Kapitel 31
12.06.2024 – Mittwoch – wieder ein schöner Tag!
Die Frau – die nicht loslassen konnte!
Schöne Frauen können grausam sein, da gibt es solche schönen Frauen, die es wissen, dann wieder die anderen, die es nicht wissen.
Unsere Frau war schön, das wusste sie ganz genau, aber sie konnte einfach nicht loslassen.
Warum es so war, steht in den Sternen, und es fing so harmlos an;
Mathilde Schönbrunn, war die Ausgeburt von Schönheit, die wahre Verlockung für fast jeden Mann.
Es war ein milder Abend, die meisten Berufstätigen waren schon zu Hause, ruhten sich aus, um dann wieder am nächsten Tag zur Arbeit zu gehen. Dementsprechend leer waren auch die S – Bahnen.
Peter Pech hatte Überstunden machen müssen, in seiner Abteilung war er der einzige Mitarbeiter, der noch nicht verheiratet war, auf ihm wartete keine Frau und auch keine Kinder. Vielleicht deswegen wurde er so oft, wenn der Chef Überstunden verlangte, weil ein wichtiger Posten, der nur nach Feierabend bearbeitet werden konnte, eingesetzt.
Es war schon dunkel, und es war mitten im Sommer, die Temperaturen, die am Tag über dreißig Grad lagen, hatten sich merklich abgekühlt. Auch die S– Bahn war angenehm leer, er konnte sich seinen Sitzplatz aussuchen, ohne sich neben einen unangenehmen Zeitgenossen setzen zu müssen. Dann lieber stehen, und so stand Peter Pech meistens auf dem Nachhauseweg. Vielleicht lag es an seinen hinter Namen, wer hieß, schon Pech, mit Nachnamen, hatte er sich schon oft gefragt, und er hatte das Gefühl, als zöge ihm das Pech magisch an.
Er hatte auch noch von keiner anderen Person gehört, die im Leben mit so viel Pech behaftet war wie er. Wie es dazu kommen konnte, ist ihm immer wieder ein Rätsel, denn äußerlich unterschied er sich von Mitmenschen nicht. Es konnte nur seine innere Ausstrahlung sein, die ihm immer in Situationen geraten ließ, die schon gefährlich erschienen, die eine Plötzlichkeit aufkommen ließ, die einfach nicht normal erschien.
Peter war auf den Weg nach Hause, er war wirklich müde, denn die Zusatzarbeit hatte es in sich gehabt. Eine Lieferung war angekommen, und er hatte den Auftrag, die Lieferung anzunehmen, und sie in einem Bereich der Produktion aufzustapeln. Damit hatte er nicht gerechnet, denn die Pakete hatten es in sich, sie waren unhandlich und schwer. Dann musste er sie mit Muskelkraft eine Etage nach oben schleppen, was ihm schon eine ganze Menge abverlangt hatte.
Er saß in der S – Bahn, alles in ihm schmerzte, und er überlegte, wenn da noch ein Paket gewesen wäre, hätte es auch sein können, dass er zusammenbrach, dann auf dem Boden liegen blieb, und vor Entkräftung einzuschlafen. Etwas musste sich ändern, schwor er sich, er brauchte auch eine Frau, die er heiraten konnte, und somit den Eindruck der Verfügbarkeit von sich abschütteln konnte. Innerlich befürchtete er jedoch, dass er keine passende Partnerin finden würde, denn welche junge Frau möchte im Endresultat, mit dem hinter Namen Pech heißen. Wenn er es sich überlegen könnte, würde auch er sich eine andere Frau aussuchen, damit er nicht Pech hieß. Vielleicht, so überlegte er jetzt, könnte es auch Einbildung von ihm sein, dass er erst durch seine Gedanken das Pech magisch anzog. Wenn es so war, sollte er endlich anfangen positiv zu denken, so dem Pech abzuschwören. Er beschloss jetzt in seinem Denken, es wenigstens zu versuchen, dann wird er es sehen, ob an seine Gedanken etwas dran war, damit den Zusammenhang zum Pech hin abzubrechen.
Peter schloss seine Augen, konzentrierte sich, und sagte sich immer wieder einen Satz vor sich hin. Natürlich sprach er so leise, damit er nicht auffiel, denn wenn da einer vor sich hin brabbelte;
Ab jetzt habe ich nur noch Glück, denn das Pech kann mich nicht mehr leiden, also verschwinde Pech!
Er konzentrierte sich so stark, dass es in ihm anfing zu schwindeln, zu drehen, und wenn er da aufgestanden wäre, hätte er bestimmt etwas geschwankt.
Für einen Moment hatte er sogar angefangen, Sterne vor sich zu sehen.
Fast hätte er schwören können, dass einer dieser Sterne zu ihm gekommen war, ihm gegen den Kopf prallte.
Er konnte in diesem Moment sogar den leichten Schmerz spüren.
Ruckartig riss Peter seine Augen auf, und er war schon fast der Meinung, dass er eingeschlafen sein musste.
Was schier dumm gewesen wäre, dann hätte die Gefahr bestanden, dass er zu weit gefahren war, und so konnte er seinen Spruch nicht umsetzen.
Er musste positiv denken, nicht schon ohne Kontrolle, an das Schlimmste glauben.
Jetzt wurde sein Blick auch klar, denn gerade eben schien ein Schleier vor seinen Augen gewesen zu sein, und die Sicht war so gut wie verschwunden. Eigentlich ein sicheres Zeichen, dass er tief und fest geschlafen hatte. Vor ihm, ganz nahe war ein Gesicht, ein junges Gesicht, ein wunderschönes Mädchengesicht, es war ganz nahe an seinem Gesicht. Peter sah direkt in die Augen der jungen Dame.
Er verstand erst nichts, denn es war das Gesicht einer Göttin, die aus dem Himmelreich heruntergekommen sein musste, um ihm wach zu machen. Solche Augen, solch ein süßer Mund, und das ganze Gesicht war so makellos fein, dass es einfach nur ein Engel sein konnte.
Jetzt wurde das Gesicht der Engel-in ganz ernst, ja es lag sogar ein Erstaunen in dem Gesicht.
Peter stammelte nur;
„Bin ich Tod?“
„Bin ich jetzt im Jenseits?“
Das Gesicht des Engels, rückte jetzt etwas ab, und Peter konnte wieder ganz normal atmen.
„Was reden sie da?“ - fragte plötzlich das Gesicht des Engels.
„Ich habe Angst gehabt, dass ihnen etwas geschehen war, denn ich konnte keine Atmung sehen, und es schien sogar, als würden sie nicht mehr am Leben sein!“
So richtig konnte es Peter nicht glauben, trotzdem war er innerlich zufrieden, nicht am Himmelstor geläutete zu haben. Was allerdings jetzt mit ihm geschah, das war, er fand keine Worte mehr, sein Mund wollte sprechen, jedoch war nicht ein einziger Laut aus ihm zu entlocken. Trotzdem starrte Peter noch immer in die Augen des jungen Mädchens, er konnte nicht anders, es war ein Zwang, den er einfach nicht brechen konnte. Eine wundersame, erstaunliche Welt, die Peter so noch nie gesehen hatte. Wo auch? - Peter hatte noch keine Freundin gehabt, und jetzt stand diese wunderschön aussehenden Mädchen vor ihm, mit Augen, die aus einer anderen Welt stammen musste.
Gerade eben hatte er noch einen Wachtraum gehabt, dass sie eine Göttin war, die hier zu ihm gekommen war, um ihm aufzufangen. Jetzt allerdings spürte er etwas vollkommen anderes, es war die absolute Liebe, es war ein neuer Abschnitt in seinem Leben. Die Angst etwas Falsches zu machen hatte er komischerweise nicht, und er grübelte auch nicht mehr über das ihm zu verfolgende Pech nach. Er sah es als Glück an, jetzt hatte er das erste Mal wirklich Glück, war in seinem Innern eine feste Konstante.
Wie sehr er sich da täuschen sollte, das wurde ihm erst später bewusst.
Mathilde Schönbrunn
Mathilde hatte viel gelitten, denn alles, was sie begann, endete schnell und abrupt.
Allerdings wollte sie es nicht, dass etwas endete, sie wollte es bis zum Schluss weiterführen.
Wenn schon Schluss ist, dann machte sie Schluss, kein anderer hatte das Recht dazu, denn sie war Mathilde, und ihr Vater hatte sie so erzogen, nicht klein beizugeben.
Natürlich hatte sie sich schon selbst gesehen, und viele junge Männer hatten es ihr auch schon gesagt.
„Wie unglaublich schön sie war!“
Sie war sich darüber bewusst, dass sie eine Schönheit war, allerdings, wusste sie auch, dass die verliebten Männer, immer übertrieben, ein Mädchen, was sie unbedingt haben wollten, was sie begehrten, war einfach für sie nur ein Objekt der Begierde. Sie hatte sich im Spiegel betrachtet, konnte tatsächlich keine Makel an ihr feststellen. Auf der anderen Seite war sie aber auch nicht dumm, sie betrachtete sich kritisch, wusste auch, dass wenn man sich jeden Tag im Spiegel betrachtete, betriebsblind wurde, sich an ein Gesicht gewöhnte, auch wenn es das eigene Gesicht war. Einfach nichts Besonderes, eben ein Gesicht, auch wenn sie zugeben musste, nicht hässlich zu sein, so hatte sie doch nichts Außergewöhnliches. Allen Beteuerungen stand sie kritisch gegenüber, weil sie wusste, wie bodenlos gelogen wurde, deswegen hatte Mathilde beschlossen, selbst zu entscheiden, wem sie liebte, und wer sie lieben durfte.
So kam es, dass Mathilde so war, wie sie war, und das hatte sich mit einem Schlag geändert, als sie den scheinbaren leblosen Körper von Peter in der
S – Bahn hatte auf einem Sitz in fast liegender Position gesehen hatte.
„Was ist denn das?“ - war ihr erster Gedanke, der wie ein Schock in ihr einschlug.
„Der Mann war tot, der lebte nicht mehr!“ - war ein Schockgedanke, der in ihr etwas auszulösen begann.
„Vielleicht war er noch am Leben, vielleicht ein kleiner Rest von Leben!“ - war die einzige Hoffnung, die in ihr zur festen Einheit mutierte.
Mathilde war gerade eben erst zugestiegen, sie wollte sich einen Platz suchen, möglichst ganz allein, denn sie hatte genug von Männern, wollte eigentlich nur Abstand. Was bildeten sich die Typen immer ein, erst machen sie auf Liebe, eine Liebe, die nur geheuchelt ist.
Sie fasste an seinem Hals, vielleicht noch einen Puls zu spüren, als Peter plötzlich seine Augen aufmachte.
Die wurden starr vor Erstaunen, und trotzdem konnte er seinen Blick nicht von ihr lassen.
Es war wie ein langer gewünschter Zauber, der endlich in Erfüllung zu gehen schien. Für Peter schien ein Traum in Erfüllung gehen zu wollen. Diese Augen waren wie Staubsauger, wenn man erst in sie geblickt hat, dann kommt man nicht mehr von ihnen los. Ein Wissen wurde immer größer, ein Wissen nicht mehr loszukommen.
Selbst für Mathilde war es unbegreiflich, denn sie wollte doch erst mal keine neue Liebe an sich lassen.
Jetzt hielt sie ihren Kopf über den Kopf von diesem scheinbar Leblosen, der in Wirklichkeit nicht leblos war, es war eine Offenbarung, die ihr mit starken Armen festhält.
Wenn sich zwei Himmel vereinen, durch diese, wie von selbst, die Sonne mit ihren zarten Strahlen hindurchschiebt, dann ist es die Liebe, die absolute Liebe – der Keim des Guten!
"Es gibt kein Zurück, denn zwei Tropfen dieser Substanz kann man nicht trennen, sie wurden geschmiedet, aus Strahlen von Sonnenlicht!“
Tropfen der Liebe
Wenn sich zwei Himmel vereinen,
durch diese wie von selbst,
die Sonne mit ihren zarten Strahlen,
hindurchschiebt – dann ist es die Liebe,
die absolute Liebe,
der Keim des Guten!
Es gibt kein Zurück,
denn zwei Tropfen,
dieser Substanz,
kann man nicht trennen,
sie wurden geschmiedet,
aus Strahlen von Sonnenlicht!
Klaus Konty
Peter Pech
Was geschieht hier gerade mit mir? - dieses wunderschöne Mädchen beugt sich über mich. In Peter geschieht etwas, ein Krampf ist es nicht, oder haben sich gerade alle Nervenbahnen verabschiedet?
Zumindest kann er plötzlich keine Bewegung ausführen, es scheint eine Lähmung zu sein. Jedoch wurde die Lähmung erst dadurch ausgelöst, weil ihm dieses wunderschöne Gesicht ansieht, ein Gesicht, so zart und fein, nicht von dieser Welt. Atmen kann er aber noch, wäre es anders, würde er es nicht überleben können – zumindest glaubte er es.
Plötzlich, ohne Vorwarnung geschieht etwas in Peters Wahrnehmung, lag es daran, dass er sich nicht bewegen konnte, oder hatte die Bewegungsunfähigkeit etwas ausgelöst?
Peter konnte in den Kopf des jungen, schönen Mädchens hineinsehen, eine Welt des Grauens eröffnete sich in ihm, eine Unerbittlichkeit, etwas wirklich Grausames. Als hätte sich eine Jalousie geöffnet, die gab ihm Einblick in eine finstere Welt, im wahrsten Sinne finster, denn es schien ihm ungemein dunkel zu sein. Er konnte holzartige Gebilde sehen, in denen sich Wesen verfangen hatten, ungemein viele Kreaturen, die alle nackt waren, ihre Häute waren teilweise geschuppt, als wären es Reptilien – Wesen, nicht von dieser Welt. Dann wieder normale junge Männer, auch sie waren alle nackt, und ihre Haut war schmutzig und mit langen Kratzwunden versehen. Sie hingen an holzartige Stangen, mit einer Verbindungsschnur verbunden. Ob es eine Schnur war, war für Peter nicht einzuschätzen, genau so konnte es eine Nabelschnur sein, durch der sie ernährt ‘wurden. Für Peter eröffnete sich eine grausige Welt, ein Horror, der scheinbar zur Realität geworden war. Jetzt konnte Peter die Art einschätzen, zumindest glaubte er es. Es waren ihre Augen, die ihm dieses Bild vermittelten, und die Bewegungslosigkeit, die alle seine Glieder lähmte, war noch immer da. Es hinderte ihm hier fortkönnen, fort aus diesem Blick dieses wirklich schönen Mädchens. Sah so die wirkliche Liebe aus? - die einem, in eine Welt der Grausamkeit verwies, die alles anders werden lassen konnte. Plötzlich war wieder eine Veränderung in ihm, er hatte das Gefühl sich aufzulösen, unsichtbar zu werden. Konnte es sein? - dass der Blick meinen Körper zum Auflösen brachte. Noch war die eine Realität vorhanden, und das waren ihre Augen, die ihm in die dunkle Welt blicken ließ. Jedoch verblassten die Augen, die ihm wie ein Tunnel vorkamen, einen Tunnel, der ihm aus dieser Welt hinauszog.
Es schrie in ihm:
„Junges, schönes Mädchen, lasse mich los, denn ich will dort nicht hin, in diese dunkle, finstere Welt – sie macht traurig und ich will dort nicht sein!“
„Ich habe dich gehört!“ - vernahm Peter, jedoch schon ganz leise.
„Ich bin die Frau – die nicht loslassen kann!“
„Wem ich in meinen Fängen habe, der muss mit mir kommen!“
Da zerbrach eine ganze Welt in Peter, denn plötzlich so eine Wendung in seinem Leben, wer kann damit schon rechnen?
Tatsächlich, jetzt war er, genau wie all die anderen Gestalten, hier an diesem dünnen Baum gebunden, und aus seinem Kopf drang in eine Verbindungsschnur, die ihm festzuhalten schien.
Jetzt konnte er aber seinen Kopf bewegen, alles andere war noch immer gelähmt, war gelähmt für die Ewigkeit, hier zu verweilen.
Von ganz, ganz weit herhörte Peter ein Lachen, dieses Lachen hörte sich wie ein Echo an, was allerdings immer leise zu hören war. Gerade spürte er einen leichten Windhauch, der den dünnen Baum zum Wippen brachte, er wedelte hin und her, fast – als wäre er eine Fahne, was er jedoch nicht war.
Ende der kleinen Liebes – Horrorgeschichte, was ermahnen soll, dass nicht alles, was schön ist – auch wirklich gut ist! - Ende 14.06.2024 – um 11:24 Uhr – für die Historiker, die brauchen ja immer die genauen Zeiten!
Klaus Konty
Namen; Mathilde Schönbrunn – ist die junge Frau, die nicht loslassen konnte
Peter Pech; – ist der junge Mann, der immer zu Überstunden verdonnert wurde, und so in die Hände von Mathilde geraten war.