Minigeschichte vom Baum, der mein Freund war!
Mein bester Freund der Baum – eine kleine Kurzgeschichte – die vielleicht sogar geschehen war!
Hat man ein Hund, dann hat man auch Pflichten, und Pflichten muss man einhalten. Was soll so ein Hund auch machen, wenn man mit ihm nicht Gassi geht. Schließlich macht er in eine Ecke, wo es nicht gleich zu sehen ist. Ja, mein Hund war wirklich so schlau, er hatte sich wohl gedacht, mache ich einfach in der Küche unter den Tisch.
An den Gestank hatte er wohl dabei nicht mehr gedacht. Also damit der liebe Hund, sein Vorbild sehen kann, muss das Herrchen auch ein Vorbild sein. Also hielt ich mich als Herrchen an die Zeiten, damit Hund es auch verstehen kann. Der Auslauf muss stimmen, aber auch die Entleerung, und das braucht eben auch Zeit. Also hatte ich eine Runde auf mindestens eine Stunde veranschlagt, die mich mit ihm auf der Feldmarsch führte. Das Ende war ein riesiger Baum, der unglaublich gewachsen war, er hatte Ausmaße, die man so wohl selten sehen kann. An diesem herrlichen Baum angekommen, ging es zurück, immer am Wasserlauf entlang, dann wieder von hinten in das Dorf, zurück zu unserem schönen Haus zurück. Einige in der Einöde hatten dieses Haus einen Namen gegeben, „Das Herrenhaus!“, was es sicherlich nicht war, es war einfach nur ein schönes Haus. Beim Baum verweilte ich immer einen etwas längeren Augenblick, wo ich ihm zur Begrüßung einfach umarmte. Meine Arme schlangen sich um seinen Stamm, 'herumkam ich natürlich nicht'. Dann verharrte ich einen andächtigen Moment an seinen Stamm.
Konzentration, und ein inneres Gefühl mich ganz tief in ihm fallen zu lassen.
Dabei hatte ich immer meine Augen geschlossen, und nach einigen Malen hatte ich sogar ein Gefühl wahrgenommen.
Ein Gefühl, als hätte er mit mir gesprochen, ein Gespräch, was mehr im Körperlichen ablief, ein feines Brummen, was unglaublich stark in mir nachklang.
Rocky der Wolfshund, saß neben den Baum und blickte andächtig zu mir. Was mag da wohl in ihm vorgegangen sein, Herrchen ist verrückt geworden – oder so etwas Ähnliches. Schien die Sonne angenehm, setzte ich mich vor den Baum, und lehnte mich an den Stamm an. Rocky der Wolfshund tat es auch, nur nicht ganz so mit dem Rücken am Stamm. Es hätte bestimmt malerisch ausgesehen, und wenn uns in jenem Moment ein Maler auf einem Leinentuch festgehalten hätte, dann wäre es für die Ewigkeit auserkoren worden. Zum Abschied umarmte ich den Stamm nochmals, und es war, als würde ein Kribbeln von ihm in mir übergehen. Fast erschien es mir, als würde ich verschmelzen mit ihm, zu fühlen die Jahre der Einsamkeit, denn er stand vollkommen allein dort, fast wie ein Wegweiser. Als wir den Heimweg angetreten hatten, war es in mir, als spüre ich unglaubliche Weh-leiden, den Koloss von Baum wieder sich selbst überlassen zu haben. Plötzlich blieb Rocky der Wolfshund neben mir stehen, drehte seinen Kopf zurück, und eine kleine Träne war sichtbar geworden. In seinem Blick lag ein Leid, einen Freund verlassen zu haben, und ja, so ging es mir auch, es war wie ein Abschied. Dabei tröstete ich mich, ihm am nächsten Tag wieder zu besuchen, was in mir einen schalen Nachgeschmack hinterlassen hatte. Schon als wir die Runde beendet hatten, wir wieder in unserem schönen Haus zurückkehrt waren, hatte sich der Himmel verdüstert, in mir sagte ein Gefühl, dass ein Unwetter nahen wird. Nach einer Stunde war es dunkel wie in der Nacht, Sturmböen hatten die milde Luft abgelöst. Donnergrollen war aus der Ferne zu vernehmen, und das Gefühl trog nicht, dass dieses Unwetter immer mehr zu uns kam. Zu den Sturmböen fielen Wassertropfen, die so groß waren wie Tennisbälle, und in kürzester Zeit war unser Garten unter Wasser geraten. Auch Rocky der Wolfshund starrte ängstlich nach draußen, vielleicht glücklich, im Innern dem schönen Hause sein zu dürfen. In den Hundeaugen war nicht nur Angst sichtbar geworden, es war sicherlich auch Angst, wegen unseres Freundes, der jetzt ganz allein im Unwetter ausharren musste. Es waren dieselben Ängste, die auch in meinem Herzen schlugen, allerdings konnten wie den alten Baum nicht einfach in unser schönes Haus bitten. Es war eben ein Baum und der war auch viel größer als unser schönes Haus. Eine ganze Stunde donnerte es, und Blitze schossen vom Himmel, die in die Erde gefahren waren. Natürlich versuchten wir uns zu beruhigen, schließlich hatte der alte Baum schon viele Unwetter erlebt.
Als es vorbeigezogen war, da war in Rocky den Wolfshund und auch in meinem Herz ein eigenartiges Gefühl der Verlassenheit eingedrungen. Etwas stimmte nicht, und das Wetter war wieder schön, als wäre es gar nicht wirklich geschehen, und trotzdem blieb eine Leere im Herzen, die das Schlimmste erahnen ließ. Unser Freund der Baum, das war das Gefühl, „musste etwas geschehen sein!“, und das Herz pochte wie verrückt, nicht nur in mir.
Rocky der Wolfshund zupfte mit seiner Schnauze an mein Hosenbein;
„Komm Herrchen, komm schnell – nach unseren Freund müssen wir sehen!“
Als wir endlich losgegangen waren, sahen wir die Verwüstungen, die der Sturm, und das Unwetter hinterlassen hatte.
„… Tod und Verwüstungen – auch der Freund, der Baum war getroffen, gespalten, lag er danieder am Boden!“
Ende der traurigen Kurzgeschichte, von unserem Freund den Baum!
(Der Baum existiert wirklich, jedoch war kein Unwetter, und gespalten lag er auch nicht am Boden! - das habe ich einfach erfunden!)
Auch Rocky den Wolfshund hatte es gegeben!
Klaus Konty