. Ich wusste auch nicht, wohin ich gehen sollte. Mella war zuhause bei ihren Eltern und die Sklavin war ebenfalls beschäftigt.
Ich ging zu einem kleinen, schnuckeligen Programmkino. Ich musste schmunzeln, als ich daran dachte, dass Vince und ich vor Jahren auf der letzten Reihe rumgemacht hatten.
Ich schrieb Mella: "Wann kommst du heute Abend wieder? Soll ich dich vom Bahnhof abholen?" Sie antwortete: "Nein, musst du nicht. Irgendwann zwischen acht und halb neun."
Ich erzählte ihr, dass ich im Kino war, weil Vince mit Neele bei uns zuhause war.
Dann fing der Film an.
ich hatte einfach irgendeinen Film genommen, der, der eben gerade lief und ich musste sagen, dass dieser historische Film zum Sterben langweilig war. Es war Dokuähnlich und normalerweise mochte ich solche Formate, doch heute schmerzte mein Herz so, dass ich viel mehr Rumgeballere gebraucht hätte, um mich zu betäuben.
Ich ließ die Tränen einfach laufen, hier in der Dunkelheit, wo mich keiner sehen konnte. Ich hatte kein Recht zu weinen, ich lebte schon länger das aus, was ich wollte.
Nur hatte ich Vince dabei nie ersetzt. Neele fühlte sich für mich an, wie eine neuere Version von mir.
Aber dennoch hatte ich kein Recht, deswegen zu trauern oder wütend zu sein.
Vince und ich hatten darüber gesprochen, er hatte nichts ohne mein Einverständnis getan.
Trotzdem brach mein Herz jedes Mal ein kleines bisschen, wenn ich daran dachte, dass er sie gerade in unserem Bett, auf unserem Sofa, auf unserer Spülmaschine fickte und ihr Sachen sagte, die er sonst nur zu mir sagte.
Als ich aus dem Kino taumelte, benebelt von Westerndokuvibes und meinen eigenen, selbstverletzenden Gedanken, hätte ich Mella fast nicht bemerkt, die vor dem Kino an einer Laterne lehnte.
Doch sie kam auf mich zu, aus dem Lichtkegel heraus. Sie nahm mich in den Arm, drückte mich fest an sich. "Was ist denn los?", fragte sie und ich begann hemmungslos zu schluchzen. Sie trug einen oversized Pulli und eine heiße Jeans, ihre Haare waren zu einem messy Dutt zusammengebunden. Sie war weder geschminkt noch aufgetakelt, aber ihre Arme um mich zu spüren und ihren wunderbaren Geruch zu riechen half mir so sehr.
Ich erinnerte mich an einen Tag, einige Wochen zuvor, als ihr Opa gestorben war und wir sie alle mit Schokolade und EIs überhäuft hatten, sie in den Armen gehalten haben und ihre Aufgaben übernommen haben. Wir waren nicht nur ihre Mitbewohnerinnen gewesen, sondern ihre Freunde und Liebsten. Wir waren ihr Auffangnetz gewesen und nun tat sie ganz genau das gleiche auch für mich.
Ich hinterließ dunkelgraue Flecken mit meinen Tränen auf ihrem Shirt, aber sie hielt mich einfach fest.
Irgendwann küsste sie meine Wange. In der Öffentlichkeit gingen wir nie weiter, als Freundinnen gehen würden. Sie hakte sich bei mir unter und wir liefen runter zum Fluss. Sie suchte uns eine Bank und wir setzten uns.
"Vince und Neele", sagte ich leise, lehnte mich rüber, drehte mich. Ich lag nun mit meinem Kopf auf ihrem Schoß, so wie ich sie viele Male zuvor ebenfalls getröstet hatte. "Tut weh, oder?", fragte Mella. Ich nickte. "Dabei habe ich ja auch eine Sub - ach was rede ich da - zwei!"
Sie schmunzelte und strich die Träne, die nachgerollt war, mit dem Daumen aus meinem Gesicht. "Ja, aber Prinzessin", ich fands schön, wie sie meine Anrede irgendwie liebevoll verwendete. "Deine Subs haben ein anderes Geschlecht als Vince und du bist ihm gegenüber devot und uns gegenüber dominant. Vince hat ein Mädchen von deinem geschlecht und in deiner Rolle - etwas, was du für ihn befriedigen solltest und bisher getan hast." "Ja, es fühlt sich an, als wäre ich ihm nicht genug. Als würde er mich ersetzen, nur weil ich so viel Zeit mit euch verbringe und nicht mehr nur mit ihm."
Es tat gut, es mal endlich aussprechen zu dürfen. Mella seufzte: "hast du mit ihm so deutlich darüber gesprochen?", fragte sie. Ich schüttelte den Kopf: "Nein." "Dann ist das vielleicht etwas, was du tun solltest."
Sie kraulte mich und ich blickte in den Himmel.
Dann sagte ich: "Du bist so weise, Süße." Sie sah liebevoll auf mich hinunter. "Ich bin deins und ich würde alles tun um dich glücklich zu machen."
Gemeinsam liefen wir nach Hause. Es roch nach Neele als wir die Tür aufschlossen, aber sie war bereits gegangen. Vince saß mit seinem Laptop auf dem Sofa.
Er sah nicht mal auf.
Für einen Moment war ich davon so verletzt, dass ich gar nicht mehr vorhatte, ihn anzusprechen, aber Mella drückte mein Handgelenk. "ich geh mal in mein Zimmer auspacken", sagte sie und deutete auf die Reisetasche im Flur. Vermutlich hatte sie nur kurz ihr Gepäck abgestellt und war dann zu mir gekommen um mich abzuholen.
Ich war gerührt von ihrer Geste der freundschaftlichen Verbundenheit.
Sie verschwand in ihr Zimmer. Ich ging zu Vince, setzte mich in den Sessel neben ihn. Er sah hoch, bemerkte, dass ich weder mein Handy, noch ein Buch, noch meinen Laptop gezückt hatte und klappte sein Arbeitsgerät zu. "ich denke, wir sollten reden", sagte ich leise.
"Wie wars mit Neele?", schob ich sofort hinterher, ich wollte es noch herauszögern.
"Gut, wieso?", fragte er. "Nur so"; sagte ich. Dann sah ich auf meine Hände. "Eben nicht nur so.", gab ich zu. "Ich habe bemerkt, dass es mich sehr verletzt, dass es nun eine weitere Sub in deinem Leben gibt."
Er nickte langsam.
Ich begann ihm zu erklären, was ich mit Mella besprochen hatte.
Dann nahm ich meinen Verlobungsring vom Finger und hielt ihn vor Vince Gesicht. "Das ist das Zeichen, dass ich dich liebe. Dich und nur dich. Meine Subs sind wichtig für mich, aber ohne dich, wäre das alles hier nichts. Ich gebe jede von ihnen auf um ein Leben mit dir zu haben. Ich liebe dich und ich will dich heiraten." Ich steckte mir den Ring wieder an den Finger. Vince griff nach meiner Hand, zog sie zu sich, beugte sich vor und küsste mich. Dann sagte er: "Ich liebe auch nur dich." "Ich weiß", sagte ich. "Ich habe auch keine Angst, du könntest sie mehr lieben als mich." "Aber du fühlst dich unwohl? ich finde sie so interessant, weil sie dir so ähnlich ist." "Aber du hast doch mich!" "Das stimmt!", sagte er. Ich stand auf, er zog mich auf seinen Schoß und wisperte in meine Haare: "Möchtest du, dass ich aufhöre Neele zu sehen?"
"Nein", antwortete ich. "Aber ich finde, dass sie entweder Teil unseres Harems wird, oder nur eine Freundin sein sollte. Und es ist nicht mein Harem. Es ist unser Harem."
"Ich spreche mit ihr", versprach er. "Du bist und bleibst meine oberste Priorität und kein Mensch auf dieser Welt könnte dich ersetzen.