Prompt: Zerbrechlichkeit
Sein Kopf war zu voll.
Nichts kam mehr an.
Gleichzeitig hatte er Bilder vor Augen, die zu schnell vorbeiflogen.
Seine Seele schrie dabei.
Und sein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen.
Der Schutzwall, der ihn so wunderbar umgeben hatte, war einfach eingestürzt.
Ohne jegliche Vorwarnung.
Ungefiltert übermannten ihn seine Emotionen.
Hilflosigkeit
Wut
Liebe
Enttäuschung
Frust
Hass
Angst
Trauer
Er musste etwas davon los werden.
Die Last wurde zu schwer.
Das Gewicht drückte ihn nach unten.
Er musste sich befreien.
Sein Herz raste.
Die Hände wurden kalt.
Sein Atem ging unkontrollierbar schnell.
Panisch sah er sich um.
Seine Wut übernahm die Führung.
Als das erste Glass mit einem lauten Knall an der Wand zersprang, schrie er dagegen an.
Das Splittern der Scherben konnte er überdeutlich hören.
Es war das gleiche Geräusch, wie damals, als in ihm etwas zerbrochen war.
Ganz genau hatte er es gespürt.
Gewusst, dass es nicht einfach wieder geklebt werden konnte.
Es war doch seine Seele gewesen.
Das zweite Glas landete beinahe auf dem gleichen Punkt an der Wand und wieder wurde es begleitet von seinen Schreien.
Egal, was er zu greifen bekam, es landete immer an der gleichen Stelle.
In seiner Fantasie konnte er dort ihr Gesicht sehen.
Der Scherbenhaufen wuchs.
Doch irritiert nahm er wahr, dass ihn das Ergebnis nicht befriedigte.
Der Druck wurde nicht weniger.
Immer noch tat es so weh, dass es ihm die Luft nahm.
Was sollte er nur tun?
Gab es denn keinen Weg heraus aus diesem Labyrinth?
Immer noch dröhnte sein Kopf von all den Informationen des Tages.
So viel, was zu tun war.
So viel, was er entscheiden musste.
So wenig Kraft.
Ihm war schwindlig.
Fast, als würde sein Kopf platzen.
Das leichte Klopfen an der Tür ignorierte er.
Stattdessen ging er in die Knie und atmete durch.
Überall juckte es wieder, das machte ihn schon seit Stunden wahnsinnig.
Schließlich lehnte er sich an den Küchenschrank und blieb am Boden sitzen.
Vor der Tür wurde gesprochen, er konnte aber kein Wort verstehen.
Er betrachtete die Scherben, die sich fast auf dem ganzen Boden verteilt hatten.
Genau so fühlte er sich.
Zersprungen.
Irreparabel.
Zerbrochen.
Hunderttausend Einzelteile.
Eine weiße Scherbe zog ihn magisch an.
In seinen Händen fühlte sie sich federleicht an.
Ihre Kante war spitz und scharf.
Vermutlich müsste er gar nicht viel Druck aufwenden.
Ein weiteres Klopfen folgte.
Erschrocken ließ er die Scherbe fallen.
Er schlug die Hände vors Gesicht und presste die Augen fest zusammen.
Sein erster Reflex war, dass er sie wegschicken wollte.
Allein sein.
Nichts erklären müssen.
Doch eine zweite Stimme in ihm rief nach Hilfe.
Welcher sollte er denn nur trauen?
Der Druck auf seinem Brustkorb nahm weiter zu.
Fast erschien ihm sein Körper zu klein, zu eng.
Er war gefangen, kam nicht heraus.
Er nahm die Hände herunter und betrachtete erstaunt das Blut, das sich auf seinen Finger gesammelt hatte.
Wo kam das denn nun her?
Als er sein Zittern nicht mehr kontrollieren konnte, ging die Tür auf.
Er sah sie stumm an und ließ sich fallen.
Gleichzeitig fällte er eine Entscheidung.
Es gab Scherben, die man einfach nicht mehr kleben konnte.
Nicht alles, was zu Bruch ging, konnte man wieder zusammensetzen.
Für seine Seele gab es keine Rettung.
Für seinen Schmerz keine Heilung.
Er weinte um den Mann, den er verloren hatte.
Er ließ los und gab die Hoffnung auf, ihn wiederzufinden.
Gebrochen.
Zerbrochen.
Aufgelöst.
Ausgelöscht.
Vorbei.