Prompt: Firlefanz (29.01.2020)
Startzeit: 18:00 Uhr
Ende: 18:55 Uhr
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»Brauchen wir das wirklich?«
Ungläubig starre ich in den Einkaufswagen, den meine Freundin voller Begeisterung gefüllt hat.
Es sieht aus, als würde sie einen Großeinkauf für eine Veranstaltungsagentur tätigen. Dabei wollen wir nur eine kleine Einweihungsparty feiern.
Papierservietten in mindestens drei Farben.
Passende Kerzen.
In klein und groß natürlich.
Tischdecken, Muffinförmchen (auch dreifarbig, passend zu den Servietten), Girlanden und so viel Kleinkram, von dem ich nicht mal ansatzweise weiß, wofür sie ihn braucht.
Ja, ich halte einiges davon für Firlefanz, aber wenn es sie glücklich macht, bitte.
Endlich haben wir dieses Geschäft verlassen, die Rechnung hat mich etwas sprachlos gemacht. Dafür stehen wir nun im Supermarkt.
Auch hier füllt sich wegen Wagen bedenklich schnell. Ich hätte ja lieber einen Caterer bestellt, aber sie hat es sich in den Kopf gesetzt, das Fingerfood selbst zu machen. Mit ihrer Einkaufsliste eilt sie durch die Gänge, mustert konzentriert die Regale und murmelt vor sich hin. Ab und an schickt sie mich mit einen Auftrag davon.
Ich bringe gerade eine zweite Kiste Sekt an, als sie grübelnd den Zettel betrachtet.
”Meinst du, das reicht? Sollte ich dich noch lieber noch einen Salat und mehr von den Checken Wings machen?“
Kopfschüttelnd betrachte ich ihre bisherige Ausbeute. Ist das ihr ernst? Hiervon kann sie eine Kompanie ernähren. Tagelang. Vermutlich werde ich massig Reste essen müssen. Allein die Käseauswahl wäre ein mehr als ausreichendes Abendessen.
Sie kräuselt die Nase, als ich ihr vorschlage, lieber noch ein bisschen Knabberzeugs zu kaufen. Dann aber bedeutet sie mir, mit dem Wagen zu folgen und biegt in die Süßwarenabteilung ab. Unauffällig bugsiere ich zwei Tüten meiner liebsten Chipssorte in den Wagen. Eifrig studiert sie die Etiketten der Erdnussmischungen und will dann meine Meinung hören.
Eine Stunde später sind alle Einkäufe verstaut und sie macht sich an die Dekoration. Immerhin hat sie mich weggeschickt, ich wäre ihr dabei nur im Weg. Sorgfältig kümmere ich mich stattdessen um die Getränkevorräte. Immerhin möchte genügend Sekt und Bier kalt gestellt sein.
Den Abend verbringt sie in der Küche. Ich muss schon zugeben, dass die Muffins herrlich duften.
Ich staune nicht schlecht, als ich vor dem Schlafengehen in den Kühlschrank sehen. Allerlei Leckereien sind vorbereitet und mir wird mit strengem Ton untersagt etwas zu probieren.
Dafür darf ich am nächsten Tag den Tisch ausziehen, beim Eindecken helfen und die Playlist bestücken. Gut, letzteres fällt mir leicht. Sie baut derweil das Buffet auf dem Sideboard auf und schickt mich zum Sektgläser polieren. Etwa eine Stunde bevor wir die ersten Gäste erwarten, ist sie fertig und sieht zufrieden aus. Und ich muss zugeben, dass es wunderschön aussieht. Sie hat ein Händchen dafür, auch wenn sie es in meinen Augen gerne übertreibt. Nun stehen wir im Badezimmer und machen uns fertig. Ich beobachte sie, wie sie sich die Augen schminkt. Dezent und natürlich, wie immer. Interessanterweise verzichtet sie beim Make-up auf allerlei Firlefanz, anders als eben bei Dekoration.
Sie blinzelt mir über den Spiegel zu.
»Du denkst, dass ich übertreibe, ich kann es sehen«, meint sie.
Ich drücke mich vom Türrahmen ab und trete hinter sie, schlinge meine Arme um ihre Taille. Sehe uns im Spiegel und lächle.
»Sagen wir so, weniger hätte es auch getan und wir werden in der kommenden Woche nicht verhungern, aber das bist eben du«, antworte ich.
Sie dreht sich in meinem Arm herum und stellt sich auf ihre Zehenspitzen.
Ihre Lippen finden die meinen und ihr Kuss wird schnell forscher.
Seufzend löst sie sich dann von mir und tritt einen Schritt zurück. Ihre Wangen sind leicht gerötet und ihre Haare zerzauster als vorhin.
Atemberaubend, meine Liebe zu ihr ist unbeschreiblich.
Sie richtet ihr Sommerkleid, zieht es wieder glatt.
Die Party ist ein voller Erfolg. Als irgendwann die letzten Gäste gegangen und alle Reste im Kühlschrank verstaut sind, treten wir mit einem letzten Glas auf dem Balkon.
Über uns die Sterne, gedämpfte Musik aus der Anlage, ein paar Kerzen auf dem Tisch.
Sie hat sich in der Hollywoodschaukel an mich gekuschelt und ich spiele mit ihren blonden Locken.
Kitschig, sagen Sie?
Oh ja, sehr - aber ein bisschen Firlefanz fürs Herz hat noch keinem geschadet.