Prompt: "Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn....."
Dieser fiese Gedankengang, der sich so dermaßen festsetzt.
Ich stehe da, inmitten meiner Scherben.
Was habe ich all den Menschen, die mich lieben und die immer für mich da sind nur angetan?
Immer und immer wieder.
Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich nur genügend Mut gehabt hätte zu gehen. Es einfach durchgezogen hätte.
Damals schon unter Umständen.
Dann wäre ich niemals ihr begegnet.
Dann hätte ich niemals dieses Kind damit belastet.
Dann hätte ich niemals diese Frau getroffen, die sich für mich aufopfert.
Oder dann eben später.
Als der Wunsch, einfach zu verschwinden so übermächtig war.
Dann hätte mein Sohn nicht miterleben müssen, wie ich ihn verletzte.
Dann hätte diese Frau eine Chance auf eine leichtere Liebe gehabt.
Spätestens aber dann, als es für mich kein Entrinnen mehr gab. Als ich dachte, alles würde mich überrollen und innerlich sterben lassen.
Dann hätte ich nicht durch die nächste Hölle gemusst.
Dann aber sehe ich eben genau diese Frau und mein Kind.
Spüre diese Liebe.
Nein, nicht bedingungslos.
Aber eben unerschütterlich.
Jederzeit bereit, die Scherben wieder zusammenzusetzen.
Was wäre wenn?
Wenn ich anders wäre?
Wenn ich von Anfang an anders agiert hätte?
Kann man das mit 9 oder 12 Jahren? Kann man das als Kind, das sich allein gelassen fühlt? Obwohl da Eltern sind, die mich zweifelsohne immer geliebt haben? Es bis heute tun.
Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn Mama und Papa damals anders gehandelt hätten. Es tut weh, diesen Gedanken zuzulassen. Weil ich weiß, dass sie immer nur das Beste wollten.
Immer.
Und dennoch haben sie einen Fehler gemacht. Oder auch zwei oder drei. Sie wissen darum. Mama macht sich bis heute Vorwürfe. Was ich natürlich nicht möchte. Heute als Vater kann ich sie so gut verstehen. Und dennoch, irgendwas meldet sich in mir und es tut mir unsagbar leid.
Was, wenn wir in der Trauer einen anderen Weg gegangen wären?
Hätte es mich nicht trotzdem zu Anna geführt?
Was, wenn sie und ich gemeinsam schon gegangen wären?
Ja, okay, meine Familie hätte gelitten. Keine Frage.
Aber was wäre mir erspart geblieben?
Was, wenn ich niemals SIE getroffen hätte?
Ihre Demütigungen.
Ihr Spott.
Ihre Macht über mich.
Was, wenn ich mich da schon gewehrt hätte?
Hätten wir dann dieses unfassbare Geschöpft in die Welt gesetzt?
Nein, meinen Sohn missen, nein. Das kann ich mir nicht vorstellen.
Er ist und bleibt das größte Geschenk meines Lebens.
Neben ihr.
Was wäre, wenn sie nicht in mein Leben gekommen wäre?
Was, wenn ich da dem Impuls schon gefolgt wäre?
Ich widerstand, wollte kämpfen.
Um mein Leben.
Um sie.
Um das Glück.
Um die Chance, Glück zu spüren.
Dann kam ES.
Der Tag, an dem meine Seele zerbrach.
Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn ich dieses Unglück verschwiegen und mit ins Grab genommen hätte. Wenn ich dieses Leid aus freien Stücken beendet hätte.
Es gibt da Tage, da wünsche ich es mir regelrecht. Weil es niemals aufhören wird, weh zu tun. Weil es mich verändert hat. Weil ich mich oft selbst nicht mehr erkennen kann.
Und dann sie da eben diese beiden Menschen, die mir jeden Tag so viel Licht und Wärme schenken.
Und was mache ich?
Ich schlage um mich.
Kann oft nicht kontrollieren, was die Gedanken und Erinnerungen, diese Flashbacks und Panikanfälle aus mir machen.
Die Angst, dass sie irgendwann aufgibt, zermürbt.
Es frisst mich auf, dass ich mich nicht gegen meine Vergangenheit wehren kann.
Ich verletze sie.
Bin unfair.
Bringe sie an Grenzen.
All das will ich nicht.
Dafür hasse ich mich, sobald ich es begreife.
Und dennoch kann ich kaum aus meiner Haut.
Dabei arbeite ich daran.
An all dem, was mich durch mein Leben begleitet, das mir zunehmend nutzlos erscheint.
Warum fehlte mir der Mut?
Warum die Konsequenz?
Warum war ich auch da feige?
Dann sehe ich sie.
Die Frau, die ich liebe.
Das Kind, das ich niemals mehr missen möchte.
Dann stellt sich die Frage einfach nicht.
Nichts wäre besser für mich, wenn ich meinem Leben ein Ende gesetzt hätte.
Aber für sie?
Wenn sie darüber weggewesen wären?
Bin ich nicht eine Last?
Der Typ, dessen Seele ein Minengebiet ist?
Der Vater, der sein Kind nicht beschützen kann?
Der Partner, der diesen Engel von sich stößt, obwohl sie alles für ihn tut?
Sie, die immer da ist.
Die gewartet hat und mein Leben in die Hand nahm.
Die meinem Sohn ein Zuhause gab.
Die immer wieder mahnte, dass es nur zusammen geht.
Die so viel in Kauf nahm, so viele Entbehrungen akzeptiert hat.
Die so viel mehr gegeben hat als sie bekommen hat.
Die mich jeden Tag ertragen muss.
Mich.
Meine Geschichte.
Meine Launen.
Meine Ungerechtigkeit.
Mein Hass auf mich und all das.
Sie, die so viel mehr verdient hätte, als ein Katastrophenleben.
Manchmal denke ich, es wäre besser, wenn sie mich nie getroffen hätte.