Jones Edward
Als wir das Haus verließen, fragte mich Alyrun: „Ich hoffe, die Sache ist für Sie keine Zeitverschwendung.“ Nun, das war ganz und gar nicht der Fall, denn Sache war ganz nach meinem Geschmack. Ich fühlte mich wieder wie zu der Zeit, als ich noch im Trainingslager stationiert war. „Darf ich erfahren, woher Sie wussten, dass die Verstorbene einen Ring getragen hat?“
„Wenn Sie sich den rechten Zeigefinger geschaut hätten, hätten Sie sicher den weißen Streifen auf ihrem Finger bemerkt. Dieser entsteht bei einer Sonnenbräune, bei welcher der Ring die Haut bedeckt und vor dem Licht abschirmt.“
„Ah ja, ich glaube, Sie haben recht.“
„Was haben Sie eigentlich festgestellt, als Sie den Puls fühlten?“
„Rein gar nichts Alyrun, ich hätte da aber...“
„Magische Spuren vermutet, richtig? Eigentlich ungewöhnlich, wenn sie mit magischen Gegenständen zu tun gehabt hat, oder?“
„Ja, sehr merkwürdig.“
„Bei dem Beruf benutzt man ständig magische Gerätschaften, sodass sich zwangsweise Rückstände im Blut und in den Nervenbahnen bilden. Außerdem habe ich noch Schnittspuren im Teppich gefunden.“
„Und was heißt das? Die Frau wurde doch erschossen?“
Der Mann lächelte mich verschmitzt an, bevor er antwortete. „Warten Sie mal ab, zuerst statten wir jemandem einen Besuch ab. Ich habe mir von Miss Andersson die Adresse der Firma geben lassen.“
Es war bereits Nachmittag, als wir das Firmengebäude betraten. Ein zylindrischer Wolkenkratzer, der gut zehn Stockwerke umfasst. Ich war auch über die Innenarchitektur erstaunt, als wir uns am Eingang anmeldeten. Schon von dort aus konnte man so viele wundersame Dinge sehen. Das Innere des Gebäudes war weitgehend frei und bildete einen Hohlraum, durch den man bis zur Dachkuppel schauen konnte. Die Treppen bestanden aus edlem, schwarzem Holz und führten zu den Etagen, auf denen etliche Türen zu den verschiedenen Räumen führten.
Als wir am Empfang ankamen, begrüßte uns eine nette Dame. „Guten Tag, die Herren, was wünschen Sie denn?“
„Ich würde gern den Direktor der Firma sprechen.“
„Er ist gerade in seinem Büro. Wenn Sie kurz warten würden.“
Die Frau griff nach einer runden Kapsel, die aufsprang und eine Lichtkugel freigab.
Die Dame tippte kurz auf einem Tastenfeld und bat uns Platz zu nehmen. Es dauerte etwa fünf Minuten, bis sie uns Bescheid gab, dass uns der Direktor empfangen würde. “Gehen Sie in den Aufzug. Es ist die oberste Etage, den Raum können Sie nicht verfehlen.“
„Danke, ich würde aber an Ihrer Stelle etwas früher zu Bett gehen.“
Als wir an ihr vorbeigingen, entging mir nicht, wie die Frau versuchte, trotz Verwirrung ihr lächeln aufrecht zu halten. Ich wollte Alyrun später fragen, woran er ihre Müdigkeit erkannt hatte. Ich hatte es ihr jedenfalls nicht angesehen, denn sie zeigte keinen matten Augenringen
Der Aufzug war eine massive Metallplatte, die zwischen vier breiten Säulen befestigt war.
Als wir sie betraten und Alyrun den Schalter betätigte, sah ich, wie sich eine durchsichtige Kuppel um uns aufbaute. Ich versuchte, die Wand zu berühren, und war überrascht, als es sich wie eine Flüssigkeit anfühlte, wo meine Glieder von der Hand, langsam versanken. „Erstaunlich, was die Odemtechnologie so alles zustande bringt, oder Edward?“
„Ja, schon beeindruckend.“
Es war tatsächlich sehr erstaunlich, was die Firma hier für ein technisches Wunderwerk zeigte. Bevor ich Alyrun noch etwas anderes fragen konnte, waren wir aber schon im obersten Stock und die Kuppel schmolz wie Eis im Sonnenlicht dahin und gab den Weg frei. Direkt nachdem wir von der Glasplatte auf den kalten Stein traten, war ich abermals überwältigt. Ein breiter Korridor war zu sehen. Alles, darunter auch die Sockel für die Lampen an der Wand, war aus einem weißen Marmor gefertigt. Diese waren an schwarzen Holzstäben angebracht, die in den Sockeln verankert waren. Die Lampen selbst waren ovalförmig, die goldenen Sockeln verankert waren. In ihnen flimmerte ein strahlender Glanz, der den Gang gleichmäßig erhellte
Am Ende des Ganges warteten schon zwei Sicherheitsmänner auf uns, beide in weißen Anzügen. Was besonders hervorstach, waren ihre quadratischen Monokel mit Goldrahmen.
Ich musste mich bemühen, nicht zu grinsen. Meine Güte! Die schienen ja mehr auf Mode zu achten als ein Supermodel.
Es sei gesagt, ich habe nichts gegen ihren Aufzug. Von Weitem dachte ich sogar, ein Zeichen von Mut und Erhabenheit zu sehen. Als Alyrun und ich aber näherkamen, fiel mir schnell auf, dass der Mut nur Wildheit und die Erhabenheit nur Hochmut sein konnten. Diese Männer würden uns wohl rasch und ohne Bedenken vor die Tür setzen, wenn ihr Chef dies befahl.
Einer der beiden hob die Hand, als wir uns der Tür näherten. „Ich muss Sie nach Waffen durchsuchen. Wenn Sie also so freundlich wären?“ Sein Tonfall machte klar, dass er seine übergeordnete Rolle genoss.
Ich war da etwas ungehalten und erwiderte. „Sehen wir beide etwa wie Attentäter aus?“
„Er nicht, aber Sie schon.“
Dass der Mann so etwas sagen würde, damit hatte ich gerechnet. Wobei… so ganz unrecht hatte er dabei nicht. Ich würde ich ihm das Genick brechen können, bevor er seine Waffe gezogen hätte. Aber ich ließ diese Worte an mir abprallen, Denn Es war wohl besser, Disziplin zu bewahren. Er zog eine Art Scanner heraus und ich spürte, wie die Lichtstrahlen, die von dem Ding ausgingen, durch meine Kleidung drangen. „Sie sind sauber“, stellte er fest. Der andere nickte und wir wurden eingelassen.