Zehn Tage später besuchte ich morgens um 09:15 Uhr mit Paula die Schuldrechts-Vorlesung. Als wir uns gesetzt hatten, zog Paula ein schwarzes Brillenetui aus ihrer Stofftasche.
„Ich habe meine Brille ge-tss-tern Abend noch abgeholt. Ich war tss-ehr überrascht, wie viel mehr ich durch die Brillenglä-tss-er erkennen konnte. Alle-tss war plöt-tss-lich tss-o klar und scharf. Und-er-tss-t die Farben! Die tss-ind mit Brille viel leuchtender. Ich probiere die Brille jet-tss-t heute mal im Hör-tss-aal auf.“
Dann wandte Paula den Kopf zu mir und schaute mit ihren stahlblauen Augen durch die Brillengläser direkt in meine Augen.
Ich war geflasht. Paulas Anblick übertraf alle meine Vorstellungen und Träume bei weitem. Sie sah anbetungswürdig aus. Die Brille veränderte ihr Aussehen hin zu einer erwachsenen klugen Akademikerin mit einem erlesenen Brillengeschmack. Ihre schönen Augen waren nun von einem dezenten pinkfarben schimmernden Rahmen umgeben. Und der optische Effekt der Gläser war unübersehbar.
„Paula, Du siehst mit Brille wunderbar aus. Du bist jetzt mein süßes Brillenpaulchen“, sagte ich zu ihr und strahlte sie an.
In diesem Moment begann der Zivilrechtsprofessor mit seiner Vorlesung, so dass wir das begonnene Gespräch nicht fortsetzen konnten. Stattdessen sah ich immer wieder von der Seite zu Paula hinüber. Sie schaute konzentriert durch ihre neue Brille nach vorne. Ihre Augen kniff sie im Gegensatz zu früher nicht mehr leicht zusammen. Ihr Blick durch die Gläser war klar und rein. Ich bemerkte auch die verkleinernden Effekte ihrer Brillengläser. Paula war ja etwas mehr als nur leicht kurzsichtig.
Nach der Vorlesung nahm Paula ihre Brille wieder ab und verstaute sie im Brillenetui. Ich fragte: „Warum behältst Du Deine schöne Brille nicht auf? Du siehst so toll damit aus. Es ist echt schade, wenn Du sie nicht zeigst.“
Paula erwiderte: „Meine Haltung tss-ur Brille kenn-tss-t Du. Ja, ich tss-ehe tss-ehr viel be-tss-er mit Brille. Und ja, tss-ie tss-ieht wirklich nicht schlecht an mir au-tss. Aber ich will tss-ie nicht ständig tragen. E-tss mu-tss nicht jeder tss-ehen, da-tss ich tss-u allem Überflu-tss auch noch eine Tss-ehschwäche habe. Au-tss-erdem bin ich jet-tss-t viele Jahre auch ohne Brille tss-urechtgekommen. Da-tss tss-oll im Regelfall auch tss-o bleiben.“
„Paulchen“, sagte ich und versuchte sie gnädig zu stimmen, „das Wichtigste ist doch, dass Deine Brille uns beiden gefällt. Auf andere Leute kommt es nicht an. Kümmere Dich nicht um sie. Ich finde Dich mit Brille wunderschön. Sie ist das Sahnehäubchen auf Deinem attraktiven Ich. Und willst Du wirklich ohne Brille rumlaufen, wenn Du mit Brille so viel schärfer und klarer gucken kannst?“
Paula griff in ihre Stofftasche, öffnete das schwarze Brillenetui und setzte die pinkfarbene Brille wieder auf. „Jet-tss-t tss-ufrieden?“, fragte mich Paula.
„Ja, zufrieden und glücklich. Du bist mit Deiner Brille das schönste Mädchen auf der Welt“, sagte ich mit erleichtertem Strahlen in meinem Gesicht.
Paula räusperte sich. „Wenn ich Dir da-tss nur glauben könnte“, sagte Paula und schaute mich mit skeptischem Blick an. „Ich habe e-tss mir die let-tss-ten Tage überlegt. Ich könnte Dir Deinen tss-ehnlichen Wunsch erfüllen und Dir gehorchen. Allerding-tss mu-tss-t Du dafür mit mir einen Deal machen. Dann bleibt ab tss-ofort die Brille von morgen-tss bis abend-tss auf meiner Na-tss-e.“
Ich war glücklich. Paula hatte es endlich begriffen, dass es mir so viel bedeutete. „Ich mache mit Dir jeden Deal, den Du willst. Um welchen Deal soll es sich denn handeln? Sag schon!“
Paula sagte: „Ich gehorche Dir und Du gehorch-tss-t mir, da-tss i-tss-t der Deal. Die Engländer tss-agen dazu: Tit for tat. Wenn Du den Deal erfüll-tss-t, dann wei-tss ich auch, da-tss Du mir vertrau-tss-t und auch ich Dir wirklich vertrauen kann.“
„Spann mich nicht auf die Folter!“, drängelte ich. „Was soll ich denn tun, um den Deal zu erfüllen?“
„Ich erkläre e-tss Dir“, antwortete Paula. „Ich trage eine Zahnspange, ein Hörgerät und jet-tss-t auch noch eine Brille. Der Deal i-tss-t, da-tss Du künftig auch etwas tragen wir-tss-t, was ich mir für Dich au-tss-gedacht habe. Denn ich möchte genau-tss-o wie Du auch mein Vergnügen haben.“
„Und was hast Du Dir überlegt?“, fragte ich Paula.
„Tss-ag ich nicht. La-tss Dich überraschen! Deal or no deal?“
„Deal“ sagte ich und küsste die bebrillte Paula auf ihre gespitzten Lippen. Ich fühlte mich voll und ganz im Glück!