Eine kurze Geschichte von Klaus Konty
Minigeschichten
Eine Geschichte wird zur Realität – der Schreiberling
Otto war ein leidenschaftlicher Schreiber, er schrieb Geschichten, so wie sie ihm gefielen. Weil er seine Geschichten nicht veröffentlichte, brauchte er auch keine Rücksicht zu nehmen, die er kränken konnte, weil die Geschichten dort blieben, wo sie hingehörten. Er druckte sie sogar aus, heftete sie in einem Ordner, dort konnte er sie immer nehmen und lesen, wann immer dazu Lust hatte. Vorsichtshalber schrieb er auch seinen Namen nicht darauf, alle Namen in der Geschichte hatte er selbst erfunden.
Heute hatte Otto eine neue Geschichte begonnen, allerdings fiel ihm nichts ein. So eine Flaute hatte er noch nie gehabt. Nach einer Stunde wollte er aufstehen, einfach Schluss machen, den Tag ausblenden, vielleicht einfach den Fernseher einschalten. Gerade da, als er den Laptop ausschalten wollte, gerade da hörte er eine Stimme, und die Stimme schien mit ihm zu sprechen. Er schaltete sein Radio ab, hörte angestrengt in die Stille, die gerade eben eingetreten war.
Fast hatte er schon geglaubt, sich getäuscht zu haben, einfach schon Stimmen zu hören, die überhaupt nicht da waren. Als er wieder die zarte Stimme vernahm, es war eine Mädchenstimme, oder eine zarte Frauenstimme.
„Otto!“ - sprach sie und er war sprachlos, weil er gedacht hatte, völlig allein zu sein.
„Otto, – erwecke uns zum Leben!“ konnte er jetzt deutlich vernehmen. Otto blickte nach allen Seiten, er konnte aber niemand erkennen, trotzdem musste die Stimme einen Ursprung haben, zumindest von seiner Logik, die immer lauter aufschrie.
Was stimmt hier nicht, dachte Otto, der sich jetzt seine Augen rieb. Trotzdem konnte er noch immer keinen sehen, der hier mit ihm sprach.
„Otto!“ - hörte er jetzt laut und deutlich.
„Wir existieren noch nicht, weil du uns noch geschrieben hast!“
Wenn etwas noch nicht existiert, überlegte Otto, wie kann dann etwas zu mir sprechen?
Es konnte aber auch sein, dass mit mir etwas nicht stimmte, denn eine Ursache musste es ja haben, dachte Otto. Langsam, aber deutlich fing die Stimme an zu diktieren, und Otto fing auch sofort an, die Tastatur zu betätigen.
„Man nennt uns die Unsichtbaren!“ Und eigentlich existieren wir überhaupt nicht. Erst wenn Otto unsere Geschichte aufgeschrieben haben wird, dann wird ein Fluch aufgelöst, ein Fluch, der schon so alt ist, so alt wie unser Volk hier zur Erde gekommen war.
Wir sind ein großes Volk, jedoch wurde unser Planet, durch eine Katastrophe zerstört, ausgelöscht. Im letzte Moment konnten wir ein Raumschiff starten, was zweitausend unserer letzten Bewohner evakuieren konnte. Unser Volk nannte sich die Lonieden, und wir waren die letzten unserer Art. Als wir diesen blauen Planeten entdeckten, den wir mit großer Erwartung angesteuert hatten, war in uns allen eine große Hoffnung entstanden, endlich den ersehnten Planeten gefunden zu haben.
Allerdings mussten wir feststellen, dass der blaue Planet schon bewohnt wurde, von Menschen, so wie ihr euch selbst nennt. Das Volk der Lonieden ist ein friedliches Volk, damit das Volk der Menschen nicht beunruhigt ist, hatten wir beschlossen, uns unsichtbar zu machen, zumindest so lange, bis wir eine geeignete Stelle gefunden haben, wo wir leben konnten, ohne große Aufmerksamkeit zu erregen. Diese Absicht ist von uns nie böse gewesen, wir wollten uns aus Sicherheitsgründen im Hintergrund halten. Über lange Zeit hatten wir uns im Hintergrund aufgehalten, haben sogar Hilfestellung gegeben, wenn die Entwicklung der Menschen, an einem Punkt angekommen war.
Als wir zusahen, mussten wir beobachten, dass sich die Menschheit durch einen bewaffneten Konflikt, sich fast ausgelöscht hatte, da haben wir eingegriffen. Wer schuld an diesem Konflikt gewesen war, spielte im Prinzip keine Rolle, denn beide Konfliktparteien, waren kurz davor, die gesamte Menschheit vom blauen Planeten zu vernichten. Es ging bei diesem Konflikt um das gesamte Leben auf diesen Planeten, auch unsere Gattung wäre in Gefahr gewesen ausgelöscht zu werden. Das war der eigentliche Grund, warum wir in diesem Konflikt eingegriffen hatten. Wir hatten schon längere Zeit bemerkt, dass da noch eine Kreatur mitmischte, es war ein böser Zauberer, der alles ausmerzen wollte, auch uns, und er hatte uns wohl schon seit langen bemerkt. Vielleicht war es der Grund, weil er gespürt hatte, nicht mehr das mächtigste Wesen zu sein, was hier auf dem blauen Planeten existierte. Natürlich hatten wir die Pläne des Bösartigen verhindert, und das war der Grund, dass der böse Zauberer, einen Fluch auf uns gelegt hatte. Wir wurden verflucht, nie wieder sichtbar werden zu können, und der Fluch hatte Substanz, er war in unsere Art eingedrungen, also hatten wir keine Wahl mehr.
Otto war auserkoren, die Lonieden ihre Existenz zurückzugeben.
Allerdings hatte er davon keine Ahnung, denn die Unsichtbaren hatten noch keine Gelegenheit gehabt es ihm schonend beizubringen.
„Schreibe weiter, sonst lösen wir uns vollständig auf!“
Otto erstarrte, denn das war ungeheuerlich. Es war doch alles so einfach gewesen, einfach Geschichten aus dem Nichts heraus ausdenken, so vielleicht selbst in eine andere Welt zu versinken. Außerdem ist das Gehirn beschäftigt, denn die grauen Zellen entwickeln sich dann weiter, sonst sterben sie einfach ab.
Seine Tastatur war schon eingestellt, er konnte schreiben, wann er wollte, wenn ihm etwas einfiel.
Schon tanzten seine Finger auf der Tastatur, und in ihm eröffnete sich eine ganze Welt, er schlüpfte mit absoluter Freude, in die Welt der Texte.
Ganz tief versank er in sich, vielleicht wieder etwas zu hören, was ihm diktiert würde, damit keine Information verloren gehen.
Doch es geschah nichts, also schrieb er einfach los, vielleicht in der Hoffnung, dass es schon das war, was von ihm erwartet wurde.
Denn wenn er es recht verstanden hatte, hatte er ja schon im Vorfeld diese Gattung von Lebewesen erfunden, wo sie dann, wie auch immer, tatsächlich entstanden waren. Er beschrieb ihre Körper, die anders gestaltet waren wie ein menschlicher Körper. Sogar ihre Köpfe waren größer, damit da große Gehirne darin Platz fanden. Dementsprechend war auch der technische Fortschritt, alles war weit entwickelt und das Leben lief seinen Gang.
Alte Lonieden beherrschen noch die alte Sprache, die von allen gesprochen wurde. Dann setzte sich die Gedankenübertragung durch, einige vergaßen sogar wie gesprochen wird, man vergaß es, weil im Laufe der Zeit das Sprechen vergessen wurde. Zu Beginn der Entwicklung wurden beide Methoden gleichzeitig benutzt, und bei manch einem hatte man das Gefühl, als würde einige Selbstgespräche führen.
Natürlich hatte es Vorteile nicht mehr aktiv zu sprechen, es war möglich Botschaften von weit aus, einem Gesprächspartner zu übermitteln. Die elektronische Kommunikation hatte sich dadurch erübrigt, natürlich hatte es auch Nachteile, wenn einer keiner Lust hatte, etwas zu machen, erschienen in seinem Kopf eindeutige Hinweise, die dann nicht mehr ignorieren werden konnten. Ein Kind konnte nicht mehr sagen;
„Ich habe die Zeit vertan, wenn die Mutti ihm ansprach über die Gedanken – jetzt komm endlich nach oben!“ Sich einfach zu verstecken, ging auch nicht, weil man einen über seine Gedanken überall finden konnte. Es gab kein Verbrechen mehr, denn alles kam immer raus, und die Welt kannte kein Verbrechen mehr. Es war nichts mehr los, keine Geheimnisse, keine Verbrechen, alles war sauber, alles war rein. Die Welt hatte sich zu ihrem Vorteil entwickelt, auch die Umweltverschmutzung ging zurück, die Natur erholte sich, und atmete auf. Otto schrieb und schrieb, natürlich unterließ er es über den Untergang des Planeten zu schreiben. Als hätte es nie so geschehen, weswegen sie vom Planeten fliehen mussten, um auf der Erde Zuflucht zu finden.
Die Lonieden hatten es geschafft unbemerkt auf der Erde zu landen, sie hatte eine versteckte Ecke auf der Erde gefunden, wo fast keine Menschen lebten, und dann nach und nach lange Gänge und große Höhlen zu graben, wo sie ihre Städte unterirdisch anlegen konnten. Dort leben sie immer noch, unbehelligt vom Menschen, der von ihrer Anwesenheit nicht die geringste Ahnung hatten, was da nicht weit von ihren Städten, sogar untere ihren Füßen existierte. Nur wenige Menschen hatten eine Begegnung mit diesen fremdartigen Wesen.
Es konnte aber keiner Ahnen, woher die fremdartig, aussehenden Kreaturen gekommen waren. Es konnte nur Außerirdische sein, was sie ja auch waren. Außerirdische, wenn man Otto nicht erwähnt, der diese Wesen erfunden hatte, und sie dadurch angefangen hatten zu existieren. In Berichten überschlagen sich Berichte, weil Wesen gesehen wurden, die Aliens sein mussten. Die einzige Frage war doch die, „warum konnte Otto Geschichten schreiben, und die Geschichten bewahrheiteten sich?“
Genau das ist eigentlich das Beunruhigende, und darüber nachdenken bringt auch nichts, was Otto auch nicht machte. Denn für Otto war nur eines wichtig, das sind seine Geschichten, und er schrieb sie. Geschichten zu erfinden, um in ihnen zu versinken, abzutauchen, was da plötzlich für Berichte auftauchten, war für Otto auch nicht wichtig, denn seine Gestalten sind schließlich in seine Geschichten gebunden.
Ende der fantastischen Kurzgeschichte, und seht euch die Nachrichten an, da steht es oft genug beschrieben, dass Aliens zur Erde unterwegs sind, sich diese schöne Welt untertan zu machen. Die ganzen Berichte, über Aliens, die unter uns leben, sich verstecken, und Menschen rauben, weil sie Mischwesen entwickeln wollen. Deswegen sage ich, schreibe es, die Geschichte hier ist wahr, denn ich bin schon von Aliens entführt worden, die hatten meine Gene gestohlen, dann einen Hybriden erzeugt. Der besucht mich sogar ab und zu, und er hatte mich gewarnt, unbedingt die Geschichten für mich zu behalten, sonst wird Otto eine andere Geschichte schreiben.
Wer weiß es schon so genau, was dann aus mir werden wird? - vielleicht ein richtiges Alien!
Klaus Konty ist nicht Otto – wer ist eigentlich Klaus Konty?
Namen zur Minigeschichte
Otto; der Schreiber, dem die Geschichte diktiert wird.
Lonieden; die letzten ihrer Art
Bösartiger; er verfluchte die Lonieden