Kapitel 30
Jetzt noch eine Welt, die es überhaupt nicht gibt, die aus meinem Kopf gefallen ist, weil ich vielleicht einfach Niesen musste.
Der Kopf, der sich was einbildete!
Du sollst nicht lügen – hatte meine Mama immer gesagt – und schon log ich, dass sich die Balken gebogen hatten.
Wem ist es nicht schon passiert? - als Kind, mit solchen Floskeln zu tun gehabt zu haben. Jetzt kann ich es ja sagen, natürlich habe ich noch nie in meinem Leben gelogen, auch nicht unwissentlich. Keine Lügen hatten jemals Platz in meinem Leben, und das hatte auch seinen Grund. Immer wenn ich eine Lüge platzieren wollte, geschah etwas Wundersames, etwas, was in mir zum Anfang großes Erstaunen ausgelöst hatte. Vielleicht lag es auch an meinem Mund, der, wenn er eine Lüge begann, anders begann zu sprechen, und war der Lügensatz dann in die Welt gerutscht, verwandelte er sich augenblicklich in Wahrheit.
Alle Lügen wurden plötzlich zur Wahrheit, sie erfüllten sich so schnell, dass es keine Lüge geben konnte. Trotzdem nutzte ich meine Gabe nicht aus, um einfach Sachen zu lügen, damit sie sich erfüllen konnte. Ich war immer ein armer Tropf, und wie schnell hätte ich es ändern können, wenn ich einfach nur mit einer Lüge angesetzt hätte, ein reicher Mann zu sein. Im Ernst, wo hört es dann auf, wenn man schon reich ist, dann könnte man noch reicher sein, könnte die ganze Welt besitzen, sogar zu einem Gott mutieren, der nicht von dieser Welt war.
Eine Sache allerdings, war es mir einfach nicht vergönnt zu lügen, ob ich wollte oder nicht, und das war die Liebe, da ging überhaupt nichts. Da war eine Sperre enthalten, die einfach nicht zu öffnen war, und es ist die absolute Wahrheit, es geschieht mir immer noch – jeden Tag!
Es war für mich unglaublich, denn wie einfach wäre es gewesen, genau, da eine Lüge anzusetzen, und im nächsten Moment würde mir das Herz der Auserwählten junge Dame zufliegen. Falsch, und da stand ich, wollte schon ansetzen mit einer Lüge, die mir das Herz der jungen Dame im Sturm zufliegt. Da ging aber nichts, es wollten einfach keine Worte aus meinem Mund kommen, und es war wirklich peinlich, das Mädchen sah mich traurig an, drehte sich um und war verschwunden.
Natürlich kann man es im ersten Moment nicht glauben, genau wie ich es herausfand, dass die Lügen plötzlich keine Lügen mehr waren, sondern sie hatten sich einfach erfüllt!