„Es ist bald Mittag, da haben wir noch genug Zeit, um ein Wirtshaus zu besuchen. Auf der anderen Straßenseite hab ich eins gesehen.“
Mir war nicht gerade danach zumute, irgendwo essen zu gehen. „Alyrun, ich habe Sie etwas gefragt.“
„Ich weiß, Jones, entspannen Sie sich.“
„Aber wir können doch jetzt nicht einfach warten.“
„Herr Edward, es bringt rein gar nichts, wenn Sie jetzt die Nerven verlieren. Alles zu seiner Zeit.“
Mir missfiel, dass er sich über mich amüsierte. Ich seufzte. Der Mann war mir ein absolutes Rätsel.
So wie es schien, würde ich nichts aus ihm herausbekommen und genau so sollte es auch sein.
Wie er gesagt hatte, war gegenüber dem großen Gebäude ein sehr nettes Gasthaus.
Tja, es blieb mir aber auch nichts anderes übrig als abzuwarten und mir im Wirtshaus ein kaltes Bier zu genehmigen.
Ich lernte dann auch etwas über den Geschmack von Alyrun kennen. Honigwein war sein Lieblingsgetränk. Andere alkoholische Getränke mochte er nicht. Im Lokal saßen wir an einem abgelegenen Tisch und er bestellte sich einen Krug des honiggelben Gebräus, was hier in der Stadt neben Rotwein und pisswarmem Bier sehr leicht zu bekommen war. ich bestellte letzteres und mein Mitbewohner kippte sich ein großen Schluck hinter die Binde. „Sie haben keinen Hunger, alter Knabe?“
Ich schüttelte den Kopf und sah ihn missmutig an. „Wie können Sie denn so gelassen sein?“
Er lachte leise und sagte dann: „Der Mann wird erst nach Feierabend aktiv werden, also müssen wir sowieso warten.“
„Sie wissen, wer es ist?“
Alyrun nickte: „Es fehlen aber Beweise und die werden wir wohl nur bekommen, wenn wir den Fuchs selbst überlisten.“
Diese Worte überraschten mich, obwohl ich seine Vorgehensweise bewunderte. Aber ich war trotzdem nicht begeistert, dass er mir nicht sagen wollte, was er dachte. Er schien meine Gedanken zu lesen und fügte lächelnd hinzu: „Alles zu seiner Zeit, mein Freund.“
Ich entschloss mich dann doch etwas Bissfestes zu bestellen und genoss dann ein schmackhaftes Mittagessen, bis Alyrun sich so gegen 15:30 Uhr wieder zu einem schnellen Telefonat mit jemanden erhob, den er sehr gut kennen zu schien. Ich ahnte schon, dass er den Ausgang der Firma beobachten wollte, und fragte mich, was er sich davon versprach.
Wir positionierten uns in der Nähe des Parkplatzes und beobachteten aufmerksam das Gelände vor der Firma.
„Fast 16:00 Uhr, gleich sollte für die Mitarbeiter Feierabend sein.“
Und er behielt recht, etwa zehn Minuten später ging schon der Erste nach draußen. Nach und nach stiegen die Leute in die Carriage auf dem Parkplatz und fuhren davon.
Eine Weile später verließ auch jemand bestimmtes, gemeinsam mit seinem Arbeitgeber das Geschäft und unterhielt sich noch kurz mit ihm am Eingang. Vielleicht Miss Andersons Geliebter? Oder doch jemand anders? Ich konnte allerdings das nicht genau erkennen, weil er eine Kapuze aufhatte.
Gerade in diesem Augenblick bog ein Wagen um die Ecke und parkte in unserer Nähe. „Aha, Baker ist mit dem Wagen da. Ausgezeichnet!“
Der Direktor der Firma verabschiedete sich von dem Mann und stieg in sein Fahrzeug, das inzwischen eines der letzten auf dem Parkplatz war.
Mister Baker, ein Angestellter meines Freundes, fuhr an der Straße entlang und Alyrun deutete mir mit einem Nicken, dass ich einsteigen sollte.
Ich bemerkte, wie Smiley sein Telefon ans Ohr legte, doch bevor ich Alyrun darauf hinweisen konnte, grinste dieser, bevor er mit einem belustigten Unterton hinzufügte: „Na dann, auf zum Endspiel.“