Das Bandenmitglied
Ich grinste als der Phönix uns nun allein gegenüberstand. Das würde einfacher werden, als ich erwartet hatte. Assur aber war nicht nach Lachen zumute. „Ich weiß, warum du das tust. Was für Fragen hängen dir an den Lippen?“
Der Phönix lächelte, ging auf ein Knie und berührte den Boden mit seiner Hand. „Jones lässt sich nicht so einfach schlagen. Sag mir... wart ihr Freunde?“
Assur spuckte aus. „Lass mich dir was verraten: Dein ‚Freund‘ wird dich im Stich lassen, sobald du ihm den Rücken kehrst.“
„Ich dachte tatsächlich, du würdest ihn kennen, aber das lag ich wohl falsch.“
Diese Worte brachten den Stellvertreter unseres Bosses zur Weißglut. Er zog ein weiteres Messer aus seinem Gürtel, als die Energie seines Odems seine Füße umschloss. Wenn er seine Geschwindigkeit beschleunigt, würde selbst der Phönix keine Chance haben.
Ich irrte mich. Assur war zwar in Sekundenbruchteilen bei ihm und setzte seinen Schlag an, aber der Phönix war darauf gefasst und lenkte seine Faust ab. Ich sah, wie sich Wasser in seiner Hand sammelte und zu einer Kugel formte. Die Attacke traf Assur direkt am Kopf und warf ihn zurück.
Mir fiel auf, dass die Pupille seines rechten Auges in einem unnatürlichen Blau glühte. In dem Moment beschlich mich das Gefühl, dass nicht wir den Phönix in eine Falle gelockt hatten. Er spielte mit uns! Der Phönix lenkte einen weiteren rechten Hacken von Assur zur Seite.
Drei gezielte Fauststöße folgten, die seinen Gegner aus dem Gleichgewicht brachten. Dabei bewegte er sich so schnell, dass seine Hände zu verschwimmen schienen. Ein letzter Schlag der Kombo traf Assur mitten in die Brust und ließ ihn einige Meter durch die Luft fliegen, bevor er schmerzhaft auf dem Boden aufkam.
Ich aktivierte meinen Frame, denn ich würde für meinen Odem einen ordentlichen Buff brauchen. Die Magie floß in den Handschuh und ich genoss die kribbelnde Wärme.
„Versuchs doch mal hiermit, Schnüffler!“, schrie ich, als mehrere Feuergeschosse aus meiner Hand direkt auf meinen Widersacher zuschossen. Der aber wich den Geschossen so geschmeidig aus, dass ich anfing, an seiner Menschlichkeit zu zweifeln.
Meine beiden Verbündeten zogen ihre Schwerter und gingen auf den Phönix los. Dieser schien davon nicht im Geringsten beeindruckt und bedachte ihre Mühen lediglich mit einem kalten Blick. „Leute, Achtung!“ Jetzt ließ ich meine Hand auf den Boden knallen und eine riesige Flammenwand breitete sich vor mir aus. Ich sah, wie sich der Mann die Augen zuhielt, als die Flammen um ihn herum loderten. Das würde ich auch, wenn ich nicht gelernt hätte, damit klarzukommen. „Assur, das ist deine Gelegenheit!“
Assur rappelte sich auf und ging wieder auf den Mann los. Auch die andern beiden schwangen ihre Kurzschwerter. Der Phönix würde nicht drei Angriffe gleichzeitig abwehren können.
Aber er überraschte uns direkt. Ich konnte nicht glauben, was er da vollbrachte. Er stoppte eine der Schwerter mit bloßer Hand. Kein Tropfen Blut war zu sehen, nur Wasser. „Aydar… was wisst über dieses Element?“
Die Hitze sollte ihm doch zu schaffen machen! Da fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Wasser schützt seine Augen!!! Passt auf, er...!“
Das Schwert fing an zu rosten! Dann griff er nach dem anderen Schwert und machte einen Satz nach hinten, sodass mein Verbündeter ruckartig nach vorne fiel. Die Klinge stieß auf den Dolch von Assur und blockte den Angriff ab. Die drei wollten aber nicht aufgeben und rückten trotzig weiter gegen den Phönix vor. Dieser aber wehrte sich entschlossen. Er lenkte die Angriffe ab und konterte gleichzeitig mit schnellen Schlägen und Tritten. Die Bewegungen sahen dabei so elegant aus, dass das Ganze mehr, wie ein Tanz und weniger wie ein brutaler Kampf aussah. Ein Tanz, mit dem er geschmeidig den Klingen und Schlägen entglitt.