Prompt: Himmelblau (22.04.2020)
Start: 21:35 Uhr
Ende: 22:15 Uhr
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Das Himmelblau ist nur durch kleine Schäfchenwolken durchzogen.
Fast sehen sie aus wie kleine Wattebäuschchen.
Ganz weich und gemütlich.
Jeden Tag bleibt es jetzt ein klein wenig länger hell.
Die ersten Blütenköpfe kämpfen sich durch die Erde. Kleine bunte Boten, die für neues Leben stehen.
Genauso fühlt sich der Frühling an.
Die Welt erwacht, das graue Allerlei verschwindet.
Farbtupfer auf wieder satter werdenden grünen Wiesen.
Das Licht spendet Wärme und vertreibt den Winterschlaf.
Auch ich spüre wieder mehr Energie.
Werde aus der Starre gerissen und es zieht mich ins Freie.
Auch die Seele schöpft Kraft.
Erfreut sich an dem Zwitschern der Vögel, die endlich wieder in die Gärten zurückkehren.
Ich atme die klare, frische Luft ein.
Spüre regelrecht, wie ich sie aufnehme und wie sie sich im Körper verteilt.
Das Lied der Vögel begleitet mich auf dem kurzen Lauf.
Im Wald riecht es ganz besonders.
Hier und da bedeckt noch der Morgentau die Gräser.
In einem ruhigen, nicht zu schnellen Rhythmus folge ich dem Weg, der mich aus dem Wald herausführt.
Vorbei an einer Wiesen voller Löwenzahn und Gänseblümchen zu einem kleinen Bach. Über die kleine Holzbrücke und dann zurück in die Siedlung.
Alles strotzt vor Lebendigkeit und jeder Mensch, dem ich an diesem Vormittag begegne, trägt ein Lächeln im Gesicht. In den Gärten und Hofeinfahrten wird fleißig gewerkelt andere sind mit dem Frühjahrsputz zugange.
Ich laufe langsam aus. Spüre meine Muskulatur und das gute Gefühl. Genieße die Sonnenstrahlen in meinem Gesicht. Sie kitzeln meine Nase, wandern über die nackten Unterarme. Am liebsten würde ich sie aufsaugen und ganz fest einschließen. Speichern, für triste Tage.
Doch nichts kann dir das Sonnenlicht ersetzen.
Nichts ist so schön, wie die ersten Frühlingstage.
Jede Farbe wirkt unglaublich intensiv. Pure Fröhlichkeit.
Einen Kaffee auf der Terrasse, das Eis beim Spaziergang, die immer neu hinzukommenden Knospen und der Nestbautrieb unserer treuen Rotschwänzchen. Kleine, kostbare Glücksmomente.
Vorfreude auf die ersten Abende, an denen man länger draußen sitzen kann. Auf die Flugschule am Gartenzaun. Das Angrillen. Die schönsten Sonnenuntergänge.
Dieses Jahr ist vieles anders und doch so gleich. Denn die Natur schert sich nicht um die Begrenzungen. Sie nimmt einfach ihren Lauf. Und das macht Mut.
Es wird weitergehen.
So wie der Frühling irgendwann dem Sommer weicht um dann im kommenden Jahr zurückzukehren.
So wie die Rotschwänzchen, die ihr Nest jedes Jahr im Carport bauen und ihrem Nachwuchs das Fliegen in unserem Garten beibringen.
So wie der Fliederbaum, der pünktlich Mitte April zu Leben erwacht und uns mit seiner Blüte erfreut.
So wie ich jedes Jahr im Frühling laufen gehen, um es dann wieder einschlafen zu lassen.
Manches ändert sich nie.
Der Frühling aber erinnert mich immer ganz besonders daran, dass das Leben schön ist. Weil er es uns jedes Jahr aufs Neue schenkt und verzaubert.